REZENSION
BURGER SLAM
- Genre: Karten-/ Reaktionsspiel
- Jahr: 2024
- Verlag: Amigo Spiele
- Autor: Christoph Behre
- Grafik: Bernhard Speh
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 20 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 10/10
Mein Burger hat sieben Pattys
Bun, Patty, Tomaten, Käse und Salat - fertig ist der Burger. Im besten Laden der Stadt bereitet ihr in diesem schnellen Reaktionsspiel Standard- und Big Burger zu, allerdings ist die Organisation in eurer Küche etwas chaotisch. Wer behält da noch den Überblick über die verwendeten Zutaten?
REGELN
Mischt die 60 Zutatenkarten zu einem verdeckten Stapel. Diese Karten zeigen die vier möglichen Zutaten (Patty, Tomate, Salat, Käse) in unterschiedlicher Anzahl und Kombination. Verteilt die Karten gleichmäßig unter euch, sodass jeder einen eigenen verdeckten Kartenstapel besitzt. Legt zudem das Burger Bun (aus Holz) auf die Teller-Unterlage (aus Papier).
Los geht‘s! Wer am Zug ist, deckt die oberste Karte von seinem Stapel auf und legt sie schnell in die Mitte. Achtet darauf, dass zukünftige Karten auf dem Ablagestapel immer die Karten darunter verdecken. Das geht reihum so weiter, bis sich jemand das Burger-Bun aus der Mitte schnappt, um einen Standard- oder einen Big-Burger zuzubereiten. Für einen Standard-Burger muss jede Zutat mindestens zweimal im Ablagestapel liegen. Für einen Big-Burger muss eine der Zutaten mindestens siebenmal im Ablagestapel liegen.
Schnappt sich also eine Person das Bun, muss sie ansagen, welchen Burger sie zubereiten möchte. Nun können die anderen Personen am Tisch für sich entscheiden, dass dies mit den Karten im Stapel wohl gelingen wird. Hat niemand Einwände, werden die Karten des Stapels nicht überprüft; die Person, die sich das Bun genommen hat, erhält alle Karten aus der Mitte und legt sie unter ihren Stapel.
Sollte jedoch jemand Zweifel daran haben, dass ein korrekter Burger zubereitet werden kann, muss die Person das laut ansagen. Dann wird der Kartenstapel gecheckt:
- Sollten die Zutaten für den angesagten Burger in ausreichender Anzahl vorhanden sein, erhält die Person, die zum Bun gegriffen hat, wie gewohnt die Karten aus der Mitte plus zwei zusätzliche Karten vom Stapel der Person, die zu Unrecht angezweifelt hat (sogenannte Strafkarten, die für ihren neuen Besitzer zum Bonus werden).
- Sollten die Zutaten für den angesagten Burger nicht in ausreichender Anzahl vorhanden sein, erhält die Person, die angezweifelt hat, die Karten aus der Mitte plus zwei zusätzliche Karten vom Stapel der Person, die zu Unrecht zum Bun gegriffen hat.
Besitzt eine Person während einer Runde keine Karten mehr, spielt sie trotzdem noch mit. Sie wird beim Aufdecken der Karten übersprungen, kann sich aber noch das Bun schnappen oder anzweifeln.
Besitzt eine Person am Ende einer Runde keine Karten mehr, endet das Spiel. Alle anderen zählen nun ihre noch vorhanden Karten im eigenen Stapel. Wer die meisten Karten besitzt, gewinnt. Ihr könnt das Spiel auch über mehrere Durchgänge spielen und euch nach jedem Durchgang die Punkte notieren.
Profi-Variante
In dieser Variante kommen die 16 Sonderkarten ins Spiel. Sie bilden einen eigenen verdeckten Stapel und bieten nach ihrer Aktivierung zusätzliche Herausforderungen. Zu Beginn jeder Runde wird eine Sonderkarte aufgedeckt. Ist es eine Karte mit einem silbernen Stern, wird eine eventuell bereits ausliegende Karte mit einem silbernen Stern abgedeckt, d.h. es kann immer nur eine Karte mit silbernem Stern aktiv sein. Karten mit einem goldenen Stern hingegen werden nebeneinander ausgelegt, d.h. ihre Effekte bleiben nach dem Aufdecken bis zum Spielende dauerhaft aktiv.
Karten mit goldenem Stern:
- Chili-Ketchup: Einige Zutatenkarten zeigen ein rotes Soßen-Symbol. Wird eine solche Karte in die Mitte gespielt, wird der Geschmack der darunterliegenden Karte überdeckt, d.h. die Zutaten darauf zählen nicht mehr zur Zubereitung eines Burgers.
- Burger-Sauce: Einige Zutatenkarten zeigen ein gelbes Soßen-Symbol. Wird eine solche Karte in die Mitte gespielt, wird der Geschmack der nächsten ausgespielten Karte verbessert, d.h. die Zutaten darauf zählen doppelt für die Zubereitung eines Burgers.
Karten mit silbernem Stern:
Diese Karten sind nur rundenweise aktiv. Der Pfannenwender erhöht die Anzal zu zahlender Strafkarten von zwei auf vier. Die Extra-Zutaten fügen einem Burger eben die angezeigte Zutat hinzu, während verbrannte Zutaten eine darauf zu sehende Zutat abziehen. Die Joker-Zutat erlaubt das Hinzufügen einer beliebigen Zutat zu einem zubereiteten Burger, beim Kinder-Menü ist eine dritte Zubereitungsart eines Burgers erlaubt (drei Zutaten zweimal im Burger, eine Zutat fehlt komplett), beim Big-Menü sind nur noch Big Burger erlaubt (keine anderen Zubereitungsarten) und beim Standard-Menü dürfen nur noch Standard-Burger gewertet werden.
GALERIE
Anklicken / Antippen für Komplettansicht
CHECKPOINT
PRO
- flotter Mix aus Merk- und Reaktionsspiel
- Sonderkarten sorgen für zusätzlichen Spielreiz
- schönes Burger-Bun aus Holz
CONTRA
- wie immer: nicht jeder mag diesen zeitlichen Konkurrenzdruck
- auf lange Sicht immer gleiches Spielgefühl
MEINUNG
Ich erinnere mich an ein Spiel, das mich an den Rand der Verzweiflung gebracht hat: Geistesblitz. Da mussten immer Figuren aus der Mitte geschnappt werden, die nicht zur Vorgabe einer aufgedeckten Karte passten. Und genau bei solchen schnellen Reaktionsspielen trennt sich immer genauso schnell die Spreu vom Weizen. Da gibt es diejenigen, die so etwas echt gut drauf haben und so binnen kürzester Zeit Punkte für Punkte sammeln, und es gibt die Personen wie mich, bei denen sich einfach ein Knoten im Gehirn bildet, der dann zu absoluten Blackout-Situationen führt. Solche Spiele gewinne ich nicht.
Bei Burger Slam gibt es auch eine Spielfigur, die zum Schnappen bereitliegt, hier in der ganz drolligen Form eines Burger-Buns. Dass die Teller-Ablage nur aus dünnem Papier, und nicht aus robuster Pappe besteht, kann man da verschmerzen, denn sie ist nur ein optisches Gimmick. Ebenso gut kann das Bun auch einfach direkt auf dem Tisch liegen.
Es geht nun wieder um Schnelligkeit, denn nur wer das Bun in der Hand hält, kann Punkte sammeln bzw. sich hier Karten sichern, denn bei Burger Slam lautet das Ziel, möglichst lange Karten im eigenen Stapel zu besitzen. Um neue Karten hinzuzubekommen, müssen also Burger zubereitet werden. Das sind offenbar sehr spezielle Burger, wenn ein Standard-Burger auf jeden Fall schon mal aus zwei Pattys besteht, aber halt auch aus zwei Tomatenscheiben, zweimal Salat und zweimal Käse. Ein Big-Burger braucht eine Zutat gleich siebenmal. Ja, so einen Burger mit sieben Pattys würde ich gern mal live sehen ...
Würden alle reihum ausgespielten Karten offen in der Mitte liegen, wäre es einfach, die Zutatenliste zu checken, klar. Stattdessen werden aber alle Zutaten auf einen Ablagestapel gespielt, sodass man zuvor ausgespielte Zutaten und ihre Anzahl nicht mehr sieht, und sie sich daher merken sollte, um rechtzeitig entscheiden zu können, ob diese Zutaten zur Zubereitung ausreichen. Und wer jetzt denkt, dass das doch nicht so schwierig sein kann, viermal bis zwei zu zählen, der irrt sich. Allein schon, weil mehrere Runden hintereinander gespielt werden, gibt es da immer wieder Aussetzer, die einen am Verstand zweifeln lassen. Ganz pfiffige Personen kommen da vielleicht auf die Idee, die Anzahl der Zutaten mit Fingern mitzuzählen. Auch dabei kann es zu Fehlern kommen; wer aber sicher sein möchte, dass alle nur im Kopf mitzählen, kann als Regel einführen, dass die Hände immer flach auf dem Tisch liegen müssen.
Burger Slam zeigt sich also als ein Mix aus Merk- und Reaktionsspiel. Diese Mischung funktioniert in einer schnellen Runde zwischendurch oder auch als Absacker gut und wird besonders reizvoll in Vollbesetzung, zumindest, wenn alle ungefähr auf dem gleichen Niveau spielen. Ist diese Voraussetzung gegeben, ist Burger Slam auch bereits zu zweit ganz interessant. Mehrere Partien in Folge trägt das kleine Spiel allerdings eher nicht, da das Spielgefühl grundlegend natürlich immer gleich bleibt.
Für noch mehr Anspruch sorgt dann die Profi-Variante, in der das Gehirn zusätzlich gefordert wird, weil sich gewisse Regeln in jeder Runde verändern. Diese Variante ist vor allem für diejenigen gut geeignet, die solche Spiele mit links meistern. Auch dann bleibt es zwar grundlegend beim Zählen und Reagieren, aber der Ablauf ist noch etwas abwechslungsreicher.
Obwohl ich extrem schnelle Reaktionsspiel nicht mag, da mir der Konkurrenzdruck da einfach zu hoch ist, um noch entspannten Spaß am Spiel zu empfinden, habe ich Burger Slam tatsächlich doch als gelungenes Spiel für mich entdeckt. Die zeitverzögerte Reaktion durchs Mitzählen, auch die Möglichkeit andere Entscheidungen anzuzweifeln, sind Spielelemente, die mir recht gut gefielen. Das ist jetzt kein Spiel, das ich den ganzen Abend spielen möchte, aber es ist ein Spiel, das ich doch als lockere Zwischendurch-Einlage gern wieder auf den Tisch bringe - ab und zu, dann bleibt es ganz spaßig. Dafür gibt es dann von mir insgesamt, auch, weil bereits optionale Sonderkarten ins Spiel integriert wurden, sympathische 7 Kultpunkte. Das Spiel lebt dabei vor allem vom Thrill, der durch eigene Mut-Entscheidungen entsteht und oftmals auch in Schadenfreude gipfelt.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 13.01.2025
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Amigo Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten