REZENSION

GET IT!

  • Genre: Karten-/ Aktivspiel
  • Jahr: 2023 
  • Verlag: KENDi Games
  • Autor: Steffen Benndorf
  • Grafik: Christian Opperer
  • Spieler: 3 bis 6
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 10/10

Schau mir in die Augen ...

Die Aufgabe in diesem schnellen Kartenspiel klingt einfach: Die Zahlenkarten von klein nach groß sortiert ablegen. Allerdings kennt man seine eigenen Karten nicht und muss daher die Hinweise der Mitspieler deuten. Wenn dann auch noch die Sonderkarten ins Spiel kommen, ist höchste Konzentration gefragt.

REGELN

Mischt die Zahlenkarten von 1 bis 40, lasst die zehn Karten mit doppelten Zahlen zunächst aus dem Spiel. Auch die Sonderkarten werden zunächst nicht benötigt. Teilt nun zehn zufällige Karten möglichst gleichmäßig unter euch auf, seht euch die erhaltenen Karten so an, dass niemand anderes die Zahlen sehen kann und sortiert sie zu einem verdeckten Stapel, bei dem die niedrigste Zahl oben liegt und alle ggf. weiteren Zahlen aufsteigend sortiert folgen. Gebt den sortierten Stapel nun an euren linken Nachbarn.

Jeder besitzt nun also einen verdeckten Zahlenkarten-Stapel (je nach Spielerzahl auch nur eine einzelne Karte). Deckt nun die jeweils oberste Karte vor euch so auf, dass alle anderen Spieler die Zahl darauf sehen können. Wichtig! Ihr dürft nie eure eigene Zahl sehen! Startet nun die Sanduhr oder einen Smartphone-Timer. Ab sofort dürft ihr 60 Sekunden lang nicht mehr sprechen.

Ziel ist es nun immer, dass der derjenige seine Karte ablegt, die die niedrigste Zahl auf der Hand hält. Um dem Spieler deutlich zu machen, dass er der Gesuchte ist, schauen ihn alle anderen an. Der Gesuchte selbst sieht bekanntlich nicht seine eigene Karte und wird jemand anderen anschauen, dann aber hoffentlich schnell merken, dass er mit dieser Meinung alleine dasteht. Sobald ihm dies klar ist, sollte er schnell seine Karte in die Mitte spielen und dann die (evtl. noch vorhandene) nächste Karte vom eigenen Stapel aufdecken (wieso so, dass nur die anderen Spieler sie sehen können!).

Schaffen es die Spieler, innerhalb von 60 Sekunden alle Karten aufsteigend sortiert in die Mitte zu spielen, haben sie diese Runde gemeinsam gewonnen. Ansonsten steht ihnen ein zweiter Versuch zur Verfügung.

Wurde eine Runde erfolgreich absolviert, steigt das Team ins nächste Level auf. Mit jedem Level (es gibt zunächst sechs davon) steigt die Anzahl der verteilten Karten. Außerdem kommen Sonderkarten ins Spiel. Wird eine Sonderkarte aufgedeckt, muss sie vor jeder anderen Karte ausgespielt werden. Beim Sortieren der Stapel vorab dürfen Sonderkarten nie an oberster Stelle platziert werden:
Level 2: Lächeln. Wer seine Karte spielen soll, wird von den Mitspielern angelächelt.
Level 3: Augen. Wer diese Karte ausspielen soll, wird absichtlich nicht angeschaut. Schauen also alle anderen in völlig verschiedene Richtungen oder an Personen vorbei, ist das ein Anzeichen dafür, dass man selbst die Augen-Karte auf der Hand hält.
Level 4: Spiegel. Alle anderen Spieler schauen sich ihre eigenen Karten an. Das bedeutet für den übrigen Spieler, dass er den Spiegel auf der Hand haben muss und ihn damit schnell ablegen sollte.
Level 5: Sprechblase. Nennt den Mitspielern die Zahlenwerte auf ihren Karten. Wer sich wundert, warum alle sprechen, sollte also schnell seine Karte ablegen, denn sie muss die Sprechblase zeigen.
Level 6: Doppelte Zahlen. Nun kann es nötig sein, sich auf eine Person zu einigen, da zwei Personen nacheinander die selbe Zahl ausspielen müssen. Aber Vorsicht: Wird nach dem Ausspielen der ersten Karte eine Sonderkarte aufgedeckt, hat diese Vorrang.

Nach erfolgreich absolviertem Level 6 könnt ihr die weiteren Partien im Anspruch weiter steigern, indem ihr mehr und mehr Karten ins Spiel nehmt, um euren eigenen Highscore zu knacken.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • herausfordernde Konzentrationsübung
  • witzige Blackout-Gefahr


CONTRA

  • keine Anpassung an die Spielerzahl

MEINUNG

Auf den ersten Blick erinnert Get it! an The Mind. Auch da mussten Zahlenkarten über mehrere Level hinweg sortiert ausgespielt werden. Die Grundidee hat Steffen Benndorf dann aber mit einem neuen Konzept unterlegt. So werden die Mitspieler bei Get it! aktiv dazu gebracht, ihre Karten auszuspielen. Da die Zeit tickt, wird das schnell zur Herausforderung, denn alle müssen gleichermaßen schnell reagieren. So müssen alle überblicken, wer gerade die niedrigste Karte auf der Hand hält. Zudem muss derjenige, der in eine andere Richtung blickt, registrieren, dass er gerade von den anderen angeschaut wird und seine Karte ausspielen muss. Wie so oft bei solchen Spielen funktioniert das in der Theorie gut, in der Praxis, und vor allem mit dem Zeitdruck, passieren da aber schnell Flüchtigkeitsfehler.

Was so banal klingt, wird zunehmend schwieriger. Zehn Karten kann man in 60 Sekunden noch gut schaffen, mit jedem weiteren Level wächst die Kartenanzahl aber an. 25 Karten in Level 6 plus Sonderkarten in 60 Sekunden runterzuspielen, ist definitiv nicht einfach, wobei der Schwierigkeitsgrad auch von der Spieleranzahl abhägt. Zu dritt sind die Aufgaben natürlich schneller zu überblicken und damit auch schneller zu lösen, sofern alle konzentriert sind und es auch bleiben. Zu sechst müssen viel mehr Informationen verarbeitet werden; eine Anpassung an die Spielerzahl gibt es nicht.

Get it! ist demnach mehr ein Konzentrationsübung als ein klassisches Kartenspiel. Noch dazu fällt es in die Rubrik der Hektikspiele, wobei ihr da schon auch Anpassungen vornehmen könnt. Wenn so gar nichts funktioniert, könnt ihr beispielsweise die Spielzeit pro Runde verlängern. Umgekehrt gibt es bei Get it! nicht das Phänomen, dass das Spiel im Regal verstaubt, wenn erst einmal alle Level geknackt wurden, kann der Schwierigkeitsgrad doch noch individuell mit weiteren Karten gesteigert werden. Eine schöne Highscore-Jagd dann also insbesondere für die, die bevorzugt in der selben Gruppe spielen.

Insgesamt vergebe ich gute 7 Kultpunkte an dieses neckische Spiel. Das ist so ein Spiel, bei dem man schon im Voraus weiß, dass es manche Personen direkt verteufeln werden, da sie unter Zeitdruck stets zu Blackouts neigen. Das kann dann auch unterhaltsam sein, wird aber nicht unbedingt zu Highscores führen. Solche Spiele besitzen bekanntlich eine Lernkurve, und wenn eine gleichbleibende Gruppe sich erst einmal eingegroovt hat, dann entsteht mitunter sogar ein Suchtfaktor, es immer besser machen zu wollen. Wenn dieser Moment eintritt, dann kann Get it! auch mit 8 Kultpunkten belohnt werden, sofern man sich im Klaren darüber ist, dass es sich um eine kooperative Übung handelt, die die eigene  Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktion auf den Prüfstand stellt.

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 14.06.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar. 

Bildnachweis:
Coverfoto: KENDi Games
Weitere Fotos: Spielkultisten