REZENSION
HUTAN
- Genre: Familien-/ Taktik-/ Legespiel
- Jahr: 2025
- Verlag: Ravensburger
- Autoren: Asger Harding Granerud, Daniel Skjold Pedersen
- Grafik: Vincent Dutrait
- Personen: 1 bis 4
- Alter: ab 9 Jahren
- Dauer: ca.30 bis 45 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 8/10
Blumen, Bäume, wilde Tiere
Willkommen in Indonesien. Hutan bedeutet so viel wie Wald, genauer gesagt befinden wir uns im Regenwald, der renaturiert werden soll. Das macht jeder auf seinem eigenen Tableau durch eine geschickte Auswahl von Blumen, die später zu Bäumen anwachsen und Tiere anlocken!
REGELN
Nehmt euch jeweils vier doppelseitig bedruckte Spieltableaus mit je vier unterschiedlichen Farbkennzeichnungen. Legt diese zu einem 2x2-Quadrat zusammen, wobei es für die erste Partie eine empfohlene Formation gibt, später entscheidet eine Person, mit welcher Seite und in welcher Ausrichtung jede der Tafeln ausgelegt wird. Wichtig ist es, dass alle Personen dann dieselbe Formation vor sich liegen haben.
Mischt die Blumenkarten und bildet daraus 9 verdeckte Stapel, die im Spiel zu zweit je 3, im Spiel zu dritt je 5 und im Spiel zu viert je 7 Karten enthalten. Deckt die Karten eines Stapels für die erste Runde auf.
Legt das übrige Material bereit, wobei die Tiere auf je 3 pro Art (im Spiel zu dritt oder viert) bzw. nur 2 pro Art (im Spiel zu zweit) begrenzt sind.
Los geht‘s. Bist du an der Reihe, wählst du eine der ausliegenden offenen Blumenkarten aus, nimmst dir die entsprechenden Blumen aus dem Vorrat und platzierst sie angrenzend zueinander auf verschiedenen Feldern, in späteren Spielzügen muss davon mindestens eine Blume an oder auf eine bereits aus einer früheren Runde vorhandene Blume gelegt werden. Wasserstellen dürfen nicht mit Blumen belegt werden. Du kannst dir, wenn noch vorhanden, auch das Start-Plättchen nehmen, das mit im Angebot liegt. Dann bist du in der nächsten Runde die Startperson und erhältst sofort eine beliebige Blume.
Die Spieltafeln sind durch die Wasserläufe in mehrere Gebiete (Lebensräume) unterteilt. Jedes Gebiet besteht aus 2 bis 5 Feldern. Nun solltest du beim Platzieren der Blumen wissen, dass so ein Lebensraum am Ende Punkte bringt, wenn er vollständig mit Blumen derselben Farbe gefüllt wurde. Wurde ein Gebiet begonnen, aber nicht abgeschlossen oder liegen verschiedenfarbige Blumen darin, werden die Punkte zu Minuspunkten!
Blumen dürfen auf bereits vorhandene gleichfarbige Blumen gelegt werden. In diesem Fall wird die obere Blume dann wieder entfernt und stattdessen ein Baum auf diesem Feld platziert. Bäume bringen am Spielende zusätzliche Siegpunkte.
Am Ende deines Spielzuges kontrollierst du, ob du einen perfekten Lebensraum erzeugt hast. Das passiert, wenn du ein Gebiet komplett einfarbig mit Blumen gefüllt hast und auf allen Feldern dieses Gebietes Bäume gewachsen sind. Tausche den zuletzt platzierten Baum nun (sofern noch vorhanden) gegen das entsprechende Tier aus, das zur Blumenfarbe des Gebietes passt (Orang-Utan, Tiger, Nashorn, Nashornvogel oder Kasuar). Dieses Tier bringt seinerseits am Spielende weitere Siegpunkte, sorgt aber auch sofort für einen Ausbreitungs-Bonus. Du darfst nun auf allen orthogonal angrenzenden Feldern eine beliebige Blume wachsen lassen, mit allen Auswirkungen. Erzeugst du dadurch allerdings ein weiteres perfektes Gebiet, erhältst du kein weiteres Tier, denn pro Spielzug darfst du nur ein Tier anlocken! In diesem Fall kann es auch mal besser sein, freiwillig auf eine Bonus-Blume zu verzichten!
Nach 9 Runden endet das Spiel. Nun folgt die Schlusswertung:
- Pro platziertem Baum gibt es 2 Punkte.
- Jedes platzierte Tier bringt so viele Punkte, wie es auf dem Tatzen-Symbol in seinem Gebiet vorgegeben ist.
- Jedes komplett einfarbig gefüllte Gebiet (egal, ob mit Bäumen, Tieren oder nur mit Blumen) bringt so viele Punkte, wie es auf der Tafel im entsprechenden Gebiet vorgegeben ist.
- Jedes begonnene, aber nicht komplett gefüllte bzw. jedes mehrfarbig gefüllte Gebiet bringt entsprechende Minuspunkte.
Wer die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.
Varianten:
In einer einfacheren Familien-Variante fällt die Ausbreitung durch die Tiere weg. Zudem werden am Spielende keine Minuspunkte verteilt.
In einer komplexeren Fortgeschrittenen-Version legt ihr vor Spielbeginn fünf zufällige Sonderkarten offen in die Mitte. Jede dieser Karten zeigt ein Ziel, für das ihr am Spielende dann individuell zusätzliche Siegpunkte erhaltet (z.B. je 2 Punkte für jeden Baum auf einer blauen Blume, für Bäume am Rand, je 1 Punkt pro Baum in der größten zusammenhängenden Baumgruppe, je 7 Punkte für jedes Tier in einem 4er- oder 5er-Gebiet etc.). Addiert diese Punkte zu euren Punkten hinzu.
Das Spiel kann mit angepassten Regeln auch solo gespielt werden. Zudem gibt es in der Anleitung noch Vorgaben für Szenarien, Herausforderungen und Modifikationen.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- raffiniertes Legespiel
- taktisch und doch simpel
- schöne Optik, gutes Spielmaterial
- anpassbarer Schwierigkeitsgrad
- zusätzliche Abwechslung durch optionale Szenarien und Herausforderungen
CONTRA
- zum Schluss mitunter ein wenig unübersichtlich
MEINUNG
Wow, so ein fertiger Regenwald am Ende einer Partie sieht schon beeindruckend aus, und das, obwohl ich beim Spielmaterial (bunte Blumen und verschiedene Bäume aus Pappe, dicke Holz-Tierfiguren) zunächst an ein Kinderspiel dachte, was auf Hutan aber keinesfalls zutrifft.
Die Regeln sind angenehm schlank. Ich nehme mir in jedem Spielzug einfach nur die Blumen, die ich auf meiner ausgewählten Karte bzw. dem Startplättchen sehe und lege sie auf meine Spieltafeln. Mehr ist es nicht. Und doch steckt darin viel taktische Finesse.
Generell könnte ich die Blumen beliebig nebeneinander legen, aber das würde am Spielende dann einen Minuspunkte-Hagel bedeuten. Da nur einfarbig gefüllte Gebiete Punkte bringen, sollte ich die Blumen also stets geschickt verteilen, kombinieren. Erhalte ich mehrere verschiedenfarbige Exemplare, sollten diese auch in verschiedene Gebiete gelegt werden, immer mit der Vorgabe, sie ja nur zusammenhängend auslegen zu dürfen. Und dann möchte ich ja auch noch Bäume entstehen lassen, also muss ich bereits vorhandene Blumen mit gleichfarbigen Blumen überdecken. Richtig viele Punkte sammele ich dann durch die Tiere, und auch hier ist Timing gefragt, denn ein vollständiger Wald in einem Gebiet bringt mir (sofern wir nicht mit der abgeschwächten Familien-Variante spielen) nicht nur ein Tier, sondern das erzeugt auch noch eine Ausbreitung auf benachbarte Felder, und so wird aus dem einfachen Legen ein wunderschönes kniffliges Puzzle.
Die Frage lautet dann also stets: Welche Blumen kann ich punkteträchtig platzieren, welche bieten mir Vorlagen für spätere Spielzüge, welche könnten aber auch ein Hindernis sein? Es mag klug sein, anfangs schnell kleine Gebiete zu füllen, um mit Tieren Bonusplättchen zu erhalten, die die eigenen Tafeln schneller füllen, aber das kann durchaus auch zum Ende hin nach hinten losegehen, denn wähle ich da nicht rechtzeitig das Startplättchen oder einen Joker, kann es sein, dass ich bestimmte Blumen legen muss, einfach, weil ich es kann. Ich darf nicht auf Blumen einer Karte verzichten, was dazu führt, dass ich unter Umständen noch neue Gebiete eröffne, die ich dann gar nicht mehr fertigstellen kann. Das ist ein spannendes Element, das eben einiges an Taktik verlangt, auch hier wieder mit der Option, die Bestrafung weglassen zu können, wenn ihr das Spiel mit Kindern spielt.
Hutan ist somit ein echt schön ausgestattetes und auch spielerisch sehr reizvolles Familien- bis Taktikspiel, das auch in reinen Erwachsenenrunden zünden kann, wenn man solche taktischen Legespiele mag. Fügt man dann noch die Wertungskarten hinzu, die in jeder Partie eine neue Kombination aus fünf Aufträgen ins Spiel integrieren, sind wir schon auf einem Level angekommen, bei dem die Spiel-des-Jahres-Jury vielleicht schon überlegen würde, ob Hutan bereits in die Kenner-Rubrik fallen könnte. So oder so würde ich persönlich das Spiel gern bei der 2025er Auswahl der Jury mit auf der Liste sehen, denn Hutan bietet eine spannende Optimierungsaufgabe, verbunden mit viel Varianz und, bis auf die zum Ende hin teilweise etwas eingeschränkte Übersicht, wo genau die Gebiete beim Legen voneinander getrennt sind und wie viele Punkte sie einem dann bei der Schlusswertung liefern, echt schickem Spielmaterial.
So ein fertiggestellter Wald ist dann auch optisch ein sehr befriedigender Abschluss für ein Spiel, das ich Freunden von Spielen wie Azul und Co. auf jeden Fall empfehlen möchte. Für mich sind das dann auch insgesamt, bis auf den minimalen Kritikpunkt, dass man manchmal etwas genauer hinschauen muss, nahezu perfekte 9 Kultpunkte!
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/yhJnqrpppnQ
KULTFAKTOR: 9/10
Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 9/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 12.04.2025
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Ravensburger
Weitere Fotos: Spielkultisten