REZENSION

FLOTILLA

  • Genre: Strategiespiel
  • Jahr: 2020
  • Verlag: Strohmann Games / Wizkids
  • Autoren: J. B. Howell, Michael Mihealsick
  • Spieler: 3 bis 5
  • Alter: ab 14 Jahren
  • Dauer: 90 bis 150 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwer
  • Taktiklevel: 8/10

Die Welt nach der atomaren Apokalypse

Ein Atomwaffentest im Jahr 1954 schlägt fehlt. Die Welt befindet sich am Abgrund, alles ist zerstört. Übrig bleibt ein wassergefluteter Planet, dessen Bewohner ums Überleben kämpfen. Als Kapitäne erkundet ihr die neuen Meere, sucht nach Ressourcen und rettet die letzten Menschen, um zu einem bestimmten Zeitpunkt die eigene Wassersiedlung mit der sogenannten Flotilla zu vereinigen.

ÜBERBLICK

Wichtiger Hinweis: Flotilla ist ein komplexes Spiel. An dieser Stelle möchten wir euch hier nur einige grundsätzliche Spielzüge und Grundkonzepte erklären, ohne dabei in die Details der Spielregeln zu gehen! Wer sich genauer mit dem Ablauf beschäftigen möchte, kann die komplette Spielanleitung auf der Webseite von Strohmann Games herunterladen.

Wichtigstes Element: Das Spiel besteht aus zwei Zeitphasen: der Sinkside und der Skyside. Die Spieler bestimmen dabei selbst, wann sie von Sink- zur Skyside wechseln. Zu diesem Zeitpunkt wird das Material gedreht und es ergeben sich komplett neue strategische Möglichkeiten. Das ist definitiv das Besondere an diesem Spiel!

Die Spielerzahlanpassung muss an mehreren Stellen beachtet werden. Es herrscht großer Platzbedarf. Das reichliche Material muss zunächst vorbereitet werden. 


Wer an der Reihe ist, spielt genau eine seiner Crew-Hand-Karten und führt deren Effekt aus. So eine Karte zeigt folgendes: Name und Stufe der Karte, das Symbol der  Gildenzugehörigkeit, Farbe (blau: Sinkside, orange: Skyside), rechts unten: Bewegungszahl (Sinkside) oder Einkommenszahl (Skyside), Kartentext mit Effekt.


Die Crew-Mitglieder liefern dann die angegebenen Effekte:

  • Sprecher: Einfluss gewinnen auf dem Gildentableau inkl. möglicher Folgeeffekte (Münzen, Ressourcen, Karten erhalten)
  • Händler: Handeln (Ressourcen kaufen, verkaufen, neue Schiffe und Türme kaufen)
  • Gründer: Ozeanplättchen ziehen und legen (Legeregeln beachten), inkl. Verseuchung (Tox.)
  • Forscher: Tauchen nach Ressourcen (Würfel werfen in Abhängigkeit zur Wassertiefe, der Anzahl der beteiligten Schiffe und der entsprechenden Forschungskarte)
  • Zudem gibt es Sonderkarten (Kapitän, Student …)

 

Es gibt Legeregeln beim Platzieren von Ozeanplättchen, die aus dem Beutel gezogen werden: 

  • Tiefsee darf nicht an Flachwasser angelegt werden.
  • Angrenzen an fremde gelegte Ozeanplättchen ist nicht erlaubt.
  • Ozeanplättchen werden anhand der eigenen Seite platziert (Sinkside, Skyside).
  • Die Toxizität auf einem gelegten Plättchen muss sofort auf dem eigenen Tableau markiert wegen.
  • Beim Tauchen wird nur ein Plättchen genutzt, auf dem ein eigenes Schiff steht und kein Erschöpfungsmarker liegt. 


Nach dem Ausspielen der Karte und dem Auslösen aller Folgen betrachtet der Spieler seine Spielsituation. Wie viele Ressourcen sind im Besitz? Wie viel Geld ist vorhanden? Wie viele Schiffe und Türme wurden gebaut? Möchte der Spieler in seinem nächsten Zug auf die Skyside wechseln, um neue neue Rolle im Spiel zu bekleiden? 


Gespielt wird reihum. Möchte ein Spieler unwiderruflich zur"Skyside wechseln, spielt er den Kapitän zum Wechseln aus. Dann folgt er dieser Abfolge: 

  1. Alle Schiffe entladen und die Schiffe verkaufen (Wer zuerst wechselt, bekommt am meisten für seine Schiffe).
  2. Alle gebauten Türme werden in die Schachtel geräumt. Ein Turm auf dem Startfeld bleibt beim Wechsel erhalten.
  3. Das Start-Ozeanplättchen des Spielers in der Tischmitte wird auf die andere Seite gedreht.
  4. Die selbst gebauten Ozeanplättchen werden abgebaut und bleiben als persönlicher Vorrat im eigenen Spielbereich.
  5. In Abhängigkeit der bereits gewechselten Spieler, darf der Spieler nun Ozeanplättchen mit der Rückseite nach oben (Skyside) bauen. Baukosten müssen in Form von Ressourcen gezahlt werden. 


Das Spiel endet, sobald die vor dem Spiel abgezählten Siegpunkte aufgebraucht sind. Dann wird die aktuelle Runde noch beendet und eine letzte Folgerunde gespielt. Es folgt die Schlusswertung (5 Geld = 1 Siegpunkt, 2 Ressourcen = 1 Siegpunkt, Gildenmehrheit = 10 Siegpunkte / 5 Siegpunkte, eigene Toxizität als Minuspunkte). Es gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten. 

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • spannende Verzahnung bekannter Elemente
  • Zwei-Phasen-Spiel mit verschiedener Spielweise erfordert Timing
  • Siegpunkte als Endbedingung
  • starkes Spielmaterial


CONTRA

  • lange Rundenzeiten

MEINUNG

Die Welt hat sich kaputt gemacht. Übrig bleiben wenige Menschen, auf einer Oberfläche nur aus Wasser. Alles was irgendwie schwimmt, wird zusammengefügt zu einer neuen Stadt - Flotilla. Und jeder Spieler hat Anteil am Aufbau. Es gilt nach neuen Ressourcen zu tauchen, sich bei den Gilden beliebt zu machen, die eigene Flotte zu erweitern usw. Ziel ist es, am Ende die meisten Siegpunkte zu generieren. Allerdings endet das Spiel tatsächlich mit der vorher bestimmten Ausgabe einer bestimmten Gesamtsiegpunktzahl, was ein noch unverbrauchtes Element ist.

Das Spiel besteht aus zwei Zeitphasen: Sinkside, Skyside. Beide Phasen spielen auf unterschiedlichen Spielplanseiten und fühlen sich völlig unterschiedlich an. Der Wechsel wird dabei individuell und unumkehrbar bestimmt. Die Spieler entscheiden selbst, wann sie von der Sink- zur Skyside wechseln. Die bereits angelegten Meeresplättchen, auf denen vorher noch getaucht werden konnte, werden nun auf die Stadtbauseite gedreht und müssen neu errichtet werden. Dazu werden Ressourcen und Geld benötigt. Doch ist es tatsächlich nicht immer der Sieger, der auch früh gedreht hat. Man kann auch Skyside-Wechsel gewinnen. Das spricht für die ausgewogene Balance der Mechanismen. Die Vielseitigkeit beeindruckt. Es gibt Plättchen beim Ziehen aus dem Beutel zu entdecken, Ressourcen würfelnd abzubauen, zu handeln und dabei die Preise im Auge zu behalten, die Radioaktivität einzurechnen, das Crew-Deck zu verbessern usw. 

Das gesamte Material ist ansprechend, qualitativ hochwertig und gut durchdacht. Selbst an unterschiedliche Wassertiefen wurde gedacht und so der Anbau der Wasserplättchen aneinander eingeschränkt, wobei hier auch noch Artefakte gesammelt werden können. Einzig die winzigen Marker wurden bemängelt. 

Es sind so viele Details im Spiel versteckt, dass sich allein schon deshalb mehrere Partien lohnen. Allerdings sollte man die Gruppenstärke bedenken. Eine Einführungsrunde mit fünf Spielern kann durchaus drei Stunden dauern und gefühlt noch viel länger werden. Die langen Rundenzeiten lassen damit zunächst auch eher eine Empfehlung für nur drei Spieler zu. 

Die Interaktion zwischen den Spielern ist dabei begrenzt auf die Mechanismen außerhalb des Meeres. Direkter Angriff auf die fremden Felder ist nicht möglich, was aber durchaus positiv in den Testgruppen bewertet worden ist. Eher angezweifelt wurde der Sinn des Sonars (zentraler Sonartracker). Hier fragten sich die einen Spieler, warum sie den für die anderen verbessern sollten, wenn die anderen davon profitieren. Sind das die Siegpunkte wert? Und auch das mitspielende Glück wurde von einigen Strategen angemahnt. Da muss ich allerdings für mich sagen: Ich weiß, dass ich nicht würfeln kann ... und erwarte daher auch nicht zu viel ;) 
 

Fazit: Flotilla ist ein großes Endzeitstrategiespiel, das mit vielen gut miteinander verbundenen Mechanismen glänzt und mit einem innovativen Spielphasenwechsel Kenner- und Expertenspieler für sich zu gewinnen weiß.

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 7/10

EURE REZENSENTIN

GABI

Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester

Eine Rezension vom 29.09.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Strohmann Games
Weitere Fotos: Spielkultisten