REZENSION

FAST BLAST

  • Genre: Kartenspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autorin: Peggy Brown
  • Grafik: Stumpt Workshop
  • Spieler: 2 bis 6
  • Alter: ab 7 Jahren
  • Dauer: ca. 15 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 6/10

Tempo, kecke Schnecke!

Schnecken sind für gewöhnlich nicht als die allerschnellsten Tiere bekannt. Doch bei Fast Blast ist alles anders. Gespielt wird hier klassisches Mau-Mau – aber alle müssen gleichzeitig ihre Karten loswerden und sollten sich möglichst nicht „schnecken“ lassen. Wer bringt seinen Kartenstapel als Erstes auf Null?

REGELN

Die 156 Karten mit Zahlenwerten von 1 bis 9 in vier Farben werden gemischt. Jede Person erhält 20 Karten und legt vier davon offen nebeneinander in einer Reihe vor sich ab. Die übrigen werden als persönlicher Nachziehstapel bereit gelegt. Alle Karten, die dann noch übrig bleiben, kommen als allgemeiner Kartenstapel etwas abseits beiseite.


Von diesem Stapel wird nun eine Karte offen in die Tischmitte gelegt, woraufhin das wilde Kartendreschen seinen Lauf nimmt. Wie beim Klassiker Mau-Mau muss bei jeder neu abgelegten Karte entweder die Zahl oder die Farbe mit der obersten Karte auf dem Ablagestapel übereinstimmen. Da alle Spieler gleichzeitig versuchen, ihre Karten loszuwerden, kann man sich die extreme Dynamik beim Ausspielen der Karten lebhaft vorstellen. Immer dann, wenn man eine oder mehrere Karten losgeworden ist, darf man wieder Karten vom persönlichen Kartenstapel nachziehen, sodass sich wieder vier Karten offen in der eigenen Reihe befinden, von denen man gleich wieder welche ausspielen kann. Das Spielziel: Alle 20 Karten möglichst schnell ausspielen.


Als Besonderheit gibt es dann noch die Kecke-Schnecke-Karten. Werden die ausgespielt, beginnen reihum alle Spieler zu zählen, bis die auf der Karte genannte Zahl erreicht ist. Derjenige Spieler muss nun entweder den „Angriff“ abwehren, indem er eine Karte mit dem soeben ausgerufenen Wert ausspielt, woraufhin sich das Spiel umgehend fortsetzt. Oder er spielt eine weitere Kecke-Schnecke-Karte aus und das Zählen beginnt von Neuem. Wer beides nicht kann, wird „geschneckt“ und muss so viele Karten vom allgemeinen Stapel ziehen, wie es dem Kartenwert entspricht. 


Wer seinen persönlichen Kartenvorrat auf Null gebracht hat, gewinnt das Spiel. 


Das Spiel bietet noch zu wenig Herausforderung? Dann ändert die Regeln dahingehend, dass ihr immer dann, wenn ihr „geschneckt“ wurdet, alle Karten vom Ablagestapel nehmen müsst.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • Mau-Mau in rasend schnell
  • in Nullkommanichts erklärt ...
  • ... und dadurch für alle sofort zugänglich


CONTRA

  • zu zweit eine trockene Angelegenheit ...
  • ... und ab fünf Spielern wird's zu chaotisch
  • Karten können im Eifer schon mal knicken

MEINUNG

Hektikspiele sind bekanntlich nicht jedermanns Sache. Wir für unseren Teil haben in letzter Zeit eher gemäßigte Genrevertreter wie Kites (das Spiel mit den Sanduhren, die nicht stillstehen dürfen und die deshalb durch das Ausspielen von Farbkarten ständig umgedreht werden) auf den Tisch gebracht. Das ist zwar auch hektisch, senkt durch den entschleunigten Spielverlauf, bei dem die Spieler abwechselnd an der Reihe sind, aber deutlich das Tempo – ganz im Gegensatz zu Fast Blast.

Im Kern handelt es sich hier um Mau-Mau, also um einen wahren Kartenspiel-Dinosaurier, aber im Unterschied zum besagten Oldie wird hier gleichzeitig gespielt, woraus sich eine extreme Dynamik ergibt. Die Turbulenz kann man sicherlich schnell erahnen: Auf eine offen ausliegende gelbe 4 lege ich eine gelbe 7 und eine gelbe 8, gefolgt von einer roten 8, auf die mein Mitspieler umgehend eine violette 8 pfeffert. Dann geht’s in Sekundenbruchteilen weiter: Ein anderer Spieler legt darauf die violette 1 ab, ich zücke die blaue 1 und die blaue 4, zack, zack, zack – das alles blitzschnell innerhalb weniger Sekunden. Man muss schon sehr schnelle Reflexe haben, um seinen Mitspielern Paroli zu bieten.


Zu zweit ist Fast Blast ein eher bissarmes Vergnügen, da man ja stets die Kartenauswahl des Gegenübers im Blick behalten kann und somit seine eigenen Karten behutsam ausspielen sollte, um dem Mitspieler keinen unnötigen Vorteil zu bieten. Nervig fallen beim Spiel zu zweit auch die Kecke-Schnecke-Karten aus, denn ich weiß schon beim Ausspielen, dass bei geraden Zahlen ich selbst in der Gefahr stehe, „geschneckt“ zu werden und bei ungeraden Werten mein Gegenüber. Der Spielablauf gerät zudem gelegentlich ins Stocken, wenn die Situation eintritt, dass keiner von beiden eine Karte ausspielen kann, sodass eine Karte vom Nachziehstapel gezogen werden muss, um die Partie fortzuführen. Deshalb ist Fast Blast sicher kein Spiel zu zweit, obwohl es als solches natürlich mechanisch funktioniert.

Umgekehrt ist Fast Blast mit fünf oder sechs Leuten ganz eindeutig zu hektisch. Da jeder nur darauf wartet, seine Karten loszuwerden und sich die obenauf liegende Karte blitzschnell ändert, kommt es zu einer extremen Schnelligkeit beim Ausspielen der Karten, und leider bleiben dann auch geknickte Karten im Eifer der Hektik keine Seltenheit. Hinzu kommt der nervige Umstand, dass die Farben und Zahlen so schnell wechseln, dass man die aktuell obenliegende Karte kaum erfassen kann, weil es schlicht zu schnell geht. Somit liegt die optimale Besetzung wohl dazwischen, also bei 3 bis 4 Personen.

Ob Fast Blast etwas für euch ist, entscheidet nicht zuletzt euer Spielgeschmack. Wer schon andere Hektikspiele nicht mochte, wird wohl auch um Fast Blast einen großen Bogen machen. In Familienrunden kann das Spiel (wie in unserem Falle) jedoch durchaus zünden. Nur müsst ihr euch darüber im Klaren sein, dass die Grenzen zwischen „schnell“ und „ZU schnell“ fließend sind. Aber es muss ja nicht immer Ligretto sein ... 

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 08.01.2025

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Schmidt Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten