REZENSION

DRACHENHÜTER

  • Genre: Kartenspiel
  • Jahr: 2023
  • Verlag: KOSMOS
  • Autor: Michael Menzel
  • Grafik: Michael Menzel
  • Spieler: 2 bis 4 
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht 
  • Taktiklevel: 5/10

Bibliomantische Drachenzucht

Endlich dürft ihr eure eigene Drachenherde hüten, aber dafür müsst ihr euch genau an die Anweisungen des magischen Buchs halten. Da eure Herde die beste Herde werden soll und alle Hüter das gleiche Buch nutzen, solltet ihr es zu eurem Vorteil beeinflussen.

REGELN

In Drachenhüter sammelt ihr Drachen in verschiedenen Farben, die ihr nur dann ausspielen könnt und Punkte bekommt, wenn ihr die genaue Anzahl und Farbe, die durch die beiden Kartenstapel bzw. das magische Buch vorgegeben sind, erzielt. Aber die anderen dürfen auch Drachenkarten in einem fremden Zug spielen.

Zunächst mischt ihr die linken und rechten Buchseiten-Karten getrennt. Legt diese nebeneinander, um das Buch zu formen und deckt von jedem Stapel je eine Karte auf. Legt die Gegenlichtdrachen, goldenen Eier, Kristalle, Perlen (verdeckt) und Wappen der Vielseitigkeit bereit. Von den Amulettstücken werden zufällig ein paar, je nach Anzahl der Leute am Tisch, entfernt. Sortiert die restlichen Amulettstücke dann aufsteigend.

Bestimmt jemanden, der anfängt. Alle anderen bekommen Startkarten zum Ausgleich. Und schon geht es los.

Ihr spielt reihum. Bist du an der Reihe, durchläufst du fünf Schritte. Zuerst werden eine, zwei oder drei Karten gezogen. Gibst du einen Kristall ab, so ziehst du vier Karten. Karten werden immer aus der offenen Auslage genommen und sofort ersetzt. Dabei werden die linken Karten auch nur vom linken Stapel und die rechten Karten nur vom rechten Stapel ersetzt. Somit ändert sich auch immer eine Buchseite, wenn eine Karte genommen wird.

Jetzt kannst du Karten von deiner Hand zurück auf die Kartenstapel legen und zwar eine auf jeden Stapel oder eine auf einen Stapel. Dadurch wird die verlangte Drachenfarbe oder Anzahl verändert. Auf der Vorderseite ist nicht nur ein Drache einer Farbe sichtbar, sondern auch, welche Drachenfarbe oder Zahl sich auf der Rückseite der Karte befindet.

Dann darfst du Drachen spielen und zwar so viele und in der Farbe, wie es das Buch vorschreibt - also vier grüne Drachen, wenn das magische Buch eine 4 und einen grünen Drachen zeigt. Drachen der gleichen Farbe werden vor dir auf deinem Ablagestapel für diese Drachenfarbe gesammelt. Immer wenn du eine Farbe zum ersten Mal spielst, musst du dich entscheiden, auf welche Seite der schon vor dir liegenden Stapel du die neue Farbe legst. Hat einer deiner Stapel einen linken und rechten Nachbarstapel, dürfen auf diesen Stapel keine weiteren Drachen gespielt werden, d.h. durch das Ausspielen neuer Farben blockiert ihr eine vorher gespielte Farbe.

Wer die vierte Drachenfarbe vor sich auslegt, bekommt das Wappen der Vielseitigkeit mit den meisten Punkten, das noch verfügbar ist.

Beim Ausspielen gibt es sofort eine Belohnung. Je höher die Anzahl der Drachen, desto besser die Belohnung. Es gibt die Möglichkeit, dass das niedrigste oder höchste Amulettstück gewonnen wird. Bei drei Amulettstücken gibt es eine Perle, die roten sind dabei 8 oder 9 und die blauen 3 bis 4 Punkte wert. Damit ist das Amulett komplett.

Dann gibt es noch die bereits erwähnten Juwelen. Gegenlichtdrachen sind beim Ausspielen eine beliebige Farbe (Joker) und haben auf der Rückseite eine 6 mit entsprechend hoher Belohnung. Goldene Eier sind 4 Punkte wert, aber wer die meisten goldenen Eier am Spielende hat, brütet ein Ei aus, was dann 16 Punkte sind.

Und jetzt kommt der Skandal: Egal ob du Karten gespielt hast oder nicht, reihum bekommt jede Person die Möglichkeit ebenfalls Drachen zu spielen, natürlich nur, wie es das magische Buch vorschreibt. Auch dafür gibt es dann Belohnungen.

Jetzt beginnt es für die folgende Person wieder mit Kartenziehen. Dies geht so weiter, bis ihr eine bestimmte Anzahl von Amuletten fertiggestellt habt. Der Zug wird noch zu Ende gespielt und dann wird gezählt. Amulette, Perlen, Dracheneier und Wappen der Vielfalt bringen die darauf notierten Punkte. Wer die meisten Punkte hat, sollte über eine Drachenzucht nachdenken.

Als kleine Abwechslung liegen noch die Schatztruhen bei. Wählt eine zufällige Truhe vor einer Partie, damit ihr zum Preis eines Kristalls deren Sondereffekt nutzen könnt. Zum Beispiel können auf blockierte Stapel doch Karten gelegt werden, es werden die Buchseiten als Karten gezogen oder ihr bekommt einfach einen Rabatt beim Ausspielen von Drachen.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • süße Drachen
  • schöner Mechanismus


CONTRA

  • etwas schwierig zu erklären

MEINUNG

Kennt ihr den Film Drachenzähmen leicht gemacht? Den Eindruck hatte ich nicht wirklich. Es schien eher recht anspruchsvoll, die Drachen zu zähmen ... Aber jetzt sagt Michael Menzel, dass wir beim Spiel Drachenhüter nur auf das magische Buch hören müssen, um seine putzigen Drachen zu beschwören.

Diese Drachen sehen wirklich toll aus. Während die blauen und grünen Drachen eher klassisch, dabei aber etwas tollpatschig und kindlich wirken, sind die roten Drachen von Hochlandrindern und die weißen Drachen von Ziegen inspiriert. Die sehen wirklich putzig aus, und dann wurden die Drachen noch in verschiedenen Posen gezeichnet. Wie bei Die Legenden von Andor und Die Abenteuer des Robin Hood, ist auch hier Michael Menzel Autor und Illustrator in Personalunion, was vermutlich das gute Aussehen von Drachenhüter erklärt.

Die Karten und Symbole sind obendrein auch noch sehr funktional. So ist es besonders praktisch, dass die Karten auch die Symbole ihrer Rückseite als Hilfe auf der Vorderseite zeigen. Die Darstellung der beiden Kartenstapel als Buch verdeutlicht direkt, warum beide Stapel unterschiedlich sind.

Das Buch ist auch das zentrale Element während des Spiels. Es geht immer darum, am Ende des eigenen Zuges selber Karten auszuspielen und anderen diese Möglichkeit zu nehmen. Dies zu planen ist aber nicht so leicht, da die Auswahl an Handkarten meist nicht so groß ist oder man sich die Möglichkeit, eine hohe Anzahl an Drachen zu spielen, nicht kaputt machen möchte.

Allerdings ist Drachenhüter kein Spiel, das sich gut durchplanen lässt. Meist entscheidet man sich spontan, was man mit seinen Drachen macht, und oft versorgen die Kartenstapel einen auch nicht mit passenden Drachen.

Dabei kann man aber schon bestimmte Ziele verfolgen. Wer die roten Perlen möchte, sollte schnell Gruppen mit einem, zwei oder drei Drachen spielen, was einem wiederum eher niedrige Amulettstücke bringt. Wer gleich fünf Drachen in einer Gruppe spielt, bekommt das höchste Amulettstück, was meist die 20 ist. Um alles etwas weniger berechenbar zu machen, gibt es für vier Drachen ein Goldenes Ei, was vielleicht 16 Punkte bringt, bei zwei Drachen einen Joker und bei einem Drachen ein Juwel zusätzlich zum Amulettstück. Der Wert dieser Belohnungen lässt sich nicht leicht in Punkte umrechnen.

Aber was nutzen diese Belohnungen, wenn man sie nicht nutzen kann? Also sollte man etwas auf das Timing achten, denn der Wert bestimmter Kombinationen ändert sich im Laufe des Spiels. Solange das höchste Amulettstück 20 Punkte zeigt und das niedrigste nur 1 Punkt, ist das Sammeln von fünf Drachen für das höchste Amulettstück sehr attraktiv. Ist aber der höchste Wert 18 und der niedrigste 10, so ist es geschickter, nur drei Drachen zu spielen und zwei niedrige Amulettstücke zu sammeln.

Hinzu kommt noch, dass man das Ende des Spiels abschätzen können sollte, denn wer früh alle vier Drachenfarben ausgespielt hat, der bekommt bis zu 16 Punkte, aber dann sind auch zwei Drachenfarben unspielbar geworden. Natürlich darf man diese noch weiter zur Manipulation des magischen Buchs nutzen, aber die eigenen Möglichkeiten sind schon beschränkter als vorher. Wann genau man an dem Punkt ist, schnell die vierte Drachenfarbe zu sammeln und dann zu spielen, ist auch nicht immer leicht vorherzusagen. Erst stöhnen alle, weil nichts gespielt werden kann - und auf einmal sind ganz viele Amulette voll.

Wenn ihr eure Mitspieler ein bisschen moderiert, also sie daran erinnert, dass sie jetzt auch spielen dürfen oder passen, dann bekommt ihr Drachenhüter auch mit vier Personen in unter 30 Minuten gespielt. Und obwohl Drachenhüter sicherlich kein Regelmonster ist, gab es in meinen Runden doch ein paar Leute, die mit dem Konzept des magischen Buchs oder den Symbolen, die auch die Rückseite der Karte zeigen, gekämpft haben. Allerdings muss ich sagen, dass meine 9-jährige Nichte nicht alles verstanden, aber dann doch gewonnen hat, weil sie als einzige vier Drachenfarben hatte und gleichzeitig das Spiel beendet hat.

Die magischen Truhen finde ich nicht so spannend. Dieses kleine Modul soll bei fortgeschrittenem Spiel etwas Neues in das Spiel bringen. In meinen Runden wurden die Truhen recht wenig genutzt, und so fiel deren Präsenz praktisch nicht auf.

Drachenhüter bietet in jeder Partie 20 bis 30 Minuten gute Unterhaltung. Die Drachen sind sehr, sehr liebenswürdig, und es gilt, an mehreren Stellen gutes Timing zu beweisen. Die spielbaren Drachen durch das magische Buch zu bestimmen, ist dabei neu, wenn auch nicht revolutionär.

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

LUTZ

Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast

Eine Rezension vom 11.03.2024

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten