REZENSION
DINNER FOR ONE
- Genre: Partyspiel
- Jahr: 2020
- Verlag: Ravensburger
- Autoren: Inka und Markus Brand
- Spieler: 2 bis 7
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 30 bis 45 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 9/10
Stilecht mit Tigerfell
Ihr kennt Miss Sophie? Ihr wollt ihren 90. Geburtstag mitfeiern? Silvester habt ihr im Fernsehen jährlich die Gelegenheit dazu. Ihr kennt den Sketch mittlerweile in und auswendig und liebt ihn? Dann los … „The same procedure as every year, James!“
REGELN
Erst einmal wird der Tisch gedeckt. Genau wie im Fernseh-Sketch haben die Figuren ihre eigenen Sitzplätze. Mr. Winterbottom sitzt zu Miss Sophies rechten Seite, links von ihr Sir Tobi. Dann folgen Admiral von Schneider und Mr. Pommeroy. Die Namensschilder werden entsprechend auf die Gedecke gelegt. Die Vase steht vor Mr. Winterbottom. Es können bis zu sieben Spieler mitspielen, die allerdings nicht alle vor Gedecken sitzen müssen. Normalerweise wird bei dem Spiel kaum gesessen. Alle Spieler erhalten ein Set aus vier Flaschen: Cherry, Weißwein, Champagner und Portwein. Die beiliegenden Schnapsgläschen können von mitspielenden Erwachsenen natürlich auch gern in echt gefüllt werden, wobei ich hier nie zum Alkoholkonsum aufrufen würde ... ;)
Der Ziehstapel mit den einzelnen Menüfolgen wird für das Spiel vorbereitet und dann in der Tischmitte platziert (1. Gang, 2. Gang, 3. Gang, 4. Gang). Der Tigerkopf sollte auf dem Fußboden neben dem Tisch platziert werden, gerne auch auf einem kleinen Kissen. Die Marker (Schwips und Essensteller) bleiben vorerst im allgemeinen Vorrat.
Es wird in zwei Phasen gespielt:
- Aufdecken der obersten Karte vom Stapel durch den aktiven Spieler. Er liest die Karte vor, zeigt die Symbole der Karte allen anderen und nimmt sich die James-Figur. Dann dreht er die Karte um und bildet neben dem Ziehstapel eine Reihe aus verdeckt liegenden Karten.
- Nachspielen der Szene. Dazu führt jeder Spieler nacheinander im Uhrzeigersinn die entsprechende Szene aus.
Getränkewunsch-Karte: Der Spieler nimmt die entsprechende Flasche aus dem eigenen Set und vollzieht deren Aktion (Frage laut aussprechen und die anderen müssen entsprechend antworten: „I think, we will have Port with the fruit“ – „S…ame procedure as last…? - Alle antworten: „Yes, the same procedure as last year, James!”.
Nach eine Getränkewunsch-Karte wird immer eine weitere Karte aufgedeckt.
Speisewunsch-Karte: Der Spieler steht auf und greift mit der rechten Hand die gewünschte Speise aus dem Vorrat und bringt diese zu Miss Sophies Platz. Am Tigerkopf bitte stolpern! Alle anderen Spieler vollziehen diese Aktion ebenfalls.
Gast-Karte: Der Spieler steht auf, nimmt den Becher, und prostet Miss Sophie mittels der Worte auf der Karte zu, mit der entsprechenden Geste zur Person (Beim Admiral werden z.B. die Hacken zusammengeschlagen, aber das wissen die Sketch-Kenner ja eh ...) Alle anderen Spieler vollziehen diese Aktion ebenfalls.
Sollte ein Spieler der Meinung sein, ein Mitspieler hat soeben einen Fehler gemacht, darf dieser Spieler das Spiel kurz mit „Stopp“ unterbrechen. Er sagt den Fehler an. Geben ihm die anderen recht, erhält der Fehler-Macher einen Schwips-Chip. Sollte der Zweifler aber falsch liegen, muss er selbst den Schwips-Chip nehmen. Mögliche Fehler sind:
- Falsche Hand genutzt
- Tigerkopf-Stolpern vergessen
- Flasche fallen lassen … etc.
Fehler beenden die Runde sofort. Der nächste Spieler im Uhrzeigersinn wird neuer Startspieler. Die James-Figur wird auf die aktuelle Karte in der Reihe gestellt. Die davor liegenden Karten werden abgelegt. Sie spielen in dieser Runde keine Rolle mehr. Jetzt beginnt eine neue Runde mit Phase 1.
Das Spiel endet, wenn die letzte Karte vom Nachziehstapel gezogen wurde und James das Ende der Kartenreihe erreicht hat. Dann ist der Sketch zu Ende. Es gewinnt der Spieler mit den wenigsten Schwips-Chips.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- nette Umsetzung des bekannten TV-Sketches
- ideal für Silvester-Abende
- recht hoher Memo-Anspruch
CONTRA
- ohne Kenntnis der TV-Vorlage weit weniger lustig
MEINUNG
Wer den TV-Sketch „Dinner for One“ kennt und jedes Jahr an Silvester wieder darüber lachen kann, der sollte sich dieses außergewöhnliche Memo-Spiel auf jeden Fall einmal anschauen. Gespielt werden kann (und sollte unbedingt) in einer größeren Gruppe ab 5 Personen, die gleichermaßen für Slapstick und "normales" Spielen zu haben ist.
Miss Sophies Worte „The same procedure as every year, James!“ kennen fast alle. Doch was in der TV-Aufführung so belustigend ist, ist für viele, zur Zeit, qualvolle Realität: Einsamkeit. Gut, dass die Miss ihren Buttler James hat, der für all ihre Besucher die Drinks übernimmt. Aber Moment, wie war das denn letztes Jahr? Die Reihenfolge der Toasts und auch die der Menü-Folgen müssen stimmen. Und genau das spielen die Teilnehmer unserer Spielerunde nach.
Wichtig ist das „alkoholisiert“ wirkende Theaterspiel, inkl. des Stolperns über den berühmten Tigerkopf. Das Spiel ist eine Mischung aus Memo und Theater, basierend auf Material und Textpassagen aus dem Sketch. Genau diese Mischung bindet das Spiel aber an die TV-Vorlage, die möglichst originalgetreu nachgespielt werden soll, von jedem. Jeder Fehler bringt einen Schwips-Punkt - mit oder ohne Schnaps.
Dabei ist das Spiel einfach: Karte aufdecken, merken und nachspielen, inklusive des Rundlaufs um den Tisch. Der Reihe nach ist jeder dran. Entdeckte Fehler beenden die Runde mit einem Schwips-Chip. Die vergangenen Karten werden abgelegt. Eine neue Runde beginnt mit neuen Karten.
Leider haben es Nicht-Kenner des Sketches deutlich schwerer, da helfen auch die Erinnerungsbilder und das optisch so schön, ganz in schwarz-weiß gehaltene passende Material nur wenig. Schaut euch, wenn irgendwie möglich, die Vorlage noch einmal vorher an - da es das ideale Silvester-Spiel ist, steht dem wohl nichts im Wege.
Die Vorlesetexte sind recht klein geschrieben, was die Lesbarkeit bei schlechterem Licht stark einschränkt. Witzig hingegen ist die Tatsache, dass tatsächlich auch mit echtem Geschirr und echten Gläsern gespielt werden kann. Einzig der Hinweis, den Tigerkopf auf der Schachtel auf dem Fußboden zu platzieren, entpuppt sich als schlechte Idee. Alle sollen dort das Stolpern imitieren. Die Schachtel hat auf dem Boden also eine recht kurze Überlebensdauer. Besser den Kopf-Marker nur auf den Boden legen, dass erhöht den Anspruch, auch an das Stolpern zu denken.
Die Memo-Theater-Verkopplung ist anspruchsvoll und trennt die Spieler in zwei Gruppen. Wer nicht auch mal albern sein mag: Finger weg! Er wird das Spiel auch für die Gruppe erschweren. In der richtigen Gruppe macht das Spiel aber Spaß. Der Ablauf hinterlässt Spielpausen, die eigentlich dazu genutzt werden sollten, die Mitspieler zu beobachten, was aber nicht allen gleichermaßen gelingt. Insgesamt ist Aufmerksamkeit gefragt. Das Thema ist grundlegend witzig und wurde auf tatsächlich interessante Weise im Spiel verarbeitet. Allerdings kann es sich bei einer größeren Gruppe auch etwas in die Länge ziehen.
Das Spielempfinden ist somit stark gruppenabhängig (die Kultwertung für den Spielablauf schwankt dementsprechend), und das bestimmt am Ende über das Spielerlebnis. Übrigens ein Zitat in einer unserer Spielgruppen: Man kann als Erwachsener das Spiel auch ohne passende (sprich: alkoholische) Getränke spielen ... aber ohne diese Getränke spielt sich das Spiel dann eben ziemlich trocken ... ;)
Fazit: Dinner for One ist ein ungewöhnliches Memo-Theater-Spiel für echte Fans der TV-Aufführung, allerdings vorzugsweise nur für sie. Kein Spiel mit großem Langzeitreiz, aber in der richtigen Gruppen-Zusammensetzung auf jeden Fall gute Unterhaltung für den Silvester-Abend, mit Lachern wie in der berühmten NDR-Produktion - dieses Jahr, nächstes Jahr ... eben "The same procedure as every year!"
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6-8/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 29.12.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Ravensburger
Weitere Fotos: Spielkultisten