REZENSION

FLAMECRAFT

  • Genre: Familien-/ Taktikspiel
  • Jahr: 2022
  • Verlag: Cardboard Alchemy / Lucky Duck Games / im Vertrieb von Asmodee
  • Autor: Manny Vega
  • Grafik: Sandara Tang
  • Spieler: 1 bis 5
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 60 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
  • Taktiklevel: 7/10

Drollige Drachen verzaubern die Stadt

Als Flammenhüter erobern wir die Stadt und bringen Werkeldrachen in die Läden, um mehr und mehr Waren zu produzieren. Dann verzaubern wir die Shops mit erledigten Aufträgen und erfüllen die geheimen Wünsche der einzigartigen Schmuckdrachen.

REGELN

Legt die Spielmatte auf den Tisch und bestückt sie mit den Start-Läden, auf die ihr jeweils eine erste passende Werkeldrachen-Karte legt. Mischt die weiteren Werkeldrachen, legt einen verdeckten Stapel aus und deckt fünf zufällige Drachen auf. Mischt die Verzauberungskarten und deckt ebenfalls fünf zufällige auf. Mischt zudem die Schmuckdrachen. Jeder erhält drei zufällige Werkeldrachen und zwei Schmuckdrachen auf die Hand. Von den Schmuckdrachen sucht sicher jeder eine Karte aus und legt die andere zurück.

Bildet nun noch einen Nachziehstapel an neuen Läden. Nehmt dazu je einen Laden jeder Sorte und mischt diese mit vier weiteren zufälligen Läden zu einem Stapel. 

Jeder erhält eine Übersichtskarte und einen Drachen in der Spielerfarbe. Los geht‘s!

Bist du am Zug, besuchst du mit deiner Drachen-Figur einen der Läden. Dazu wird die Drachenfigur zum Laden gestellt. Einen Laden, der bereits gerade von anderen Drachen besucht wird, darfst du nur ansteuern, wenn du jedem dort stehenden Drachen-Besitzer eine Ware aus deinem persönlichen Vorrat schenken kannst. Waren gibt es in sechs verschiedenen Sorten.

Im gewählten Laden gibt es nun zwei Optionen, von denen du eine wählst:
(A) Sammeln: Das bedeutet, du erhältst neue Waren, und zwar die des Ladens (Symbol oben links) sowie jedes dort in den maximal drei Slots ausliegenden Werkeldrachen. Danach darfst du, wenn du möchtest, und noch ein freier Platz im Laden vorhanden ist, einen Werkeldrachen ausspielen, um die auf dem Feld angegebene Belohnung (z.B. Münze, Punkte, Schmuckdrachen) zu erhalten. Dazu muss das Symbol des Werkeldrachens mit dem des Feldes, auf das er gespielt wird, übereinstimmen. Ebenfalls optional darf beim Sammeln dann noch eine Flammen-Funktion eines (!) dort ausliegenden Werkeldrachens genutzt werden, z.B. um eine neue Drachenkarte zu ziehen, zusätzliche Ressourcen zu erhalten oder ausliegende Drachen zu vertauschen. Jede Werkeldrachen-Art (Farbe) hat stets identische Fähigkeiten. Und zu guter Letzt darfst du, falls möglich und vorhanden, auch noch die individuelle Fähigkeit des Shops nutzen.

Sollte ein Laden komplett mit Werkeldrachen-Karten belegt sein, wird ein neuer Shop ausgelegt, zunächst noch verdeckt.

(B) Verzaubern: Zahle die Ressourcen einer ausliegenden Verzauberungskarte in den Vorrat (Münzen sind Joker) und lege die Karte über den Shop, den du gerade mit deinem Drachen besuchst. Das Symbol der Verzauberung muss dem des Ladens entsprechen. Dafür erhältst du die Belohnung der Verzauberung (Punkte, neue Karte etc.). Mit jeder Verzauberung erhöhst du die Anzahl an Ressourcen, die dort fortan gesammelt werden können. Verzauberst du einen Laden, darfst du zudem jeden (!) dort ausliegenden Werkeldrachen einmal nutzen, um seine jeweilige Flammen-Fähigkeit auszuführen.

Jederzeit kannst du in deinem eigenen Zug einen Schmuckdrachen mit Sonnen-Symbol ausspielen. Schmuckdrachen zeigen geheime Aufgaben, die du für Punkte erfüllst. Schmuckdrachen mit Mond-Symbol werden hingegen erst bei der Schlusswertung berücksichtigt.

Am Ende des eigenen Zuges darfst du maximal sechs Werkeldrachen auf der Hand und von jeder Sorte maximal 7 Ressourcen besitzen. Lege ggf. Drachen oder Waren ab. Erst am Ende des Zuges wird dann auch die Kartenauslage auf der Spielmatte nachgefüllt bzw. ggf. ein neu ausgelegter Shop aufgedeckt und so die Stadt erweitert.

Spielende: Wurde die letzte Schmuck- oder Werkeldrachenkarte aufgedeckt, hat jeder noch genau einen Zug. Bei der Schlusswertung bringt jede noch übrige Münze einen Siegpunkt, außerden werden jetzt eventuell noch auf der Hand befindliche Schmuckdrachen gewertet. Wer danach die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

Variante: Mit den Gefährten erhält jeder eine individuelle Fähigkeit, die einmal pro Spiel genutzt werden kann.

Das Spiel bietet zudem eine Solo-Variante, die im Rahmen dieser Rezension jedoch nicht getestet wurde.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • gemeinsames Engine Buildung in einem kompetitiven Spiel
  • taktisches Ressourcenmanagement
  • wunderschöne Ausstattung auch in der Retail-Version
  • witzige Anspielungen bei den Drachen- und Shop-Namen


CONTRA 

  • auf lange Sicht recht ähnlicher Ablauf
  • teilweise längere Wartezeiten in Vollbesetzung 

MEINUNG

Als ich Flamecraft das erste Mal sah, wusste ich zugegebenermaßen noch nicht so richtig, was ich von dem Spiel halten sollte. Ist das gar ein Kinderspiel? Man könnte von der Optik darauf schließen. Direkt vorweg: Nein, es ist kein Kinderspiel, auch wenn Kinder ab ca. 10 Jahren (erfahrene Spieler auch schon ab 8) gut mitspielen können. Flamecraft ist ein Familienspiel, ja, man könnte es auch als einfaches Kennerspiel einsortieren, trotz Bonbon-Optik.

Die Optik trägt hier tatsächlich dann aber auch wesentlich zum Charme des Spiels bei. Die mit knapp über 30 Euro vergleichsweise günstige Retail-Version braucht sich dabei nicht hinter der teuren Deluxe-Variante  zu verstecken. Die Holz-Drachen-Figuren sind ebenso niedlich wie die deutlich teureren Miniaturen, und die edle Spielmatte liegt auch bereits der günstigen Version bei. Mit den Ressourcen in Plättchen-Form kann ich da auch gut leben. Die Illustrationen passen perfekt zum Setting, sind sicher nicht jedermanns Sache, liefern aber für alle, die sich auf das Spiel einlassen, eine echt schöne Kulisse. Besonders witzig ist dabei der unterschwellige Humor, der auch gut ins Deutsche übertragen wurde. So kaufen wir zum Beispiel bei "Joko und Glas" oder "Horndrach" ein oder setzen den kleinen Drachen "Cremehild" in die Bäckerei ... Da muss man mehr als einmal schmunzeln.

Spielerisch entpuppt sich Flamecraft dann als ein Mix aus Worker-Placement, Ressourcenmanagement und Engine Buildung. Arbeiter, hier Drachen einsetzen, um Ressourcen zu sammeln, um Aufträge zu erfüllen, um Punkte zu generieren, das ist erst einmal nichts Neues, klar. Aber die Umsetzung ist dann eben doch neu. So stärken wir die Aktionen der Läden durch neue Werkeldrachen und Verzauberungen stetig, und das auch für die Mitspieler. Die Karten- und Ressourcen-Limits sind großzügig bemessen, sodass es nicht allzu schlimm erscheint, wenn ein Kontrahent einem einen Auftrag vor der Nase wegschnappt. Meist gelingt dann recht schnell ein Plan B.

Die große Auswahl an zusätzlich ins Spiel kommende Shops liefert dann auch eine schöne Varianz, die jede Partie mit neuen Aktions- und Auftrags-Kombinationen versieht. Ja, grundsätzlich macht man natürlich schon in jeder Partie irgendwie das selbe, aber es fühlt sich einfach kurzweilig an, und dazu trägt eben das süße Setting sehr gut bei.

Flamecraft erfindet Warentausch-Spiele zwar nicht gänzlich neu, hat aber seinen ganz eigenen Charakter. Der Kniff des gemeinschaftlichen Aufbaus einer Ressourcen-Engine in Verbindung mit einem Wettkampf um Punkte ist echt erfrischend, und die ganze Atmosphäre des Spiels wahrlich zauberhaft. Ja, dieser Zauber zieht auch reine Erwachsenenrunden in seinen Bann. Von mir gibt‘s dafür feurige 8 Kultpunkte, sogar mit Tendenz zur 9 im (gehobenen) Familienspiel-Bereich. 

Tipp: Wenn ihr keine längeren Wartezeiten am Tisch haben möchtet, könnt ihr das Spiel auch bereits sehr gut zu zweit (oder dritt) spielen, ohne dass es an Qualität einbüßt, top!

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/b6doMztfhGo

KULTFAKTOR: 8-9/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 10/10
Spielablauf: 9/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 05.02.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Cardboard Alchemy / Lucky Duck Games / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten