REZENSION
BITOKU
- Genre: Strategiespiel
- Jahr: 2021 / deutsche Version: 2022
- Verlag: Devir / deutsche Version: Schwerkraft
- Autor: Germán P. Millán
- Grafik: Edu Valls
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: ca. 120 Min.
- Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwer
- Taktiklevel: 8/10
Geistreiche Opulenz
Der Große spirituelle Geist des Waldes sucht seinen Nachfolger. Wandelt über den Bitoku-Pfad, erlangt mit euren Pilgern Weisheit, errichtet Gebäude, bringt eure Kodamas nach vorn, lasst Mitamas sich mit Libellen vereinigen, nutzt magische Kristalle und die Macht der Iwakura-Felsen. In diesem Expertenspiel führt ihr mit euren Yokai-Karten Aktionen aus, verbessert euer Deck, begebt euch mit euren Würfeln in den Wald und über den Fluss und verwirklicht Visionen. Es gibt viel zu tun, doch die Belohnung wartet bereits ...
REGELN
Legt den großen Spielplan mit der Spielerseite nach oben, die eurer Spielerzahl entspricht. Im Spiel zu dritt oder viert werden einige Double-Layer-Aussparungen im Spielbrett mit zur Spielerzahl passenden Puzzleteilen gefüllt. Bestückt den Spielplan mit Karten und Plättchen, legt eure Kodama-Marker auf die Startfelder der fünf Kodama-Leisten, versehen mit zufälligen Schätzen der Seen.
Jeder erhält ein eigenes Spielertableau und ein Start-Yokai-Karten-Set (5 Aktionskarten). Auf das Tableau gehören die Pilger (schlafend) auf ihre entsprechenden Felder, drei aktive Pilger (wach) in die obere rechte Ecke, unten werden die Pagoden für den Gebäudebau und die Spielfigur für den noch nicht vorhandenen Bitoku-Pfad aufgestellt. Außerdem erhält jeder jeweils eine Ressource Jade und Holz, ein 1er-Amulett, einen Iwakura-Felsen und eine erste Libelle, die allesamt auf die Spielertafel gelegt werden. Lege eine zufällige Visionen-Karte neben dein Tableau. Die drei eigenen Würfel werden auf die Werte 1, 2 und 3 eingestellt und auf die roten Würfelfelder des Tableaus verteilt.
Gespielt werden 4 Jahre (Runden). Jede Runde besteht aus 4 Phasen, den Jahreszeiten.
Im Frühling zieht jeder vier Yokai-Karten vom persönlichen Nachziehstapel auf die Hand und wählt drei davon aus. In späteren Runden werden im Frühjahr auch die Erträge der lilafarbenen Kristalle auf dem eigenen Board ausgezahlt.
Der Sommer ist die Aktionsphase des Spiels. Die wird so lange reihum gespielt, bis alle Spieler gepasst haben.
Bist du an der Reihe, führst du eine von drei möglichen Aktionen aus: Karte spielen, Würfel einsetzen oder Würfel über den Fluss ziehen.
(A) Karte spielen: Wähle eine Handkarte und spiele sie auf einen freien Karten-Slot deiner Spielertafel. Schalte dadurch den an diesem Slot anliegenden Würfel frei (ziehe ihn auf das grüne Würfelfeld) und erhalte ggf. den Ertrag von einem dort platzierten pinkfarbenen Kristall. Führe anschließend die Aktion der Karte aus und erhalte ggf. Punkte für diese Aktion, wenn du einen zur Aktion passenden gelben Kristall auf deiner Tafel liegen hast.
(B) Würfel einsetzen: Wähle einen frei geschalteten Würfel (von einem grünen Feld deines Tableaus) und setze ihn auf ein freies Einsetzfeld des Spielplans. Ein Würfel kann jederzeit gegen Abgabe eines aktiven Pilgers aus deinem Vorrat freigeschaltet werden, ohne dass vorab eine Karte auf diesen Slot gespielt wurde. Auch erlauben manche Boni das Freischalten eines Würfels. Beim Einsetzen auf den Spielplan (und nur dann!) kannst du die Augenzahl des Würfels manipulieren, indem du sie um so viele Punkte erhöhst, wie du Punkte auf Amuletten siehst, die du zum Manipulieren abgibst. Das ist der einzige Weg, den Wert eines Würfels zu erhöhen (auf maximal 6)!
Die Einsetzfelder liefern bis zu zwei Aktionen: Zum einen eine Gebäude-Aktion, sofern unter den Einsetzfeldern bereits ein Gebäude ausliegt, das in seinem Wert vom Würfel abgedeckt wird (heißt: Um ein 3er-Gebäude zu nutzen, musst du mindestens eine 3 platzieren). Gebäude dürfen, wenn die Würfelzahl passt, ohne weitere Bedingungen genutzt werden. Die eigentliche Wald-Aktion hingegen, deren Ertrag vom Würfelwert abhängt, darf nur ausgeführt werden, wenn der Ort bisher unbelegt war oder aber der Wert eines dort bereits ausliegendes Würfels mit dem neuen Würfel erreicht wird (Beispiel: Liegt am Ort bereits ein Würfel mit einer 4, kannst du zwar eine 3 platzieren, dann aber maximal eine Gebäude-Aktion bis zu einem Wert von 3 nutzen. Legst du einen Würfel mit einem Wert von mindestens 4 zur 4, dann darfst du auch die Wald-Aktion nutzen.
(C) Würfel über den Fluss ziehen: Ziehe eine Würfel, der mindestens den Wert 2 hat, von seinem Einsetzfeld auf die andere Seite des Flusses. Verringere seine Augenzahl um 1 (bei einer 6 um 3). Suche dir nun eine Belohnung aus (entweder 2 aus 4 kleinen Belohnungen ODER eine neue Yokai-Karte, die du deinem Deck hinzufügst, und die stärker ist als die Start-Karten ODER eine neue Bitoku-Karte, die du an dein Tableau anlegst und damit den Bitoku-Pfad startest. Weitere dieser Karten werden dann verschachtelt übereinander angelegt, sodass der Weg sich weiterschlängelt. Die Bitoku- und die Yokai-Karten gibt es mit verschiedenen Symbolen, die für Wertungen wichtig sein können.
Doch welche Aktionen liefern mit Karten, Würfel- oder Bonusfelder? Hier die wichtigsten Möglichkeiten im Schnellüberblick:
- Ressourcen nehmen: Nimm die abgebildeten oder beliebige Ressourcen (Jade, Sake, Holz, Stein) in deinen Vorrat. Du setzt Ressourcen zum Bezahlen anderer Aktionen ein.
- Gebäude errichten: Nimm die am weitesten links liegende Pagode von deinem Board, zahle die Kosten, belege damit eine ausliegende Gebäudekarte und platziere das Gebäude auf einem freien Feld im Wald, das die entsprechende Gebäudefarbe verlangt. So erhöht sich mit jedem Gebäude die Auswahl der Gebäude-Aktionen beim Einsetzen eines Würfels an diesem Ort, und es liefert zudem dem Besitzer einen Bonus, wenn ein anderer Spieler die Gebäude-Funktion nutzt.
- Kristall nehmen: Zahle die Kosten für einen ausliegenden Kristall und lege ihn auf dein Board (wie zuvor beschrieben gibt es lilafarbene, gelbe und pinkfarbene Kristalle mit unterschiedlichen Fähigkeiten).
- Libelle nehmen: Zahle die Kosten für ein ausliegendes Libellen-Plättchen und lege es auf dein Board, ggf. gestapelt.
- Mitama-Geist nehmen: Zahle die Kosten für ein ausliegendes Mitama-Plättchen und erhalte sofort die Belohnung des Plättchens. Wenn du möchtest, kannst du nun ein Mitama- mit einem Libellen-Plättchen dauerhaft vereinen. Machst du dies, und nur dann, erhältst du die Belohnung der Libelle. Belohnungen auf Plättchen können Ressourcen sein, Punkte, andere Aktionen etc.
- Iwakura-Felsen nehmen: Nimm einen neuen Iwakura-Felsen und lege ihn auf dein Tableau. Iwakura-Felsen bringen dir am Spielende Punkte für aufgedruckte Symbole, die du sammeln musst (Gebäudefarbe, Mitama-Farbe, Karten-Symbol).
- Pilger zu einem Iwakura-Felsen setzen: Aktiviere einen Felsen für das Spielende. Erhalte am Spielende so viele Punkte pro verlangtem Symbol, wie du Pilger neben dem Felsen platziert hast.
- Bewegungsschritte erhalten: Für jeden Bewegungsschritt kannst du einen aktiven Pilger auf ein Startfeld des Pfades der Weisheit einsetzen und ihn dann über die Lauffelder voranziehen. Je weiter du läufst, umso besser werden die Belohnungen beim Abbiegen auf ein "Feld der Erleuchtung" (Sofort-Bonus wie Punkte und Amulette) oder auf ein Feld neben einem Tor. Auch dort erhältst du einen Sofort-Bonus und außerdem die Möglichkeit, neue Pilger nun von hier aus ins Rennen zu schicken.
- Bewegungspunkte können alternativ auch für den eigenen Bitoku-Pfad benutzt werden. Ziehe mit deiner Figur von Karte zu Karte und erhalte die angegebene Belohnung (Punkte, Aktionen, ...).
- Kodama bewegen: Ziehe einen Kodama-Marker (am vorgegebenen Ort oder an einem beliebigen Ort) entsprechend viele Felder weiter. Am Spielende gibt es Punkte je nach Position des eigenen Kodamas auf jeder Leiste.
Hast du in einer Runde 3 Karten gespielt, 3 Würfel auf den Spielplan gesetzt und ggf. Würfel über den Fluss gezogen, endet die Runde für dich. Du passt.
Sobald alle gepasst haben, folgt der Herbst. Bestimmt nun die Spielerreihenfolge über den mittleren Ort des Waldes. Je höher ein eigener Würfel hier platziert wurde, umso früher bist du in der neuen Spielerreihenfolge am Zug.
Im Winter hat nun jeder die Möglichkeit, eine der drei gespielten Karten vom eigenen Tableau in Punkte zu verwandeln. Dazu wird die Karte aus dem Deck entfernt und liefert die Punkte, die unten auf der Karte angegeben sind, teilweise in Abhängigkeit bestimmter gesammelter Dinge. Das Entfernen einer Karte ist optional und nur dann möglich, wenn du noch mindestens 5 Karten besitzt! Nimm anschließend alle verbliebenen Karten vom Board. Erhalte nun die Würfel zurück und lege sie - in beliebiger Anordnung - auf die roten Felder deines Tableaus. Verändere dabei ihre Augenzahlen nicht! Tauscht nun noch die Kartenauslage auf dem Spielplan aus und füllt Plättchen nach (bis auf die Iwakura-Felsen). Dann folgt die nächste Runde.
Nach Runde 4 folgt die Schlusswertung:
- Vorab werden noch einmal die Erträge (lilafarbenes Hand-Symbol) ausgezahlt.
- Dann gibt es Punkte für den Ersten der Spielerreihenfolge.
- Es gibt Punkte für die Anzahl unterschiedlicher Symbole auf den ans Board angelegten Bitoku-Karten (je mehr unterschiedliche Symbole, umso höher die Punktezahl).
- Bestimmt die Rangfolge eurer Marker auf den fünf Kodama-Leisten und erhaltet jeweils die angegebenen Punkte für die Platzierung, wie auf den Schätzen der Seen vermerkt.
- Nehmt eure Würfel zurück, so wie sie in der letzten Runde platziert waren. Verändert die Würfelaugen nicht! Addiert die Würfelaugen mit euren restlichen Ressourcen und teilt die Summe (abgerundet) durch 4.
- Kontrolliert, wie viele Visionen-Karten, die vor euch liegen, erfüllt sind. Du darfst eine zum Erfüllen vorgegebene Voraussetzung immer nur für eine (!) Karte verwenden! Wird auf verschiedenen Karten mehrfach das selbe gefordert, brauchst du das Geforderte auch in entsprechender Anzahl! Erfüllte Visionen bringen Punkte, nicht erfüllte Minuspunkte.
- Addiert alle lilafarbenen Punkte, die ihr auf eurem Tableau (durch Kristalle und errichtete Gebäude) freigeschaltet habt.
Wer nun die meisten Gesamtpunkte besitzt, gewinnt.
Das Spiel kann auch (mit eigens dafür beiliegenden Karten) solo gespielt werden.
Hinweis: Zum Test stand uns die englischsprachige Version des Spiels zur Verfügung. Seit 2022 gibt es auch eine deutschsprachige Version!
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- ein optisches Highlight
- schönes Aktionsauswahl-Konzept
- trickreicher Würfeleinsatz
- viele verschiedene Möglichkeiten, um an Punkte zu gelangen
- sehr belohnend durch viele Boni und Zusatzaktionen
- tolle Verzahnung
CONTRA
- thematische Anleitung erschwert das Erlernen
- zu zweit geringere Aktionsauswahl auf dem Spielplan
MEINUNG
Wow, was für ein Brett! Und das meine ich in zweierlei Hinsicht. Bitoku ist mit seinen vielen, vielen Möglichkeiten auf jeden Fall ein Spiel für Vielspieler. Zum anderen sieht der riesige Spielplan einfach grandios aus. Da stimmen sowohl Optik als auch Funktionalität. Die Double-Layer-Seite für 3 bis 4 Spieler kann mit passenden Plättchen entsprechend an die Spielerzahl angepasst werden, ohne das etwas verrutscht. Vorbildlich! Und was anfangs für einige vielleicht aussieht wie ein riesiges Wimmelbild, erschließt sich im Spiel dann schneller, als man denkt, denn letztlich konzentriert sich alles auf die Einsetz- und Lauffelder; der Rest ist nur opulente Ablage für all die Plättchen und Karten, die im Spiel wichtig sind.
Ein wenig erinnert mich Bitoku in seiner Art an typische Lacerda-Spiele, wenngleich der Autor hier ein anderer ist. Aber: Die Grundregeln sind gar nicht so schwer und recht schnell verinnerlicht. Auch die einzelnen Aktionen sind nicht schwierig, und wenn man sich einmal in die Ikonographie reingefuchst hat, ist die immer hilfreich und sofort verständlich. Die Anleitung beschreibt das Spiel auch detailliert, verliert sich allerdings an mehreren Stellen in der bewusst gewählten thematischen Begrifflichkeit. Ja, an allen Stellen möchte man im asiatisch-spirituellen Thema bleiben, doch gerade anfangs muss man da doch öfters hin und her blättern, um zu wissen, was mit „Mitama“, „Yokai“ oder „Bitoku" noch einmal gemeint war ... Ich verdenke es niemandem, wenn er das Spiel einfach mit den Begriffen „Aktionskarten“, „Wegekarten“ etc. erklärt, solche Begriffe hätten den Einstieg noch einmal erleichtert. Aber keine Sorge: Die Zielgruppe kommt auch mit einer Anleitung in vorliegender Form klar. Sie ist gut strukturiert und zeigt zudem viele Zusatzerklärungen anhand von Illustrationen.
Gar nicht mal so schwer, habe ich gesagt? Und das nach der langen Regel-Erklärung? Ja, gar nicht mal so schwer! Wenn du am Zug bist, hast du halt nur drei Optionen, von denen du eine auswählst, und da gibt es immer die sinnvolle Abfolge "Karte spielen und Würfel freischalten", "Würfel einsetzen" und "Würfel über den Fluss bringen". Da die Einsetzfelder jedoch knapp bemessen sind, und zudem auch noch die Werte der eingesetzten Würfel bestimmen, ob ich eine Wald-Aktion ausführen darf oder nicht, kann es auch mal sinnvoll sein, sich einen Würfel vorzeitig zu erkaufen. Wohl dem, der das mit einem dauerhaften Kristall schafft. Der Einsatz eines Pilgers ist doch recht teuer, denn die Pilger braucht man ja auch noch für andere Dinge ...
Dass Würfel hier nicht geworfen, sondern eingestellt werden, ist ein schönes strategisches Element. So muss ich schon beim Einsetzen des Würfels entscheiden, ob mir eine 1 ausreicht. Meistens tut sie das nicht. Amulette sind also sehr wichtig, denn über den Fluss gebrachte Würfel verbrauchen sich ja auch noch nach und nach und verlieren an Wert. Um handlungsfähig zu bleiben, muss ich so manchen Würfelwert auf jeden Fall pushen.
Die Aktionen sind zumeist typische Eurogame-Kost, allerdings in erhöhter Anzahl. Mal muss ich Boni freischalten, mal baue ich mir mit Gebäuden eine kleine Engine auf, ebenso mit Kristallen, ich betreibe Set Collecting beim Auslegen der Bitoku-Karten, baue mein Deck aus mit wertvolleren Karten, sammele auch hier wieder Symbole auf Karten, die für Wertungen wichtig sind, plane Wege, die ich voranschreite und schreite ebenso auf Fortschrittsleisten voran, um mich in eine Top-Position zu bringen. Interaktion ist dabei durch die Würfel und das Blockieren von Einsetzfeldern, durch kleine Eingriffe in Kodama-Platzierungen und das Festlegen der Spielerreihenfolge auch vorhanden.
Gewertet wird in diesem Spiel sehr viel. Schon während des Spiels lassen sich viele Punkte generieren, vor allem aber muss ich effizient spielen, um Boni nicht verfallen zu lassen. Genau da ist dann auch die Spieltiefe versteckt. Was für sich alles einfach klingt, muss im Kopf zu sinnvollen Abfolgen zusammengesetzt werden. Da muss ich auf jeden Fall gut planen, was ich vorhabe, denn alles ist verzahnt, und auch Spielende-Wertungen liefern für diverse Dinge Punkte, um die ich mich vorher kümmern muss. Wer Punktesalat-Spiele generell nicht mag, der mag Bitoku wahrscheinlich verteufeln. Wer sich aber darauf einlässt und sich anfangs einfach etwas verloren vorkommt, dem gebe ich immer den Tipp: Schaue auf deine Visionen-Karte. Was braucht es, um sie zu erfüllen? Schaue auf deinen Iwakura-Felsen. Was verlangt der, um Punkte zu genieren? Hole dir gelbe Kristalle und spiele bewusst auf diese Aktionen, um jedes Mal zu punkten. Hole die neue Yokai-Karten und schaue dir an, für was sie Punkte bringen, wenn du sie am Rundenende aus deinem Deck entfernst. Das sind so die Hilfestellungen, mit denen man ganz gut ins Spiel findet. Wer komplexe Spiele mag, der wird bereits nach ein bis zwei Runden wissen, worauf es ankommt.
Dabei sollte man sich jedoch von einem Gedanken verabschieden: Alles (!) in Bestform abzuliefern. Das ist nicht möglich. Das verlangt das Spiel auch gar nicht. Wer von allem nur ein bisschen erfüllt, dem werden hohe Punkte entgehen, die man erhält, wenn man eine Sache so richtig nach vorn bringt. Dabei gibt es zwar auch kleine Glückselemente im Spiel (einfach, was so in die Auslage kommt), aber generell ist das Spiel schon sehr taktisch bis strategisch geprägt.
Generell funktioniert Bitoku mit jeder Spielerzahl, dennoch hat man im 2-Spieler-Spiel eingeschränkte Möglichkeiten. Jeder Wald-Ort hat dann nur ein Einsetzfeld, was doch sehr wenig ist, denn man kann nicht auf ein zweites freies Feld spekulieren, was ab drei Spielern möglich ist, da nicht alle Spieler die selben Aktionen im Sinn haben werden. Ja, man kann im 2er-Spiel darauf hoffen, dass ein Würfel noch über den Fluss wandert und ein Feld wieder freigibt, aber liegt eine "1" im Wald, weiß ich schon, dass ich diese Aktion in dieser Runde nicht ausführen kann, da sich der Würfel nicht mehr bewegen wird. Von daher: Als guten Kompromiss aus Konkurrenz, Aktionsfreiheiten und dennoch nicht allzu hoher Wartezeiten sehe ich 3 Spieler nach meinen Erfahrungen als die beste Spielerzahl an. Nicht, dass das Spiel zu viert schlechter wäre, es dauert dann einfach nur länger, und mit ca. 3 Stunden für 3 Spieler müsst ihr eh schon rechnen.
Muss man den spirituell-asiatischen Touch des Spiels mögen, um Bitoku zu mögen? Nun, es erleichtert das Einfinden in die diversen Optionen, ja, aber auch ohne Bezug zu Waldgeistern, verlorenen Seelen und die Kraft des Glaubens kommt ihr in Bitoku gut klar - wenn ihr euch drauf einlasst, ein Spiel nicht sofort beim ersten Spiel komplett zu knacken. Spielt drauf los, seht, was dabei herauskommt, macht es in der nächsten Partie besser. Ich finde: Das lohnt sich! Bis auf die minimalen Kritikpunkte, die ich eben angebracht habe, ist dieses Spiel ein für mich nahezu perfektes Strategiespiel, das meinen persönlichen Spielgeschmack voll und ganz getroffen hat.
Ich mag das Spielkonzept, ich mag die opulente Optik in Kombination mit den farbigen Klarsichtwürfeln und Spielermarkern in Pastell - ich finde, Bitoku hat sich 9 von 10 Punkten klar verdient - allerdings nur, wenn ihr zur Zielgruppe gehört. Wenig- und Gelegenheitsspieler könnten eventuell schreiend den Tisch verlassen, wenn sie vor dem riesigen Spielplan sitzen und hoffnungslos überfordert sind, das Spiel in Gänze zu erfassen. Ich kann nur sagen: Bleibt dran, dann entdeckt ihr das volle Potenzial von Bitoku!
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/aKY5g53bDkk
KULTFAKTOR: 9/10
Spielidee: 9/10
Ausstattung: 10/10
Spielablauf: 9/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 28.03.2022
Bildnachweis:
Coverfoto: Devir
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