REZENSION
BLOODBORNE - DAS BRETTSPIEL
- Genre: Strategie, Fantasy
- Jahr: 2021
- Verlag: CMON / im Vertrieb von Asmodee
- Autoren: Eric M. Lang, Michael Shinall
- Grafik: Arnaud Boudoiron, Henning Ludvigsen, Aragorn Marks, Mike McVey, Edgar Ramos
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: 60 bis 90 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: schwierig
- Taktiklevel: 7/10
Willkommen zurück, Jäger!
In Bloodborne - Das Brettspiel verkörpert ihr einen von vier spielbaren Jägern und geht mit ihm in der Welt von Yharnam, die von Bestien heimgesucht wird, in den Kampf. Gemeinsam versucht ihr, Aufträge, die euch auferlegt werden, zu erfüllen. Dabei ist euer Erfolg maßgeblich von eurer Erfahrung und eurem taktischem Geschick abhängig.
REGELN
Vorab sei zu erwähnen, dass es sich hier um eine Brettspiel-Adaption von dem erfolgreichen PlayStation-Videospiel-Titel Bloodborne handelt.
Aufbau:
Zu Beginn wählt jeder einen Jäger. Passend zu den Jägern werden die Miniaturen, Spielertableaus, Schusswaffenkarten, Gesundheitspunkte und jeweils ein Set von 12 Attribut-Karten sinnvoll im Spielbereich verteilt.
Nun kann eine der vier im Grundspiel enthaltenen Kampagnen ausgewählt werden. Passend zu der ausgewählten Kampagne wird die Kapitelkarte auf das Jagdtableau gelegt. Diese Kapitelkarte gibt Aufschluss darüber, welche Spielplanteile zu einem Stapel geformt werden. Während dem Spiel wird mithilfe dieses Stapels zufällig die Spielwelt dargestellt. Auf dem Jagdtableau finden auch noch drei zufällig gewählte Gegnerkarten platz. Ein Markt aus Verbesserungskarten wird gebildet. Als letztes muss nur noch das Spielplanteil „Die Hoflampe“ mitsamt den Jäger Miniaturen mittig auf dem Tisch gelegt werden.
Ablauf:
Jedes Szenario wird in individuellen Spielerzügen über maximal 15 Runden gespielt. Dabei kann die Spielerreihenfolge beliebig gewählt werden. Zu Beginn zieht jeder so viele
Attributkarten von eigenem Stapel, bis er drei auf der Hand hat. Ein Spielerzug startet immer mit dem Jägerzug und folgt mit der Gegneraktivierung.
Jägerzug: Beim Jägerzug stehen einem fünf mögliche Aktionen zur Verfügung. Für jede dieser Aktionen muss man mindestens eine Attributkarte verwenden. Der Jägerzug darf so lange fortgesetzt werden, bis man entweder keine Attributkarten mehr auf der Hand hat oder man sich entscheidet, Karten für mögliche Gegneraktivierungen übrig zu lassen.
Die möglichen Aktionen sind:
- Bewegen: Zum Bewegen muss eine Attributkarte abgelegt werden. Dabei ist es in den meisten Fällen egal, was auf der Karte steht. Danach darf die eigene Spielfigur bis zu zwei Felder weit bewegt werden. Die Gegner beeinflussen einen nicht beim Bewegen. Es folgen einem lediglich alle Gegner vom Spielplanteil, von dem gestartet wurde. Sollte man ein Spielplanteil verlassen, wird ein neues vom Stapel gezogen und passend an das soeben verlassene Teil angelegt. Mögliche Symbole auf dem neuen Teil werden sofort mit Gegnern und/oder Verbrauchsgegenstand-Plättchen aufgefüllt. Spezielle Effekte im Spiel können die Aktion beeinflussen.
- Interagieren: Auch beim Interagieren wird eine beliebige Attributkarte abgelegt. Diese Aktion erlaubt es einem, mit allen Verbrauchsgegenstand-Plättchen und missionsrelevanten Teilen auf dem Feld zu interagieren, auf dem sich die eigene Spielfigur befindet. Dabei sollte man bedenken, dass alle Gegner auf dem selben Feld, vor dem Interagieren, einen Angriff durchführen.
- Angreifen: Das Angreifen ist das Herzstück des Spiels. Es ist daher im Vergleich zu den anderen Aktionen auch viel umfangreicher. Um anzugreifen wird eine Attributkarte nicht abgelegt, sondern auf einen freien Slot auf dem eigenen Tableau gelegt. Die Informationen oberhalb des gewählten Slots geben an, mit welcher Geschwindigkeit und mit wie viel Schaden angegriffen wird. Dazu kommen noch weitere Modifikatoren, die auf der ausgelegten Karte stehen. Anschließend wird eine Gegneraktion-Karte aufgedeckt. Um die Reihenfolge, in dem Schaden verteilt wird, zu definieren, wird die eigene Geschwindigkeit mit der aufgedeckten Gegneraktion-Karte verglichen. Der schnellere Angriff wirkt früher und hat somit die Möglichkeit den Gegner zu besiegen, noch bevor sein Angriff zum Tragen kommen würde. Die Gegnerkarte auf dem Jagdtableau gibt Aufschluss darüber wie viel Schaden es braucht, um den Gegner zu besiegen. Der verursachte Schaden wird, sofern der Gegner nicht schon besiegt ist, mit Schadensmarkern gekennzeichnet. Als Belohnung für das Besiegen von Gegnern erhält man Echomarker, mit denen neue Attributkarten vom ausliegenden Markt auf dem Jagdtableau gekauft werden können.
- Trickwaffe transformieren / in den Traum des Jägers gehen: Beim Angreifen werden Attributkarten auf freie Slots des eigene Jägertableaus gelegt. Nach einigen Angriffen kann es aber passieren, dass keine oder nur noch wenige Slots frei sind. Um wieder handlungsfähiger zu werden, kann man für eine Aktion das verwendete Trickwaffentableau von allen Attributkarten befreien und mit der anderen Seite wieder auf das Jägertableau legen. Eine andere Möglichkeit wäre es, in den Traum des Jägers zu gelangen. In den gelangt man entweder, indem man alle Gesundheitsplättchen verloren hat und somit besiegt wurde oder durch die Verwendung einer Aktion. In beiden Fällen kommt die gespielte Miniatur auf den Jagd-Spielplan und wird beim nächsten Zug auf ein Spielplanteil mit Laterne gelegt. Der Unterschied zwischen beiden Möglichkeiten liegt darin, dass nur bei der Aktion “in den Traum des Jägers gehen“ neue Attributkarten vom ausliegenden Markt gekauft werden kann. Die beiden Möglichkeiten bringen aber den Nachteil mit sich, dass man auf der Jagdleiste voranschreitet.
Gegneraktivierungen:
Nach jedem Jägerzug werden Gegner in Aktivierungsreichweite in die Richtung des aktiven Jägers bewegt. Gegner, die nach der Bewegung diesen Jäger erreichen und somit auf dem selben Feld stehen, greifen an. Der Angriff wird genau wie die Aktion „Angreifen“ abgehandelt.
Nachdem alle Spieler ihren Zug mit der Gegneraktivierung durchgeführt haben, endet die Runde. Auf der Jagdleiste wird das Jagd-Plättchen um ein Feld vorgerückt. Jeder Spieler darf jetzt noch beliebig viele Attributkarten ablegen und dann auf drei Karten vom eigenem Jägerstapel nachziehen.
Spielende: Das Szenario definiert, wie das Spiel erfolgreich beendet werden kann. Um spoilerfrei zu bleiben, verrate ich hier keine Details. Meistens gilt es, eine Mindestanzahl von Missionen zu absolvieren. Vorsicht! Wenn das Jagd-Plättchen auf der Jagdleiste nicht mehr voranschreiten kann, bevor die Kampagne beendet wurde, endet das Spiel vorzeitig und die Kampagne somit mit einer Niederlage.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- Grafik und Miniaturen
- Kampfsystem
- Bosskampf
- Charakter Entwicklung
- brauchbarer Sortiereinsatz und somit schneller Aufbau
CONTRA
- Wartezeit zwischen den eigenen Zügen ab 3 Spieler
- keine Vorgeschichte im Spiel
- Anleitung mit vielen Lücken und Fragen
- die einen mit Regelfragen allein lässt
- kein Bezug zum gespielten Charakter
MEINUNG
Gleich vorab: Das Spiel lässt mich dann doch etwas enttäuscht zurück. Doch lasst mich mit dem Positiven beginnen: Die Optik des Spiels ist auf jeden Fall gelungen, die Miniaturen sehen gut aus und sorgen für eine schöne Tischpräsenz.
Das Kampfsystem ist meiner Meinung nach das Beste am Spiel. Es lässt eine nahezu glücksbefreite, strategische Planung der Kämpfe zu. Vor allem in den Bosskämpfen läuft das System zu Höchstformen auf. Das Kampfsystem gibt einem das Gefühl, Herr der Lage zu sein. Dazu kommt noch die Entwicklung des gespielten Charakters, den man in Laufe der Kampagne nach eigenen Vorlieben weiterentwickeln kann, auch wenn sich so ein richtiger Bezug zum Charakter nicht aufbauen will.
Rein spielerisch ist das Spiel für Genre-Fans also somit kein Reinfall, und trotzdem wurde ich mit Bloodborne nicht so recht warm, was man an meiner eher durchschnittlichen Kultnote ablesen kann.
Ein echter Kritikpunkt ist die Anleitung, die viele Unklarheiten enthält und mich zu FAQs im Netz oder in Diskussionsforen brachte. Das Regelstudium verlangt selbst geübten Spielern etwas ab. Und als das Spiel dann endlich flüssig spielbar war, kam für mich die Story nicht wirklich in Fahrt - nicht, weil sie schlecht erzählt oder abstrakt in die Spielmechanik eingebunden wurde, sondern weil mir die Hintergründe, auf die die Geschichte aufbaut, nicht bekannt sind. Eine Aufklärung bleibt bis zum Ende des Spiels aus. Nun, diese Kritik kann ich mir vielleicht selbst anziehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es für Bloodborne-Veteranen, die die Videospiel-Vorlage gut kennen, ein vernachlässigbarer Punkt ist. Für alle gilt hingegen: Ab 3 Spielern steigt die Downtime zwischen den Zügen schon recht stark an.
Insgesamt wirkt Bloodborne als Brettspiel auf mich noch nicht ausgereift. Mit mehr Liebe zum Detail und einer stärker durch die Charakter getriebene Story hätte das echt ein herausragendes Spiel für mich sein können. So wirkt es auf mich doch an gleich mehreren Stellen verbesserungswürdig, wobei ich dem Spiel, trotz der Kritikpunkte, ja auch etwas Positives abgewinnen kann - dafür gibt es dann meinerseits 6 Kultpunkte.
KULTFAKTOR: 6/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 6/10
EUER REZENSENT
DAVID
Verspielter Vielspieler, digital und analog
Eine Rezension vom 11.03.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: CMON / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten