REZENSION
BEER & BREAD
- Genre: Strategiespiel
- Jahr: 2022
- Verlag: Deep Print Games / Pegasus Spiele
- Autor: Scott Almes
- Grafik: Michael Menzel
- Spieler: 2
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 30 bis 45 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
- Taktiklevel: 7/10
Heute back' ich, morgen brau' ich ...
Als Dorfvorsteher setzt ihr die Tradition des Brotbackens und des Bierbrauens fort, die ihren Ursprung auf dem fruchtbaren Land eines Klosters findet. Über sechs Jahre versucht ihr, einen größtmöglichen Gewinn zu erwirtschaften, wobei die weniger lukrative Ware am Ende über den Sieg dieses Wettstreits entscheidet.
REGELN
Beer & Bread ist ein 2-Spieler-Spiel. Legt den Spielplan zwischen euch. Auf jeder Spielplanseite findet ihr eine Bäckerei, eine Brauerei, ein Lager für 9 Ressourcen sowie sechs Slots für Ausbauten. Außerdem findet ihr einen gemeinschaftlichen Fluss sowie die Äcker für diverse Rohstoffe auf dem Plan.
Gespielt werden sechs Runden, hier Jahre, wobei sich immer ein fruchtbares und ein trockenes Jahr, jeweils mit eigenen Regeln, abwechseln.
Ihr startet in einem fruchtbaren Jahr. Wie auf dem Spielplan angegeben, bestückt ihr in der Saatphase zunächst die Felder mit einer vorgegebenen Anzahl an Weizen, Gerste, Roggen und Hopfen. Legt zudem die Wasser-Ressourcen in den Fluss.
In der Kartenphase erhält jeder fünf zufällige Karten vom gemischten Nachziehstapel auf die Hand. Es gibt Bier- und Brot-Karten, jeweils in drei verschiedenen Wertigkeiten. Jede Karte ist in drei Abschnitte unterteilt.
Die Aktionsphase wird abwechselnd gespielt. Als Startspieler spielst du die erste Handkarte aus und machst eine Aktion, dann folgt der Gegenspieler. Tauscht im Anschluss eure Handkarten aus. Wiederholt diesen Vorgang, bis alle Karten ausgespielt wurden.
Eine ausgespielte Karte kann auf drei verschiedene Arten genutzt werden. Wähle eine davon:
- Ernte und Lagerung: Nimm die auf der Karte angegebenen Ressourcen vom Spielplan und lege sie in dein Lager. Ab der zweiten so ausgespielten Karte bildet sich eine Erntereihe. Du bekommst dann immer die Ressourcen der neuen Karte, aber auch identische Ressourcen auf bereits vorhandenen Karten. Ist dein Lager voll, musst du ggf. Ressourcen abwerfen. Diese musst du aber deinem Gegenspieler anbieten, der nun beliebig viele davon in sein Lager legen darf, sofern er Platz dafür hat.
- Produktion und Verkauf: Backe ein Brot oder braue ein Bier. Zahle dafür die auf der Karte angegebenen Ressourcen in den Vorrat. Lege die Karte nun entsprechend in deine Brauerei oder deine Bäckerei. Die Ware gilt nun als verkauft und liefert dir am Spielende die aufgedruckten Münzen. Achtung! Es darf immer nur eine Karte in der Brauerei und eine Karte in der Bäckerei liegen. Um wieder Platz zu schaffen, musst du zunächst eine Reinigung durchführen.
- Ausbau und Reinigung: Spiele die Karte an den entsprechenden Slot des Spielplans, um ihre Funktion zu nutzen. Ausbauten verschaffen Vorteile im Spiel, wie z.B. zusätzliche Rohstoffe, zusätzliche Lagerplätze oder auch zusätzliche Möglichkeiten, am Spielende Münzen zu erhalten. Durch diese Aktion reinigst du auch deine Bäckerei und Brauerei. Evtl. dort ausliegende Karten werden abgelegt; sie sind erst am Spielende wieder wichtig.
In der Mühlenphase wird der neue Startspieler bestimmt. Wer weniger Ressourcen in seinem Lager hat, startet die nächste Runde. Bei einem Gleichstand wechselt der Startspieler.
Die zweite Runde stellt nun ein trockenes Jahr dar. Passt die ausliegenden Ressourcen auf dem Spielplan entsprechend an. Es sind nun weniger Ressourcen verfügbar als in fruchtbaren Jahren. In der Kartenphase nehmt ihr nun eure ausgespielten Karten der eigenen Erntereihe wieder auf die Hand und füllt anschließend auf fünf Karten vom Stapel nach.
Die Aktionsphase verläuft grundsätzlich ähnlich wie in fruchtbaren Jahren, allerdings entfällt nun der Kartentausch! Stattdessen liegen drei Tauschkarten auf dem Spielplan, die ihr, statt der eigenen gespielten Karte, nutzen dürft. Legt dafür die Karte, die ihr nicht nutzen möchtet, an diese Stelle des Spielplans.
Nach einem trockenen Jahr werden nun sämtliche Erntekarten abgelegt. Die Ausbauten bleiben natürlich stets erhalten. Das nächste fruchtbare Jahr beginnt mit fünf neuen Handkarten vom Stapel.
Schlusswertung: Nach Runde 6 (also nach drei fruchtbaren und drei trockenen Jahren im Wechsel) ermittelt jeder für sich, wie viele Münzen über verkauftes Brot und verkauftes Bier generiert wurden. Ausbauten können den Münzwert für Brot oder Bier noch verändern. Vergleicht nun eure jeweils niedrigeren Werte! Der niedrigere Wert für Brot oder Bier ist euer Endergebnis, und wer nun mehr Münzen verdient hat, gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- interessante Mischung aus Ressourcen- und Kartemanagement
- erfordert eine gute Planung
- vielseitig durch verschiedene Ausbauten
- schöne Ausstattung
CONTRA
- grundsätzlich bekannte Spielelemente
- teils auch glücksabhängig, wie schnell / ob Aufträge erfüllt werden können
MEINUNG
Beer & Bread setzt auf ein recht klassisches Thema, das Spiel an sich fühlt sich vom Grundgerüst ebenso klassisch an. Wir sammeln Ressourcen. Kennen wir. Wir tauschen Ressourcen in Punkte durch das Erfüllen von Aufträgen. Kennen wir. Wir schalten Vorteile über Karten frei. Kennen wir. Und doch gibt es kleine Kniffe, die das Spiel neuartig wirken lassen.
Zunächst einmal wäre da die Unterscheidung in fruchtbare und trockene Jahre. Dieses Wechselspiel muss erst einmal durchschaut werden. In fruchtbaren Jahren lässt sich eine gute Engine aufbauen, was die Zutaten für Bier und Brot betrifft. Da sollte man sich mit seinen Ernte-Möglichkeiten breit genug aufstellen. Das Backen oder Brauen erfordert in so einer Runde eine gute Planung. So wechseln die Handkarten ja immer zwischen den Spielern hin und her. Natürlich sieht der Konkurrent, was da für Ressourcen in meinem Lager liegen. So kann er gezielt eine Karte, deren Auftrag damit erfüllt würde, für etwas anderes nutzen.
Umgekehrt sollte ich mir auch alle geforderten Ressorucen möglichst gut merken, damit ich nicht blind an den Aufträgen vorbei sammele. Genau dieses Element führte bei uns teilweise zu Problemen. Immer wieder kam es vor, dass wir zielsicher Ressourcen anhäuften und erst später bemerkten, dass das dafür zum Backen bzw. Brauen nötige Rezept schon wieder aus dem Spiel war. Ja, die Karten zeigen doch viele Informationen, an die man sich hier erinnern können sollte, um in den fruchtbaren Jahren effizient zu spielen. Das überfordert den einen oder anderen tatsächlich. Zu viel gesammelte Ressourcen führen dann auch nicht selten dazu, dass sie dem Mitspieler angeboten werden müssen. Und warum sollte der diese ausschlagen? Abwerfen kann er sie ja immer noch. So ist es also sinnvoll, die Ressourcen gezielt ins Lager zu legen, und dafür braucht es einen guten Überblick.
Weitaus planbarer ist dann immer eine Runde mit trockenem Jahr. So weiß ich schon vorher, welche Karten ich sicher auf die Hand bekomme, nämlich die als Erntekarten gespielten der Runde zuvor. Ja, wer da klug vorgeht, kann sich auch schon lukrative Aufträge gezielt sichern, schließlich können die nun wieder zu Handkarten gewordenen Karten ja diesmal auch auf eine andere Art und Weise ausgespielt werden. Da keine Karten mehr getauscht werden, kann man nun auch leichter auf Aufträge spielen. Damit aber nicht einfach Brot für Brot und Bier für Bier gebraut werden können, gibt es noch das Hindernis der nötigen Reinigung. So bin ich also immer gezwungen, eine Karte für einen Ausbau zu spielen, um wieder handlungsfähig zu sein. Die Ausbauten liefern aber für sich auch nette Vorteile im Spiel. Tatsächlich gibt es also dadurch gewisse Restriktionen im Spiel, die bestimmte Abläufe vorgeben; ich kann das Spiel nicht gewinnen, wenn ich einzelne Kartenaktionen vernachlässige.
Nun ist bei Beer & Bread bei aller Planung auch Glück im Spiel vorhanden. Da kann es passieren, dass mir auch mal partout eine Ressource verwehrt bleibt, einfach, weil ich keine passende Karte ziehe oder mein Gegenüber die Äcker bereits abgeräumt hat. Oder ich ziehe einen Überhang an Brotkarten, obwohl ich eigentlich Brot und Bier in den Ausgleich bringen. muss. So kann mir auch manche Austauschkarte in trockenen Jahren in die Hände spielen, wenn ich z.B. gerade passende Ressourcen für ein Rezept besitze - oder umgekehrt können mir auch mal alle Austauschkarten rein gar nicht weiterhelfen. Das kann einen manchmal kurzzeitig etwas ärgern, aber letztlich trägt sich das Spiel dann schon primär über die Planung. Kennt man das Spiel besser, unterlaufen einem auch keine typischen Anfängerfehler mehr, die vielleicht dazu führen, dass man plötzlich fünfmal Hopfen im eigenen Lager besitzt und erst dann bemerkt, dass diese Zutat gar nicht so begehrt ist ...
Die Mischung aus Kartenmanagement, Draften, Aktionsauswahl, das Haushalten mit den Ressourcen - all das greift gut ineinander und macht aus Beer & Bread ein schönes kleines Strategiespiel im komprimierten Format, das man auch gut in 30 Minuten runterspielen kann. Ja, die grundsätzlichen Spielelemente, auch das Prinzip der Schlusswertung, das ausgeglichenes Spielen belohnt, kennt man durchaus aus anderen Spielen, dennoch wurde hier alles stimmig verzahnt und liefert ein rundes, taktisches, ja, bis gar strategisches Spielgefühl ab, bei dem es auf Planung und Timing, aber teils eben auch - und für mich persönlich offenbar weniger gut geeignet, wofür das Spiel aber nichts kann - auf ein gutes Gedächtnis ankommt. Alles in allem vergebe ich gute 7 Kultpunkte. Wer oft zu zweit spielt und ein gefühlt "großes" Strategiespiel im Mini-Format mit kurzer Spieldauer sucht, ist hier genau richtig.
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/hofjIkjdO50
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 07.12.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Deep Print Games / Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten