REZENSION

FEDERFLINK

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Piatnik
  • Autoren: Julien Prothière, Juan Rodriguez
  • Grafik: Jonathan Aucomte
  • Personen: 2 bis 4
  • Alter: ab 7 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 7/10

Selfies auf dem Drahtseil

Twitter heißt zwar längst nicht mehr Twitter, aber gezwitschert wird im Netz dennoch unbeirrt weiter. In das Gezwitscher stimmen auch die Vögel mit ein, zücken ihre Handys aus dem Federkleid und werfen sich in Pose für ein Selfie auf dem Drahtseil. Wem gelingen die besten Schnappschüsse?

REGELN

Drei Holzmasten werden über beide Spielschachtelhälften hinweg gespannt, dazwischen sorgt eine elastische Schnur für straffen Halt. Die jeweils 8 Wuschelmeisen, Langfederfinken und Wellenstare in jeweils vier Farben sind hälftig aufgeteilt in Jungvögel und ausgewachsene Vögel. Von jeder Farbe wird ein Exemplar auf einen Drahtseilabschnitt gesetzt. Die übrigen Himmelsbewohner warten auf den Rändern der illustrierten Holzpfosten auf den Spielboxen.

Die Selfie-Karten in vier Farben werden nach Farbe sortiert und als getrennte Stapel neben dem Spielplan bereit gelegt. Davon erhält jede Person zwei Karten – eine vom Wert 2 und eine weitere vom Wert 3. Die Zahl gibt an, wie viele Vögel ihr später anordnen müsst, um den jeweils auf der Karte genannten Auftrag zu erfüllen.

Wer an der Reihe ist, darf einen beliebigen Vogel nehmen und ihn an eine beliebige Stelle auf dem Drahtseil platzieren. Dies kann entweder ein Vogel vom Rand der Spielschachtel sein oder ein Vogel, der bereits auf dem Drahtseil sitzt und dort oben an eine andere Stelle gerückt wird. Fällt dabei ein Vogel vom Drahtseil, erhalten alle Mitspieler jeweils ein Ei aus dem Vorrat, und die heruntergefallenen Vögel kommen wieder auf den Schachtelrand. Mit diesen Eiern, die ihr in eurem Spielzug in beliebiger Anzahl einsetzen könnt, dürft ihr noch weitere Vögel umsetzen, falls ihr dies möchtet.

Alternativ könnt ihr euch (anstelle einen Vogel zu platzieren) ein Ei aus dem allgemeinen Vorrat nehmen und darüber hinaus optional eine Selfie-Karte von der Hand auf die Ablage legen und eine neue Karte von einem beliebigen Stapel auswählen.

Nachdem eine von beiden Aktionen durchgeführt wurde, lohnt sich ein Blick auf die eigene Selfie-Karte. Sitzen dann nämlich die Vögel in der Anordnung, wie sie auf der Karte vorgegeben ist, auf dem Drahtseil, rufen die glücklichen Personen laut „Selfie!“. Sie zeigen dann zum Beweis, dass sie ihren Auftrag richtig erfüllt haben, die Karte vor und legen sie vor sich ab. Dann wird eine neue Karte gezogen, wobei der Stapel frei gewählt werden kann.

Selbst dann, wenn während des Spielablaufs eine andere Person einen Vogel neu auf dem Drahtseil anordnet, wodurch eine vorgegebene Anordnung auf eurer Selfie-Karte erfüllt wird, gilt die Karte als erledigt. Glück gehabt! Es lohnt sich also, die Bewegungen der Vögel immer genau zu verfolgen, selbst dann, wenn ihr nicht selbst am Zug seid.

Sind entweder alle Vögel vom Schachtelrand auf den Drahtseilen verteilt oder wurden alle Karten von den Stapeln gezogen, endet der erste Teil des Spiels.

Im zweiten Teil macht das versammelte Federvieh dann von seinen Flatterfähigkeiten Gebrauch. Nacheinander zieht ihr einen beliebigen Vogel an dessen Schwanzfeder nach unten, woraufhin sich das Drahtseil elastisch nach unten biegt. Loslassen ... und Abflug! Eure Aufgabe lautet jetzt, dass nur noch ein Vogel auf dem Drahtseil übrig bleibt. Wer das schafft, darf eine Selfie-Karte von der Hand auf den persönlichen Gewinnstapel legen (der verbliebene Vogel macht denn auch den Abflug). Wer keine mehr hat, nimmt sich stattdessen ein Ei. Bleiben mehrere übrig, passiert zunächst nichts und die Spielphase geht so lange weiter, bis sich auf keinem Drahtseilabschnitt mehr ein Vogel befindet. Dann endet die Partie.

Gewonnen hat schließlich derjenige, der die meisten Punkte gesammelt hat. Es zählen die zusammenaddierten Kartenwerte, darüber hinaus gibt jedes Ei einen weiteren Punkt. Die Person mit der höchsten Gesamtpunktzahl gewinnt.

In der kooperativen Variante für 2 bis 4 Personen wird der Spielablauf weitgehend identisch beibehalten, jedoch kommen sechs Smartphone-Plättchen hinzu und es liegen immer drei Karten offen aus (die übrigen bilden den Nachziehstapel, von dem dann Karten nachgezogen werden). Jedes Mal, wenn ihr euch sicher seid, dass in der aktuellen Spielsituation eine Selfie-Karte oder bestenfalls gleich mehrere davon erfüllt sind, löst ihr das Plättchen ein und leitet damit die „Selfie-Time“ ein. Es wird dann geprüft, wie viele Kartenziele tatsächlich erfüllt sind, und die entsprechenden Karten werden abgelegt. So spielt ihr weiter, bis alle Smartphone-Plättchen eingesetzt sind oder bis der letzte Vogel auf das Drahtseil gesetzt wurde. In der zweiten Phase des Spiels („Zeit zu fliegen“) dürfen als Belohnung dafür, dass nur noch ein Vogel auf dem Drahtseil übrig bleibt, zwei Selfie-Karten vom Nachzieh- auf den gemeinsamen Gewinnstapel abgelegt werden. Schafft ihr es, alle Selfie-Karten auf den Gewinnstapel zu legen? Und falls ja, schon in Phase 1 oder erst in Phase 2? 

 GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • schönes Familienspiel
  • 3D-Optik macht auf dem Tisch etwas her
  • mit kooperativem Modus



CONTRA

  • der Wow-Effekt ist irgendwann verflogen
  • manche Vogelarten nicht auf Anhieb unterscheidbar
  • Holzmast kann verrutschen

MEINUNG

Ihr ahnt es bestimmt schon beim Blick in die Bildergalerie: Federflink besticht durch eine eindrucksvolle Tischpräsenz, die maßgeblich von den imposanten Holzmasten mit ihren elastischen Drahtseilen ausgeht. Die bunten Vogelplättchen ergänzen den Look ganz hervorragend und sorgen für große Begeisterung, schon bevor das Spiel beginnt.

Wir versetzen Vögel wahlweise vom Spielschachtelrand aufs Drahtseil oder vom Drahtseil auf einen anderen Mastenabschnitt. Das tun wir in der Hoffnung, möglichst geschickt Selfie-Karten zu erfüllen, die uns eine bestimmte Anordnung vorgeben. Mal gilt es, dass sich fünf Jungvögel nebeneinander auf demselben Drahtseil befinden. Oder es wird verlangt, dass ein ausgewachsener Vogel neben zwei grünen Vögeln sitzt. In einem anderen Fall kommt es darauf an, dass sich zwei pinke Vögel neben demselben Holzmasten, aber auf unterschiedlichen Strängen befinden. Indem wir die Vögel hin und her verschieben, entsteht eine witzige Dynamik, da die Mitspieler gelegentlich ahnen, worauf wir abzielen und uns den Erfolg natürlich nicht gönnen. Das macht für die Dauer der gut zwanzigminütigen Partie durchaus Laune, doch gelegentlich muss man schon genau hinsehen, um bei den dargestellten Karten-Piktogrammen den Unterschied zwischen einem Jungvogel-Wellenstar und einer ausgewachsenen Wuschelmeise auf Anhieb zu erkennen. Die Verwechslungsgefahr hält sich ansonsten aber stark in Grenzen, denn die meisten Aufgaben ermöglichen einen eindeutigen Überblick. 

Federflink sieht also schön aus und besticht durch das tolle Material, nur können die Masten manchmal verrutschen und müssen dann kurzerhand wieder an die richtige Stelle geschoben werden. Als Familienspiel unterhält der Titel gut, wobei das empfohlene Alter ab 7 Jahren tatsächlich eine gute Richtschnur ist, da die Kinder die filigranen Vögel gern mal versehentlich von der Stange schubsen. Die zweite Phase des Spiels, wenn die „Zeit zu fliegen“ gekommen ist, entpuppt sich dann als witzige Ergänzung, auf die man sich in unseren Familienrunden stets freute. Dennoch ist Federflink jetzt nicht unbedingt das Spiel, das wir auf ewig auf den Tisch bringen werden. Dafür hat man sich irgendwann an der Optik sattgesehen, aber bekanntlich verabschieden sich ja auch Vögel regelmäßig für einige Monate und kommen dann wieder zurück. So ist es auch bei einem guten Brettspiel wie Federflink. Vor allem dank der schönen und detailverliebten Aufbereitung gibt es daher für die Kinder-/ Familien-Zielgruppe gute 7 Kultpunkte!

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 04.03.2025

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Piatnik
Weitere Fotos: Spielkultisten