REZENSION
DIE INSEL DER KATZEN
- Genre: Familien-/ Strategiespiel
- Jahr: 2020
- Verlag: The City of Games, deutsche Ausgabe: Skellig Games
- Autor: Frank West
- Grafik: Frank West, Dragolisco
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 60 - 90 Min.
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 7/10
Sichern, puzzeln, retten
Lord Vesh bedroht die Katzeninsel! Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die dort lebenden Tiere zu retten. Mit Fisch locken wir sie auf unser Schiff, und dann ist gute Logistik gefragt, damit unsere Räume effizient genutzt werden. Der eine oder andere Schatz passt dann auch noch mit an Bord ...
REGELN
Jeder Spieler erhält eine eigene Spielertafel (das Schiff) sowie einen permanenten Transportkorb.
Die Insel wird in die Mitte gelegt. Auf ihr ist die Spielerreihenfolge und die Rundenzahl abzulesen. Darunter wird - der Spielerzahl entsprechend - eine bestimmte Anzahl an "gewöhnlichen Schätzen" ausgelegt, zudem die besonderen Oshax-Katzen (quasi Joker). Die restlichen "besonderen" Schätze sowie alle Katzenplättchen kommen in den Beutel. Zu Rundenbeginn werden für jede Inselseite so viele Plättchen gezogen, wie Spieler teilnehmen x2 (also bei 3 Spielern je 6 zufällige Plättchen für jede der beiden Inselseiten). Sollte ein Schatz aus dem Beutel gezogen werden, wird er zu den anderen Schätzen gelegt, er zählt nicht zur genannten Plättchenanzahl hinzu.
Eine Runde besteht aus 5 Phasen.
Phase 1: Fischen. Jeder Spieler erhält 20 Fische.
Phase 2: Erkunden. Jeder Spieler erhält 7 zufällige Karten vom vorher aus einer Auswahl mehrerer Sets zusammengestellten Kartenstapel. Die Karten gibt es in 5 Farben - jede Farbe steht für eine bestimmte Kartenfunktion und ist, außer den lilafarbenen Karten, einer späteren Spielphase zugeordnet. Lilafarbene Karten können jederzeit gespielt werden. Sie liefern individuelle Vorteile.
Die Spieler draften ihre erhaltenen Karten. Jeder sucht sich dabei immer 2 aus und gibt den Rest weiter. Am Ende hat jeder Spieler wieder 7 Karten auf der Hand. Nun muss man sich entscheiden, ob man Karten verdeckt abwerfen möchte (diese Karten kommen dann aus dem Spiel) bzw. welche man auf der Hand behalten möchte. Die behaltenen Karten müssen allerdings bezahlt werden. Die Kosten stehen jeweils oben links auf der Karte; bezahlt wird mit Fisch.
Phase 3: Aufträge. Die Spieler müssen (!) nun sämtliche blauen Karten, die sie behalten, also bezahlt haben, ausspielen. Auftragskarten sind zumeist individuelle Aufträge für den jeweiligen Spieler. Sie werden geheimgehalten, indem sie verdeckt vor den Spieler gelegt werden. So sehen die anderen Spieler zwar, wie viele Aufträge ein Spieler angenommen hat, aber eben nicht welche. Öffentliche Aufträge hingegen (gesondern gekennzeichnet) werden für alle sichtbar in die Mitte gespielt.
Phase 4: Retten. Die Spieler dürfen (!) nun grüne Rettungskarten ausspielen, zunächst jedoch verdeckt. Dann wird kontrolliert. Die Anzahl der Stiefel auf den ausgespielten Karten bestimmt die Spielerreihenfolge. Wer die meisten Stiefel vorweisen kann, wird sofortiger Startspieler. Zudem zeigen die grünen Karten teilweise intakte Tragekörbe, teilweise aber auch kaputte. Wer zwei kaputte Körbe ausspielt, bastelt daraus einen intakten. Ein einzelner kaputter Korb hat keine Funktion.
Reihum können die Spieler jetzt - in Spielerreihenfolge - Katzen retten, pro Spielzug eine. Der Spieler muss dafür einen freien Korb besitzen (entweder den permanenten oder eben über grüne Karten hinzugespielte, die danach jedoch aus dem Spiel kommen) und die gewünschte Katze von einer Inselseite mit der angegebenen Fisch-Anzahl zu sich locken (3 Fische für Katzen auf der linken, 5 Fische für Katzen auf der rechten Seite). Die Fische kommen dann, wie auch schon beim Bezahlen der Karten, zurück in den allgemeinen Vorrat. Dabei können durchaus mehrere Umläufe gespielt werden, je nachdem, wie viele Fische und Körbe die Spieler ausgeben können und wollen.
Eine gerettete Katze wird direkt auf dem eigenen Schiff platziert. Die erste Katze kann an beliebiger Stelle abgelegt werden, alle weiteren Plättchen müssen immer eine orthogonale Verbindung zu einem bereits liegenden Plättchen aufweisen. Wird eine farbige Schatzkarte mit einer Katze überdeckt, die die gleiche Farbe besitzt, erhält der Spieler als Bonus einen der ausliegenden gewöhnlichen Schätze und legt diesen ebenfalls auf sein Schiff. Natürlich müssen alle Plättchen immer innerhalb des Rasters ausgelegt werden.
Das Schiff ist unterteilt in mehrere Räume, die es zu füllten gilt. Außerdem sollten die Ratten abgedeckt werden und Katzen möglichst in gleichfarbigen Familien (ab 3 Plättchen, die orthogonal verbunden sind) angeordnet werden.
Phase 5: Seltene Funde. Die Spieler dürfen reihum gelb oder braune Karten spielen. Gelbe Karten liefern zusätzliche Schätze, braune Karten eine wertvolle Oshax-Katze, deren Farbe der Spieler mit einem Katzenmarker bestimmt. Beides (Schätze und Katzen) werden dabei immer direkt aufs eigene Schiff gelegt.
Nach der Runde werden noch ausliegende Katzenplättchen von der Insel entfernt, eine neue Runde startet mit dem Ziehen neuer Plättchen aus dem Beutel.
Wichtig: Karten und Fische, die ein Spieler in der Vorrunde nicht ausgegeben hat, darf er für die nächste Runde behalten. Es gibt hier keine Limits. Er sollte sie zunächst etwas gesondert zur Seite legen, damit sie nicht versehentlich doppelt bezahlt werden.
Nach 5 Runden endet das Spiel und es erfolgt einer Wertung. Jeder rare Schatz auf dem eigenen Deck bringt 3 Punkte, jede Katzenfamilie so viele Punkte, wie es der Punktetabelle für die entsprechende Plättchenanzahl entspricht. Nun werden die geheimen Aufträge der Spieler sowie die Gemeinschaftsaufträge ausgewertet. Zudem verliert jeder Spieler 1 Punkt pro sichtbarer Katze und 5 Punkte pro nicht vollständig gefülltem Raum. Ein Wertungsblock hilft beim Notieren der Punkte. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Die Anleitung enthält auch eine Solo-Variante (mit dafür eigenen Karten) sowie eine leichtere Familien-Variante.
Witziges Gimmick: Wer nicht weiß, wohin mit seiner Hauskatze während des Spielens: Im Deckel der Schachtel befindet sich ein eigener Ablageplatz für den Stubentiger ...
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- tolle Mischung aus taktischem Legespiel und interessantem Kartenmanagement
- große Kartenauswahl sorgt für viel Varianz
- einfach zu erklären, dennoch taktische Tiefe
- sehr gute Materialqualität
CONTRA
- mit Grüblern entsprechende Downtime
- manchmal entscheidet das Glück mit
MEINUNG
Ich bin ehrlich: Als ich zum ersten Mal Fotos von "The Isle of Cats" (deutsche Version: "Die Insel der Katzen" sah, dachte ich mir: "... und noch ein Puzzlespiel ...", zudem in einer recht kindlichen Optik. Und in der Tat: Ja, es ist ein Puzzlespiel, und ja, die Optik ist auch kindlich, aber das Schein trügt, und in dem Fall freut mich das echt: Das Spiel ist nämlich tatsächlich bereits ein Kennerspiel - und noch dazu ein richtig gutes!
Was unterscheidet die Katzeninsel nun von anderen Legespielen dieser Art? Zunächst einmal - und das ist auch gleich ein komplett eigener Mechanismus - die Verknüpfung an taktisches Kartenmanagement. Das Draften der Karten dürfte erfahrenen Spielern mittlerweile hinreichend bekannt sein, bei "Die Insel der Katzen" ist das Besondere, dass es verschiedenen-farbige Karten gibt, jeweils mit einer eigenen Funktion und einer Phase, in der die Karten nützlich sind. Und so steht man, ausgestattet mit gerade mal 20 Fischen, direkt vor dem Dilemma: Was behalte ich? Was kann weg? Und wenn ich dann sieben Karten beisammen habe, muss ich erneut entscheiden: Was behalte ich? Was kann weg? Denn was ich nun endgültige bei mir behalte, muss ich bezahlen - und da sollte ich aufpassen, dass ich nicht zu gierig bin, denn Fische benötige ich gleich auch noch zur Katzenrettung ...
Welche Karten sind also attraktiv? Lilafarbene Karten, mit denen ich einen wertvollen Vorteil erhalte? Erst einmal grüne Karten, um mich in der Spielerposition nach vorn zu bringen bzw. mir zusätzliche Körbe zu organisieren? Verzichte ich nämlich darauf, kann ich mit meinem permanenten Korb nur eine Katze pro Runde auf mein Schiff holen, und das ist nicht viel. Synergien müssen ausgelotet, Boni eingeheimst werden, damit sich das Bootsdeck schnell füllt. Natürlich ist hier auch immer ein kleiner Glücksfaktor im Spiel, ob für mich passende Katzen in die Auslage kommen. Fehlt mir z.B. noch eine rote Katze, um eine Familie zu vervollständigen, und es wird partout keine rote Katze aus dem Beutel gezogen, kann mich das schon mal von meinen Plänen abbringen. Einen Plan B zu haben, sollte hier also immer oberstes Gebot sein. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, Karten für die nächste Runde aufzubewahren, um sie dann strategisch klüger einsetzen zu können.
Ein Aufbewahren der Wertungskarten ist hingegen nicht möglich; das würde auch keinen Sinn machen. Durch die verschiedenen Wertungskarten bekommt das Spiel nämlich eine knackige Spieltiefe. Je früher ich weiß, wofür ich Punkte erhalten kann, umso besser. Alles zu beachten und irgendwie umzusetzen, ist schon eine kleine Herausforderung. Während mitspielende Kinder vermutlich noch eher aus dem Bauch heraus spielen, was ja durchaus auch möglich ist, können Hardcore-Grübler die Downtime durchaus nach oben schrauben. Spielt mit solchen Spielern vielleicht erst einmal nur zu zweit ;)
Das Spielmaterial ist super, die Plättchen sind aus dicker Pappe gefertigt, wie auch die Spielertafeln. Die Karten haben ebenfalls eine gute Qualität. Warum man auf die 5er-Fisch-Plättchen offenbar aber 3 Fische gedruckt hat, ist eine Frage, die sich uns nicht entschloss. Das könnte man noch nachbessern. Plättchen in Fischform wären hier übrigens noch das I-Tüpfelchen. Die Anleitung beschreibt sicher und präzise den Spielablauf. Das Spiel ist dadurch schnell erlernt, auch schnell erklärt, wenn Neulinge mitspielen - und doch ist es komplexer als ähnliche Spiele auf dem Markt.
Hey, als Katzenfreund freut mich natürlich das Thema, aber auch Spieler, die jetzt nicht zu den Fans der kuscheligen Stubentiger gehören, werden hier definitiv viel Freude an dem Spiel haben, wenn sie eben solche taktischen Puzzlespiele mögen. Die Verknüpfung an den Kartenmechanismus (und ja, es gibt wirklich viele (!) Karten, die hier für eine schöne Varianz sorgen), lässt ein tolles Alleinstellungsmerkmal entstehen, das meinen persönlichen Spielgeschmack voll und ganz getroffen hat! Außer dem möglichen "Paralyse durch Analyse"-Phänomen ist "The Isle of Cats" / "Die Insel der Katzen" für mich derzeit eines der interessantesten Puzzle-Legespiel auf dem Markt! Von mir bekommt das Spiel daher nahezu perfekte 9 Kultpunkte!
P.S.: Da ich kein Solospieler bin, habe ich die Solo-Variante des Spiels nicht ausprobiert. Die Wertung bezieht sich also auf das kompetitive Spiel für 2 bis 4 Spieler, mit der optional erhältlichen Erweiterung lässt sich die Spielerzahl sogar auf 6 vergrößern.
Ein Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/MPMKnQAEiew
KULTFAKTOR: 9/10
Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 9/10
TEAM-TREND
Die Kultfaktor-Wertungen weiterer Spielkultisten:
Birgit: 9/10
Andreas: 8/10
Annabell: 8/10
Ulf: 8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 15.07.2020
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: The City of Games / Skellig Games
Weitere Fotos: Spielkultisten