REZENSION
BLACK STORIES: DAS SPIEL
- Genre: Party-/ Rätselspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: moses. Verlag
- Autoren: Inka und Markus Brand
- Illustrationen: Folko Streese
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 14 Jahren
- Dauer: ca. 25 Min.
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Initiativlevel: 7/10
Schwarze Stories, rotes Blut
Bei den Black Stories genügt ein Satz, um die wildesten Spekulationen daraus abzuleiten. Wohl gerade deshalb hat das fesselnde Kartenspiel seit fast 20 Jahren nichts von seiner Faszination verloren. Denn seien wir doch mal ehrlich: Krimi geht immer, weshalb auch Tatort, Aktenzeichen XY und Co. bestimmt auch noch in hundert Jahren ihr treues Publikum finden werden. Und jetzt gibt es die Black Stories sogar als neues kooperatives Rätselspiel mit Spielbrett, Solomodus und 20 Fällen.
REGELN
Kenner der Kartenspiele, von denen es mittlerweile unzählige Varianten und Ableger gibt, werden sich beim Öffnen der Schubladen-artig verpackten Schachtel vermutlich verwundert die Augen reiben: Statt einfacher Spielkarten ohne jeglichen Schnickschnack erwartet die Spieler hier ein extrabreiter Spielplan für die einzelnen Karten, fünf Holzmarker zum Markieren der Punkteergebnisse sowie vier Büroklammern, die fürs Rätseln genutzt werden.
Jeder der insgesamt 20 Fälle beginnt wie im regulären Kartenspiel mit dem (Vor-)Lesen eines Kartentextes. Ein knapper Satz fasst den Kriminalfall kurz zusammen, ohne allzu konkret zu werden. Beispiel gefällig? „Nach dem Besuch bei der Kosmetikerin wusste Anneliese, dass ihre Schwägerin jemanden auf dem Gewissen hatte“. Das genügt nun aber wohl kaum, um die ganze Geschichte, die sich dahinter verbirgt, in allen Einzelheiten auf Anhieb auflösen zu können. Deshalb werden nach und nach vier Szenen-Karten aufgedeckt. Jede dieser Karten illustriert einen bestimmten Schauplatz der Handlung, in diesem Fall zum Beispiel das Wohnhaus einer Angehörigen, die Küche usw. Jede Karte endet mit drei Fragen, die allesamt mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Selbstverständlich werde ich an dieser Stelle auf keine weiteren Einzelheiten eingehen, um keine Spuren zu erraten, die später zur Lösung beitragen.
Wie es sich für die Black Stories gehört, sind die wildesten Spekulationen nun ausdrücklich erwünscht. Die Spieler tauschen also ihre Eindrücke aus, stellen Behauptungen auf, wagen Beschuldigungen und versuchen, der Lösung gemeinsam ein Stück näher zu kommen. Wer lieber solo spielt, kann alternativ auf die Kommunikation verzichten und alleine ermitteln.
Ist sich die Gruppe sicher, die Antworten auf die drei gestellten Fragen geben zu wollen, gibt sie einen Tipp ab, wie viele Fragen mit „Ja“ beantwortet werden. Um zu überprüfen, ob sie richtig lag, wird eine Büroklammer an die entsprechende Stelle der Karte geschoben und die Karte umgedreht. So sieht man, ob man komplett, teilweise oder überhaupt nicht richtig lag, wofür es je nach Ergebnis keinen, 2 oder 4 Punkte gibt. Die erhaltene Punktezahl wird mit dem schwarzen Holzmarker auf dem Spielplan markiert. Nach diesem Schema besuchen die Kommissare nacheinander alle vier Schauplätze. Bei jedem Ort werden also die Szenen genau beobachtet, Fragen beantwortet und Punkte gezählt, wobei nicht selten große Unklarheit herrscht, und man im Dunklen tappt, welche Antwort die richtige ist.
Zum Ende hin wird die Lage langsam klarer. Doch wer sich bei dem einen oder anderen Aspekt noch immer nicht ganz sicher ist, kann sich schließlich bis zu vier mal mehr, mal weniger ausführliche Hinweise geben lassen. Während die ersten beiden Hinweise mit einem Punkt, der abzugeben ist, einhergehen, kostet der dritte und vierte Hinweis sogar zwei Minuspunkte. Die Punkte werden dann entsprechend auf der Punkteleiste zurückgegeben.
Dann geht es ans Eingemachte: Sobald sich alle sicher sind, die Lösung in ihren Einzelheiten zu kennen, den Tathergang also voll rekonstruieren zu können, wird die Rückseite der Einstiegskarte genutzt, auf der dann alle Einzelheiten des aktuellen Falles verraten werden. Manche Sätze sind fett gedruckt und die Punktezahl daneben gibt an, wie viele Punkte die Gruppe erhält, wenn sie selbst auf die jeweilige Lösung gekommen ist. Diese Punkte werden schließlich auf der Punkteleiste hinzugefügt und mit dem schwarzen Holzmarker markiert.
Nach zwei gespielten Fällen wird abgerechnet, wie viele Punkte auf der Skala stehen. So winken cleveren Ermittlern bis zu 72 Punkte, wobei schon die Hälfte kein schlechtes Ergebnis darstellt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- jeder kann miträtseln
- auch alleine sehr gut spielbar
- 20 Fälle sorgen für lange Unterhaltung
CONTRA
- irgendwann „ausgespielt“
- manche Details auf den Illustrationen sind schwer erkennbar
MEINUNG
Wer die Black Stories mag, wird auch an diesem kooperativen Brettspiel seine Freude haben. Inka und Markus Brand, die Spezialisten hinter vielen Exit-Spielen, haben das Flair des Kartenspiel-Originals hervorragend eingefangen und es mit neuen Komponenten ergänzt, die auf Solo-Ermittlern und Team-Kommissaren gleichermaßen gut zugeschnitten sind.
Jeder Fall beginnt ganz simpel mit einem einzigen Satz, der anfangs mehr verwirrt als zur Auflösung beiträgt. Doch während das Kartenspiel von euch wilde Theorien verlangt und den allwissenden Vorleser nur passiv ins Geschehen einbindet, darf jetzt jeder Teilnehmer zu den Ermittlungen des Tathergangs Überlegungen anstellen. Das sorgt für ein gehöriges Maß an Interaktion, sofern eure Mitspieler eine gewisse Krimi-Affinität mitbringen. Wenn dann nach und nach die vier Schauplätze „besucht“, also die jeweiligen Karten aufgedeckt und deren Illustrationen genauestens analysiert werden, erscheint der anfangs unlösbar anmutende Fall plötzlich doch lösbar.
Wirklich gut gelungen ist die edle Faltschachtel, in der sich eine Schublade mit allen zwanzig Fällen befindet, die platzsparend verstaut werden können. Auch der länglich gestaltete Spielplan aus extra dicker Pappe trägt zum übersichtlichen Spielaufbau bei. Dass man sich für die Ja-oder-Nein-Fragekarten eine andere Herangehensweise als üblich überlegt hat, gefällt ebenso: Ihr markiert mit einer Büroklammer, wie viele Fragen mit „Ja“ beantwortet werden. Wie viele tatsächlich korrekt waren, verrät dann die entsprechende Stelle auf der Kartenrückseite.
Black Stories: Das Spiel besticht durch einfallsreiche Fälle mittleren bis durchaus gehobenen Anspruchs und kann auch Solospielern empfohlen werden - 8 Kultpunkte!
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
CHRISTOPH
Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer
Eine Rezension vom 06.02.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: moses. Verlag
Weitere Fotos: Spielkultisten