REZENSION
DEDUCKTO
- Genre: Karten-/ Denkspiel
- Jahr: 2024
- Verlag: Game Factory
- Autor: Robert Kerr
- Grafik: Kwanchai Moriya
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 15 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 8/10
Die perfekte Tarnung
Was genau Conni, der Fuchs, eigentlich verbrochen hat, weiß niemand so genau, vermutlich gab es da irgendein Problem mit den Gänsen des Nachbarn, die alte Geschichte ... Aber wohin ist Conni geflüchtet? In den Park? Oder in die Berge? Und mit welcher Verkleidung möchte er der Strafe entkommen? So eine Perücke soll ja Wunder wirken, wurde ihm gesagt ...
REGELN
Das Spiel enthält 49 Karten. Auf jeder Karte ist eine einmalige Kombination aus Verdächtigem, Verkleidung und Versteck zu sehen. Es gibt 7 verschiedene Tiere, 7 verschiedene Accessoires und 7 verschiedene Orte, wobei es bei den Kombinationen kein Attribut doppelt gibt, heißt: Die 7 Füchse findet man an 7 verschiedenen Orten und mit 7 verschiedenen Verkleidungen, es gibt also keine zwei Füchse am selben Ort, und es tragen auch keine zwei Füchse eine Sonnenbrille.
Mischt diese Karten gut durch und legt sie verdeckt bereit. Zieht jeweils fünf Karten auf die Hand. Zieht im Anschluss eine sechste Karte, die ihr jedoch mit der Rückseite auf eure Hand nehmt. Die Vorderseite dürfen nur eure Mitspieler sehen, denn das ist euer persönlicher unbekannter Verdächtiger!
Gebt nun jeweils eurem linken Nachbarn eine Handkarte, die ein Attribut aufweist, das auch auf der Verdächtigen-Karte eures Nachbarn zu sehen ist. Der Nachbar legt die Karte dann links neben seine Übersichtskarte, die noch einmal alle Verdächtigen, Verkleidungen und Orte auflistet. Alle Karten, die links neben der Übersicht landen, bedeuten: Da gibt es etwas darauf zu sehen, das auch auf der Karte des eigenen Verdächtigen zu sehen ist. Sollte es keine passende Karte zum Weiterreichen geben, gebt ihr stattdessen eine Karte weiter, die in keinem Attribut mit der Karte des Verdächtigen übereinstimmt. Sagt das kurz an, damit euer Nachbar die Karte dann als Negativ-Hinweis rechts von seiner Übersicht ablegt.
Habt ihr alle eine Karte als Hinweis weitergereicht, zieht ihr im Anschluss eine neue Karte vom Stapel auf die Hand. Jetzt kann das eigentliche Spiel beginnen.
Gespielt wird reihum. Bist am Zug, spielst du eine deiner Handkarten offen in die Mitte. Deine Mitspieler müssen nun wahrheitsgemäß antworten, ob sich ein Attribut der Karte mit einem Attribut auf der eigenen gesuchten Karte doppelt. Ist dies der Fall, legst du den Hinweis wieder links neben deine Übersicht, gibt es keine Dopplung, legst du die Karte rechts neben deine Übersicht. Im Anschluss ziehst du eine neue Karte nach.
Anstatt eine Karte auszuspielen, um einen Hinweis zu bekommen, kannst du im eigenen Spielzug auch einen Tipp abgeben. Sage dann laut, welchen Charakter mit welcher Verkleidung und an welchem Ort du als deinen Verdächtigen identifizieren möchtest. Ist dein Tipp falsch, musst du nun eine Hinweisreihe (die Karten links oder rechts neben deiner Übersicht) auf die Rückseite drehen. Die Informationen auf diesen Karten solltest du also im Kopf abgespeichert haben, denn sie stehen dir jetzt nicht mehr sichtbar zur Verfügung. Bei einem zweiten falschen Tipp musst du auch die andere Hinweis-Reihe verdecken. Und bei einem dritten falschen Tipp scheidest du aus dem Spiel aus.
Wer hingegen als erster seinen Verdächtigen mit Verkleidung und Versteck richtig benennt, bevor er einen dritten falschen Tipp abgegeben hat, gewinnt das Spiel.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- kurzweiliges Deduktionsspiel
- schönes Logikrätsel
- witzige Illustrationen
CONTRA
- Glück kann mitunter auch den Sieg bestimmen
- Lerneffekte bei häufigerem Spielen
MEINUNG
„Das ist ja Cluedo für Arme“, lautete eine spontane Meinung einer Mitspielerin, als ich Deduckto bei unserem Spieletreff erstmals auf den Tisch brachte, und ich musste schlucken. Ja, die Aussage klingt vielleicht erst einmal etwas hart, trifft aber den Kern, denn tatsächlich müssen wir auch in Deduckto über Deduktion drei zunächst unbekannte Attribute ermitteln. Zogen wir bei Cluedo dazu noch über einen Spielplan, kommt die Spielidee in Deduckto reduzierter daher, überhaupt zeigt sie dann auch schnell ihren eigenen Kniff, sodass der unmittelbare Vergleich letztlich doch hinkt.
Zunächst einmal fallen bei Deduckto die drolligen Illustrationen auf. Damit jeder auch noch eine emotionale Bindung zum tierischen Verbrecher aufbauen kann, tragen die Charakter Namen, die umso lustiger erscheinen, wenn man sie auch im eigenen Freundeskreis wiederfindet ... Ja, wenn Schwein Greta plötzlich Sonnenbrille trägt oder Bär Rico eine Perücke, muss man schon schmunzeln.
Spielerisch kommt Deduckto dann mit simplen Regeln daher. Einfach Karte ausspielen und durch die Mitspieler vergleichen lassen, sodass man zunehmend mehr Informationen darüber erhält, wer der Verdächtige sein könnte. Da jede Kombination immer nur einmalig im Spiel vorhanden ist, kann man da, in einer Art Logik-Puzzle, sehr gut Rückschlüsse ziehen, sowohl anhand der Übereinstimmungen, als auch über die Negativ-Hinweise.
Habe ich beispielsweise die Zusage, dass der Hase in der Bibliothek mit Mütze ebenso ein passendes Attribut zeigt wie der Bär in der Bibliothek mit Maske, können weder Hase noch Bär der Verdächtige sein, wenn die Bibliothek als Ort bereits ermittelt wurde, da jedes Tier nur einmal an jedem Ort vorkommt. Das gleiche gilt entsprechend für alle Attribute, und die findet man ja nicht nur auf den eigenen Karten, sondern auch auf den ausgespielten Karten der Mitspieler. Da sollte man auf jeden Fall immer alle Möglichkeiten im Blick behalten. Liegt da bereits die Katze in der Bibliothek an anderer Stelle aus, entfällt auch dieser Charakter als Verdächtiger in der Bibliothek, klar.
Manchmal kann einem auch das Glück zum Sieg verhelfen. Schwanke ich vielleicht nur noch zwischen Schnurrbart und Halstuch als Verkleidung, habe für mich also die beiden anderen Merkmale schon sicher enttarnt, dann kann es gut passieren, dass mir eine einzige Hinweis-Karte direkt die Lösung offenbart, wenn diese Karte eben rechtzeitig sichtbar wird. Habe ich als Startspieler dabei nicht einen Vorteil? Man könnte das anfangs vermuten, aber das ist nicht so, schließlich sammele ich mehr Informationen, je später ich an der Reihe bin. Im Spiel reihum gleicht sich das dann auch recht schnell aus, sodass da kein Problem in dieser Hinsicht auftauchen sollte.
Was jedoch bei häufigerem Spielen festzustellen ist, ist eine gewisse Lernkurve. Wenn ich mir einmal gemerkt habe, dass sich der Hase mit der Mütze in der Bibliothek befindet, weiß ich das eben auch für zukünftige Runden, denn es gibt keinen zweiten Hasen mit Mütze oder keinen weiteren Hasen in der Bibliothek. Umgekehrt weiß ich, dass das Tier mit Mütze in der Bibliothek dann eben auch der Hase sein muss, denn alle anderen Tiere in der Bibliothek tragen automatisch andere Verkleidungen. Das ist dem auf 49 Karten beschränkten Kartendeck geschuldet, das nicht alle Merkmale in absolut variablen Zusammenstellungen zeigt. Mit diesem Wissen sind dann Rateversuche schneller möglich, einfach, weil ich mitunter die dritte Information gar nicht mehr ermitteln muss, wenn ich bei den anderen beiden bereits sicher bin. Spielt ihr das Spiel nur ab und zu, werdet ihr euch diese Details vermutlich nicht so schnell merken.
Fazit: Deduckto ist ein locker-flockiges Deduktionsspiel, das die Regeln aufs Wesentliche herunterbricht. Herausgekommen ist ein kurzweiliges Logikrätsel, das jeder für sich löst, um das Wettrennen um die schnellste korrekte Lösung zu gewinnen. Das Spiel erfindet das Genre jetzt nicht neu, heißt: Wer Deduktions-Mechanismen generell nichts abgewinnen kann, wird Deduckto lieber liegen lassen. Wer aber genau solche Denksportaufgaben mag, der wird sicher auch Gefallen an Deduckto finden. Ich vergebe gute 7 Kultpunkte an dieses Spiel, in Deduktions-affinen Familienrunden - mit dem Optik-Plus, der schnellen Handhabung als Kartenspiel und der kurzen Spieldauer - sogar mit Tendenz zur 8, zumindest, wenn der Lerneffekt, was die möglichen Kartenkombinationen angeht, noch nicht so stark ausgeprägt ist. In unseren Runden hatten sowohl Kinder als auch Erwachsene Spaß an der schnellen Ermittlungsrunde.
KULTFAKTOR: 7-8/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 28.11.2024
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Game Factory
Weitere Fotos: Spielkultisten