REZENSION
FLORAL
- Genre: Karten-/ Legespiel
- Jahr: 2024
- Verlag: Edition Spielwiese
- Autor: James Newman
- Grafik: Anton Firsik
- Personen: 1 bis 5
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 15 bis 25 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 5/10
Blumen-Battle
Aus überlappenden Karten bauen wir uns einen Blumengarten, wobei wir versuchen, jede Runde einen der Aufträge aus der Mitte zu erfüllen. Jeder Auftrag verlangt, dass ich mehr Blumen habe als alle anderen.
REGELN
Ich gestehe, es reicht, die meisten Blumen einer bestimmten Farbe zu haben, aber so klang es dramatischer. In diesem schnellen Kartenspiel erweitern wir jeden Zug unsere Gärten und planen Aufträge, die aber jede Person am Tisch erfüllen kann. Wer hat am Ende die meisten weißen Blumen?
Bereitet den Kartenstapel für eure Personenanzahl vor und gebt allen je drei Karten. In Floral spielt sich jeder Zug bis auf den ersten Zug gleich. Der erste Zug besteht für dich, wenn du an der Reihe bist, einfach darin, eine Karte vor dich zu legen und damit deinen Garten zu starten. Dann legst du verdeckt eine Karte in die Mitte und ziehst zwei Karten. Haben das alle reihum gemacht, werden die Karten in der Mitte aufgedeckt.
Ab dem zweiten Zug musst du mit einer Karte von der Hand deinen Garten erweitern. Jede Karte hat 6 Quadrate (3x2), und beim Anlegen an den eigenen Garten müssen mindestens zwei Quadrate liegender Karten überdeckt werden.
Jetzt schaust du, ob du eine Mission aus der Tischmitte erfüllen kannst. Dort liegen ein paar offene Karten. Auf jeder Karte sind 1 bis 3 Quadrate mit einer weißen Blume markiert. Alle diese Quadrate haben die gleiche Farbe. Liegt eine Karte in der Mitte, so gibt die Farbe unter den weißen Blumen an, was der Auftrag ist. Von dieser Farbe musst du das größte, verbundenen Blumenfeld haben. Sind also z.B. die blauen Quadrate mit einer weißen Blume markiert, brauchst du die größte Fläche aus orthogonal benachbarten blauen Quadraten. Hat jemand anderes am Tisch eine identisch große Fläche oder sogar eine größere, kannst du den Auftrag nicht erfüllen. Kannst du mindestens einen Auftrag erfüllen, so nimm dir einen davon und legen ihn auf deinen Punktestapel.
Egal, ob du dir einen Auftrag genommen hast oder nicht, musst du nun eine Karte als neuen Auftrag offen in die Mitte legen. Dann ziehst du zwei Karten nach und hast wieder drei Karten auf der Hand.
So spielt ihr reihum, bis der Kartenstapel leer ist. Jetzt darf jeder noch eine Karte von der Hand als Auftrag werten, sofern er erfüllt ist. Alle Aufträge aus der Tischmitte werden dann ebenfalls noch jeweils an die Personen, die sie erfüllen, vergeben. Bei einem Gleichstand erhält niemand den Auftrag.
Jetzt zählst du alle weißen Blumen in deinem Punktestapel. Hast du die meisten Punkte, solltest du vielleicht bei „Ab ins Beet“ mitmachen.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- schnell gespielt
- schnell erklärt
- starker Wettkampf
CONTRA
- glückslastig
MEINUNG
Blumen und Natur sind ja seit Jahren beliebte Themen in Brettspielen. Und so habe ich in einer anderen Besprechung schon vom Keukenhof, der riesigen Tulpenausstellung in den Niederlanden gesprochen. Das kann ich hier also nicht noch einmal bringen. Das würde auch gar nicht zu Floral passen, denn dieses Spiel ist eher klein und handlich, nicht riesig. Unsere Gärten sind kompakt, aber wie jeder weiß: Ein kleiner Garten schützt nicht vor Nachbarschaftsstreitigkeiten.
In Floral puzzle ich mir aus überlappenden Karten meinen Garten und versuche dabei größere Blumenfelder als die anderen am Tisch zu haben. Ich muss also immer schauen, was meine Konkurrenz so macht, und das sorgt für ordentliche Reibereien. Und auch wenn ich weiß, dass es eine lachende dritte Person gibt, wenn ich mir mit meinem Nachbarn ein Duell um das größte rote Beet liefere, juckt es mich doch in den Fingern, dem Emporkömmling zu zeigen, wer bei roten Blumen das größte Beet hat.
Floral bietet überraschend viel Wettbewerb für so ein kleines Spiel. Oft schießt man sich nach der Hälfte des Spiels auf bestimmte Farben ein, aber mit etwas Kartenglück kann auch schnell eine andere Farbe ausgebaut werden.
Gerade erwähntes Glück muss man mögen, wenn man Floral mögen möchte. Bei nur drei Karten auf der Hand spielt es schon eine große Rolle, welche Farben ich ziehe, und so manches Mal ziehe ich eben keine passenden Karten, weder für den geplanten Auftrag, noch für meinen Garten. Ich finde dies nicht so schlimm, da die Partien, in denen ich mich hilflos den Karten ausgeliefert fühlte, sich sich wirklich auf ein verschwindend geringes Maß beschränken. Oder vielleicht erinnere ich mich auch nur nicht mehr daran, denn lange gelitten habe ich bestimmt nicht. Mit vier Personen, die alle die Regeln schon kennen, kann man Floral in 10 Minuten spielen.
Aus gerade diesem Grund nehme ich Floral wirklich gerne irgendwohin mit. Es hat kurze Regeln, eine kleine Schachtel und bietet lockeren Spaß, der nicht ganz zufällig ist. Ich sollte aber nicht verschweigen, dass es auch Leute an meinem Tisch gab, denen dies nicht so lag.
Ich mag Floral und die taktische Komponente, die es bietet. Ich kann einen Auftrag das ganze Spiel über auf der Hand behalten oder die entsprechende Karte in meinen Garten einbauen, nur damit ich sie jemand anderen vorenthalte. Bin ich mir sehr sicher, am Ende des Spiels die Mehrheit in einer Farbe zu haben, so kann ich getrost auch an anderen Aufträgen arbeiten. Es werden alle Aufträge am Ende vergeben. Ich riskiere aber eben, dass doch wer anderes mir die Mehrheit bis zum Spielende abjagt.
Das Spielmaterial ist so effizient wie die Regeln von Floral, nur ein Problem hat sich bei vielen Runden aufgetan: wie die Spielkarten als Aufträge zu verstehen sind. Die weißen Blumen sind nicht sehr groß, und es braucht meist mehrere Anläufe, bis alle am Tisch verstanden haben, dass die Blume die benötigte Farbe markiert und die Anzahl der weißen Blumen relevant ist.
Das Bauen mit Hilfe von überlappenden Karten ist nach einem recht langen Schlaf wieder mehr in Mode gekommen. Ich sah diesen Mechanismus zuerst bei Hans im Glücks Die hängenden Gärten (2008), und in den letzten Jahren haben dann Nimalia (Pegasus Spiele, 2023) oder davor Café (Huch!, 2020) diesem Mechanismus (mal mehr, mal weniger anspruchsvoll) wieder etwas Aufmerksamkeit gebracht. Für mich ist Floral eine tolle Ergänzung zu diesem Reigen. Es ist wichtig, was die anderen machen, es ist schnell erklärt, es dauert nicht lange und es macht mir Spaß, auch wenn ich nicht immer die besten Karten ziehe.
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
LUTZ
Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast
Eine Rezension vom 25.03.2025
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Edition Spielwiese
Weitere Fotos: Spielkultisten