REZENSION

COMBO UP

  • Genre: Kartenspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Amigo Spiele
  • Autorin: Katja Stremmel
  • Grafik: Oliver Freudenreich
  • Spieler: 3 bis 5
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 5/10

Krass kombiniert

In der Neuauflage von Krass Kariert geht es ums spielerische Überleben, indem Kartenkombinationen ausgespielt und übertroffen werden müssen. Die Handkarten dürfen dabei allerdings nicht sortiert werden, und auch die Sonderkarten, von denen diese Edition zwei neue Arten enthält, können einem, je nachdem, wer sie ausspielt, das Leben schwer machen - oder einem helfen.

REGELN

Das Spiel besteht aus‭ ‬48‭ ‬Zahlenkarten im Wert von 1 bis 12 (je 4x) und 10 Aktionskarten‭ (je ‬2x Joker,‭ 3‬ Ziehen, Stopp, Hochnehmen und Weitergeben‭).

Jeder erhält zu Beginn zehn zufällige Handkarten vom gemischten Stapel,‭ ‬bei fünf Personen nur sieben.‭ ‬Die Handkarten werden geschlossen aufgenommen und, einmal auf der Hand aufgefächert, nicht sortiert!‭ ‬Jede Karte bleibt an der Stelle, an der sie sich nach dem Ziehen befindet.‭ ‬Zusätzlich bekommt jeder zwei Reservekarten, die offen vor einem ausgelegt werden, sowie drei Chips‭ – ‬das sind die Leben.

Wer an der Reihe ist,‭ ‬legt eine bis drei Karten aus. Wird mehr als eine Karte ausgespielt, muss es eine Kombination aus aufeinanderfolgenden oder identischen Zahlen sein, also beispielsweise 2-3 / 6-6 / 5-6-7 oder 9-9-9. ‭ ‬Die nächste Person muss nun eine höhere Kombination legen. Dabei gilt:

  • Eine höhere Kartenanzahl schlägt immer eine niedrigere, heißt: die Kombo 1-2 (bestehend aus zwei Karten) schlägt beispielsweise die Einzelkarte 12.
  • Bei gleicher Kartenanzahl und identischer Kombinationsart schlagen höhere Zahlen niedrige, also beispielsweise ist 9 besser als 6 oder die Kombo 8-9 besser als 5-6.
  • Identische Zahlen sind bei gleicher Kartenanzahl höherwertiger als aufeinanderfolgende: Die Kombination 1-1-1 schlägt mit ihren drei identischen Zahlen also jede beliebige aufeinanderfolgende Dreier-Kombination wie beispielsweise 9-10-11. 


Die Krux: Die Kartenkombinationen müssen sich stets zusammenhängend auf der Hand befinden, d.h. wer drei Karten ausspielt, muss diese auch nebeneinander auf der Hand besitzen. Die Karten dürfen von einer beliebigen Stelle der Hand ausgespielt werden, also auch aus der Mitte. Die Reihenfolge der Karten ist bei einer Kombination unwichtig, d.h. eine Dreier-Kombination aus 1-2-3 kann auf der Hand auch 3-1-2 sortiert sein, wichtig ist nur, dass sich die drei Karten nebeneinander befinden. Sortiert werden dürfen sie dann nach dem Ausspielen.

Kann oder möchte jemand eine Kombination nicht übertreffen, zieht diese Person eine der eigenen Reservekarten auf die Hand und sortiert sie an beliebiger Stelle auf der Hand ein.

Sollte das Übertreffen einer Kombination nicht möglich sein und zudem auch keine Reservekarte mehr vor einem ausliegen, ist der Durchgang verloren. Die Person verliert ein Leben, indem sie einen ihrer Chips abgibt. Ansonsten ist ein Durchgang erst beendet, wenn alle, bis auf eine Person, sämtliche Karten ablegen konnten.‭ In diesem Fall verliert die übrig gebliebene Person ein Leben.

Ein Durchgang besteht dabei aus mehreren Runden.‭ In jeder Runde hat jede Person einmal die Möglichkeit, Karten auszuspielen. ‬Die Person mit der höchsten Kombination ist in der nächsten Runde dann Startspieler.‭ ‬Es kommt bei diesem Spiel jedoch nicht darauf an, wie viele‭ „‬Stiche‭“ ‬man erhält, sondern es geht darum, möglichst alle Karten loszuwerden. Wer in einem Durchgang keine Karten mehr auf der Hand hält (eventuell noch vorhandene Reservekarten werden nicht beachtet), wird dann in weiteren Durchgängen der Runde übersprungen.

Nun enthält das Spiel auch noch Sonderkarten. Die Sonderkarten dürfen, sofern man welche auf der Hand besitzt, im eigenen Zug auf verschiedene Weise eingesetzt werden:

  • Der Joker ergänzt benachbarte Karten um einen beliebigen Wert (immer noch gilt jedoch das Limit von maximal drei ausgespielten Karten in einer Kombination!).
  • Die 3-Ziehen-Karte kann als Einzelkarte auf jede beliebige Kombination gespielt werden und verlangt vom Sieger der Runde, also der Person, die die höchste Kombination spielt oder gespielt hat, drei Karten vom Stapel nachzuziehen, die sie dann jedoch wieder an beliebige Stellen auf der Hand einfügen darf.
  • Die Stopp-Karte kann ebenfalls als Einzelkarte auf jede beliebige Kombination gespielt werden. Sie beendet den Durchgang sofort; die Person, die die Stopp-Karte gespielt hat, besitzt nun das Anspielrecht.
  • Die neue Hochnehmen-Karte wird auch wieder als Einzelkarte auf eine beliebige Kombination gespielt. Alle anderen sind nun gezwungen, sofort eine ihrer Reservekarten (sofern noch vorhanden) auf die Hand zu nehmen und sie an eine beliebige Stelle einzufügen.
  • Und bei der neuen Weitergeben-Karte gibt jede Person eine ihrer Handkarten an den jeweils linken Nachbarn. Die erhaltene Karte wiederum darf dann wieder an einer beliebigen Stelle der Hand eingefügt werden.


Spielende: Wer als Erster seinen letzten Lebens-Chip abgeben muss, beendet das Spiel und verliert. Alle anderen haben dann gewonnen.

In einer Variante werden nach jedem Durchgang Punkte verteilt. Wer einen Chip verliert, erhält 0 Punkte. Alle anderen bekommen 1 Punkt, wenn sie noch Handkarten besitzen oder sogar 3 Punkte, wenn sie keine Handkarten mehr besitzen. Diese Punkte werden notiert. Wer am Spielende die meisten Punkte besitzt, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • interessante Stichspiel-Variante
  • spannend und mit schönem Ärgerfaktor
  • neue Sonderkarten in der Neuauflage


CONTRA

  • Wer Krass Kariert bereits besitzt, braucht nicht zwingend auch Combo Up
  • trotz taktischer Optionen immer noch sehr glückslastig

MEINUNG

Im Jahr 2018 erschien mit Krass Kariert ein Kartenspiel, das in meinen Spielrunden für Begeisterung sorgte. Auch wenn die sehr bunte Optik und der nichtssagende Titel eher Geschmackssache waren, so wurde dieses Spiel tatsächlich zum Dauerbrenner bei uns, auch während der Corona-Zeit dank der Möglichkeit, es auf der Plattform Brettspielwelt kostenlos online spielen zu können.

Unter dem Titel Combo Up erschien dann im Herbst 2024 eine Neuauflage des Spiels. Diesmal verrät der Titel auch, worum es hier geht, nämlich ums Ausspielen und Übertreffen von Karten-Kombinationen. Die neue Optik fällt deutlich dezenter aus, die Karten sind alle in grau-grün gehalten - das mag auf den ersten Blick vielleicht langweiliger wirken, aber auf Dauer ist es dann doch angenehm, nicht ständig auf Karomuster blicken zu müssen.

Das Spielprinzip ist erhalten geblieben und damit auch der Kniff, dass Handkarten nicht umsortiert werden dürfen. Meistens versucht daher jeder, anfangs ungeliebte Einzelkarten loszuwerden. Schließlich können durchs Ausspielen einer Karte auch neue Kombinationen auf der Hand entstehen, denn die restlichen Karten rutschen an dieser Stelle aneinander. Fakt ist aber auch: Beim Ziehen der Karten ist viel Glück im Spiel. Wer da wirklich ungünstige Konstellationen zieht, bei denen nichts zusammenpassen will, der wird es schwer haben gegen eine Person, die direkt von Beginn an wertvolle Dreier-Kombos auf der Hand hält.

Dennoch bleibt das Spiel an mehreren Stellen taktisch, denn es gibt Möglichkeiten, neue Karten in die Hand einsortieren zu können, sei es durch das Aufnehmen von Reservekarten, was auch eine bewusste Entscheidung sein kann, oder auch durch die Sonderkarten. Letztere können einem echt gut weiterhelfen, wenn man sie selbst besitzt und so beispielsweise mit “Stopp” eine Runde für sich entscheidet oder mit einem Joker eine fehlende Zahl ergänzt. Die “3 Ziehen"-Karte kann Fluch und Segen zugleich sein. Natürlich lässt sich damit eine führende Person gut ausbremsen, aber manchmal wird der Spieß auch umgedreht, wobei es gar nicht immer schlecht sein muss, neue Karten nachzuziehen, denn die können einem ja neue Kombinationen ermöglichen, mit denen man die Konkurrenz dann vielleicht doch noch rechtzeitig abfangen kann. Zwar möchte man schnell alle Handkarten loswerden, aber wenn man sich auf eine Karte runterspielt und eine andere Person den Durchgang startet, dann kann es schwer werden, diese Karte überhaupt noch auszuspielen, wenn die Mitspieler vor einem höhere Kombos auslegen. Schnell droht da der Verlust eines Lebens, was Combo Up, wie zuvor Krass Kariert, spannend macht. Ich mag ja Spiele mit so einem Last-Man-Standing-Prinzip.

Braucht man Combo Up, wenn man bereits Krass Kariert besitzt? Vielleicht dann, wenn einen die Optik der karierten Karten schon immer gestört hat. Vielleicht auch dann, wenn die alten Karten bereits abgegriffen sind. Und vielleicht auch dann, wenn man ein Fan des Spiels ist und die zwei neuen Sonderkarten kennenlernen möchte. Verändern die das Spiel signifikant? Nein, aber sie bringen halt zwei weitere Möglichkeiten ins Spiel, einen Durchgang nochmals zu drehen. Die Aufnehmen-Karte zwingt den Rest, die eigenen Handkarten um eine der offen vor ihnen liegenden Karten zu ergänzen - eine neue Ärger-Möglichkeit, aber vielleicht sogar auch wieder eine Hilfestellung? Und die Weitergeben-Karte ist ein gutes Mittel, um eine ungeliebte Karte loszuwerden - aber was bekomme ich wohl von meinem rechten Nachbarn? Auch hier weiß ich vorher nicht, ob so eine Karte positive oder negative Auswirkungen hat, auf jeden Fall aber durchbricht sie den Spielablauf durch eine überraschende Wendung.

Combo Up ist, wie es auch schon der Vorgänger Krass Kariert war, ein für mich reizvolles, unterhaltsames Kartenspiel mit einem Mix aus Glück, Taktik und Ärgerelementen. Das funktioniert auch bereits mit drei Personen, wobei ich es mit mehr Personen noch interessanter finde. Das Wichtigste aber: Das Spiel ist spannend und kann echt für Emotionen am Tisch sorgen! Für mich sind das daher sehr gute 8 Kultpunkte.

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10 
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 06.01.2025

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Amigo Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten