REZENSION
FYFE
- Genre: Familien-/ Legespiel
- Jahr: 2022
- Verlag: Edition Spielwiese / Pegasus Spiele
- Autor: Kosch
- Grafik: Lukas Siegmon
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 30 bis 45 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
- Taktiklevel: 7/10
Gib mir fünf!
Fünf Symbole, fünf Zahlen, fünf Hintergrundfarben - von jeder möglichen Kombination gibt es in diesem Legespiel genau ein hölzernes Plättchen. Diese runden Spielsteine ziehen wir zufällig aus dem Beutel und bringen sie dann in eine punkteträchtige Auslage.
REGELN
Gebt alle 125 bedruckten Holz-Plättchen (= Spielsteine) in den großen Stoffbeutel. Dazu gesellen sich die Plättchen mit dem Muschel-Symbol.
Jeder erhält eine Spielertafel, zieht zwei erste Holz-Plättchen aus dem Beutel und legt sie auf seine beiden Vorratsschalen des eigenen Tableaus, welches darüber ein leeres 5x5-Raster zeigt und am Rand jeder Reihe, Spalte und Diagonalen Ablageplätze für die Wertungstafeln bereithält. Jeder besitzt genau 15 identische Wertungstafeln, zudem 7 Glücksbringer-Tafeln in Form von Muscheln, die im Spiel Vorteile liefern können.
Gespielt wird stets gleichzeitig. Jeder wählt nun einen seiner gezogenen Spielsteine aus und legt ihn auf ein freies Feld des eigenen Rasters. Die Position des Steins ist damit fixiert. Dann wird geschaut, ob eine Wertungstafel waagrecht, senkrecht oder diagonal auf diesen gelegten Spielstein zeigt.
- Zeigt keine Wertungstafel auf den gerade gelegten Spielstein, muss der / die Spielende eine seiner 15 Wertungstafeln auswählen und diese auf einen freien Ablageplatz der Reihe / Spalte / Diagonalen des gelegten Steins legen.
- Zeigt bereits eine (oder mehrere) Wertungstafel(n) auf den gerade gelegten Spielstein, muss keine neue Wertungstafel platziert werden. Dennoch hat der / die Spielende die Option, eine oder mehrere weitere Wertungstafeln auf freie Ablageplätze zu legen. In den meisten Fällen ist das jedoch nicht allzu sinnvoll, da damit dann bereits die jeweils zu erfüllende Aufgabe für eben die gewählte Reihe / Spalte / Diagonale vorgegeben und nicht mehr zu ändern ist.
Zu Beginn jedes weiteren Spielzuges zieht jede(r) Spielende wieder ein neues Legeplättchen aus dem Beutel, legt es auf die freie Ablageschale und platziert den Stein dann anschließend. Im letzten Spielzug wird kein neuer Stein mehr gezogen, sondern der noch vorhandene auf das 25. - und damit letzte offene - Feld des Rasters gelegt.
Nach jedem Spielzug wird überprüft, ob mit dem gelegten Stein eine Aufgabe erfüllt wurde. Die Wertungstafeln erfordern z.B. eine bestimmte Anordnung von Symbolen, eine aufsteigende Zahlenfolge von 1 bis 5, nur gleiche Zahlen in einer Reihe, ein Full House an Farben (drei gleiche und zwei gleiche in einer Wertungsreihe, wobei die Steine mit gleichem Kriterium nicht zwingend nebeneinander liegen müssen), keine Dopplung von Symbolen etc.
Je nach Schwierigkeit gibt es für eine erfüllte Aufgabe entsprechend viele Punkte. Wurden also alle 5 Felder in einer Reihe / Spalte / Diagonalen belegt, und erfüllen die dort platzierten Steine die angrenzend gewählte Wertung, wird die Wertungstafel auf die Rückseite (= erfüllt) gedreht. Sie zeigt nun die vollen Siegpunkte an, die es dafür am Spielende gibt. Wer eine Wertung als Erster erfüllt, bekommt auch noch das 3-Punkte-Bonus-Plättchen dieser Wertung. Wird eine bestimmte Wertung von mehreren Spielenden im selben Spielzug erfüllt, verfällt der Bonus.
Erfüllt der / die Spielende auf der eigenen Tafel in nur einem Spielzug, also mit einem einzigen gelegten Stein, gleich 2 Aufgaben auf einmal, gibt es dafür einen 5-Punkte-Bonus-Chip. Sind es gar 3 Aufgaben, die mit nur einem Stein erfüllt werden, gibt es 10 Extra-Punkte, bei 4 Aufgaben (was nur auf dem mittleren Feld des 5x5-Rasters möglich ist), sagenhafte 20 Extra-Punkte.
Eine Besonderheit sind dann noch die Spielsteine mit den Muscheln. Wird eine solche aus dem Beutel gezogen, wird diese in die Tischmitte gelegt und ein neues Plättchen für die eigene Ablageschale gezogen. Dann wird das Spiel kurz unterbrochen. Wurde in einer Runde mindestens eine Muschel gezogen, haben nun ALLE Spielenden die Möglichkeit, eine ihrer Glücksbringer-Tafeln zu nutzen. Mit den Glücksbringern lassen sich Spielsteine austauschen, in Joker verwandeln, die Positionen verändern oder sogar neue Wertungstafeln auf bereits belegte Plätze legen. Allerdings verfallen beim Einsatz eines solchen Glücksbringers dann die Siegpunkte, die auf dieser Muschel-Tafel aufgedruckt sind.
Nach 25 Runden wird abgerechnet. Jeder addiert nun die Punkte für seine erfüllten Wertungstafeln, für eventuell erhaltene Bonus-Plättchen und -Chips, sowie für die nicht eingesetzten Glücksbringer. Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
GALERIE
Anklicken / Antippen für Komplettansicht
CHECKPOINT
PRO
- taktisches Optimierungspuzzle
- einfache Regeln, dennoch tricky
- schöne Optik und Haptik
CONTRA
- keine ganz große spielerische Innovation
- kaum Interaktion
MEINUNG
Wenn ich nach dem Besonderen am Spiel Fyfe gefragt werde, dann mag die Antwort vielleicht ein wenig ernüchternd wirken, lautet sie doch: die Schreibweise! Die sticht sofort ins Auge, ist aber bei der Suche nach dem Spiel im Internet durchaus fehleranfällig.
Das Cover lockt mit einem paradiesischen Urlaubsthema, auch das Spielmaterial wurde in Strand-Optik umgesetzt. Noch dazu sind die Double-Layer-Spielerboards von guter Qualität und die Holzsteine erzeugen eine schöne Haptik. Hätte man dem Spiel nun auch noch eine stimmige Geschichte rund um dieses Setting beigefügt, hätte ich diese dem Autor bzw. der Redaktion durchaus abgekauft, gäbe es da nicht diese lästigen Rezensenten, die immer wieder bei Spielen darauf hinweisen, das ein Thema völlig beliebig und austauschbar sei. Na, wer schreibt denn so etwas? Ähm, nun ja ...
So werden wir bei Fyfe mit keiner Spielstory überrascht, sondern mit der ziemlich nüchternen Einleitung, das es sich um ein abstraktes Spiel handelt. Ja, das stimmt sogar. Und so kann man hier auch Niemandem einen Vorwurf machen, dem Spiel ein Setting übergestülpt zu haben. Ein cleverer Schachzug. Und doch erzeugt Fyfe bei mir durch seine Optik Urlaubsfeeling, ja, eine Wohlfühlt-Atmosphäre, die so unterschwellig den Zugang zum Spiel schneller öffnet, als wäre alles dann wirklich auch optisch nur abstrakt gestaltet. Gerade die Haupt-Zielgruppe, die Pegasus ja auf dem Cover direkt festlegt - bei Fyfe ist das die Familie (wobei man den Begriff natürlich wie immer dehnen kann und auch auf Wenig- und Gelegenheitsspieler erweitern sollte) - fühlt sich so animiert, das Spiel direkt auszuprobieren.
Bei unseren öffentlichen Spieletreffs zeigt sich schnell: Die Zielgruppe fühlt sich dann auch spielerisch gut unterhalten. Dabei macht das Spiel gar nicht so viel neu. Es geht um Kombinationen von drei Kriterien, die auf verschiedene Weise in Punkte verwandelt werden können. Dass Wertungstafeln individuell ausgewählt und platziert werden, kennen wir auch bereits von anderen Spielen. Und dennoch ist die Mischung aus Glück beim Ziehen der Spielsteine und Taktik beim Platzieren sehr gelungen.
Was anfangs noch recht einfach aussieht, wird zunehmend zu einem echten Denk-Puzzle, das so manchen Kopf zum Rauchen bringen kann. Jede Wertungstafel zu erfüllen, ist das ehrgeizige Ziel, doch scheint das meist unmöglich, da natürlich nicht immer alles perfekt zusammenpasst. Dann gilt es irgendwann zu entscheiden, ob man eine Wertung fallen lässt, um dafür eine andere auszulösen. Da wird dann auch deutlich, dass die Altersangabe „ab 10 Jahren“ gut gewählt wurde. Kinder im Grundschulalter sind mit der Beachtung aller Kriterien und ihrer Anordnungen, die für gleich mehrere verschiedene Wertungstafeln in unterschiedlichen Richtungen wichtig sind, teils noch überfordert. Nicht nur Kinder übrigens. Man muss im späteren Spielverlauf schon einen Hang zur Multitasking-Fähigkeit besitzen, um sich nicht aus Versehen eine Wertung zu verbauen. Dennoch kann jeder mitspielen, ohne den Ablauf zu stören. Die eigene Fähigkeit äußert sich dann am Spielende einzig in den Siegpunkten.
Und dann ist da, wie schon gesagt, aber noch das Glück im Spiel vorhanden, was reine Taktiker stören mag, in Familienspielen aber völlig in Ordnung geht. Gerade kurz vor Schluss des Spiels gibt es immer wieder den Thrill, ob eine dringend benötige Zahl, ein bestimmtes Symbol, eine gewünschte Hintergrundfarbe überhaupt noch in die eigenen Finger gelangt. Da fiebert man dann auch auf gezogene Muscheln hin, die einem noch einmal beim finalen Arrangement der Plättchen helfen können. Spät gezogene Muscheln sind dabei oft hilfreicher als früh gezogene. Und auch die Spielerzahl ist da nicht unentscheidend. In Vollbesetzung werden im Idealfall alle Plättchen aus dem Beutel gezogen, im Spiel zu zweit hingegen weniger als die Hälfte. Da spielen dann auch die Wahrscheinlichkeiten, überhaupt eine Muschel zu ziehen, mit in die eigenen Überlegungen.
Vielspieler werden Fyfe mehr als Absacker betrachten. Auch wenn das Grundprinzip des Ziehens und Legens auf den ersten Blick ein wenig an Lotto oder Bingo erinnern mag, so ist das Spiel keinesfalls banal, wenn auch die ganz große Innovation ausbleibt. Fyfe ist dennoch kurzweilig, und wer abstrakte Optimierungsaufgaben mag, der wird auch Freude an dem Spiel haben. Interaktion zwischen den Spielern ist jedoch weitestgehend Fehlanzeige, einzig das Wettrennen um die Bonuspunkte für zuerst erfüllte Aufgaben sorgt dafür, dass man überhaupt mitbekommt, dass das noch mehr Menschen am Spieltisch sitzen. Ansonsten fühlt sich Fyfe dann solitär an, was aber bei solchen Legespielen mit Denkanspruch kein zwingender Nachteil sein muss. So kann sich jeder auf sein Board konzentrieren, jeder kann seine Auslage optimieren, und niemand pfuscht einem ins Handwerk. Das ist dann - wie so oft - Geschmackssache. Wer es konfrontativer mag, der ist bei Fyfe falsch.
Alles in allem erleben wir hier eine stimmige Komposition aus bekannten Elementen - mit leicht zugänglichen Regeln, aber dennoch Raum zum Grübeln. Für mich sind das insgesamt gute 7 Kultpunkte, garniert mit einem Material-Plus, welches die denkenden, rauchenden Köpfe durch seine Südsee-Optik zwischendurch immer wieder angenehm entspannt.
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/eXIbHys7k_4
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 14.08.2022
Bildnachweis:
Coverfoto: Edition Spielwiese / Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten