REZENSION
HINT
- Genre: Partyspiel
- Jahr: 2020
- Verlag: Bezzerwizzer Studio, Asmodee
- Autoren: Jesper Bülow, Jonas Resting-Jeppesen
- Grafik: Jonas Resting-Jeppesen
- Spieler: 4 bis 10
- Alter: ab 15 Jahren
- Dauer: ca. 45-60 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 8/10
Als Querdenken noch salonfähig war ...
Das Wort „Querdenker“ hat im Jahr 2021 ja mittlerweile eine ganz andere Bedeutung erhalten, doch in diesem Partyspiel geht es beim Erklären, Summen, Mimen und Zeichnen um ganz klassisches Um-die-Ecke-denken!
REGELN
Gespielt wird in zwei Teams. Jedes Team erhält eine Zählfigur, die auf der Laufleiste (oberer Schachtelrand) die erworbenen Punkte anzeigt. Im Spiel gibt es außerdem eine Mal-Tafel mit Folienmarker und Putztuch, viele Stapel Karten und ein Auswahl-Rad. Ein beliebiger gut gemischter Stapel wird verdeckt ins Kartenfach gestellt. So sind die Kategorien nicht sichtbar. Es wird immer von vorn gezogen. Drei Karten werden dabei als Start schon mal auf den Feldern des Wahlrades platziert.
Ablauf: Das Team mit dem jüngsten Spieler beginnt. Es wählt eine Karte vom Rad, welche aber noch nicht aufgedeckt wird. Anhand der Hinweise auf der schwarzen Oberseite entscheiden die Teammitglieder nun, wer die Karte als aktiver Spieler bearbeiten soll. Alle anderen Teammitgliedern müssen dann raten. Dann nimmt sich der gewählte Spieler die Karte und darf sich die Begriffe auf deren weißen Seite anschauen. Von den sechs auf der Karte befindlichen Begriffe können so viele wie möglich erklärt werden, außer das erste (rote) Wort. Es darf zu keiner Zeit von den Mitspielern genannt werden!
Die Spieler haben genau eine Sanduhrlänge Zeit, die Begriffe nach und nach zu erraten. Nach Ablauf der Uhr darf das Gegnerteam genau einen der nicht erratenen Begriffe mit genau einem Versuch erraten. Bei einem korrekt erratenen Begriff gibt es für das entsprechende Team jeweils 1 Punkt, bei einem falschen Begriff passiert dem aktiven Team nichts, das Gegnerteam hingegen erhält bei Nennung eines falsches Begriffs 1 Minuspunkt. Außerdem gibt 2 Minuspunkte bei Nennung des verbotenen Begriffs; das gilt für beide Teams.
Die Figuren beider Teams werden entsprechend auf der Laufleiste gezogen. Dann wird das Rad um ein Feld weitergedreht. So kann es passieren, dass eine Karte auf einem Bonusfeld landet. Zudem wird eine neue Karte auf das Rad-Feld gelegt, auf das der Pfeil zeigt.
Das Rad zeigt 5 Felder:
- Pfeil: Hier wird immer die neue Karte platziert.
- +1 (mint): Wird eine Karte von diesem Feld genommen, erhält das Team einen Zusatzpunkt.
- +1 (schwarz): Liegt hier eine Karte, MUSS sie genommen werden. Auch dann erhält das Team dafür einen Zusatzpunkt.
Das Raten: Die Ansage „richtig“ / „falsch“ ist erlaubt als Antwort auf einen Tipp. Zahlen und Symbole dürfen genannt und gezeichnet werden, Buchstaben sind verboten.
Es gibt vier Kategorien mit jeweils mehreren Themengebieten: Summen, Zeichnen, Mimen und Erklären. Generell gilt: Immer nur das machen, was zur entsprechenden Kategorie gehört, also beim Zeichnen eben nur zeichnen und nicht sprechen!
Spielende: Die Teams spielen abwechselnd. Sobald ein Team die schwarze Markierung der Laufstrecke erreicht hat, befindet es sich auf der Zielgeraden. Nun sucht jeweils das gegnerische Team die Aufgabenkarte aus. Bei Gleichstand wird abwechselnd weitergespielt, bis nach einer gleichen Anzahl von Zügen ein Gewinner feststeht.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- moderne Themen mit hohem Anspruch
- verbotener Begriff und besondere Wertung bringt neuen Drive in das bekannte Genre
CONTRA
- letztlich nur eine Abwandlung bekannter Erklärspiele
MEINUNG
Um mit einem Partyspiel in der heutigen Zeit zu beeindrucken, muss daran schon etwas Besonderes sein. Und damit meine ich nicht unbedingt das Design, das bei HINT als modern-minimalistisch bezeichnet werden darf. Das ist nicht unbedingt jedermanns Geschmack, aber auf jeden Fall völlig ablenkungsfrei.
Und worum geht es bei HINT? Ums Erklären von Begriffen. Gutes Allgemeinwissen reicht jedoch nicht immer aus, alle genannten Wörter darzustellen. Das Spiel hängt ein wenig von den Spielern und deren Alter ab. Die Mischung macht's. Gerade in der Musik geht es so oft einerseits um moderne englischsprachige Songs, dann wiederum muss aber auch altbekanntes Liedgut gesummt werden, auch Filmmusik muss gekannt und erkannt werden. Und das ist dann schon echt nicht so einfach. Die zu erratenden Lieder scheitern zum einen an einem gewissen Unbekanntheitsgrad in so mancher Altersklasse als auch an der Unfähigkeit einiger Mitspieler, bekannte Melodien summend so wiederzugeben, dass sie erkannt werden. Auch die Aufgabe allerlei Blutsauger zu zeichnen oder verschiedene Onlinehändler zu erklären, fordert schon wirklich heraus.
Das Spiel ist ab 15 Jahren angedacht, was ich, dank der Bandbreite der Begriffe, definitiv befürworte. Insgesamt 450 Aufgaben stehen zur Verfügung, reichlich Auswahl also für eine ganze Reihe an Spielrunden. Die Zeichentafel mit dem Folienmarker und dem stabilen Putztuch funktionieren sehr gut. Auch das in das Schachtel-Unterseite integrierte Kartenrad ist gut durchdacht, wie alles am Spiel. Gerade auch die ungewöhnlichen Aufgaben überzeugen. Sie benötigen nicht einfach nur eine Antwort, sondern zwingen zum Nach- und Um-die-Ecke-denken.
Und genau hier scheiden sich mal wieder die Gemüter, denn einige Aufgaben scheinen kaum lösbar. Dann obliegt es den Spielern, einzelne Wortteile oder Kombinationen aufzuzeigen, um vielleicht einen Wissenden im eigenen Team zu finden und so doch noch einen Punkt abzustauben. Bloß gut, dass man mit der Themenangabe wenigstens einen kleinen Hinweis erhält. Solange man seine Aufgabenkarten selber wählen kann, mag die Herausforderung noch unter „Schaden minimal halten“ fallen, doch muss eine Karte dank des schwarzen Radfeldes genommen werden, oder wählt gar am Ende das gegnerische Team die Karte aus, bleibt nur die Hoffnung auf spontanes Wissen oder viel Kreativität. Dass die Aufgaben nicht leicht zu knacken sind, ist aber kein genereller Kritikpunkt, im Gegenteil: Genau das ist das Ziel dieses Spiels und auch sein Alleinstellungsmerkmal. Oft kommt man dann eben nur über Umwege zum Ziel.
Das Spiel hat einen hohen Aufforderungscharakter für alle Tabu- und Activity-Fans. Es garantiert in einer bunt gemischten Spielgruppe auf jeden Fall Spaß und Spannung. Leider sind unsere Testrunden aufgrund der Corona-Einschränkungen nicht über sechs familiäre Mitspieler hinaus gekommen. Die aber fanden einen schnellen Einstieg und, sofern sie Partyspiele nicht gänzlich abgeneigt sind, viel Spielfreude.
Fazit: HINT ist ein spannendes Partyspiel mit einem klassischen Erklär-Rate-Ansatz, das durch seine moderne Themen-Auswahl und der Umsetzung mit einem eigenen Kniff einen hohen Anspruch an die Spieler stellt. Damit unterscheidet es sich auf positive Weise von den üblichen Verdächtigen in diesem Genre.
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 08.04.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Bezzerwizzer Studios / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten