REZENSION

HITSTER

  • Genre: Party-/ Wissensspiel
  • Jahr: 2022
  • Verlag: Jumbo Spiele
  • Spieler: 2 bis 10
  • Alter: ab 16 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad (Regeln): leicht
  • Initiativlevel: 10/10

Die größten Hits und das Beste von heute

Na, mal ehrlich, wer kennt diese Radio-Slogans nicht? In Hitster stellen wir unser Musikwissen unter Beweis. Keine trockenen Fragen, sondern echte Musik aus mehr als 100 Jahren erwarten uns hier. 

REGELN

Jeder Spieler (bzw. jedes Team) erhält vor Spielbeginn eine zufällige der insgesamt 308 Karten und legt sie offen vor sich. Sie zeigt eine erste Jahreszahl.

Wurde die zum Spielen benötigte App aufs Smartphone geladen, kann es auch schon losgehen. Alle Karten befinden sich in der Box, und zwar so, dass nur die QR-Codes sichtbar sind. Der "DJ" der Runde nimmt die vorderste Karte und scannt sie über die Hitster-App. Die App verbindet sich nun - so ist es empfohlen, und so haben wir es auch getestet - mit "Spotify". Habt ihr einen Premium-Account, wird nun der Song, der auf der Karte über den QR-Code hinterlegt ist, abgespielt. Habt ihr kein Premium-Abo, genügt auch die Free-Version von Spotify, allerdings muss der Song wird mach manuellem Start über den Play-Button nicht der ganze Song, sondern nur ein Auschnitt gespielt, was aber fürs Raten völlig ausreicht. Da Titel, Interpret und Jahreszahl in dem Fall direkt auf dem Smartphone zu lesen sind, kann der DJ in dieser Runde nicht selbst teilnehmen.

Wer an der Reihe ist, muss den gehörten Song nun auf seinem Zeitstrahl anordnen, heißt: Beim ersten Song muss lediglich bestimmt werden, ob dieser vor oder nach der Start-Jahreszahl erschienen ist. Liegt der Spieler richtig, fügt er die Karte seinem Zeitstrahl hinzu. Bei identischen Jahreszahlen sind beide Lösungen richtig, gleiche Zahlen werden dann einfach aneinander gelegt. Ab dem zweiten Song muss dann immer die genaue Position bestimmt werden (vor, nach oder zwischen bestimmten Jahreszahlen, die bereits vor einem liegen). Bei einer falschen Einschätzung wird die Karte abgeworfen.

Nach jedem Rateversuch wechselt der DJ eine Position weiter. Er spielt dann einen Song für den nächsten Spieler / das nächste Team.

Es gewinnt, wer als erster 10 Karten in seinem Zeitstrahl liegen hat.

Die Chips ("Hitster-Token"), die dem Spiel beiliegen, können helfen, schneller ans Ziel zu gelangen. Gegen Abgabe eines Chips darf ein Song ausgetauscht werden. Wer meint, dass ein Mitspieler eine falsche Antwort gegeben hat, kann einen seiner Chips an die vermeintlich richtige Position legen und so die Karte abstauben. Gegen 3 Chips kann eine Karte auch einfach gekauft werden, ohne die Lösung nennen zu müssen. Neue Chips gibt es, wenn Songtitel und Interpret richtig genannt werden.

Spielt ihr mit den Fortgeschritten- oder sogar Expertenregeln wird nun auch stets nach Songtitel, Name des Interpreten und schließlich auch nach der exakten Jahreszahl gefragt, um eine Karte zu erhalten.

Variante: Das Spiel kann auch kooperativ gespielt werden. Da erhaltet ihr anfangs 5 Chips und müsst bei jeder falschen Antwort einen Chip abgeben. Ihr gewinnt, wenn ihr 10 Karten in eurem Zeitstrahl liegen habt, bevor ihr den letzten Chip verliert.

CHECKPOINT

PRO

  • Musikquiz, das für Partystimmung sorgen kann
  • breitgefächerte Song-Auswahl
  • auch gut als Teamspiel geeignet


CONTRA 

  • "Spotify" und eine Internetverbindung sind nötig zum Spielen
  • auf Dauer wünscht man sich noch mehr Songs

MEINUNG

Dienstag, 20. Dezember 2022, SPIELKULT-Weihnachtsfeier. Nach dem gemeinsamen Essen und unserem kultigen Wichteln, bei dem bekanntlich am Ende jeder Spiele oder Süßigkeiten in den Händen hält und Dän ein Puzzle, war erstmals Showtime in unserer Spieletreff-Location angesagt! Unser Spielkultist Andreas hatte da mal was vorbereitet ... Hitster! Und so spielten wir dieses neue Musikquiz in großer Runde, aufgeteilt in drei Teams. Andreas im roten Pailletten-Sakko wäre übrigens ein echt guter Moderator für eine Neuauflage der "Hitparade". Also, liebes ZDF, falls da mal irgendwas geplant ist, wendet euch gern vertrauensvoll an mich ... Ich stelle dann die nötigen Kontakte her.

Hitster ist App-gestützt. Ohne Smartphone läuft hier nichts, denn es ist ein Audio-Quiz. Heißt: Hier werden keine trockenen Fragen gestellt, sondern alle Mitspieler bekommen Musik auf die Ohren. Ihr benötigt zum Spielen eine Internetverbindung und entsprechend gute Lautsprecher ... wobei es natürlich auch mit einem eingebauten Smartphone-Lautsprecher funktioniert, wenn die Gruppengröße nicht zu sehr ausufert und die Umgebungslautstärke nicht zu hoch ist. Die Anbindung an "Spotify" funktionierte bei uns ohne Probleme, sowohl mit einem Premium-Account, der den Vorzug hat, den ganzen Song hören zu können, als auch mit der kostenlosen Version, die uns dann immerhin 30 Sekunden des Songs vorspielt. Im Netz berichten einige User von Problemen, die Hitster-App mit "Spotify" zu verbinden. Dazu kann ich an dieser Stelle aber nichts sagen, da es bei uns diese Probleme nicht gab. Dass die Anleitung nur in die App integriert wurde und nicht in gedruckter Form beiliegt, kann man dann auch gut verschmerzen, denn ohne App geht hier eh nichts.

Hitster eignet sich natürlich perfekt für eine größere Spielgruppe. Das Erraten der Jahreszahlen macht in Teams einfach noch viel mehr Spaß, als wenn jeder für sich spielt. Da gibt es dann hitzige Diskussionen, und oft kristallisieren sich gewisse Musikvorlieben einiger Mitspieler heraus, von denen man zuvor keine Ahnung hatte. Ja, und oft ertappt man sich auch dabei, in persönlichen Erinnerungen zu schwelgen. Wenn da ein Song von Roxette ertönt, dann erinnere ich mich sofort an meine Teenager-Zeit und kann sicher sagen, dass das gesuchte Lied definitiv VOR 1995 erschien. Jeder hat so seine Momente im Leben, die er mit einem Song verbindet. Wird genau ein solcher Song gespielt, hat man gute Chancen, richtig zu tippen. Interpret und Songtitel lassen sich dann oftmals auch noch gut erraten, das genaue Jahr hingegen ist dann doch schon eine Herausforderung. Die Experten-Version des Spiels kann ich nur echten Musikkennern oder Personen empfehlen, die Hitster schon sehr oft gespielt haben, andernfalls könnte es etwas frustrierend sein. Glücklicherweise genügen die Grundregeln für den lockeren Party-Ratespaß.

In der Grundversion geht es also erst einmal vornehmlich nur ums richtige Anordnen des Gehörten im eigenen Zeitstrahl. Liegen dort Jahreszahlen weit auseinander, kann man sich auch durchs bloße Schätzen bzw. Erkennen des Musikstils gut einer Antwort nähern, liegen vor einem aber beispielsweise die Jahre 1988, 1990 und 1992 und kommt dann eben ein Roxette-Song, dann wird es schon kniffliger, an welcher Stelle der Song jetzt eingefügt werden sollte, um die Karte zu gewinnen. Manchmal ist da also auch Glück im Spiel, welcher Song im Verhältnis zu den ausliegenden Jahren aus den Lautsprechern ertönt, wobei das Wort "Glück" natürlich von den Spielern abhängt. Theoretisch lässt sich alles aus eigener Kraft lösen. Und manchmal hat man auch einfach völlig falsche Vorstellungen von den gehörten Hits. So sortierten wir beispielsweise einen sicher geglaubten Neue-deutsche-Welle-Song zielsicher nach 1980 ein - und erfuhren, dass besagter Song gar nicht zur NDW gehörte, sondern bereits im Jahr 1974 veröffentlicht wurde. Oh je ... hinterher ist man natürlich immer schlauer. So entstehen auch ganz witzige Aha- und Oho-Momente am Tisch.

Als Team-Spiel funktioniert Hitster wirklich prächtig, da kommt echt immer Partystimmung auf, zumindest, wenn man nicht gerade mit musikalisch völlig Desinteressierten spielt. Tritt man alleine gegen andere an, sollten alle Beteiligten auf jeden Fall musikaffin sein. Da reicht es oft auch schon aus, wenn die BRAVO Hits-CDs noch im eigenen Regal stehen. Die Bandbreite der Songs ist aber nicht auf ein Jahrzehnt beschränkt, sondern es ist wirklich eine bunte Mischung - da gibt es auch mal ein Lied von 1908 - und dann wieder von 2021. Da sind also echte Oldies dabei, aber auch der neueste heiße Scheiß. Da ist Pop dabei, Rock, Schlager, und das auch gut für Deutschland lokalisiert.

Klar: Die rund 300 Karten sind dann irgendwann halt auch durchgespielt. Ob man sich danach noch an jede Jahreszahl erinnert und jeden Interpreten im Kopf hat, sei dahingestellt. Fest steht: Auf lange Sicht wünscht man sich Nachschub, was kein großes Problem darstellen sollte, denn letztlich müssen nun neue Karten mit QR-Codes und Lösungen bedruckt werden. Ein Add-On-Pack wäre bei entsprechendem Erfolg des Spiels absolut wünschenswert!

Der Kultfaktor steht und fällt aber mit den Mitspielern. Ich hatte tatsächlich Runden, in denen das Spiel nicht zündete, weil bei den entsprechenden Spielern einfach keine Kenntnis bzw. auch kein Interesse am Thema vorhanden war. Gut, solche Partien muss man abhaken. Dagegen sorgt die kooperative Spielweise oder das Spiel in Teams echt für Laune! Fasse ich alle Erfahrungen in Kultpunkten zusammen, so sind das dann für mich sehr gute 8 Punkte, eben in manchen Runden mit Abweichungen nach unten, aber auch gegenteilig mit Tendenzen zur Höchstnote, wenn alle engagiert mitfiebern und sich gegenseitig im musikalischen (Nicht-)Wissen übertrumpfen wollen!

Wer mit App-gestützten Spielen kein grundsätzliches Problem und die Charts der letzten Jahre und Jahrzehnte noch im Ohr hat, dem kann ich Hitster wärmstens empfehlen, "Hey Ya!" *

* OutKast, 2003

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 19.01.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Jumbo Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten