REZENSION

CRYPTID

  • Genre: Denken
  • Jahr: 2021 (Original: 2018)
  • Verlag: Osprey Games / deutsche Version: Skellig Games
  • Autoren: Hal Duncan, Ruth Veevers
  • Grafik: Kwanchai Moriya
  • Spieler: 2 bis 5
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 45 bis 60 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Initiativlevel: 9/10

Was macht eigentlich Nessie?

Ein mysteriöses Wesen hält sich versteckt. Eure Aufgabe: Das Habitat ausfindig machen. Dazu bekommt jeder eine geheime Information. Durch das Befragen der Mitspielenden und das Durchsuchen von Orten zieht ihr Schlussfolgerungen, die euch auf die richtige Spur bringen ... Doch nur der Schnellste wird gewinnen!

REGELN

Wählt eine beliebige Aufbaukarte (heller Rand = leichter, dunkler Rand = schwieriger) und legt die Landschaftstafeln, wie auf der Karte vorgegeben, in die Tischmitte. Bestückt einzelne Felder mit sogenannten „Strukturen“ (Hinkelsteine und Hütten) in bis zu vier Farben. Die Aufbaukarte gibt zudem vor, welcher Spieler welches Hinweis-Heft erhält (Alpha, Beta, Gamma etc.) sowie eine Nummer, die den Hinweis im eigenen Heft bestimmt. Da jeder ein anderes Heft in der Hand hält, kennt niemand die Hinweise der anderen.

Ich selber besitze also nun schon einmal einen Hinweis darauf, wo sich das Cryptid befinden könnte - oder wo es sich nicht befindet. Der Hinweis bezieht sich auf die Landschaftsarten, Strukturen oder auf Tier-Territorien (rot = Puma, schwarz = Bär). So könnte der eigene Hinweis z.B. lautet: „Das Cryptid befindet sich nicht im Umkreis von 3 Feldern um eine grüne Struktur“. Das bedeutet, als tatsächlicher Aufenthaltsort sind somit Felder mit grüner Hütte und grünem Hinkelstein ebenso ausgeschlossen, wie alle Felder mit einer maximalen Entfernung von 3 rund um die Strukturen. Ein anderer Hinweis könnte lauten: „Das Cyptid befindet sich im Umkreis von 1 Feld rund um Wüste“. Auch da gilt: Alle Felder der Wüste sind mögliche Orte sowie alle direkt angrenzenden Felder (1 Feld Entfernung). 

Nun wird reihum gespielt. Bin ich an der Reihe, habe ich zwei Optionen:

  • Befragen: Ich stelle die schwarze Figur auf ein beliebiges Feld und frage einen beliebigen Mitspielenden, ob sich das Cryptid an dieser Stelle befinden könnte. Der Mitspielende muss nun auf der Grundlage seines geheimen Hinweises korrekt antworten. Antwortet er mit "Ja", wird hier eine Scheibe seiner Spielerfarbe platziert. Das heißt aber nicht, dass andere Mitspielende an dieser Stelle verneinen würden. Antwortet der Befragte hingegen mit „Nein“, legt er einen seiner Holzwürfel auf das Feld. 
  • Durchsuchen: Auch bei dieser Option stelle ich die schwarze Figur auf ein Feld der Landschaftstafeln. Da stelle ich die Frage allerdings nun allen Mitspielenden reihum. Sobald jemand verneint, ist die Durchsuchung beendet.


Bei jeder Verneinung gilt: Wer einem Mitspielenden ein „Nein“ entlockt, muss anschließend selbst eine Information preisgeben, indem er einen Holzwürfel der eigenen Farbe auf ein Feld legt, das er verneint. Mit allen Feldern, die einen Würfel aufweisen, darf fortan nicht mehr interagiert werden, schließlich kann dieses Feld nicht das gesuchte Habitat sein, da ja mindestens ein Spieler dieses Feld ganz sicher als möglichen Ort ausschließt.

Ende des Spiels: Sobald es einem Spielenden gelingt, ein Feld ausfindig zu machen, das alle Spieler bei einer Durchsuchung mit einem „Ja“ quittieren, hat dieser Spieler das Habitat gefunden und gewinnt. Sollten die Spielenden auf ihrem Weg dorthin einmal steckenbleiben, kann auch ein zusätzlicher Hinweis bemüht werden.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • trickreiches Deduktionsspiel
  • ein großes Logik-Rätsel
  • viele verschiedene Kombinationen


CONTRA 

  • fühlt sich in jeder Partie ähnlich an
  • lässt sich nicht aus dem Bauch heraus spielen

MEINUNG

Cryptid ist ein sehr interessantes Deduktionsspiel. Mithilfe des eigenen Hinweises und dem Handeln der Mitspielenden lassen sich nach und nach Rückschlüsse auf einen möglichen Aufenthaltsort des gesuchten Cryptids ziehen - tja, aber nur, wenn man die Hinweise der anderen Spielenden enttarnt, indem man versucht, Zusammenhänge zu erkennen, die eigentlich rein abstrakter Natur sind, durch die Spielstory aber zumindest etwas Thema eingehaucht bekommen.

Was anfangs wirkt wie ein Glücksspiel, da man ins Blaue tippt, entwickelt sich im Spielverlauf zu einem immer trickreicheren Logik-Puzzle. Genau an so etwas muss man Spaß haben, um Cryptid zu mögen. Wem bei solchen Aufgaben schnell der Kopf raucht, sollte sich fragen, ob dieses Spiel das richtige für ihn ist. Ein Spielen „aus dem Bauch heraus“ ist hier nämlich nicht möglich. Was will mir mein linker Nachbar sagen, wenn er stets Wüstenfelder verneint? Dass er den Hinweis erhalten hat, dass das Cryptid nicht in der Wüste lebt? Oder sind die Felder gar alle mehr als 3 Felder zu den grünen Strukturen entfernt, und er möchte mich mit der Wüste in die Irre führen? Meinen Gedanken darf ich hier freien Lauf lassen, zur Lösung komme ich allerdings nur, wenn ich die Informationen zu lesen weiß. Spielende, die das Spiel schon kennen, haben hier einen kleinen Vorteil gegenüber Neulingen.

Die Genauigkeit im Spiel betrifft nicht nur die Lösungsfindung. Auch die Angaben, die man bei Befragungen und Durchsuchungen seinen Mitspielenden übermittelt, müssen stets zwingend korrekt sein, sonst wird das Spielprinzip aus den Angeln gehoben und die Lösung gecrasht. Das Spiel verzeiht keine Fehler; spätestens bei der Auflösung würden solche Fehler nämlich bemerkt. Von daher mein Tipp: Den eigenen Hinweis wirklich in Ruhe durchlesen und sich ganz klar machen, was er bedeutet - welche Felder also mit Würfeln und welche mit Scheiben belegt werden müssen. Im Eifer des Spiels können nämlich leicht Spielfehler entstehen, weil man irgendetwas übersieht oder, wie in Prüfungssituationen, plötzlich einen Blackout hat.

Cryptid erweist sich damit als kein Spiel, das bedingungslos von jedem gemocht wird. Einige Spielende unserer Gruppe empfanden das ständige Verhör als anstrengend, ja, gar als stressig. Andere wiederum gingen förmlich darin auf, Mutmaßungen anzustellen, Mitspielende auf die falsche Fährte zu locken, Schlussfolgerungen zu ziehen. Ich selber mag solche Denkrätsel, und in der richtigen Spielgruppe ist Cryptid dann echt fantastisch. Zwar fühlt sich jede Partie grundlegend ähnlich an, durch immer neue Kombinationen kommt aber so schnell keine Langeweile auf.

Wenn ihr gern Rätselnüsse knackt, gern logisch denkt und nicht zu grüblerisch veranlagt seid, was nämlich einen doch negativen Effekt auf die Downtime haben kann, dann solltet ihr euch Cryptid unbedingt einmal anschauen. Die Spiel des Jahres-Jury hat das auf jeden Fall auch gemacht und das Spiel zum Kennerspiel des Jahres 2022 nominiert. Von mir gibt es insgesamt sehr gute 8 Kultpunkte. 

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/uItOCibmG_k

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 11.07.2022

Bildnachweis:
Coverfoto: Osprey Games / Skellig Games
Weitere Fotos: Spielkultisten