REZENSION
CHALLENGERS!
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: 1 More Time Games / Z-Man Games / im Vertrieb von Asmodee
- Autoren: Johannes Krenner, Markus Slawitscheck
- Grafik: Jeff Harvey
- Spieler: 1 bis 8
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 45 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 5/10
Speed-Duelle um die Fahne
In einem unvergleichlichen Wettstreit möchtet ihr auf dem Turnierplatz die Fahne erobern, um am Ende einen Pokal zu gewinnen. Dazu solltet ihr euer Team geschickt zusammenstellen, das dann im Auto-Battler-Modus gegen die Konkurrenz antritt!
REGELN
Jeder erhält ein Start-Kartenset und eine Turnier-Übersicht. Je nach Spielerzahl wird so bestimmt, wer in welcher Runde gegen wen und auf welchem Turnierplatz zum Kampf um die Fahne antritt. Es spielen somit immer zwei Personen gleichzeitig gegeneinander. Spielt ihr zu viert, benötigt ihr dementsprechend zwei Turnierplätze, in Vollbesetzung alle vier Turnierplätze. Die Turnierplätze gibt es in Spielmatten-Form. Auf ihnen werden zudem die zufällig ausgewählten Trophäen gestapelt (von 1 bis 7). Diese wiederum zeigen auf ihrer (zunächst unbekannten) Unterseite Siegpunkte.
Gespielt werden insgesamt 7 Runden. Jede Runde beginnt mit der Deck-Phase. In der Deck-Phase erhalten alle Personen jeweils 5 Karten vom auf der Turnier-Übersicht vorgegebenen Deck (A / B / C). Auf der Übersicht wird auch vorgegebenen, wie viele Karten behalten werden dürfen. Manchmal steht auch eine Auswahl zur Verfügung, heißt beispielsweise entweder 2 Karten vom A-Deck oder 1 Karte vom B-Deck etc. Die A / B / C-Decks wurden vor Spielbeginn zusammengestellt. Da gibt es sechs Themen-Decks, von denen immer fünf im Spiel sind, sortiert nach Level, und dann gut gemischt. In der Deck-Phase dürfen auch beliebig viele Handkarten abgeworfen werden, um das eigene Deck zu entschlacken.
Anschließend folgt die Match-Phase. Dazu werden sämtliche Karten des eigenen Decks gemischt und als verdeckter Stapel abgelegt. Schnippt zunächst die Münze, wer beginnt. In späteren Runden entscheidet die Trophäe mit der höheren Zahl über den Start dieser Phase. Der Startspieler deckt also nun die erste Karte seines Stapels auf und legt sie auf den Turnierplatz. Die Karte zeigt einen Grundwert und ggf. noch Modifikatoren, die sich über andere Karten oder Gegebenheiten bestimmen. Diese Karte ist nun im Fahnenbesitz, d.h. die Fahne wird auf die Karte gelegt.
Dann ist die gegenüber sitzende Person an der Reihe. Sie deckt nun so lange Karten auf, bis sie den Wert der Karte im Fahnenbesitz erreicht oder übertrifft, ggf. mit individuellen Modifikatoren. Wurden mehrere Karten benötigt, damit dies gelingt, bleibt nur die zuletzt ausgespielte Karte offen auf dem Turnierplatz liegen. Sie erhält die Fahne und ist die neue Referenz.
Wann immer Karten des Kontrahenten „geschlagen" wurden, wandern diese auf die „Bank“ des Besitzers. Identische Karten belegen den selben Bank-Slot, andernfalls muss jede Karte einen eigenen Platz auf der Bank belegen.
Ein Duell endet, wenn eine Person keine Möglichkeit mehr findet, die gegnerische Karte im Fahnenbesitz zu erreichen oder wenn kein Platz mehr auf der Bank für abgelegte Karten vorhanden ist. Der Sieger des Duells erhält die Trophäe.
Noch einmal zum Verständnis: Alle zugelosten Duelle werden gleichzeitig ausgeführt. Danach nehmen alle Spieler ihre Karten zurück auf die Hand und wechseln ggf. ihre Plätze für den nächsten Durchgang.
Manche Karten-Funktionen greifen direkt beim Ausspielen, manche nur beim Angriff, manche, wenn sie sich auf der Bank befinden, manche liefern auch „Fans“, d.h. direkt Siegpunkte während des Spiels.
Spielende: Die beiden Personen, die nach 7 Duellen die meisten Siegpunkte auf Chips und auf Trophäen gesammelt haben, qualifizieren sich fürs finale Duell, indem dann der Sieger ermittelt wird. Spielt ihr nur zu zweit, entfällt das finale Duell.
Achtung! Spielt ihr nicht in Vollbesetzung, spielt in jeder Runde immer eine Person ohne menschlichen Gegner. In diesem Fall spielt diese Person ihr Duell dann gegen den Bot, d.h. gegen ein Kartendeck des Spiels. Genauso wird auch im Solo-Modus gespielt.
Auszeichnung: Dieses Spiel wurde von der Fachjury zum Kennerspiel des Jahres 2023 gewählt!
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- neuartiges Spielgefühl
- echtes Turnier-Feeling
- sorgt für Emotionen
- schön ausgestattet und witzig illustriert
CONTRA
- manche Personen bemängeln fehlenden Einfluss
MEINUNG
Zugegeben, ich musste erst einmal googeln, als ich hörte, Challengers! folge dem Auto-Battler-Prinzip. Der aus digitalen Spielen bekannte Mechanismus, der letztlich dann Kämpfe durchführt, ohne dass ich aktiven Einfluss darauf habe, ist im Brettspiel-Universum bislang ein noch unbeschriebenes Blatt.
Die Story hinter Challengers! ist vergleichsweise banal: Da treten wir also mit unserem Team an, um die Fahne zu erobern und um als Duell-Sieger Punkte zu machen. Mehr Story braucht es aber auch gar nicht, denn der Spaß-Faktor steht hier klar im Vordergrund. So geht es dann darum, aus dem anfänglich eher schwachen Kartendeck ein immer besseres zu machen, d.h. höhere Karten-Werte auf die Hand zu bekommen, aber auch Synergien aus Sonderfunktionen auszunutzen. Das ist alles bewusst simpel gehalten. Da brauche ich keine Karten bezahlen, ich suche sie mir einfach aus einer Auswahl aus. Und dann muss ich auch keine Aktionen programmieren, sondern überlasse es dem Zufall. Karten mischen, und beim Aufdecken hoffen, dass die richtigen Charaktere zur richtigen Zeit erscheinen, alles übrigens witzig illustriert.
Challengers! polarisiert. Da gibt es die, die das Spiel keinesfalls ein zweites Mal spielen wollen, weil sie sich zu fremdgesteuert vorkommen. Nun gut, diese Meinung muss man wohl akzeptieren, auch wenn ich da anderer Meinung bin. Und dann gibt es die, zu denen ich mich zähle, nämlich die, die am Turnier-Charakter des Spiels sofort Gefallen finden. Die Zielgruppe des Spiels findet es dann spaßig und spannend, wenn das zuvor eigens optimierte Deck beweisen muss, ob es zum Sieg taugt. Klar sind da Zufälle im Spiel. Wenn ich eine Karte im Deck habe, die ihren Wert erhöht, je mehr freie Plätze ich auf meiner Bank besitze, dann ist sie natürlich stärker, wenn ich sie zu Beginn eines Duells aufdecke, als wenn das erst ganz zum Schluss passiert. Aber genau das macht für mich den Thrill von Challengers! aus. Das Spiel bleibt unberechenbar und sorgt damit auch für großartige Emotionen.
Dass ich da keinerlei Einfluss auf den Ausgang eines Duells besitze, möchte ich verneinen. Ja, es stimmt: Ich kann nicht aktiv die beste Karte als Antwort auf eine Vorgabe meines Kontrahenten spielen. Aber: Was bei Challengers! tatsächlich im Vordergrund steht, ist das Deck-Management. Da muss ich mir genau überlegen, welche Karten ich mir auf die Hand hole, welche Karten ich vielleicht direkt freiwillig entsorge, überhaupt, wie viele unterschiedliche Karten ich im Deck haben möchte, denn die Ablageplätze auf der Bank sind nun einmal begrenzt, und auch das kann zur taktischen Falle werden, diese Plätze nicht zu berücksichtigen.
So baut sich der Spannungsbogen Runde für Runde auf. Ab 4 Spielern ist bereits ein schönes Turnier-Feeling vorhanden. Zu zweit funktioniert das Spiel auch, allerdings entfällt dann halt das reizvolle Wechseln der Duell-Partner. Ideal ist die Vollbesetzung, da dann jeder gegen jeden spielen kann. Als weniger optimal empfinde ich eine ungerade Spielerzahl. Da wird dann immer ein Duell pro Runde gegen einen imaginären Gegner ausgetragen in Form der Bot-Karten. Das funktioniert zwar auch ohne Probleme, aber spannender ist es dann doch mit „echten“ Gegnern.
Mir macht Challengers! auf jeden Fall viel Spaß. Mit den kleinen Einschränkungen bzgl. der Spielerzahl erhält dieses wunderbar ausgestattete Kennerspiel von mir auf jeden Fall sehr gute 8 Kultpunkte. Mit neuen Kartendecks, die bereits als Challengers! 2 angekündigt wurden, kann sich der Spielreiz tatsächlich auch noch erhöhen. Ich gehöre jedenfalls zur Fan-Seite unter den Spielern und empfinde das Spiel als erfrischene Alternative zu bekannten Deckbau-Spielen. Da macht es auch nichts aus, dass die eigentlichen Duelle nicht immer von einer ideenreichen Brillanz geprägt sind; die Gefühle, die da aufkommen, machen den Hauptreiz des Spiels aus! Und dafür, ganz klar: Daumen hoch!
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/zTWgjV2siQk
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 25.06.2023
Bildnachweis:
Coverfoto: 1 More Time Games / Z-Man Games / Asmodee
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