REZENSION

FARAWAY

  • Genre: Karten-/ Taktikspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: KOSMOS
  • Autoren: Johannes Goupy, Corentin Lebrat
  • Grafik: Maxime Morin
  • Personen: 2 bis 6
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 25 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 6/10

Alula He!

In diesem Kartenspiel entdecken wir den geheimnisvollen, vom Nebelmeer umgebenen Kontinent Alula, der stetigem Wandel ausgesetzt ist. Unsere Expedition will gut geplant sein, denn am Ende laufen wir unseren Weg durch die Regionen rückwärts ab. Gesammelte Heiligtümer können da eine gute Unterstützung sein.

REGELN

Mischt die Regionen- und Heiligtum-Karten. Deckt von den Regionen eine Karte mehr auf als Personen am Spiel teilnehmen. Zieht zudem drei zufällige Regionen auf die Hand (in einer taktischeren Variante wählt ihr drei aus fünf Karten aus). 

Gespielt werden 8 Runden. In jeder Runde wählt ihr eine Handkarte aus und legt sie verdeckt vor euch. Deckt dann alle gleichzeitig eure gewählte Karte auf.

Die Regionen gibt es in vier verschiedenen Landschaftsarten (Farben), entweder mit Tag- oder Nachtsymbol und einer Zahl von 1 bis 68 (jede Zahl ist einzigartig). Oben rechts finden wir teilweise Symbole (blauer Stein, rote Schimäre, grüne Distel), die wiederum wichtig sein können für die Wertungsbedingungen einer Karte. Diese finden wir unten auf jeder Karte, teilweise an gewisse Symbol-Voraussetzungen geknüpft. Manche Karten liefern Punkte ohne jede weitere Vorgabe, andere für bestimmte Kartenfarben, Sets, Symbole, Tag-/ Nacht-Karten etc. Die Punkte werden am Spielende verteilt.

In aufsteigender Zahlen-Reihenfolge der neu ausgespielten Karten sucht ihr euch am Ende eures Zuges eine neue Karte aus dem Angebot aus und nehmt sie auf die Hand. Die übrig gebliebene Karte des Angebots wird am Rundenende abgelegt, dann werden neue Karten aufgedeckt, wieder eine mehr als Personen teilnehmen.

Ab der zweiten Runde kommt nun ein neues Element ins Spiel: die Heiligtümer. Legt eure neu ausgespielte Karte immer rechts an eure zuletzt ausgespielte Karte an. Ist der Wert der neuen Karte höher als der Wert der zuletzt gespielten Karte, gibt es als Belohnung eine Heiligtum-Karte. Für jedes Schatzkarten-Symbol auf bereits von dir ausgespielten Karten ziehst du ein weiteres Heiligtum. Suche dir von den erhaltenen Heiligtümern nun genau eine Karte aus und lege sie offen vor dich, etwas separiert von deinen Regionen-Karten. Die anderen Heiligtümer kommen zurück unter den Stapel.

Spielt auf diese Weise, bis jeder 8 Regionen-Karten in einer Reihe vor sich ausliegen hat. Dreht diese Karten nun auf ihre Rückseite. Die eventuell gesammelten Heiligtümer bleiben dagegen offen ausliegen.

Jetzt läuft jeder den eigenen geplanten Weg rückwärts ab. Deckt also zunächst eure hinterste (zuletzt gespielte) Regionen-Karte auf und handelt ihre Wertungsbedingung ab. Wichtig: Um die Bedingung bzw. Voraussetzung dieser Karte zu erfüllen, stehen nur die Karte selbst und die offenen Heiligtümer zur Verfügung. Alle anderen Karten liegen ja noch verdeckt aus und zählen somit nicht mit. Wiederholt dies nun (von rechts nach links) mit jeder weiteren Region. So erhöht ihr mit jeder weiteren Karte die Möglichkeiten, passende Symbole und Farben vorweisen zu können, um Wertungsbedingungen zu erfüllen, denn zunehmend liegen mehr Karten offen aus. 

Wertet zum Schluss auch noch die eventuell vorhandenen Wertungsbedingungen der Heiligtümer. Addiert alle Punkte. Wer die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • innovatives Set-Collecting
  • superschnell vorbereitet und ebenso schnell gespielt


CONTRA 

  • mitunter sehr glücksabhängig
  • in Vollbesetzung wird die Festlegung der Reihenfolge etwas unübersichtlicher

MEINUNG

„Die nächste Fahrt geht rückwärts!“ – Na, klingelt’s da bei euch auch gleich im Nostalgie-Zentrum des Gehirns? Dieser magische Kirmessatz aus Kindheitstagen, kurz bevor der „Musik-Express“ rückwärts losbrettert und man denkt, man wird gleich Teil eines Tornados – genau DER! Und jetzt stellt euch vor, dieser Satz ist nicht nur Karussell-Soundtrack, sondern auch das Motto von Faraway, einem Kartenspiel, das auch für Schwindelgefühle sorgt, dank Denk-Knoten im Kopf.

Auf den ersten Blick denkt man: „Joa, klassisches Set-Collecting. Kenn ich, kann ich.“ Karten sammeln, Punkte für Farben, Symbole, hier für Steine und Disteln, Ressourcen sammeln – das Übliche eben. Doch dann kommt Faraway mit einem fiesen Zwinkern um die Ecke: „Haha, alles rückwärts!“ - und schon gerät das Gehirn ins Grübeln. Gewertet wird von hinten nach vorne. Die Karten, die du zuerst gelegt hast, sind beim Punktesegen weiter hinten liegender Karten so hilfreich wie ein kaputter Taschenrechner im Mathe-Abi. Sie verschwinden im berüchtigten Nebel der Vergangenheit. Piff, paff, puff – weg sind sie, zumindest zunächst.

Das heißt: Wenn du denkst, du hast ein super Farbset aufgebaut, das dir mit der letzten Karte die dicke Punkteladung bringt – tja, Pech gehabt. Die letzte Karte schaut sich nur an, was davor kommt. Also nix. Das ist wie bei einem Bewerbungsgespräch, bei dem nur zählt, was du nach dem Gespräch noch so draufhattest.

Was lernen wir daraus? Karten mit hohen Anforderungen schön früh spielen – damit die späteren Karten das überhaupt erfüllen können. Klingt logisch, macht man aber trotzdem erst mal gern falsch. Reflexe und Gewohnheiten sind eben hartnäckige Biester. Dazu kommt: Man weiß ja vorher nie, welche Karten man noch bekommt – da mischt Glück munter mit.

Mit sechs Personen dauert’s ein bisschen länger, bis ihr in jeder Runde eure Zahlen sortiert habt, bei zwei Personen ist die Auswahl eher mau – vier Leute scheint hier der Sweetspot zu sein. Nicht zu viel, nicht zu wenig, genau richtig. Grundlegend funktioniert das Spiel aber mit jeder Personenzahl.

Und keine Sorge, ihr seid nicht völlig dem Glück ausgeliefert. Mit niedrigen Zahlen kommt man früher dran – strategisch Gold wert. Und dann gibt’s da noch die Heiligtümer – die Karten, die am Ende immer gewertet werden, weil sie offen ausliegen. Wie die VIPs der Punktekarten. Die lässt man nicht draußen im Regen stehen.

Eine gute Balance ist gefragt – und ja, ein bisschen Glück auch. Manchmal läuft alles rund, man fühlt sich wie ein Karten-Ninja. Und manchmal schaut man am Ende auf seine Auslage und denkt sich: „Toll. Ein bunte Welt ohne Punkte.“ Macht aber nix! Faraway ist nämlich flott gespielt und lädt direkt zur Revanche ein. In 20 bis 30 Minuten ist alles erledigt – und die nächste Fahrt kann direkt wieder rückwärts gehen.

Dass Faraway zum Kennerspiel des Jahres 2025 nominiert wurde? Kann ich voll unterschreiben. Regeln: relativ leicht. Spieltiefe: ordentlich. Der Rückwärts-Mechanismus? Herrlich verwirrend. Mein Urteil: 8 Kultpunkte! Und das ist bei mir immer schon fast wie ein Heiligtum.

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/wICdzeKmx10

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 25.05.2025

Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten