REZENSION

GALILEO PROJECT

  • Genre: Strategiespiel
  • Jahr: 2022
  • Verlag: Sorry We Are French
  • Autor: Adrien Hesling
  • Grafik: David Sitbon
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 14 Jahren
  • Dauer: ca. 40 bis 80 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 7/10

Zweigleisig in die Zukunft

Nach der Erde und dem Mars haben Forscher in einer fernen Zukunft die vier Monde des Jupiters auserkoren, um sie bewohnbar zu machen. Mit Hilfe der Spezialisten, neuen Technologien und der Roboter kommen wir diesem Ziel schrittweise näher.

REGELN

Bestückt den Spielplan mit ersten zufälligen Charakter- und Roboter-Karten, legt außerdem vier verschiedene Technologien auf ihre Felder sowie vier zufällige Gemeinschaftsziele. Jeder erhält ein eigenes Spielertableau und setzt die vier Entwicklungsmarker jeweils auf das Feld 0 jedes Mondes (Io, Ganymede, Callisto und Europa).

Entgegen der Spielerreihenfolge wählt jeder eine Projektkarte aus, die erste Ressourcen (Einfluss, Megacredits, Energie) liefert. Legt euren Einflussmarker auf das entsprechende Feld der Einflussleiste - dabei habt ihr die Wahl, ob ihr dem blauen Strang (Erde) oder dem roten Strang (Mars) folgt. Maximal könnt ihr im Spiel 10 Einflusspunkte besitzen.

Gespielt wird reihum. Wer an der Reihe ist, durchläuft 3 Phasen:
(1) Einflussleiste wechseln (optional): Gegen Abgabe von 1 Megacredit darf der eigene Einflussmarker auf den anderen Strang (von rot nach blau bzw. von blau nach rot) gesetzt werden. Der Einflusswert bleibt dabei erhalten.

(2) Aktion ausführen: In der Aktionsphase wählt ihr eine von drei möglichen Aktionen:

Spezialist anheuern: Dazu wird eine Charakterkarte aus der Auslage genommen. Die Karte liefert sofort den angegebenen Einfluss, ggf. verringert durch die gewählte Kartenposition. Gelangt der Einflussmarker ans Ende der Leiste, wird stattdessen 1 Megacredit gezahlt. Danach wird dann - je nachdem, auf welchem Leistenstrang der eigene Einflussmarker steht, der rote oder der blaue Effekt der Karte ausgeführt. Dabei gilt: Der oben abgedruckte Effekt ist eine einmalige Sofortaktion (z.B. um Geld zu erhalten oder Energie), die Karte wird anschließend abgeworfen. Der unten aufgedruckte Effekt betrifft die Schlusswertung. Wird diese Aktion ausgeführt, wird die Karte bis zum Spielende unter das eigene Spielertableau geschoben. Dort ist zunächst nur Platz für zwei Karten, das Limit kann aber im Spielverlauf erhöht werden.

Roboter bauen: Gegen Abgabe des geforderten Einflusses (Farbe beachten!) gelangt der gewählte Roboter aus der Auslage ans eigene Spielertableau, und zwar an den Mond, der auf der Karte vorgegeben ist. Stehen zwei Monde zur Auswahl, muss man sich für einen Mond entscheiden. Nun wird die Aktion des Roboters durchgeführt, wobei zunächst betrachtet wird, wie viele Roboter dieser Art schon neben dem eigenen Tableau liegen. Der „Miner“ liefert pro Roboter dieser Art 1 Megacredit (Limit: 10), der „Builder“ erlaubt es die Funktion einer Charakterkarte aus der Auslage zu nutzen (je mehr Builder ich besitze, umso größer die Kartenauswahl), „Star Z“ ermöglicht einen Bonus von der ausliegenden StarZ-Leiste (je mehr Roboter dieser Art vorhanden sind, umso größer ist die Auswahl, z.B. Einfluss, Megacredits, Energie) und der „Technician“ verändert den Level eines Roboters um die Anzahl an Roboter dieses Typs im eigenen Besitz.

Anschließend wird der auf der Karte angegebene Roboter-Level auf die Entwicklungsleiste des Mondes übertragen, an den er angelegt wurde. Jede Entwicklungsleiste ist in Sektoren unterteilt und liefert am Spielende umso mehr Siegpunkte, je weiter der Marker nach vorn gerückt wurde, zudem Soforteffekte (Energie, Roboter-/Mond-Modifikatoren, mit denen ein neuer Roboter geschaffen oder ein vorhandener abgeändert werden kann) und dauerhafte Effekte (Vergrößerung des Wertungskarten-Limits, gegen Abgabe von 2 Megacredits einen vergünstigten Roboter-Bau).

Werden Roboter verschoben bzw. verändert, werden die Leisten entsprechend angepasst.

Technologie entwickeln: Gegen Abgabe der Kosten (Energie, teilweise Megacredits) wird die Technologie gebaut und liefert einen Sofortbonus oder einen dauerhaften Effekt sowie am Spielende Siegpunkte. Von jeder Sorte kann jeder Spieler nur eine Technologie besitzen.

(3) Ziel beanspruchen: Ist eines der vier ausliegenden Ziele erfüllt, wird ein Spielermarker auf das höchste freie Punktefeld dieses Ziels gelegt, z.B. „Besitze 8 Megacredits“. Mit Energie lassen sich fehlende Ressourcen ausgleichen. So würden bei Abgabe von 2 Energie schon 6 Megacredits genügen, um das Ziel erfüllt zu haben.

Nach jedem Spielzug werden ggf. Karten auf dem Spielplan nach links verschoben und eine neue Karte vom Stapel nachgelegt.

Spielende: Das Spiel endet, wenn keine Charakterkarte mehr aufgedeckt werden kann, da der Stapel leer ist, oder wenn ein Spieler seinen zehnten Roboter gebaut hat.

Nach dieser Runde erfolgt die Schlusswertung: Punkte gibt es nun für die erreichten Sektoren auf den Mond-Entwicklungsleisten, für gebaute Technologien, für unter das Tableau geschobene Wertungskarten (wobei jeder dieser Karten nun noch einmal mit einem Megacredit bezahlt werden muss, damit sie auch gewertet wird) sowie für beanspruchte Ziele. Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • interessanter Engine Builder
  • die zwei Einfluss-Farben verlangen eine gute Planung
  • gutes Timing wird belohnt
  • besonders auch für 2 Spieler geeignet


CONTRA 

  • in Vollbesetzung weniger gut planbar
  • auf lange Sicht gibt es eine gewisse Lernkurve

MEINUNG

Geständnis vorab: Galileo Project erlangte im Vorfeld der Essener Messe SPIEL '22 tatsächlich rein durch seine Optik mein Aufsehen. Die Illustrationen, die Farbgestaltung, die Ausstattung mit bedruckten Holzmarkern und echten Poker-Chips - alles toll gemacht! Ganymede vom selben Verlag befindet sich zudem schon länger in meinem Besitz und konnte mich bereits überzeugen, sodass ich dementsprechend gespannt auf Galileo Project war. Ein Blindkauf also, und ich wurde nicht enttäuscht!

Der Spielablauf ist klar strukturiert und einfach zu verstehen. Am Anfang meines Spielzuges kann und muss ich auch öfter mal „die Seiten wechseln“, um die Aktion bzw. den Einfluss in der dafür nötigen Farbe zu besitzen. Eine interessante Idee, die Optimierung und Effizienz beim Spielen erfordert.

Im Fokus steht ganz klar der Roboter-Bau, doch vorangestellt wurden die Spezialisten, auf die immer wieder zurückgegriffen werden muss, liefern sie nämlich nicht nur wichtige Soforteffekte, sondern auch individuelle Wertungen fürs Spielende, vor allem aber Einfluss, und den benötige ich nun einmal für den Roboter-Bau.

Welchen Roboter ich nun baue, ist stets mir überlassen, aber es gibt zwei wichtige Kriterien zu bedenken. Zum einen liefert mir so ein Roboter Fortschritt auf der entsprechenden Mondleiste, und dieser wiederum Boni und Vorteile im Spiel. Jeder Mond hat da seine eigene Aufgabe. Zum anderen bringen mir die Roboter an sich aber auch Aktionen - und die gerade hinzugefügte Aktion ist umso stärker, je mehr Roboter dieser Art bereits in meinem Besitz sind, ein schöner Engine-Builder-Effekt also. Dabei sollte ich jedoch stets die Limits beachten. Es bringt mir nichts, in jedem Zug mehr und mehr Megacredits zu sammeln, wenn ich doch nur 10 behalten darf, und am Ende mit dem Überschuss gar nichts mehr mit ihnen anfangen kann ... Timing ist also wichtig.

Das gilt auch für die Veränderung der Roboter. Ich kann ihre Funktion abändern, ihren Level-Wert, ja, ich kann sie sogar zu anderen Monden verschieben und die Werte entsprechend neu anpassen. So kann ich auf Leisten auch bewusst rückwärts ziehen, um einen Bonus beim erneuten Vorwärtsziehen ein zweites Mal abzugreifen. Überhaupt sollte ich die Roboter immer an meine Pläne anpassen. Wo benötige ich den Fortschritt am dringendsten? Wie kann ich die Funktion des gewählten Roboter-Typs zum richtigen Zeitpunkt nutzen?

Die Entwicklung der Technologien geschieht eher nebenher. Sie liefern jetzt nicht allzu viele Siegpunkte, aber dennoch schöne Vorteile, die es sonst nirgends abzugreifen gibt, also z.B. die Steigerung eines Roboter-Levels auf den Höchstwert von 7 oder den dauerhaften Erhalt eines zusätzlichen Megacredits, immer wenn mindestens 1 Megacredit generiert wird.

Viele Punkte und ein guter Anhaltspunkt, worauf man spielen kann, sind dann auch noch die Ziele. Sie sind als Wettrennen angelegt  - wer zuerst kommt, erhält die meisten Punkte. Gerade im Spiel zu viert wird es hier knackig, da es dann einen Platz weniger als Spieler gibt, was übrigens auch für die Anzahl der Technologien gilt. So kommt dann - außer dem Wegschnappen von Karten - noch etwas Interaktion ins Spiel.

Galileo Project ist kein episches Strategiespiel, sondern ein recht flott gespieltes taktisches Optimierungsspiel, das mich sowohl thematisch als auch von der Mechanik abholt. Besonders kann ich das Spiel tatsächlich zu zweit empfehlen. Da ist die Wartezeit dann geringer, und zudem ist das Spiel planbarer, da der Kartendurchlauf geringer ist. Im Spiel zu viert weiß man im Grunde nie, was in der nächsten Runde noch in der Auslage liegen wird. Die wechselnden Ziel- und Technologie-Kombinationen bringen - neben der eher zufälligen Kartenverteilung - die nötige Varianz ins Spiel, um auch dauerhaft Spaß an einer Partie zwischendurch zu haben.

Für Vielspieler ist Galileo Project schon fast ein Absacker, aber einer auf Kennerspiel-Niveau. Ich vergebe insgesamt sehr gute 8 Kultpunkte!

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/BMPdhstcioI

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 16.10.2022

Bildnachweis:
Coverfoto: Sorry We Are French
Weitere Fotos: Spielkultisten