REZENSION

HONEY BUZZ

  • Genre: Strategiespiel
  • Jahr: 2020 / deutsche Version: 2022
  • Verlag: Elf Creek Games / Skellig Games
  • Autor: Paul Salomon
  • Grafik: Anne Heidsieck
  • Spieler: 1 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 45 - 90 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
  • Taktiklevel: 8/10

Big in Bee Business

Die Bienen haben es satt, dass sich die Tiere des Waldes an ihrem Honig bedienen. Damit ist jetzt Schluss! Ab sofort gründen sie ihr eigenes Business. Immer noch bauen sie Waben, sammeln Nektar und produzieren Honig, aber nun verkaufen sie ihre Ware selbst. Am Bärenmarkt gibt es willige Abnehmer!

3. NATUR-SPECIAL-TAGE 21.03.-25.03.2022


REGELN

Legt die beiden Spielpläne aus und bestückt sie mit Waben- und Nektarplättchen, legt zudem von jeder Honigsorte und den Pollen einen Marker auf das oberste Feld ihrer Marktleiste. Stellt drei Stapel mit Aufträgen („kleine“ und „große Bestellungen“) zusammen; die Anzahl richtet sich, genau wie die Auslage der Nektar-Plättchen, nach der Spielerzahl. Legt außerdem drei Aufträge (Wettbewerb-Karten) aus. Es gibt Wettbewerbe, die während des Spiels als Wettrennen erfüllt werden können (je früher du so einen Wettbewerb erfüllst, umso mehr Punkte gibt es; z.B. „Erfülle drei Bestellungen“) und es gibt Wettbewerbe, die erst am Spielende gewertet werden (z.B. „Besitze die meisten freien Wabenfelder“).

Jeder von euch bekommt vier Start-Wabenplättchen in der Spielerfarbe. Die werden entsprechend einer zufällig gezogenen Aufbau-Karte aneinander gelegt. Außerdem bekommt jeder ein eigenes Bienenhotel, eine erste Arbeiterin (Biene in der eigenen Farbe; wird zu viert gespielt, bekommt die Person an vierter Sitzposition gleich zwei Bienen), einen Fächer sowie ein Start-Kapital zwischen 5 und 15 Geld (= Punkte), je nach Sitzposition. Zudem setzt jeder seine Sammel-Biene auf ein Feld neben der Wiese mit den Nektar-Plättchen.

Arbeiterin(nen) einsetzen
Gespielt wird reihum. Bist du an der Reihe, kannst du eine Arbeiterin (oder später auch mehrere) auf ein freies Einsetzfeld des Bienenstock-Plans setzen. Dann nimmst du dir das dort ausliegende Wabenplättchen vom Stapel und baust es in deine eigen Auslage ein. Wabenplättchen haben weiße, gelbe und rote Kanten. Gelegte Plättchen müssen sich immer an den gelben Kanten berühren! Es gibt sechs verschiedene Plättchen-Arten.

Möchtest du einen Ort besuchen, an dem bereits eine Biene platziert wurde, musst du nun schon eine Biene mehr platzieren, heißt: Nach einer Biene folgen zwei. Ist noch jemand scharf auf diese Plättchen-Art, werden danach schon drei Bienen fällig usw. Welche Plättchen-Arten es gibt, erfahrt ihr gleich.

Beim Anlegen eines neuen Plättchens in die eigene Auslage kann ein freies Wabenfeld entstehen. So eine freie Waben-Zelle entsteht, wenn ein Ring aus Plättchen ein freies Sechseck in der Mitte formen. Passiert das, löst du nun die Aktionen auf den beteiligten Waben-Plättchen aus, in der Reihenfolge deiner Wahl. Nun wird deutlich, warum es verschiedene Waben-Plättchen-Arten gibt.

Die möglichen Aktionen sind:

  • Kinderstube: Nimm eine Biene deiner Farbe aus dem Vorrat und setze sie auf das abgetrennte Kinderstuben-Feld des Spielplans.


  • Sammeln: Bewege deine Sammel-Biene über die Nektar-Wiese. Die erste Bewegung auf ein waagrecht oder senkrecht angrenzendes Feld ist kostenlos, jedes weitere Feld muss mit 2 Münzen bezahlt werden. Landet deine Biene auf einem freien Feld, erhältst du einen Pollen. Landet deine Biene auf einem Feld mit Nektar-Plättchen, kannst du es nehmen und in deiner Auslage verbauen, wenn du eine passende freie Wabenzelle gebildet hast. Welcher Nektar wohin passt, richtet sich nach der Formation der roten Kanten des Ringes, in den das Nektar-Plättchen eingesetzt werden soll. So wird auch die Honig-Art bestimmt, die an dieser Stelle produziert werden kann. Die Honig-Arten sind unterschiedlich schwer zu produzieren, bedeutet: Die Anzahl der Plättchen für so einen Ring bestimmt mit, wie wertvoll der Honig sein kann. Sammelst du also ein passendes Plättchen, legst du es in den Ring. Solltest du hingegen keinen Platz für das Plättchen haben, nimmst du stattdessen einen Pollen.


  • Produzieren: Lege den Fächer auf ein beliebiges Waben-Feld deiner Auslage und fülle alle nun daran angrenzenden Nektar-Plättchen mit passendem Honig. Honig gibt es in vier Arten (Formen).


  • Markt: Verkaufe produzierten Honig von deinen Nektar-Plättchen. Du kannst damit eine Bestellung erfüllen, wenn du die vorgegebene Kombination zahlst. Dafür erhältst du die Auftragskarte und die Bonus-Aktion, die unter dieser Karte zu finden ist. Alternativ verkaufst du eine (!) Honig-Art in beliebiger Anzahl auf dem Bärenmarkt und erhältst dann pro verkauftem Honig-Marker so viele Punkte, wie es dem aktuellen Wert dieser Honig-Art entspricht. Je mehr gleiche Honig-Marker du verkaufst, umso höher ist dein Ertrag. Senke danach den Wert dieser Honig-Art um eine Stufe. Sollte der Wert bereits auf dem untersten Feld angekommen sein, reduziere stattdessen eine andere Leiste um eine Stufe. Auch Pollen kannst du auf diese Art verkaufen; der Wert des Pollens wird genauso wie bei den Honig-Arten beeinflusst. 


  • Geld nehmen: Du erhältst 5 Geld in deinen Besitz. Denke dran: Geld entspricht Punkten am Spielende!


  • Joker: Diese Plättchen-Art gewährt dir die freie Auswahl, eine der fünf zuvor beschriebenen Aktionen auszuführen. Das ist die einzige-Plättchen-Art, die bereits beim Platzieren der Arbeiterin stets 5 Geld kostet! 


Du handelst immer alle Aktionen deines geschaffenen Ringes ab, bevor dein Zug endet. So kannst du auch mehrfach die selbe Aktion erhalten, wenn die Symbole entsprechend auf dem Ring zu finden sind.

Arbeiterin(nen) zurückholen
Statt eine Biene neu einzusetzen, ein Plättchen zu nehmen, es anzulegen und ggf. die Aktionen auf einem Sechseck-Ring auszulösen, gibt es noch eine zweite Aktionsart: Das Zurückholen der eigenen Bienen. Das musst du in regelmäßigen Abständen machen, weil du ja keine Biene mehr zum Einsetzen hast. Dann bekommst du deine Bienen von den Einsetzfeldern zurück, plus deine Bienen aus der Kinderstube. Über die Kinderstube vergrößerst du also zunehmend dein Bienenvolk. Als Bonus kannst du dich bei dieser Aktion optional noch ein Feld kostenlos auf der Nektar-Wiese bewegen, ohne (!) ein Plättchen oder Pollen zu erhalten, und ohne (!) die Möglichkeit, mit Geld zusätzliche Felder zu fliegen. Es geht dann nur darum, sich ggf. in eine bessere Sammel-Position zu bringen.

Spielende und Wertung
Das Spiel endet, wenn zwei Stapel mit Bestellungen geleert wurden oder vier Markt-Marker auf dem untersten Feld ihrer Leiste angekommen sind. Nach dieser Runde erfolt eine Schlusswertung:

  • Gesammeltes Geld entspricht 1:1 Siegpunkten. 
  • Wettbewerbe, die sich auf ein Ranking am Spielende für eine bestimmte Voraussetzung beziehen, werden nun ebenfalls ausgewertet und die Punkte verteilt.
  • Jeder übrige, nicht verkaufte Honig und Pollen ist je 1 Punkt wert.
  • Jede erfüllte Bestellung bringt dir ihre aufgedruckten Punkte.


Wer nun die meisten Punkte besitzt, gewinnt.


In einer Variante werden die Nektar-Plättchen nach Rückseiten sortiert und in Gruppen platziert. Sie liegen verdeckt aus, sodass nun beim Sammeln noch ein Memo-Effekt hinzu kommt.

Das Spiel bietet zudem einen Solo-Modus, für den es Automa-Karten gibt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • herzige Gestaltung
  • schöne Umsetzung des Themas
  • trickreiche Aktionsauswahl
  • gelungene Mischung aus Puzzle-, Ressourcenmanagement- und Handels-Elementen


CONTRA 

  • manche Entscheidungen sind offensichtlich
  • zu zweit weniger Konkurrenz, zu viert höhere Wartezeiten 

MEINUNG

Oh, wie sieht Honey Buzz niedlich aus. Das Spielmaterial und die Illustrationen der Karten sind wirklich herzig, aber lasst euch nicht von der Optik täuschen. Das ist kein Kinderspiel. Das ist kein kuscheliges Relax-Spiel, sondern ein echt taktisches, das sich mit seinen Mechanismen auf Kennerspiel-Niveau schraubt.

Vor das Legen der Plättchen wurde zunächst einmal ein Worker-Placement-Mechanismus gestellt. Der ist ziemlich simpel geraten. Einsetzen, nehmen; nur an einem Ort muss etwas bezahlt werden. Spielt ihr zu zweit, entsteht da kein großer Druck. Zu viert wird es durch die Konkurrenz schon deutlich enger. Schnell merkt man, dass man die Nachwuchs-Planung nicht vernachlässigen sollte, ja, vielleicht gerade anfangs doppelt oder dreifach in diese Aktion investieren sollte, um einfach mit mehr Bienen flexibler zu sein, wenn Felder bereits besetzt sind und es nicht mehr genügt, nur eine einzige Arbeiterin einzusetzen.

Das Einsetzen der Arbeiterinnen und das Nehmen der Plättchen ist aber nur eine Vorbereitung für das schöne Puzzle-Element, das beim Anlegen der Plättchen an die eigene Auslage entsteht. Da muss ich nicht nur aufpassen, welche Formation freier Zellen ich baue, um bestimmte Honig-Sorten produzieren zu können, sondern auch immer gut auf die Verteilung der Aktionssymbole achten. Sobald sich eine leere Zelle ergibt, also ein Ring aus Plättchen ein leeres Sechseck bildet, wird automatisch das Herzstück des Spiels ausgelöst: Ich führe Aktionen aus, und zwar die, die im Ring zu sehen sind. Damit ich dann auch das machen kann, was ich möchte, sollten die Symbole in einer sinnvollen Kombination vor mir liegen. Ja, und dann muss ich entscheiden, in welcher Reihenfolge ich sie durchführe.

So manche Entscheidungen sind allerdings offensichtlich. Habe ich eine freie Zelle, sollte ich sammeln. Habe ich mehrere freie Nektar-Plättchen in einem Bündel (also in einer Art Dreieck), dann sollte ich produzieren. Schaut dabei einfach, dass ihr keine Aktionen vergeudet. Vielleicht macht es mehr Sinn, zwei Waben mit fertigem Honig zuvor an den Markt zu bringen, um Kohle zu machen und erst dann die Produktion auszuführen. Belegte Felder produzieren keinen neuen Honig, freie aber schon ... Kleines Engine Building also, abgestimmt auf die Aufträge und den Marktwert der Honig-Sorten.

Beim Verkauf auf dem Markt herrscht meistens auch Klarheit, wie man seinen Honig am gewinnträchtigsten loswird. Habe ich zwei, vielleicht sogar drei gleiche Honig-Arten angesammelt, lohnt sich natürlich ein Sammel-Verkauf dieses Typs zum Marktwert. Da der immer weiter sinkt, wird diese Aktion im späteren Verlauf immer unattraktiver. Umgekehrt erscheinen die Aufträge (Bestellungen) anfangs etwas schwach auf der Brust, was Punkte angeht. Sie sind aber eine gute Möglichkeit, Honig-Kombinationen loszuwerden, und zudem gibt es ja in jeder Partie noch die wechselnden Wettbewerbe, die auch immer einen neuen Fokus ins Spiel bringen. Da kann es auch mal sinnvoll sein, möglichst schnell drei kleine Bestellungen auszuliefern, selbst wenn mir ein Einzelverkauf auf dem Markt mehr gebracht hätte. So ein Wettbewerb kann mir aber, bin ich der Schnellste im Spiel bzw. der Beste am Spielende noch mal eben 20 Punkte einbringen. Diese Wettbewerbe bringen eine Varianz, die benötigt wird, damit nicht jede Partie gleich abläuft. Das gelingt auch über einen variablen Aufbau der Start-Plättchen.

Grundlegend bleibt das Spielgefühl in jeder Partie von Honey Buzz aber dennoch ähnlich. Aufbauen, ernten, in Punkte verwandeln. Ein fast schon klassisches Eurogame-Konzept, hier aber mit einem netten neuen Aktions-Mechanismus unterlegt, der auch das Thema gut rüberbringt. Das Thema und die Schachtel-Optik mag auch Kinder ansprechen, allerdings sollten diese dann doch schon ein gewisses Grundvermögen an taktischen Überlegungen, auch ökonomischen Abschätzungen, mitbringen. Das Thema und die Gestaltung öffnet den Zugang zum Spiel natürlich entsprechend leichter, als irgendein dröges Wirtschaftsthema. Und niemand kann sich beschweren, dass hier etwas komplett aufgesetzt wirkt, denn noch nie haben Hex-Felder mehr Sinn gemacht, als beim Bau von Bienen-Waben.

Die optimale Spielerzahl sehe ich übrigens bei drei Spielern. Das Spiel funktioniert in jeder Spielerzahl-Besetzung, aber die Spielweise ändert sich. Im Spiel zu zweit gibt es halt weniger Konkurrenz, im Spiel zu viert wiederum kann schon mal etwas die Downtime aufstoßen, wenn ich selber vielleicht nur einen Rückhol-Zug mache, die anderen aber alle Aktionsketten ausführen. Dann sitze ich da und warte ... Das hält sich noch in Grenzen, da die einzelnen Aktionen recht kurz sind, aber wenn ihr mit Grüblern spielt, dann kann das auch mal ein wenig länger dauern.

Fazit: Honey Buzz erfindet weder Worker-Placement noch „Punkte gegen Ressourceneinsatz“ neu, fügt das alles aber zu einem sehr harmonischen Spiel zusammen, das auch eigene Kniffe beinhaltet. Das Spiel verlangt jetzt keine ständig wechselnden Strategien von den Spielern, ist aber kurzweilig, taktisch, ja, für mich einfach liebenswert. Die Fortgeschrittenen-Version mit den verdeckten Nektar-Plättchen und dem Memo-Effekt hätte ich übrigens nicht gebraucht; diese Variante wurde auch von meinen Mitspielern kein zweites Mal gewünscht. Aber das soll jetzt kein Kritikpunkt sein. Die Standardregeln reichen völlig aus, um "big" im Bienen-Business zu sein. Das Spielmaterial ist top, einzig die gummiartigen Honig-Marker kleben in den Zip-Tüten und könnten Kinder dazu verleiten, sie für Weingummi zu halten. Lasst das Spiel also besser nicht unbeaufsichtigt, wenn ihr kleinere Kinder im Haushalt habt. 

Alles in allem vergebe ich sehr gute 8 Kultpunkte!

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/9qkqwFht1zg

KULTFAKTOR: 9/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 21.03.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Elf Creek Games / Skellig Games
Weitere Fotos: Spielkultisten