REZENSION

CHANDIGARH

  • Genre: Taktikspiel
  • Jahr: 2024 
  • Verlag: Strohmann Games
  • Autor: Toni López
  • Grafik: Edu Valls
  • Personen: 2 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 45 bis 60 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 6/10

Schubs' die Punkte!

 Ihr errichtet zusammen mit dem Architekten Le Corbusier die erste Planstadt Indiens, und dabei müsst ihr nicht nur bunte Gebäude bauen, sondern auch ein paar Karten schubsen, denn das gibt Punkte. 

REGELN

In diesem Legespiel baut ihr zusammen an der Stadt Chandigarh, da euch bei der Spaltung Indiens Punjabs Hauptstadt abhandengekommen ist. Punkte wollt ihr für euch holen, indem ihr geschickt eure Projektkarten verwalten. Spezialisten können euch dabei Vorteile verleihen.

Zunächst wird Chandigarh aus den 16 Platten in einem 4x4-Raster zusammengesetzt. Dann werden ein rotes, blaues, grünes und gelbes Gebäude auf die entsprechend markierten Bauplätze gestellt. Die vier Spezialisten kommen auf die vier Platten in den Ecken. Lost von den je sechs Menschen pro Farbe je einen aus.

Es werden den Straßen dann noch Straßenplättchen zugeordnet und die Projektkarten werden gemischt. Dann werden abhängig von der Personenanzahl Projektkarten aufgedeckt.

Ihr stellt eure Meeple, die Architekten, auf die Kreuzung in der Mitte. Reihum nehmt ihr euch je eine Projektkarte und zwei Gebäude unterschiedlicher Farben.

Schon geht es los. Wenn du an der Reihe bist, dann kannst du dich entweder bewegen und bauen oder eine Karte nehmen und werten.

Willst du dich bewegen, zählst du die Fußspuren auf deinen Projektkarten, entsprechend viele Schritte darfst du maximal machen. Nach jedem Schritt darfst du auf einen leeren Bauplatz ein Gebäude stellen, sofern sich der Bauplatz an einem Straßenabschnitt angrenzend zu der Kreuzung, auf der du stehst, befindet. Das Gebäude muss aus deinem Vorrat stammen. Am Ende deiner Bewegung musst du allein auf einer Kreuzung stehen.

Baust du ein Gebäude auf den letzten freien Bauplatz einer Platte, so stellst du einen Aufseher in deiner Farbe hinzu.

Baust du ein Gebäude in der Farbe eines Spezialisten auf die Platte des Spezialisten, so bekommst du einen Chip dieses Spezialisten. Der Vorteil des Spezialisten steht dir nun zur Verfügung. Dann musst du den Spezialisten auf eine andere Platte stellen. Die Spezialisten geben dir pro Zug einen Vorteil, entweder beim Bewegen oder Karte nehmen.

Damit sind wir auch bei deiner zweiten Option für den eigenen Zug: Du kannst eine Karte nehmen und eine Karte werten.

Wenn du eine Karte nimmst, musst du dich entscheiden, an welcher Seite deiner Kartenreihe du die neue Karte anlegen möchtest. Die Kanten, an die du anlegst, sowohl auf der schon liegenden, als auch auf der angelegten Karte, geben dir an, welche Gebäude du dir aus dem Vorrat nehmen darfst. Dies sind meist zwei Gebäude, je ein Exemplar per Kante, aber es gibt auch Kanten ohne Gebäude oder mit gleich zwei Gebäuden. Legst du die vierte Karte in deine Reihe, so schubst die neue Karte die Karte auf der anderen Seite der Reihe aus deiner Auslage. Jetzt wird die geschubste Karte gewertet.

Karten geben bestimmte Konstellationen, die Gebäude in Chandigarh betreffen, vor, zum Beispiel „drei blaue Gebäude in einer Reihe von Platten“, „ein blaues und ein gelbes Gebäude auf gegenüberliegenden Seiten derselben Straße“ oder „ein rotes Gebäude gegenüber einem grünen Gebäude auf derselben Platte“ etc. Die Häufigkeit dieser Konstellation wird mit dem Punktwert auf der Karte multipliziert. So viele Punkte bekommst du dann.

Ihr spielt, bis der Vorrat für eine Gebäudefarbe leer ist. Beendet die Runde, und dann gibt es noch eine Schlusswertung:

  • Du darfst eine Projektkarte aus deiner Auslage werten.
  • Spezialisten geben 0 bis 3 Punkte.
  • Dann werden die Straßenplättchen gewertet. Hast du die Mehrheit an Aufsehern an der Straße des Straßenplättchens, dann bekommst du die Punkte auf dem Straßenplättchen, bei einem Gleichstand gibt es nur die niedrigere Zahl. Es gibt auch ein Straßenplättchen für die Straße, die außen um das Spielfeld herumführt.


Hast du die meisten Punkte, so solltest du vielleicht schauen, wo du Architektur studieren kannst.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • elegante Regeln
  • taktischer Ablauf
  • flott gespielt


CONTRA

  • Gefahr der Grübelei

MEINUNG

Indiens Unabhängigkeit von Britannien begann direkt mit einer Spaltung. Als Pakistan geformt wurde, verlor die Region Punjab ihre Hauptstadt, und so musste eine neue her. Mit der Planung dieser Stadt wurde Le Corbusier, ein französisch-schweizerischer Architekt, beauftragt.

Wir befinden uns also in den 1950ern und versuchen Le Corbusiers fleißigstes Teammitglied zu werden. Dazu bauen wir alle an der Stadt, aber jeder hat andere Vorgaben, die erfüllt werden wollen. Ich sollte mich also sputen, schnell Gebäude dorthin zu bauen, wo meine Projektkarten dies verlangen.

Leider gehen mir schnell die Gebäude aus, und dann muss ich eine neue Projektkarte nehmen, damit ich wieder Gebäude erhalte. Diese Gebäude passen meist nicht zum Auftrag der neuen Projektkarte. Und ich muss eine andere Karte werten. Dies verlangt etwas geschicktes Überlegen. Es sollte diejenige Karte schnell gewertet werden, die nicht so viel Aussicht auf weitere Punkte beinhaltet, während eine vielversprechende Karte noch liegen bleiben sollte. Durch das Herausschubsen einer Karte auf der anderen Seite der Reihe sind das Bekommen neuer Gebäude und das Werten eigener Karten geschickt miteinander verknüpft. Ich muss etwas jonglieren, wenn ich eine Karte länger behalten möchte.

Dann ist da noch der Druck, meine erlangten Gebäude auch rechtzeitig in Chandigarh platzieren zu wollen. Ich kann in mehreren Spielzügen wenige Gebäude bauen oder erst meinen Vorrat auffüllen, und in einem Zug geschickt mehrere Gebäude platzieren. Dann brauche ich aber viele Fußspuren, welche sich wiederum auf den Projektkarten befinden.

Mit relativ einfachen Regeln schafft Chandigarh so viele interessante Zusammenhänge, die ich beim optimalen Punkten berücksichtigen sollte. Nicht zu intensiv, denn wenn jemand am Tisch immer wieder lange überlegt, dann überschreitet Chandigarh seine 60 bis 90 Minuten Spielzeit, und das ist für das Spielerlebnis dann zu lang.

Ein zu langes Überlegen lohnt sich auch gar nicht immer, denn manchmal hat man auch einfach Glück. Es ist recht schwierig, alle Projektkarten der anderen Leute am Tisch zu überblicken, und so helfe ich manchmal unfreiwillig den anderen, weil ich das letzte benötigte Gebäude platziere. Oder es wird gerade dann ein Projekt aufgedeckt, dass schon erfüllt ist. Bei dieser Spiellänge finde ich das auch völlig in Ordnung so.

Was meine Partien recht abwechslungsreich gestaltet, sind die verschiedenen Spezialberufe. Pro Farbe stehen sechs verschiedene Optionen zur Wahl, was viele unterschiedliche Kombinationen erlaubt. Während einige nur nette kleine Boni bringen oder kleine Freiheiten, wie z.B. einen Punkt, wenn in einem Sektor mit grünem Gebäude gebaut wird, bieten andere Effekte, die das Spiel sehr verändern können. Wenn Gebäude in Sektoren vertauscht werden dürfen, sind manche Projektkarten größeren Punkteschwankungen ausgesetzt. Wenn, statt vorgegebener Gebäude, auch ein beliebiges genommen werden darf, so ändert dies die Spiellänge, denn das Spiel endet, wenn eine Farbe leergespielt ist.

Chandigarhs sehr bunte Gebäude machen es leichter, die Gebäude, welche für die eigenen Projektkarten relevant sind, zu finden. Die Grafik ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, denn während die Gestaltung der Charaktere und des Covers schon von den 1950ern inspiriert wurde, ist das Spielmaterial eher nüchtern gehalten, und ich denke, hier wurde einfach viel Wert auf Klarheit gelegt.

Fazit: Chandigarh bietet ein interessantes Puzzle und einfache Regeln. Es ist gut gemacht und für Freunde solcher Legespiele auf jeden Fall einen Blick wert. 

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

LUTZ

Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast

Eine Rezension vom 19.03.2025

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Strohmann Games
Weitere Fotos: Spielkultisten