REZENSION

CHOCOLATES

  • Genre: Familien-/ Denkspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Piatnik
  • Autoren: Jean Paul Monnet, Ségolène Monnet
  • Grafik: Lars Besten
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 15 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 6/10

"Ich will lieber Schokolade ..."

Bei SPIEKULT testen wir ja stets die neuesten Brett- und Kartenspiele. Aber, wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit dem Inhalt von Pralinenschachteln? Stimmt der Inhalt mit der Vorgabe überein? Oder hat die Qualitätskontrolle versagt?

REGELN

Mischt die 21 Pralinen-Plättchen verdeckt, legt 16 davon in ein 4x4-Raster („die Pralinenschachtel“), fünf weitere als separierte Gruppe zur Seite. Auf den Vorderseiten der Plättchen befinden sich Pralinen in unterschiedlicher Farbe und Form: So gibt es jeweils 7 runde, 7 dreieckige und 7 sechseckige Exemplare, und diese wiederum sind unterteilt in 6 dunkle, 5 braune, 4 weiße, 3 grüne, 2 pinke und 1 goldene Variante. Legt außerdem die Nougatwürfel-Marker bereit, mischt die 29 Tippkarten mit der grünen Seite nach oben und legt 3 davon offen neben den Stapel.

Gespielt wird reihum. Bist du am Zug, darfst du zunächst eine Tippkarte aus der Auslage nehmen. Diese Aktion ist optional! Nimmst du eine Tippkarte, wettest du darauf, dass die Vorgabe der Karte am Spielende durch die Anordnung der Pralinen erfüllt ist. Da geht es dann zum Beispiel darum, dass es in der linken Hälfte der Schachtel (also dem Raster) mehr dreieckige Pralinen gibt als in der rechten Hälfte, dass vier unterschiedliche Pralinenfarben die Eckfelder der Schachtel belegen, dass sich mindestens zwei weiße Pralinen benachbart in einer Reihe oder Spalte befinden, oder dass die goldene Praline überhaupt in der Schachtel liegt. Die Vorgaben sind recht vielfältig und werden in der Anleitung genau beschrieben.

Beim Aufnehmen einer Tippkarte belegst du die übrigen Karten in der Auslage jeweils mit einem Nougatwürfel-Marker und füllst die leere Stelle mit einer neuen Karte vom Stapel auf. Dann kannst du dich entscheiden, ob du die gewählte Karte mit der grünen oder mit der roten Rückseite vor dir ablegst. Grün bedeutet, dass die Vorgabe am Spielende erfüllt sein wird, rot bedeutet, dass die Vorgabe am Ende nicht erfüllt sein wird. Stimmt dein Tipp am Spielende, bekommst du die Punkte, die auf der gewählten Kartenseite zu sehen sind. Jede Karte bietet 10 Punkte, die auf die grüne und rote Seite verteilt wurden. Offeriert die grüne Seite also beispielsweise 7 Punkte, bleiben 3 Punkte für die rote Seite übrig. Ist die grüne Seite nur mit 4 Punkten dotiert, gibt es für die rote Seite entsprechend 6 Punkte.

Nimmst du eine Tippkarte, auf der Nougatwürfel liegen, erhältst du diese Marker als Bonus.

Der zweite Teil deines Spielzuges ist verpflichtend. Du drehst einfach ein beliebiges Pralinenplättchen auf die Vorderseite - entweder ein Plättchen in der Pralinenschachtel, also im Raster, oder ein Plättchen aus dem separierten Vorrat neben der Schachtel. Ein aufgedecktes Plättchen bleibt bis zum Spielende offen an dieser Stelle liegen.

Gespielt wird, bis entweder das 16. Plättchen im Raster aufgedeckt wurde (dann endet das Spiel sofort) oder sobald jemand seine dritte Tippkarte (im Spiel zu viert) bzw. vierte Tippkarte (im Spiel zu zweit oder dritt) genommen hat. Im letzteren Fall sind alle anderen Personen noch einmal am Zug. 

Zum Schluss wertet ihr eure Tippkarten aus. Dreht dazu eventuell noch verdeckt ausliegende Plättchen auf die Vorderseite. Die Tippkarten mit einer grünen Seite bringen euch Punkte, wenn die tatsächliche Anordnung der Pralinen die Vorgabe erfüllt, die Karten mit der roten Seite bringen euch Punkte, wenn die Vorgabe nicht erfüllt wird. Habt ihr die falsche Seite einer Karte gewählt, also z.B. rot, aber die Vorgabe wurde am Ende doch erfüllt, dann werden die Punkte der Karte von eurem Ergebnis abgezogen. Jeder eingesammelte Nougatwürfel-Marker bringt wiederum einen zusätzlichen Punkt. Wer die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • „süßes“ Deduktionsspiel
  • einfacher Zugang 
  • schöne Gestaltung
  • kleine Spannungsmomente


CONTRA

  • kann mitunter (sehr) glückslastig sein

MEINUNG

Der österreichische Verlag Piatnik zeigt uns, dass es nicht Monster oder Tiere sein müssen, die als Setting für ein eigentlich abstraktes Deduktionsrätsel dienen. Klar, einfache Kombinationen aus Farben und Formen hätten hier genauso gut funktioniert, aber das Pralinen-Thema ist unverbraucht und sieht dann auch noch hübsch aus. Schokoladen-Fans wird beim Anblick der Köstlichkeiten sicher schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Der Grundgedanke des Spiels ist simpel. Die Pralinen, die vor Spielbeginn verdeckt und zufällig ausgelegt werden, sollen Aufgaben erfüllen, die wir auf den Tippkarten finden - oder eben nicht, je nachdem, mit welcher Tipp-Seite wir die Karte offen vor uns auslegen. Da es um Punkte geht, neigt man dazu, sich für die Seite zu entscheiden, die mehr Punkte offeriert, klar, aber das ist nicht immer sehr geschickt, denn stimmt der Tipp am Ende nicht, sind das fette Minuspunkte.

Da stellt sich dann die Frage, wann man überhaupt Tippkarten nehmen sollte. Die Option, eine Karte zu nehmen, ist optional. Und gerade anfangs wäre das Aufnehmen eines Tipps ein bloßer Tipp ins Blaue. Da lohnt es sich natürlich, so lange zu warten, bis genügend Informationen bereit stehen, um zu entscheiden, ob die Vorgabe bis zum Spielende gelingt oder nicht. Genau hier kommt aber ein weiteres kniffliges Prinzip ins Spiel: Ich kann so eine Karte immer nur zu Beginn meines Zuges aufnehmen und muss danach eine Praline aufdecken. Das Umdrehen eines Plättchens kann dann aber einen entscheidenden Hinweis geben, und diesen kann dann die Konkurrenz für sich nutzen. Also ist es immer eine Frage des Timings, wann ich mich dazu entschließe, eine Tipp-Wette einzugehen.

Der Zugang zum Spiel ist simpel und auch für Familien mit Kindern gut zu meistern. Dadurch, dass es keine Möglichkeit im Spiel gibt, die Plättchen-Auslage im Nachhinein zu manipulieren, ist aber auch einiges an Glück im Spiel, das sich dann besonders in der Kombination mit den gerade ausliegenden Tippkarten bemerkbar macht. Liegt beispielsweise die Tippkarte im Angebot, die mir Punkte einbringt, wenn die goldene Kugel sich im Raster befindet, ich aber in meinem Zug exakt diese goldene Kugel neben dem Raster aufdecke, dann hat die Person, die nach mir am Zug ist, den großen Vorteil, die Tippkarte aufnehmen zu dürfen, ohne dabei überhaupt ins Risiko gehen zu müssen, denn die Antwort auf die Kartenvorgabe ist dann ja bereits eindeutig bestimmt.

Zu solchen Zufallssituationen kommt es im Verlauf des Spiels öfter. Ausbremsen kann man solche Momente nur, wenn man eine Wunschkarte bereits aus der Auslage nimmt, bevor es feststeht, wie die dafür nötigen Pralinen-Formationen wirklich aussehen werden - dann ist es auch mal ein Spiel mit dem Glück, mit Mut zum Risiko, bestenfalls ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten. Wie viele Punkte ich aber letztlich überhaupt für eine Vorgabe erhalten kann, ist dann auch wieder dem Zufall der Auslage überlassen.

Chocolates ist demnach kein rein taktisches Denkspiel, das sollte man einfach wissen. Der Glücksfaktor geht aufgrund der anvisierten Zielgruppe, den einfachen Regeln und der kurzen Spieldauer für mich aber noch in Ordnung. Gerade als (wortwörtlich) süßes Zwischendurch- oder Absackerspiel hat mir Chocolates gut gefallen. Das revolutioniert das Deduktionsspiel-Genre jetzt nicht, aber es ist kurzweilig und mitunter auch recht spannend, da das Spiel schließlich auch ein kleines Wettrennen ist - wer zu lange wartet, um Tipps aufzunehmen, bekommt bis zum Spielende vielleicht nicht einmal die maximale Anzahl zusammen. Und wenn einem das Glück partout nicht hold ist, kann man ja auch schnell eine Revanche-Partie anschließen. Ich vergebe daher insgesamt zuckersüße 7 Kultpunkte an Chocolates; einige Teilnehmer unserer Familien-Runden (Wenig- bis Gelegenheitsspieler) tendierten sogar zu 8 Punkten.

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 15.01.2025

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Piatnik
Weitere Fotos: Spielkultisten