REZENSION
CAFÉ DEL GATTO
- Genre: Familienspiel
- Jahr: 2023
- Verlag: Schmidt Spiele
- Autorinnen: Lena Burkhardt, Julia Wagner
- Grafik: Robin Struss
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 30 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 5/10
Katzen, Kunden und Kaffee
Im Katzen-Café serviert ihr der Kundschaft die leckersten Getränke-Spezialitäten. Damit die Mischung aus Kaffee und Milch schmackhaft wird, müsst ihr als Barista Schicht für Schicht Talent beweisen, um besser zu sein als die Konkurrenz.
REGELN
Zunächst wird die mittlere Spielfläche eingerichtet. Hier befindet sich der 3D-Aufsteller mit den Milch- und den Kaffee-Steinen. Die restlichen Kaffee-Steine bleiben als Vorrat im Beutel. Daneben werden die kleinen Zuckerwürfel und der Geldvorrat drapiert. Dann wird noch die Wertungskarte aufgestellt und die Siegpunktauslage der verschiedeneren Getränke platziert. Letztere ist an die Spielerzahl angepasst.
Nun erhalten alle je eine Tasse jeder der fünf Getränke-Sorten - von Espresso bis Cappuccino - und ein wenig Startgeld, angepasst an die Spielerreihenfolge Diese Tassen gilt es nach und nach möglichst lukrativ zu befüllen.
Wer an der Reihe ist, darf entweder
- genau einen Kaffee-Stein kaufen oder
- eine oder mehrere Tassen servieren oder
- genau zwei Geld erhalten.
Kaufen: Meist kauft man erst einmal Steine, deren Preis jedoch immer wieder dank des Nachrutschen im 3D-Aufsteller variiert. Der Aufsteller besteht aus zwei Spalten: Eine Seite enthält dabei nur weiße Milch-Steine, während die andere nur braunen Kaffee enthält. Auf den doppelseitigen Kunststoff-Steinen sind vier Informationen versteckt: Die sichtbare Farbe gibt den Verwendungszweck an – Kaffee oder Milch. Die Zahl darauf sind die Siegpunkte im servierten Getränk. Der kleine weiße Zuckerwürfel kann den Kaffee um je einen Siegpunkt aufwerten. Als letztes ist noch ein Symbol zu entdecken. Dieses Symbol bringt Geld beim Servieren. Kurz gesagt, die Wahl des richtigen Steines hat es in sich.
Der Preis des Steins beinhaltet dabei einen ganz besonderen Kniff. Ein Stein kostet nämlich genau so viel Geld wie die Zahl auf dem gegenüberliegenden Stein, in den beiden oberen Reihen zuzüglich eines Aufschlages von ein oder zwei Geld. Ein weißer Stein in der obersten Reihe kann also beispielsweise kosten: 4 Geld (als Zahl auf dem obersten braunen Stein) + 2 Geld als Aufschlag = 6 Geld. Ja, da will es gut überlegt sein, welchen Stein man nimmt, zumal das Herausnehmen eines Steins die Preise für die anderen verändert, vielleicht sogar verbessert. Spielt man nur zu zweit, gewinnt das Spiel da durchaus eine angenehme taktische Tiefe, während man sich im Spiel zu fünft doch eher aufs Bauchgefühl verlässt. Nach der Entnahme wird auch gleich aus dem Beutel aufgefüllt, sodass jeder eine entsprechende Auswahl an Steinen hat.
Servieren: Hat man eine oder mehrere Tassen ordnungsgemäß - vom Boden an - gefüllt (also weißer Stein auf ein weißes Feld und brauner Stein auf ein braunes Feld), kann man die zweite Option wählen und einen oder mehrere Tassen servieren. Das Servieren ist nun der Teil des Spiels, bei dem ich zum einen die begehrten Siegpunkte, zum anderen aber auch das zwingend nötige Geld generiere.
Um das zu erklären, betrachten wir mal eine Beispiel-Tasse Latte Macchiato:
Die Tasse zeigt vier übereinanderstehende Felder: weiß, weiß, braun, weiß. Ganz realistisch also viel Milch in wenig Kaffee. Der Spieler findet folgende Zahlen auf den korrekt darauf platzierten Steinen: 3+4+2+4 = 13 Punkte. Das ist schon mal gut. Allerdings erhält der Spieler nur den genau passenden Siegpunktmarker oder den nächst-niedrigeren. Der Spieler besitzt aber aus einer der Runden noch einen Zuckerwürfel und darf diesen nun zu seinen Punkten addieren: So erhält er für die nun 14 Punkte den 14er-Marker.
Generell gilt: Jeder kann selbst entscheiden, welchen Punktemarker er nimmt, den maximal passenden oder einen niedrigeren. Nur die geringsten Punktmarker sind mehrmals vorhanden, alle anderen sind einmalig! Die Differenz zwischen den tatsächlichen Siegpunkten und dem erhaltenen Siegpunkte-Marker wird direkt in Münzen ausgezahlt.
Nun wird die Zusammensetzung der Tasse betrachtet, also welche Symbole sichtbar sind. Je mehr gleiche Symbole es gibt, desto wertvoller ist der Kaffee. Unser Latte Macchiato besitzt vier Steine nur mit dem Schneekristall-Symbol. Es wurde also ein erstklassiger, sortenreiner Kaffee serviert. Dafür kann der Barista auch mehr Geld verlangen bzw. erhalten. Für einen sortenreinen Latte Macchiato erhält der Spieler 7 Geld, bei zwei unterschiedlichen Symbolen gibt´s schon nur noch 4 Geld usw. Die Preistabelle hilft rasch, die verschiedenen Tassen den entsprechenden Sorten-Mischungen zuzuordnen und das entsprechende Geld abzulesen.
Jede Tasse kann nur genau einmal gewertet werden.
Geld erhalten: Wer in seinem Spielzug weder einen Stein kauft noch ein Getränk serviert, kann auch einfach nur die Maschine putzen und zwei Geld einstreichen.
Der erste Spieler, der seine fünfte Tasse serviert, beendet das Spiel. Die laufende Runde wird noch beendet, danach zählen alle ihre Punkte. Die gibt es dann für jeden Siegpunkte-Marker (je nach Zahlaufdruck), zudem einen Punkt für je zwei Zuckerwürfel. Und nein, eine nur halb gefüllte Tasse lässt sich nicht an den Kunden bringen - dafür gibt es am Ende keine Punkte mehr. Wer nun die meisten Siegpunkte erzielt hat, gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- ansprechendes Material: die Kaffee-Steine begeistern alle Spieler
- logisch aufgebauter Ablauf
- leicht verständlich
CONTRA
- ab drei Spielern zunehmend glückslastiger
- wirkt spielerisch nüchterner, als es das Cover vermuten lässt
MEINUNG
Oh, das sieht aber schick aus. Obwohl die Katzen nur als namengebende Hingucker (oder als Keks-Deko in den Kaffeetassen) fungieren, lenken sie doch den Blick aufs Spiel. Der zweite Blick irritiert ein wenig. Was auf dem Cover noch comicartig daherkommt, ändert sich im Spiel dann zu recht nüchterner Café-Arbeit mit zu füllenden Tassen, Zuckerwürfeln und Kaffee-Steinen. Gerade letztere sprechen aber haptisch an: schwerer, polierter Kunststoff, doppelseitig bedruckt im hochwertigen Stoffbeutel (Azul lässt grüßen) und mit 3D-Aufsteller. Das Material ist hochwertig und gut durchdacht.
Gut durchdacht sind auch die Regeln, denn das Spiel lässt sich recht leicht erklären wie spielen. Ein leicht gehobenes Familienspiel, das jetzt keine allzu große Spieltiefe beinhaltet. Was dem erfahrenen Spieler schon zu wenig Spiel ist, ist für den anderen aber genau richtig. Es ist ein Spiel, das sich tatsächlich gemütlich bei einer Tasse Kaffee spielen lässt, wobei man schon auch taktieren kann, insbesondere im Spiel zu zweit. Da kann man gut überblicken, was der andere tut, und man kann ein wenig mehr gegensteuern. Zu fünft hat man dann deutlich weniger Einfluss auf die Kaffee-Stein-Auslage und muss aus dem, was gerade vorhanden ist, die besten Entscheidungen treffen. In jeder Runde sinnvoll ist es aber, die Anzahl der fertigen Tassen der anderen zu beobachten, denn allzu schnell sind die fünf Tassen gefüllt und serviert - und Punkte gibt es nur für die ausgelieferte Ware.
In unseren Spielgruppen kann das Spiel vor allen bei den Familien und Erwachsenen gut an, die nicht allzu komplexe Spiele lieben. Der recht unkomplizierte Einstieg und die kurze, sehr flüssig laufende Rundenlänge ermöglichen gern eine zweite Runde.
Fazit: Café del Gatto ist ein optisch schickes, und, sobald die Berechnung der Stein-Kosten und der Ablauf der Wertung einmal verstanden wurden, gut spielbares Familienspiel für Kaffee-Liebhaber und solche, die es werden wollen. Der taktische Anspruch der Barista-Aufgabe ist zu zweit am höchsten, mit mehr Spielern zunehmend seicht, dafür aber der Wiederspielreiz in der Zielgruppe nach meinen Erfahrungen recht hoch - mal eben auf 'nen Espresso!
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 6-7/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 04.07.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Schmidt Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten