REZENSION
DARWIN'S JOURNEY
- Genre: Strategie
- Jahr: 2023
- Verlag: Skellig Games (deutsche Version) / ThunderGryph Games
- Autoren: Simone Luciani, Nestore Mangone
- Grafik: Paolo Voto
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 14 Jahren
- Dauer: ca. 120 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: hoch
- Taktiklevel: 8/10
Evolutionäres Reisen
Reisen, Entdecken und Erforschen der Tierwelt der Galapagosinseln, das verbindet man mit Charles Darwin und seiner Evolutionstheorie. Wir folgen nun spielerisch seiner Reise, indem wir geschickt unsere vier Figuren auf den Feldern des Spielplans einsetzen, um so möglichst gute Aktionen auszuführen. Wir erforschen Exemplare, wir unterstützen Museen, immer mit dem Ziel, die meisten Siegpunkte zu generieren.
Hinweis vorab: Das Spiel bietet viele strategische Optionen, auf die in dieser Rezension nicht detailliert eingegangen werden. Betrachtet die Regel-Beschreibung daher eher als groben Überblick, was ihr im Spiel alles machen könnt.
REGELN
Zunächst wird der doppelseitige Spielplan an die Spielerzahl angepasst und sorgt schon von Anfang an für einen Mangel an Aktionsplätzen, der allerdings durch schnöde Bezahlung ausgeglichen werden kann. Um einen Arbeiter zu platzieren, muss die Figur mitunter Siegel besitzen, heißt: Ihre Fähigkeiten werden durch die Siegel im Spiel gesteigert. Je mehr Siegel erspielt wurden, desto mehr Möglichkeiten können freigeschaltet werden.
Der Spielplan zeigt viele Orte, die unterschiedliche Möglichkeiten zum Sammeln von Siegpunkten darstellen: Wir platzieren auf den oberen Feldern, genannt Tagebuch, Figuren, um Aktionen sofort auszuführen. Zur näheren Erklärung des jeweiligen Feldes finden wir Symbole: Verschiedene Lupen stehen für die Anzahl der Figuren, die dort stehen dürfen, benötigtes Geld stehen für die zusätzliche Kosten, und auch die Siegel, die eine Figur benötigt, um dort zu stehen, gehören zur Vorgabe. Im rechten Teil befindet sich dann das Museum, zu dem gesammelte Forschungsexemplare gebracht werden können, gegen entsprechende Entlohnung, versteht sich.
Im unteren Karten-Teil entsenden wir unser eigenes Schiff an die verschiedenen Inseln des Galapagos-Areals, um wertvolle Artefakte zu sammeln. Die Aktionen ermöglichen Bewegungen zu Land und zu Wasser, Aktionsverstärkungen, Geldzuschüsse, Zeltbau, weitere Siegel usw.. Dabei sollten wir uns bewusst machen, dass das Erforschen der verschiedenen Tiere einen nicht unerheblichen Teil des Spiels ausmacht. Entsprechende Felder werden dann auf dem eigenen Tableau markiert, von wo aus sie zum Museum gebracht werden können. Das Erforschen Wissen ist in diesem Spiel viel wert, denn gut gefüllte Reihen im Museum bringen zusätzliche Punkte. Bereits im Museum befindliche Exemplare können ebenfalls erforscht werden.
Jeder besitzt zudem ein eigenes, übersichtliches Spieltableau, auf dem die Figuren, die gesammelten Siegel und die eingesammelten Aufträge ihren persönlichen Platz finden.
Das Spiel verläuft über fünf Runden. Jede Runde verläuft über mehrere Phasen:
Aktionsphase: Hier setzt jeder Spieler reihum genau eine Figur auf dem Spielplan ein. Dabei wird entsprechend der Zugreihenfolgeleiste gesetzt, die sich jedoch ändern kann. Jeder gewählte Ort gehört zu einer der folgenden Aktionskategorien:
- Brettaktionen: Erhalt von Geld, Siegpunkten und neuen Zielen, Siegel-Kauf, Freischaltung zusätzlicher persönlicher Aktionsfelder, Schiffsbewegung, Erkundung, Erforschung, Evolutionstheorie-Fortschritt, Lager errichten, Korrespondenz führen (Briefmarken einsetzen), Tiere versenden, Zugreihenfolge verändern
- Sonderaktionen und Besatzungsaktionen: Sie sind an die Sondersymbole des Spielplans gekoppelt, die Lagerbau, Wissenserwerb als Joker, zusätzliche Siegel u.a. zusätzliche Aktionen ermöglichen)
- Zielaktionen beziehen sich auf den Umgang mit den Zielen, also das Erfüllen von Zielen und deren Aktionen.
Belohnungsphase: Hier erhalten die Spieler erste Belohnungen, z.B. für Mehrheiten an gesammelten Briefmarken oder den Fortschritt der Beagle-Ziele.
Aufräumphase: Dazu gehört die Vorbereitung der nächsten Runde, inkl. des Versetzens der HMS Beagle, die Rücknahme aller Arbeiter, das Erneuern der Ziele usw.
Spielende: Nach der fünften Runde endet das Spiel. Es folgt noch die persönliche Schlusswertung und die Auswertung der Evolutionstheorie-Leiste, das Zählen gesammelter Münzen und ungenutzter Joker. Die persönliche Wertung bezieht sich auf das eigene Spielertableau. Hier erhalten alle Spieler u.a. Punkte für vollständig erfüllte Ziele, gesammelte Siegel usw.
Wer dann die meisten Siegpunkte erzielt hat, gewinnt.
Das Spiel enthält zudem eine Solo-Variante.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- qualitativ gutes Material
- Grafik thematisch passend
- sehr schöne Spieltiefe mit vielen Möglichkeiten
- variable Arbeiterfähigkeiten
- Folgezüge möglich
- Zwischenbelohnungen liefern ein gutes Gefühl
CONTRA
- Struktur des Regelwerks und die Symbolik lassen Spielraum für anfängliche Unsicherheiten
MEINUNG
Darwin's Journey fällt zunächst schon mal durch das Gewicht der flacheren Verpackung auf. Das Material zeigt sich grafisch altertümlich, thematisch passend und qualitativ gut, wenn auch die in der Crowdfunding-Edition stabileren Siegel eine deutliche Aufwertung darstellen. Die Anleitung beschreibt in vielen Einzeltexten klar den Spielablauf, verwirrt aber ein wenig durch eine stellenweise etwas ungeordnete Struktur.
Spieltechnisch macht das aber keinen Unterschied. Das Spiel wartet mit einem gut überschaubarem Grundregelwerk auf, wird aber durch die für ein klassisches Worker-Placement-Spiel doch sehr reichlichen Aktionsorte und die nötige Aufwertung der Arbeiter durch Siegel tiefgründig. Bis hin zur Zugreihenfolge kann alles frei gewählt werden, sofern man Platz findet auf den recht raren freien Plätzen.
Aber welche Strategie wählt man denn? Klar kann ich auch einen Bezahl-Platz wählen, aber Geld ist rar. Jeder Spieler versucht aus seinen Möglichkeiten das Beste zu machen und blockiert schon allein durch dessen Teilnahme wertvolle Felder für die anderen. Zurück bleibt am Ende oft das Gefühl, dass man nicht alle Möglichkeiten genutzt hat.
Die ersten Partien dauern, vor allem in voller Besetzung mit vier Spielern schon mal 3 bis 4 Stunden. Am besten spielt sich das Spiel zu dritt. Das Thema Darwin wurde super ins Spiel eingebunden. Die alten Briefmarken, die Siegel, die alte Schiffskarte, das Museum - das alles passt gut zusammen und macht aus dem Strategiespiel, gepaart mit den gut harmonierenden Aktionsmöglichkeiten, einen echten Hingucker, der auch spielerisch viel bietet.
Fazit: Darwin's Journey erhält als (gehobenes) Kenner- bis Expertenspiel eine klare Empfehlung von mir - vor allem für all jene, die die Geschichte rund um Darwin mal auf eine tiefgründige Weise erleben wollen, die auch spielerisch überzeugt.
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 03.12.2024
Bildnachweis:
Coverfoto: Skellig Games
Weitere Fotos: Spielkultisten