REZENSION

EVACUATION

  • Genre: Strategiespiel
  • Jahr: 2024 (deutsche Ausgabe)
  • Verlag: Pegasus Spiele (deutsche Ausgabe) / Delicious Games
  • Autor: Vladimír Suchý
  • Grafik: Michal Peichl
  • Spieler: 1 bis 4
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Dauer: ca. 60 bis 150 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: hoch
  • Taktiklevel: 9/10

Umzugsstress dank Ausverkauf

Das Ende sämtlichen Lebens auf der Erde droht, doch es gibt Hoffnung. Ein neuer Planet wurde entdeckt, auf den wir umsiedeln können. Lasst uns also die Alte Welt evakuieren und noch einmal neu beginnen! Wer die besten Plätze zum Siedeln belegen möchte, muss sich allerdings beeilen und zudem gut mit den knappen Ressourcen haushalten!

REGELN

Der Spielplan zeigt, getrennt voneinander, die beiden Planeten. Belegt den alten Planeten mit euren persönlichen Produktionsstätten. Legt außerdem die Fortschrittsmarker auf den Beginn der Fortschrittsleiste: ab drei Personen sind beide Bahnen aktiv, im Spiel zu zweit bewegt ihr euch nur auf einer Bahn.

Nehmt euch jeweils ein eigenes Spieltableau, das ebenfalls unterteilt ist in beide Planeten. Belegt die Technologie-Felder in beliebiger Reihenfolge mit den passenden Plättchen eines zufälligen Technologie-Sets. Legt die Produktionsmarker auf der Neuen Welt auf das Feld 0 der Produktionsleiste. Im Spiel produziert ihr Energie, Nahrung und Stahl, immer getrennt voneinander auf der Neuen und der Alten Welt. Ihr dürft die Ressourcen nicht beliebig tauschen, sondern müsst sie immer von der Welt verwenden, auf der ihr sie benötigt. Erhaltet zudem ein Start-Stadion, das ihr zur Alten Welt legt.

Legt vier Bonuskarten als offenen Stapel neben die Rundenübersicht. Gespielt werden (maximal) vier Runden. Im Wettrennen-Modus, der der Standard-Modus ist, kann das Spiel vorzeitig beendet werden. Alternativ gibt es einen Punkte-Modus über volle vier Runden.

Jede Runde (thematisch: jedes Jahr) besteht aus 7 Phasen:

(1) Einkommen:
Erhaltet auf der Alten Welt so viele Ressourcen, wie es die farbigen Symbole auf euren Produktionsplättchen anzeigen (Bevölkerung und Fabriken). Erhaltet so viele Ressourcen auf der Neuen Welt, wie es eure Produktionsmarker vorgeben. In dieser Phase müsst ihr eure Bevölkerung ernähren, wie es die Tabelle auf dem Spielplan anzeigt. Zahlt von der entsprechenden Welt die angegebene Anzahl an Nahrung. Könnt ihr die Nahrung nicht vollständig aufbringen, müsst ihr euch für jede fehlende Nahrung einen Strafmarker nehmen. Den gibt es später auch, wenn ihr die vorgebene Anzahl an Unterhaltungsstätten („Stadien“) auf der Neuen Welt nicht erfüllt.

(2) Aktionen:
Führt in Spielerreihenfolge reihum immer eine Aktion aus, bis ihr passt. Legt dazu eine Aktionskarte an den entsprechenden Slot der Aktionsübersicht eures Tableaus. Ab der vierten Karte an einem Slot müsst ihr für jede Karte eine Energie bezahlen. Für jede Aktion bewegt ihr auch euren Aktionsmarker ein Feld weiter. Ab der dritten Aktion werden auch hier Energiekosten fällig. Der Fortschritt auf der Fortschrittsleiste bestimmt dabei, von wo Energie bezahlt werden muss (von der Alten Welt / von beiden Welten / von der Neuen Welt).

Als mögliche Aktionen erhaltet ihr Ressourcen, die ihr einer beliebigen Welt zuordnet, ihr könnt Ressourcen innerhalb einer Welt tauschen, ihr könnt Technologien (zunächst der Stufe 1) entwickeln, um Sofort- oder dauerhafte Vorteile freizuschalten. Wurde eine Technologie der Stufe 1 aktiviert, kann zukünftig auch mit dem Erschließen der nächsthöheren Technologie begonnen werden. Ab Stufe 2 kostet die komplette Entwicklung immer zwei Technologie-Aktionen.

Ihr könnt ein Stadion aus der offenen Auslage kaufen und zahlt die Kosten dafür von der Welt, auf der ihr es errichtet. Beachtet, dass ein Stadion nur auf der Neuen Welt beachtet wird. Dennoch kann es zunächst auf der Alten Welt gebaut werden, falls die Ressourcen gerade dort vorhanden sind. Ihr könnt so ein Stadion dann später auf die Neue Welt umsiedeln.

Gleiches geht auch mit den Fabriken. Ihr bereitet eine Fabrik vor, indem ihr einmal die Ressource der Fabrik zahlt und legt das Plättchen dann auf die entsprechende Seite eures Tableaus, von der ihr die Ressource gezahlt habt. Fabriken werden zum Siedeln auf der Neuen Welt benötigt, werden also idealerweise direkt hier vorbereitet, können aber auch im Nachhinein umgesiedelt werden.

Gegen Bezahlung von 1 Nahrung aus der Neuen Welt könnt ihr Bevölkerung klonen. Legt zwei eurer Marker auf die Neue Welt eures Tableaus. Auch Bevölkerung wird zum Siedeln benötigt.

Mit jeder Infrastruktur-Aktion könnt ihr entweder eine der offenen Karten auf die Hand nehmen oder eine Karte ausspielen. Bezahlt diese Karte von der Neuen Welt. Erfüllt ihr die Vorgabe einer ausgespielten Karte durchs Besiedeln der Neuen Welt, gibt es dafür entsprechende Schritte mit den Produktionsmarkern auf dem eigenen Tableau.

Ihr könnt ein Raumschiff bauen, indem ihr die Kosten dafür bezahlt und es dann auf die Seite eures Tableaus legt, von der die Ressourcen stammten. Raumschiffe sind grundlegend auf der Alten Welt besser aufgehoben, denn von hier können sie in der Transport-Phase Sachen zur Neuen Welt übersiedeln.

Um ein Produktionsfeld auf der neuen Welt zu besiedeln, benötigt ihr dafür Bevölkerungsmarker und / oder vorbereitete Fabriken auf der Neuen Welt. Ein Produktionsfeld muss immer vollständig besiedelt werden. Das Ansiedeln von Bevölkerung kostet pro Produktionssymbol 1 Stahl von der Neuen Welt. Als Belohnung gibt es dann jeweils einen Fortschritt auf der Produktionsleiste, manchmal auch gleich 2 oder 3 Schritte. Fabriken bringen beim Ansiedeln einen Schritt mit dem Marker, der der Ressourcenart der Fabrik entspricht. Beim Besiedeln sind dann teilweise auch die Positionen der eigenen Fortschrittsmarker wichtig. Manche Produktionsfelder verlangen bestimmte Symbole, die mit den Markern auf der Fortschrittsleiste belegt sein müssen. Auch schalten die Marker zunehmend mehr Regionen auf der Neuen Welt frei, die besiedelt werden dürfen.

Kann oder möchte niemand mehr Aktionen ausführen, ist diese Phase beendet.

(3) Transport:
Nun dürft ihr eventuell erworbene Raumschiffe, die an eurer Alten Welt anliegen, befüllen - mit Ressourcen, teils auch Fabriken und / oder Stadien von der Alten Welt, wie auf dem Raumschiff angegeben. Zudem evakuiert jedes Raumschiff auch ein oder zwei Produktionsstätten von eurer Alten Welt. Das Evakuieren liefert euch, je nach Plättchen, eine vorbereitete Fabrik oder zwei Bevölkerungsmarker auf der Neuen Welt, allerdings steht die Produktionsstätte dann nicht mehr auf der Alten Welt zur Verfügung, sodass euer Einkommen dort in zukünftigen Runden sinkt. Dennoch ist es wichtig, die Alte Welt zu evakuieren, damit ihr am Ende den Strafen entgeht.  Die Raumschiffe bewegen sich nur gegen Bezahlung von Energie (in der vorgegebenen Menge) zur Neuen Welt bzw. von dort, in der nächsten Runde, für genau 1 Energie zurück zur Alten Welt.

(4) Zugreihenfolge:
Bestimmt eure Zufriedenheit, indem ihr eure aktivierten Smiley-Symbole auf Technologien und / oder Stadien zählt. Wer die höchste Zufriedenheit aufweist, wird Startspieler. Bei einem Gleichstand tauschen die Beteiligten die Plätze auf der Reihenfolge-Leiste.

(5) Fortschritt:
Zählt die Werte eurer belegten Aktions-Slots zusammen (1 bis 4 Machtpunkte pro gewählter Aktion). Zieht eure Fortschrittsmarker in beliebiger Aufteilung entsprechend viele Felder auf der Fortschrittsleiste nach vorn. Erhaltet ggf. die Belohnung des Zielortes. Achtet darauf, dass sich zwischen euren Markern maximal ein Wendepunkt befinden darf. Wendepunkte erweitern eure Siedlungsfähigkeiten, evakuieren Produktionsstätten der Alten Welt im Meer und liefern zeitverzögert dafür Schritte auf der Produktionsleiste der Neuen Welt, sie bestimmen auch die Welt, von der Energiezahlungen erlaubt sind. Ist ein Feld besetzt, ist es blockiert. Notfalls müsst ihr auf die Parkspur ausweichen, die euch jedoch keine Boni liefert.

(6) Bonus:
Erhaltet den Bonus der Bonuskarte, wenn eure Machtpunkte die Vorgabe der Karte erfüllen. Im strikten Modus müssen die Machtpunkte aus der Aktionsphase exakt eine der beiden Summen ergeben, um den Bonus zu erhalten, im großzügigen Modus darf eure Summe höchstens einer der beiden vorgegebenen Werte erreichen, um einen Bonus mitzunehmen. Boni können Ressourcen oder auch zusätzliche Aktionen sein.

(7) Jahresende:
Entfernt alle Aktionskarten von eurem Tableau, entfernt jeweils das rechte Stadion, das rechte Raumschiff und die rechte Infrastruktur aus der Auslage, rückt die anderen Karten nach und deckt jeweils eine neue auf.

Spielende: Nach Runde 4 oder vorzeitig, wenn jemand alle drei Produktionsmarker mindestens auf den Wert von 8 gesteigert sowie drei Stadien in der Neuen Welt errichtet hat, endet das Spiel. Für jedes im Spiel erhaltene Straftplättchen sowie jede bis jetzt nicht evakuierte Produktionsstätte auf der Alten Welt rückt ihr euren niedrigsten Produktionsmarker um ein Feld nach unten. Die Person mit der höchsten Zufriedenheit erhält zwei Bonusplättchen, die Zweitplatzierte ein Bonusplättchen; im Spiel zu zweit wird nur ein Bonusplättchen an die Person mit der höheren Zufriedenheit verteilt. Diese Bonusplättchen erhöhen den niedrigsten Produktionsmarker wieder um ein Feld. 

  • Erfüllt nach dieser Anpassung nur eine einzige Person die Endbedingung, hat sie gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt die Person mit der höheren Zufriedenheit. 
  • Erfüllt niemand nach dieser Anpassung die Endbedingung, gewinnt die Person, deren niedrigster Produktionsmarker höher liegt. Bei einem Gleichstand entscheidet erneut die Zufriedenheit über den Sieg.


Varianten: 

  • Ihr könnt das Spiel alternativ im Punkte-Modus spielen. Dann erhaltet ihr am Spielende Siegpunkte für verschiedene Sachen; ein vorzeitiges Ende ist dann nicht mehr möglich. Wer die meisten Siegpunkte sammeln konnte, gewinnt.
  • Zudem könnt ihr auch Aktionskarten auf die Hand ziehen und mit der beschrifteten Seite verwenden. Eine solche Karte kann dann in der Aktionsphase ausgespielt werden, um ihre individuelle Aktion nutzen zu dürfen. Die Machtpunkte befinden sich direkt auf der Karte. Alternativ kann jede Karte auch wie gewohnt ans eigene Tableau gespielt werden, um eine fest vorgegebene Aktion nutzen zu dürfen.


Das Spiel bietet zudem zwei kleine Erweiterungsmodule und einen Solo-Modus, der im Rahmen dieser Rezension jedoch nicht getestet wurde.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • interessantes, thematisch gut eingebettetes Ressourcenmanagement
  • schöne Verzahnung der Aktionen
  • Wettrennen-Charakter
  • ideal für Expertenspieler, die gern Spielzüge durchdenken und im Voraus planen
  • schöne Gestaltung


CONTRA

  • teilweise etwas verwirrende Symbolik
  • erhöhte Downtime mit Grüblern

MEINUNG

Ach ja, Backups sind ja im Allgemeinen etwas Feines, geben sie einem doch eine gewisse Sicherheit im Leben. Ein ganzer Backup-Planet ist da sicher ein High-End-Gedanke, in den heutigen Zeiten doch sehr reizvoll - einfach noch einmal von vorn beginnen, besser ohne die alten Fehler. Dass Umzüge immer mit einem gewissen Logistik-Stress verbunden sind, zeigt sich auch bei Evacuation. Der mehr oder weniger unfreiwillige Umzug auf den neuen Planeten erfordert einiges an Planung.

Die Idee, ein Spiel auf zwei Welten aufzuteilen, ist interessant, besonders, weil die Ressourcen ebenfalls aufgeteilt sind. So beginnen wir also zunächst mit der Bevölkerung und unseren Fabriken auf der Alten Welt und haben dort anfangs auch einen hohen Einkommens-Output. Da die Erde evakuiert wird, lässt dieser dann aber im weiteren Verlauf immer mehr nach. Anfangs gibt es auf der Neuen Welt noch keine eigenen Ressourcen, später umso mehr, wenn wir den Planeten besiedeln. So entsteht ein herausforderndes Wechselspiel, das in seinen Extremen nur mit dem Transport der benötigten Ressourcen und Gebäuden ausgeglichen werden kann. Die Neue Welt wird dann immer wichtiger. Ressourcen in der Alten Welt sind aber auch im späteren Verlauf nicht verschenkt, können sie doch beispielsweise immer noch Fabriken oder Raumschiffe produzieren.

So geht es also in Evacuation darum, aus anfänglich Nichts eine belebte Welt aufzubauen und dabei gutes Timing zu beweisen. Aus dem Bauch heraus spielt sich dieses Expertenspiel nicht. Da muss jede Aktion gut bedacht sein, um keine Rohstoffe oder Energie zu verschenken. Die Aktionen sind schön verzahnt, irgendwie erscheint einem alles wichtig, und da gibt es auch immer so Situationen, in den man gar nicht mehr weiß, ob man eigentlich gerade das Richtige macht. Das fügt sich dann aber alles zusammen und wird auch über die bestrafenden Elemente des Spiels in gewisse Bahnen gelenkt, die einem helfen, nicht den Fokus zu verlieren. Ja, die Strafen sind da tatsächlich ein Hilfsmittel. Ich muss Stadien in der Neuen Welt bauen, ich muss für Nahrung sorgen. Und je mehr Energie ich zusammentrage, zunächst von der Alten, dann von beiden, später nur noch von der Neuen Welt, umso mehr Aktionen kann ich machen und Transporte ausführen.

Ganz wichtig fürs erste Spiel, und erneut sind die Strafen wieder ein Hinweis darauf, was zu tun ist: Am Ende gibts Strafplättchen für jede nicht evakuierte Produktionsstätte auf der Alten Welt. Produktionsstätten kann ich nur mit Raumschiffen evakuieren. Die sind auf jeden Fall sehr wichtig im Spiel, zumindest zwei Exemplare sollte man da auf jeden Fall besitzen. Und überhaupt: Spielt ihr im Rennmodus, ist es wichtig, alle drei Produktionsmarker über die 8er-Linie zu bringen. So könnt ihr das Spiel vielleicht vorzeitig für euch entscheiden.

Und wie erhöht ihr eure Produktion? Durchs Besiedeln und durch die Aufträge der Infrastrukturen. Scheut euch nicht davor, Infrastrukturen zu bauen, deren Vorgaben ihr noch nicht erfüllt. Ihr erschafft euch damit eigene Ziele, die ihr forcieren könnt. Verlangt so eine Infrastruktur die Besiedelung von Produktionsfeldern der Neuen Welt im Meeres-Bereich, so ist es natürlich wichtig, die Fortschrittsmarker möglichst schnell weit nach vorn zu bringen. Auch warten in diesem Bereich der Neuen Welt gleich mehrere Schritte der Produktionsmarker auf nur einem Feld. Spiele ich darauf, muss ich bevorzugt hohe Aktions-Slots wählen, die mich mit ihren Machtpunkten nach vorn treiben. Umgekehrt entgehen mir dann aber die Boni am Ende einer Runde, wenn ich überreize, oder im strikten Modus nicht exakt auf die vorgegebene Summe komme. So viel sei gesagt: Ihr könnt das Spiel auch dann gewinnen, wenn ihr bis zum Ende nur im Startgebiet des neuen Planeten gesiedelt habt. Da sind tatsächlich mehrere Wege zum Sieg möglich.

Man könnte vielleicht meinen, dass gewisse Abläufe in weiteren Partien zum Standard werden. Anfangs ist es sicher gut, sich viel Energie zu besorgen. Dennoch sorgt das Spiel durch seine zufällige Kartenauslage dann doch für Varianz, auch über die zufällige Verteilung der Technologie-Sets und deren immer wieder neu arrangierte Anordnung. Ein durchgängiges Spielen nach Schema F ist also nicht möglich, da irgendwie alles wichtig erscheint, um ans Ziel zu gelangen.

Wem der Rennmodus trotzdem zu eindimensional erscheint, dem kann ich auch den Punktemodus empfehlen, und wer genug hat von den Standardaktionen, der kann auch noch die Aktionskarten mit ihren individuellen Funktionen nutzen. Beides empfiehlt sich nicht für die ersten Partien, denn auch so schon können Grübler die Downtime nach oben schrauben. Manchmal kann es da doch auch funktionieren, ein wenig mit Bauchgefühl zu spielen und nicht jede Ressource einzeln durchzurechnen, wobei das an den Knackpunkten des Spiels durchaus lohnenswert ist. In Vollbesetzung ist natürlich mehr Konkurrenz um die besten Plätze auf der Neuen Welt vorhanden, zu zweit geht man sich da mehr aus dem Weg. Das Wettrennen-Gefühl bleibt aber auch zu zweit erhalten, nur dass das Spiel dann einfach schneller gespielt ist. Von daher mag die optimale Spielerzahl vielleicht bei 3 Personen liegen. Evacuation funktioniert aber grundsätzlich mit jeder Spielerzahl gut, nur das Spielgefühl ändert sich ein wenig.

Thema und Gestaltung von Evacuation gefallen mir sehr gut, der Spielplan wirkt sehr ästhetisch. Die Symbolik hingegen könnte gern an einigen Stellen noch eindeutiger sein. Wann bekomme ich nochmal Ressourcen in Form von Markern, wann bedeuten die Symbole eine Steigerung der Produktionsleisten? Wann zahle ich von der Alten Welt, wann genau von der Neuen? Da hätte ich mir manchmal eine noch besser zu unterscheidende Ikonografie gewünscht, wenngleich die Abläufe nach zwei, drei Runden grundsätzlich verstanden sind. Evacuation hat natürlich auch einfach die Expertenspieler im Fokus, und die sind komplexe Abläufe gewohnt. Die verzeihen es dann beispielsweise auch, dass die Stadien auf sämtlichen Symbolen rot, auf den Karten aber, ohne Erklärung, grün dargestellt sind. Die Anleitung könnte zudem an manchen Stellen noch ein wenig optimiert werden.

Das taktische Ressourcenmanagement, das so wichtige Timing im Spiel, die ebenso taktische Aktionsauswahl, die vielen verschiedenen Elemente, die im Kopf zusammengefügt werden müssen, das alles gefällt mir persönlich ausgesprochen gut. Auch die Art und Weise, wie man hier überhaupt zum Spielziel gelangt, ist für mich unverbraucht, das Setting zudem sehr gelungen. Bis auf die kleinen technischen Einschränkungen, was die Symbolik angeht, ist das für mich wirklich ein Highlight-Spiel! Das sehen allerdings nicht alle so. In unseren Runden gab es auch Stimmen von Expertenspielern, die Evacuation als zu verkopft und teilweise auch zu bestrafend empfunden haben. Diese Meinung muss ich akzeptieren, sie ändert aber nichts daran, dass dieses Spiel genau meinem Spielgeschmack entspricht. Und von daher gibt es von mir auch, bis eben auf die kleinen Abzüge in der B-Note, fast perfekte und somit richtig starke 9 Kultpunkte.

Entscheidet am besten für euch, ob ihr Logistik-Spiele mögt. Wenn ja, und noch dazu Spiele mit Weltraum-Thema, dann ist Evacuation auf jeden Fall ein besonderer Titel, den ihr euch anschauen solltet.

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/4QHKxN9BnOc

KULTFAKTOR: 9/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 9/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 10.03.2024

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Pegasus Spiele / Delicious Games
Weitere Fotos: Spielkultisten