REZENSION

FIVE PEAKS

  • Genre: Familien-/ Taktikspiel
  • Jahr: 2023
  • Verlag: Trefl
  • Autor: Adam Strzelecki
  • Grafik: Adam Strzelecki
  • Spieler: 2 bis 5
  • Alter: ab 9 Jahren
  • Dauer: ca. 45 bis 120 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht 
  • Taktiklevel: 7/10

Deckbau beim Wandertag

An einem sonnigen Herbsttag unternehmen wir eine Wanderung in die Berge, entdecken neue Pfade, sammeln Pilze, Beeren und Kräuter, überwinden zunehmend größere Distanzen und errichten kleine Steinpyramiden beim Erklimmen der Gipfel.

REGELN

Jeder erhält ein eigenes Rucksack-Tableau, auf dem Platz für zehn Ressourcen ist, zudem einen Wanderer, der auf den Parkplatz des Start-Geländeplättchens gestellt wird. Der Startspieler erhält einen Endorphin-Marker, die zweite und dritte Person erhalten jeweils zwei Marker und die vierte und fünfte Person erhalten drei Marker. Zudem erhält jeder ein identisches Set aus 5 verschiedenen Startkarten. 

Gespielt wird reihum. Bist du am Zug, spielst du eine deiner Karten auf deinen persönlichen Ablagestapel und führst die Aktion der Karte aus:

  • Spazieren: Bewege dich von deinem aktuellen Standort um ein Feld entlang der Wege des modularen Spielplans weiter. Durch andere Personen besetzte Felder werden dabei übersprungen und nicht mitgezählt. Auf dem Zielfeld erhältst du die angegebene Ressource (Pilze, Beeren, Kräuter), später auch Tauschmöglichkeiten, um beispielsweise an Aufbewahrungsgegenstände (Säckchen, Gläser, Körbchen) zu gelangen und sie auf freie Felder deines Rucksacks zu legen, oder um ein Gipfelplättchen an die Tafel anzulegen, auf der du dich gerade befindest. Das Anlegen eines Gipfelplättchens liefert dir ein entsprechendes Wanderabzeichen.
  • Marschieren: Wie spazieren, nur dass du zwei Felder weiterziehst. 
  • Entdecken: Lege ein neues Geländeplättchen an die Tafel an, auf der du dich gerade befindest. Es gibt zunächst sechs Waldtafeln, dann folgen vier Bergtafeln und schließlich drei Hochgebirgstafeln. Die neue Tafel bildet dabei über eines ihrer Eckfelder mit einem freien Eckfeld der Tafel, auf der dein Wanderer steht, ein Verbindungsfeld. Erhalte beide Belohnungen dieser verbundenen Felder. Alternativ kannst du mit dieser Karte auch Ressourcen 1:1 in Endorphine tauschen.
  • Erfahrung nutzen: Bezahle die angegebene Anzahl an Endorphinen, um dir eine der fünf Wanderkarten aus dem allgemeinen Angebot zu kaufen. Diese Karte nimmst du sofort auf die Hand und kannst sie ab dem nächsten Spielzug einsetzen. Hinzu gekaufte Karten liefern die bessere Aktionen als die Startkarten, teilweise auch neue Funktionen wie z.B. das Fahrrad, mit dem du auf ein beliebiges Fahrradfeld des modularen Spielplans „springen“ kannst. Alternativ kannst du beliebig viele hinzu gekaufte Wanderkarten aus deinem Deck entfernen, um dafür jeweils 2 Endorphine zu erhalten.
  • Zeltlager: Gib die Kombination an Ressourcen ab, die du auf einer der ausliegenden Panoramakarten siehst. Eine solche Panoramakarte legst du dann vor dir ab. Sie beschert dir Punkte und eine Belohnung (z.B. Endorphine oder auch eine Lagerfeuer-Karte, die wiederum aus einer Auswahl von fünf Karten ausgesucht wird, und dir einen dauerhaften Vorteil oder eine zusätzliche Möglichkeit bietet, um am Spielende an Punkte zu gelangen). Du darfst von jeder Panoramakarten-Stufe nur eine Karte besitzen (1 bis 6). Alternativ nimmst du dir 2 Endorphine aus dem Vorrat. Achtung! Nur durch das Ausspielen der Zeltlager-Karte erhältst du im Anschluss alle bereits ausgespielten Karten zurück auf deine Hand!


Wie eben bereits erwähnt, gelangen im Spielverlauf auch zunehmend mehr Gipfelplättchen mit an die Geländeplättchen. Besuchst du mit deinem Wanderer ein Gipfelplättchen, darfst du einen deiner 5 Steine, die du vor Spielbeginn erhalten hast, auf dem Plättchen ablegen. Die fünf Steine im Wert von 1 bis 3 haben unterschiedliche Größen. Liegt auf einem Gipfel noch kein Stein, kannst du einen beliebigen Stein platzieren. Pro Person darf nur ein Stein auf jedem Gipfel platziert werden, allerdings dürfen andere Personen ebenfalls einen Stein auf einem Gipfel ablegen, auf dem sich bereits ein Stein befindet (oder auch mehrere), dabei muss die Größe der Steine aber im Stapel nach oben abnehmen. Oder anders gesagt: Platzierst du einen Stein, muss dieser kleiner sein als alle anderen dort evtl. schon abgelegten Steine. Viele Gipfelplättchen liefern dir eine sofortige Belohnung, vor allem aber am Spielende Punkte.

Spielende: Das Spiel endet, wenn 2 von 3 Bedingungen eingetroffen sind:

  • Mindestens eine Person hat ihren fünften Stein auf einem Gipfel platziert.
  • Mindestens eine Person hat ein vollständiges Panorama aus sechs Karten-Stufen vor sich ausliegen.
  • Der Stapel mit den Gipfelplättchen für das Hochgebirge wurde komplett geleert, d.h. es wurden fünf Gipfelplättchen ans Hochgebirge angelegt.
  • Wer die Spielende-Bedingung auslöst, führt den eigenen Zug noch zu Ende aus, alle anderen Personen haben dann ebenfalls noch einen finalen Spielzug. 


Bei der Schlusswertung werden nun Punkte gezählt:

  • Jedes Wanderabzeichen (für ein hinzugefügtes Gipfelplättchen) bringt die aufgedruckten Punkte.
  • Die gekauften Panoramakarten liefern die jeweils aufgedruckten Punkte.
  • Lagerfeuerkarten liefern ggf. ebenfalls Punkte für bestimmte Voraussetzungen, z.B. 5 Punkte pro Korb-Ressource im eigenen Rucksack etc.
  • Die platzierten Steine sind der jeweilige Multiplikator für die Punkte auf den Gipfeln, auf denen sie abgelegt wurden, d.h. ein 3er-Stein bringt auf einem 9-Punkte-Gipfel 3x9=27 Punkte.


Alle Punkte werden auf dem Wertungsblatt notiert, und wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

Hinweis: Ihr seht das Spiel auf unseren Fotos mit einer optionalen Spielmatte als Ablagefläche für die Karten. Die Spielmatte gehört nicht zur Standard-Ausstattung des Spiels.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • Wanderfeeling auf dem Spieltisch
  • schöne Mischung aus Deckbau, Wegeplanung und Ressourcenmanagement
  • interessante Aktionsauswahl
  • Wettlauf-Charakter
  • schön illustrierte Karten


CONTRA 

  • Spielplan-Optik fällt gegenüber den Karten ab 
  • etwas zu lang geraten

MEINUNG

Dass Wohlfühlthemen in Brettspielen mittlerweile gut funktionieren, hat Dorfromantik als  Spiel des Jahres 2023 bewiesen. Entschleunigung ist das Zauberwort im ansonsten stressigen Alltag. Und so nimmt uns Five Peaks nun mit auf eine Wanderung und lässt direkt Urlaubsfeeling aufkommen. Insbesondere die Karten sind da, genau wie das Cover, hübsch illustriert. Der modulare Spielplan sorgt für Abwechslung in jeder Partie, das Entdecken neuer Pfade macht neugierig, wenngleich die Optik der Geländeplättchen etwas abfällt gegenüber dem Rest. Da wirken Symbolik und Hintergründe eher wie mit einem alten PC-Zeichenprogramm generiert - funktional, ja, aber an dieser Stelle keine Hingucker-Grafik. Ansonsten ist die Ausstattung des Spiels aber überaus gelungen: Holz-Ressourcen, passende Vorratsschälchen, dicke Pappe, alles bestens, insbesondere, wenn man den vergleichsweise niedrigen Preis für das Spiel berücksichtigt.

Spielerisch wird das Thema dann auch gut aufgegriffen. Über den raffinierten Karten-Aktionsmechanismus entdecken wir neue Landschaften, bewegen uns von Feld zu Feld, sammeln das, was wir da am Wegesrand so finden oder tauschen gesammelte Ressourcen in wertvollere Gegenstände, um uns damit wiederum Zugang zu Gipfeln oder Panoramen leisten zu können. Auch die Endorphine sind als Zahlungsmittel wichtig, denn nur mit den Startkarten kann die Wanderung nicht so effizient gestaltet werden, wie es später mit den hinzu gekauften besseren Aktionskarten geht. Deckbau also, wobei der Glücksfaktor sich auf die Kartenauslage beschränkt. Einmal im eigenen Besitz, bestimme ich selbst über die Abfolge meiner Aktionen und auch den Zeitpunkt, wann ich Karten zurück auf die Hand nehme. Das ist clever gemacht.

Daran gekoppelt wurde dann zum einen das eben schon erwähnte typische Ressourcenmanagement, aber auch eine taktische Wegeplanung. Die Wege werden über die immer größer werdende Auslage an Spielplanteilen zunehmend länger, und da ist es schon gut, wenn man die Möglichkeit besitzt, auch mal mehr als nur zwei Felder weit zu laufen. Auch beim Platzieren der eigenen Steine auf den Gipfeln ist Taktik gefragt: Welche Steingröße (und damit auch welchen Wert) setze ich für welchen Gipfelwert ein? Klar möchte ich mir den 3er-Multiplikator gern für einen 9-Punkte-Gipfel aufheben, aber da kann mir die Konkurrenz einen Strich durch die Rechnung machen, indem sie vor mir vor Ort ist und ich dann vielleicht nur noch kleinere Steine ablegen kann. So entsteht da auch ein Wettlauf-Charakter.

Five Peaks liefert ein stimmiges Gesamtkonzept; ich war überrascht, wie kurzweilig das Wandern über den Spielplan und das Eintauschen der Ressourcen doch sein kann. Zu zweit habe ich dabei etwas mehr Planungsfreiheiten, da weniger Felder auf dem Plan belegt werden. In Vollbesetzung kann es eher vorkommen, dass bestimmte Felder belegt sind, die ich gern selbst ansteuern würde. So ist dann auch immer etwas Timing gefragt.

Als gehobenes Familienspiel würde Five Peaks von mir dann tatsächlich 8 Kultpunkte erhalten, gäbe es nicht eine Sache, die mich letztlich daran hindert, das Spiel immer und immer wieder auf den Tisch bringen zu können: die Spieldauer. Die ist für ein Spiel dieser Art nämlich ziemlich lang geraten und kann auch mal zwei Stunden einfordern, was für ein Familienspiel schon recht viel ist. Von daher ist Five Peaks ein Spiel, das ich ab und zu gern auf den Tisch bringe, aber es müssen sich dann eben auch alle am Tisch die Zeit dafür nehmen (oder ihr verkürzt die Endbedingungen mit Hausregeln). Somit sind es dann, eben aufgrund der etwas ausufernden Spielzeit, in Summe für mich schließlich 7 Punkte - immer noch gut! Wer den Mix aus den Mechanismen interessant findet und auch etwas mit dem weniger aufgeregten Thema anfangen kann, dem kann ich Five Peaks auf jeden Fall ans Herz legen.  

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/_JX1IOkdkuk

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 15.11.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Trefl
Weitere Fotos: Spielkultisten