REZENSION
HAPPY CITY
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2024
- Verlag: Game Factory
- Autoren: Airu Sato, Toshiki Sato
- Grafik: Makoto Takami
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 30 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 6/10
Kleine Stadt mit viel Herz
Als Stadtplaner erschaffen wir Happy City aus Karten. Dabei möchten wir natürlich viele Bewohner in unsere Stadt locken, und da wir es gut mit ihnen einen, sollten sie sich auch wohlfühlen. Wer Bewohner und Zufriedenheit in der Waage hält, wird hier bestimmt sein Glück finden.
REGELN
Mischt die drei Gebäudestapel getrennt voneinander nach ihrer Rückseite und legt sie verdeckt untereinander. Legt von jedem der drei Wohngebäude eine Karte weniger aus, als Personen am Spiel teilnehmen, von den zufälligen Spezialgebäuden legt ihr hingegen zwei Karten mehr aus, als Personen teilnehmen. Für die ersten Partien werden die pinkfarbenen Spezialgebäude empfohlen, später nehmt ihr die roten Gebäude.
Legt einen Startspieler fest. Entgegen der Spielreihenfolge sucht sich jeder einen den fünf verschiedenfarbigen Supermärkte aus. Zudem erhält jeder 2 Münzen Startkapital.
Jede Runde besteht aus zwei Phasen. In der Einkommensphase erhält jeder sein durch die eigene Karteauslage definiertes Einkommen. Das Einkommen finden wir unten links auf vielen, aber nicht allen Karten. Der Start-Supermarkt liefert beispielsweise 1 Münze Einkommen.
Phase 2 wird reihum gespielt. Bist du an der Reihe, deckst du so lange Karten von den Stapeln auf, bis 3 Karten offen ausliegen. Liegen bereits Karten in der Auslage, darfst du vorab auch noch eine beliebige Karte auf den Ablagestapel werfen, sodass du dann eine zusätzliche neue Karte aufdeckst. Welche Stapel bzw. welche Kombination du wählst, ist dir überlassen. Dazu solltest du jedoch wissen, dass die Karten im 1. Stapel stets zwischen 1 bis 3 Münzen kosten, die Karten im 2. Stapel zwischen 4 und 5 und die Karten im 3. Stapel zwischen 6 und 9 Münzen.
Nun hast du drei Optionen:
- Baue kein neues Gebäude, sondern nimm dir 1 Münze.
- Baue eines der Gebäude aus der offenen Auslage.
- Baue eines der separat ausliegenden Wohngebäude.
Wenn du baust, zahlst du die Karte mit Münzen aus deinem Vorrat und legst sie vor dir aus. Dabei bildest du zunächst eine Reihe aus 5 Karten, im Anschluss eine weitere Reihe aus 5 Karten. Du darfst kein Gebäude doppelt bauen. Achte also immer auf die Gebäudenamen. Die verschiedenen Gebäude liefern dir Bewohner (grün), Zufriedenheit (rote Herzen), Einkommen (Münzen), teils kosten sie dich aber auch Bewohner oder Zufriedenheit (durchgestrichene Symbole).
Hast du mit deinen Kartenfarben die Vorgabe eines Spezialgebäudes erfüllst, darfst du dir zusätzlich das entsprechende Spezialgebäude nehmen. Das belegt dann seinen eigenen Platz in deiner Stadt. Du darfst nur ein Spezialgebäude in der ganzen Partie bauen. Die pinkfarbenen Spezialgebäude liefern dir die üblichen Boni, die roten Spezialgebäude jedoch individuelle Effekte. Das können Soforteffekte sein oder auch Effekte fürs Spielende, teilweise in Abhängigkeit anderer Karten in der eigenen Auslage oder auch in Abhängigkeit von deinen Mitspielern.
Wechselt so lange zwischen Einkommens- und Bauphase, bis eine Person ihre 10. Karte in die eigene Stadt legt. Sollte die letzte Karte ein Spezialgebäude triggern, verfällt dieses, da niemals eine 11. Karte in die eigene Auslage gelangen darf. Nach der laufenden Runde wird dann abgerechnet. Jeder zählt nun die Bewohner auf den Karten der eigenen Stadt, außerdem die Herzen. Subtrahiert durchgestrichene Symbole. Multipliziert dann die Anzahl eurer verbliebenen Bewohner mit der Anzahl eurer verbliebenen Herzen. Wer das höchste Ergebnis erzielt, gewinnt. Bei einem Gleichstand gewinnt, wer mehr Geld übrig hat.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- flottes kleines Spiel mit Engine-Builder- und Set-Collecting-Elementen
- einfache Regeln
- kurze Spieldauer
- Abwechslung durch individuelle Spezialgebäude
CONTRA
- manchmal auch mal stärker abhängig vom Glück
- fühlt sich miunter zu kurz an
MEINUNG
Schon öfter haben wir spielerisch Städte geplant, teilweise auch im Kleinformat wie beispielsweise bei Machi Koro. Auch Happy City besteht aus Karten, die wir zusammenfügen, um Synergien zu bilden. Die Karten sind hübsch illustriert, die Regeln sind simpel.
Dabei ist das Spiel durchaus taktisch. Die Entscheidung über die Stapel, von denen ich neue Karten aufdecke, hängt dabei vom eigenen Münzvorrat ab, teilweise aber auch von den Mitspielern. Durch die Möglichkeit, zunächst eine Karte aus der Auslage abzuwerfen, kann ich mir selbst mehr Freiraum genehmigen, mitunter aber auch die anderen Personen am Tisch ärgern, wenn ich beispielsweise sehe, dass mein linker Nachbar noch exakt die orangefarbene Karte im Angebot benötigt, um ein Spezialgebäude zu bekommen. Tja, da kann ich dann natürlich gut diese Karte entfernen und vielleicht durch eine austauschen, die über seine finanzielle Grenzen hinausgeht.
Ich selber versuche im Spiel zunächst einmal Karten mit Einkommen zu generieren. Achte ich darauf nicht, wird es mir schwerer fallen, Karten höherer Stufen zu bauen. Die Alternative, einen Spielzug nur dafür zu verwenden, um eine Münze zu nehmen, ist sicher nicht besonders effizient, mehr eine Notaktion.
Wenn es gut läuft, erhalte ich zunehmend mehr Einkommen und dann auch zunehmend mehr Bewohner und Herzen. Da sich die Schlusswertung einzig auf die letzten beiden Werte beschränkt, und dabei beide Anzahlen multipliziert werden, sollte ich also möglichst ausgewogen sammeln. Es bringt mir nichts, wenn ich 10 Bewohner in der Stadt habe, aber nur ein Zufriedenheits-Herz, denn 10x1 sind halt nur 10 Punkte. Teilen sich die Symbole anders auf, kommen da schnell bessere Ergebnisse zustande: 8 Bewohner und 3 Herzen sind eben schon 8x3= 24 Punkte, 7 Bewohner und 6 Herzen sind 7x6= 42 Punkte ...
Grundsätzlich sollte ich natürlich schon taktisch spielen, manchmal aber ist es auch einfach das Glück, das über meinen Erfolg entscheidet. Wenn ich zum Beispiel eine bestimmte Kartenfarbe benötige, diese aber nicht aufgedeckt wird, kann mich das genauso zurückwerfen wie eine Situation, in der ich partout keine Herzen im Angebot vorfinde. Meistens gleicht sich das irgendwie aus, und wenn mal nicht, ist eine Anschlusspartie schnell gespielt. Das gilt dann auch für den vermeintlichen Startspieler-Vorteil. Da der Startspieler die ganze Partie über erhalten bleibt, kann es vorkommen, dass er halt einfach früher den Zuschlag erhält, was ausliegende Spezialgebäude betrifft. Nachfolgende Personen können aber ganz gut antizipieren, was die Konkurrenz sammelt und sich selbst dann auf andere Kombinationen konzentrieren.
Damit Happy City auch dauerhaft interessant bleibt, sind die roten Spezialgebäude auf jeden Fall eine Empfehlung. So kann jede Partie variiert werden, indem immer neue Kombinationen mit eigenen Wertungsbedingungen im Angebot liegen. Da jeder allerdings immer nur ein Spezialgebäude bauen darf, genau wie jedes andere Gebäude nicht doppelt in der Stadt vertreten sein darf, fühlt sich Happy City manchmal sogar schon ZU kurz an. Erfahrenere Spielerinnen und Spieler würden das Engine-Building-Element da gern noch mehr ausreizen, indem beispielsweise 15 statt nur 10 Gebäuden gebaut werden dürften. Das Sammeln der Kartenfarben, ähnlich wie bei Splendor, wirkt da fast wie ein Beiwerk, dem ich nicht unbedingt meine Aufmerksamkeit schenken muss, um zu gewinnen. Happy City möchte aber auch kein episches Aufbauspiel sein, die Kürze gehört hier einfach zum Konzept.
Gerade als flotter Absacker, als schnell gespieltes Taktikspiel mit Wettlauf-Charakter, hat Happy City für mich dann aber auf jeden Fall seinen eigenen Charme. Die reduzierte Wertung definiert klar, wohin die eigene Strategie führen sollte, wobei es weniger um weit vorgeplante Strategien geht, als mehr um Optimierung. Auch in Vollbesetzung läuft das Spiel mit seinen schnellen Spielzügen flott ab, sodass ich gute 7 Kultpunkte verteile. Gerade in Familienrunden, auch mit Kindern, kann das kleine Spiel besonders punkten, weil man es auch gut zum Heranführen an komplexere Engine-Builder- und Set-Collecting-Spiele nutzen kann. Mit dem Optik-Plus und den einfachen Regeln könnt ihr für diese Zielgruppe auch noch einen Kultpunkt draufrechnen, wenn ihr ein superschnell gespieltes Kartenspiel mit Städtebau-Thema sucht.
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/1fcpUQ4GYXI
KULTFAKTOR: 7-8/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 01.12.2024
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Game Factory
Weitere Fotos: Spielkultisten