REZENSION
HUMBUG
- Genre: Partyspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: Denkriesen
- Spieler: 3 bis 8
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: 30 bis 45 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 6/10
Sehe ich was, was du nicht siehst?
In diesem Partyspiel beschreibt der jeweils aktive Spieler ein skurriles Bild, das ihm auf einer Karte vorgegeben wird. Nun ja, aber nicht immer … Manchmal heißt es, kreativ zu sein, und ein eigenes Szenario zu entwickeln, ohne dass es die anderen Spieler merken.
REGELN
In der Schachtel befinden sich 60 doppelseitige Bildkarten (nicht vorher anschauen!), 8 Antwortkarten (wahr / gelogen) sowie Wertungs-Chips mit 1 bis 3 Punkten.
Jeder Spieler nimmt sich eine Antwortkarte und von jeder Punkte-Chip-Art (1, 2, 3) je einen. Die Bildkarten bleiben abgedeckt in der Box (unter der 2. Abdeckkarte versteckt).
Wer an der Reihe ist, klappt die Abdeckkarte hoch und beschreibt das Bild auf der nun sichtbaren Bildkarte, die entweder ein gezeichnetes Bild vorgibt (um spoilerfrei zu bleiben, zeigen wir auf unseren Fotos keine dieser Zeichnungen), oder aber den Text „Kreativkarte“ zeigt. Bei den Kreativkarten muss sich der Spieler spontan ein Bild ausdenken, das er beschreibt. Dabei darf er mittels Mimik und Gestik die anderen glauben lassen, wirklich das zu sehen, was er beschreibt. Umgekehrt kann die Beschreibung eine echten Bildes, das auf der Karte zu sehen ist, auch absichtlich schleppend erfolgen – ein gutes Pokerface ist also gefragt.
Doch jetzt kommt der Clou: Die Mitspieler dürfen während der Beschreibung mittels Zwischenfragen prüfen, ob denn hier die Wahrheit gesagt oder gelogen wird. Gerade bei selbst ausgedachten Beschreibungen kann es schnell passieren, dass sich der aktive Spieler in Widersprüchlichkeiten verfängt.
Genau 80 Sekunden stehen pro Bild zur Verfügung, dann müssen sich die Mitspieler entscheiden, ob der aktive Spieler die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Jeder legt die Antwortkarte mit der entsprechenden Seite nach oben vor sich. Alle Mitspieler wetten dann mit ihren Punkte-Chips auf ihre Antwort. Je sicherer sie sich mit ihrer Antwort sind, desto mehr Punkte können sie einsetzen. Bei korrekter Wette verdoppeln sich die eingesetzten Punkte. Auch Passen ist möglich.
Es folgt die Auswertung, bei der der aktive Spieler die Karte in der Box (!) offen zeigt. An der Stelle niemals die Karte aus der Box herausnehmen, da sonst die nächste Karte sichtbar wird! Der aktive Spieler erhält einen Punkt für jeden Spieler, den er täuschen konnte. Die Mitspieler erhalten ihre eingesetzten Punkte, wenn ihr Tipp stimmt. Wer falsch geraten hat, geht leer aus und verliert seinen Einsatz.
Das Spiel endet, wenn jeder Spieler einmal aktiver Spieler war (oder nach einer vorher festgelegten Anzahl von Runden). Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- witzige Spielidee
- einfaches Regelwerk
- in der richtigen Gruppe sind Lacher vorprogrammiert
CONTRA
- Fantasie und Coolness wurden nicht jedem in die Wiege gelegt
MEINUNG
Beschreibe die skurrilsten Dinge, die du gar nicht siehst ... oder am Ende doch?! Und glaube bloß nicht alles, was du hörst ... oder vielleicht doch?!
Wer in diesem Spiel Quatsch erzählt, braucht vor allem eine Eigenschaft: Völlige Coolness. Andernfalls fällt der Spieler schnell den Fragen der Mitspieler zum Opfer. Umgekehrt erregen öffentlich gezeigte Unsicherheiten aber auch gern mal Zweifel am Erzählten, obwohl genau das beschrieben wird, was tatsächlich auf der Karte zu sehen ist. Wer das Spiel öfter spielt, wird seine Mitspieler mit beiden Elementen gezielt in die Irre führen.
Da es für die Mitspieler aber nicht allein ums Raten ins Blaue geht, dürfen die so wichtigen Zwischenfragen gestellt werden. Und die können echt gemein sein. Weiß der Schwindler, wie der aktive Spieler in der Anleitung genannt wird, dann wirklich noch, was er sich gerade ausgedacht hat? Da er Punkte für jeden erhält, der falsch getippt hat, lohnt es sich für ihn, bei der Bildbeschreibung mal so richtig auf den Putz zu hauen – im Rahmen seiner Möglichkeiten, denn wie so oft bei dieser Art von Spielen, ist auch Humbug stark gruppenabhängig. Die Spieler-Zusammensetzung beeinflusst ganz klar das Spielgeschehen.
Die Kreativkarten werden von nicht von jedem Teilnehmer als leicht empfunden. Da ist dann wirklich Improvisationstalent genauso gefordert wie Kommunikationsstärke, ein gutes Pokerface und eben Fantasie. Das kann nicht jeder sofort, und mancher, der es könnte, verwehrt sich. Findet sich dagegen eine Gruppe, in der sich jede Person auf das witzige Konzept einlassen kann, ist Spielspaß vorprogrammiert. Das Wetten auf den eigenen Tipp lockert die Spielrunden auf und sorgt für ein wenig Spannung im Spiel.
Das Material ist dabei von guter Qualität. Die Motive sind vielschichtig und lassen Raum für variantenreiche Beschreibungen, die Fiktion und Fakten so durchmischen, dass es schwer sein kann, diese zu unterscheiden, vor allem, wenn der Beschreiber ein guter Schauspieler ist, der sich auch von den Nachfragen der Mitspieler nicht aus der Fassung bringen lässt. Eine Frage wird in der Anleitung jedoch nicht geklärt. Dass ich bei tatsächlich vorhandenen Zeichnungen keine Elemente hinzufügen darf, ist offensichtlich. Aber darf ich offensichtliche Details bei der Beschreibung vorhandener Zeichnungen absichtlich „vergessen“ bzw. „übersehen“? Das sollte die Gruppe vorher kurz abklären.
In unseren Testrunden brauchte das Spiel bei einigen Personen eine gewisse Übungszeit. Andere wiederum brachten Talent und Kommunikationsfreude mit. Gerade für sie ist Humbug ab 4 Personen optimal geeignet. Da es bereits mehrere Editionen gibt, kann man die Gruppengröße mit jedem weiteren Spiel auch erhöhen, da dann genügend Material für mehr Spieler vorhanden ist.
Fazit: Humbug ist ein witziges Partyspiel für kommunikative Menschen, deren Einzelspieler jedoch aus dem Stegreif auf die eigene Fantasie und Kreativität zurückgreifen können sollten, was die Zielgruppe mitunter etwas einschränkt.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 17.01.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Denkriesen
Weitere Fotos: Spielkultisten