REZENSION

ARCHE NOVA

  • Genre: Strategiespiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Feuerland Spiele
  • Autor: Mathias Wigge
  • Grafik: Loïc Billiau
  • Spieler: 1 bis 4
  • Alter: ab 14 Jahren
  • Dauer: ca. 90 bis 150 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwer
  • Taktiklevel: 7/10

Modernes Zoo-Management

 In diesem Spiel gründen wir unseren eigenen wissenschaftlich begleiteten Zoo. Wir siedeln Tiere an, gehen Partnerschaften mit Zoos und Universitäten auf der ganzen Welt ein, vor allem aber kümmern wir uns auch um Artenschutzprojekte. Wer Attraktion und Tierschutz in Einklang bringt, gewinnt. 

REGELN

Material und Vorbereitung 

Der doppelseitige Spielplan zeigt zunächst einmal die aus zwei gegenläufigen Reihen bestehende Siegpunkte-Leiste. Die grüne Leiste ist die Artenschutzleiste, die größere Sprungfelder zeigt. Entgegen kommt dann die Attraktionsleiste, die kleinere, aber deutlich mehr Felder zeigt. Da das Spiel endet, wenn sich die beiden Marker eines Spielers begegnen, sollte man diese Leisten immer gut im Auge behalten. 


Die dritte Leiste auf dem Spielplan liegt mittig über dem offenen Kartenvorrat. Sie wird Ruf-Leiste genannt. Beim Voranschreiten der Figur auf dieser Leiste erhalten die Spieler Boni, die im Spiel Vorteile bringen. Die letzte Leiste gehört der Pause. Nach bestimmten Aktionen, die die Spieler reihum durchführen, wird der Pausenmarker vorwärts gezogen. Erreicht der Pausenmarker das Pausenfeld, endet die Runde und eine neue wird eingeleitet.


Zum Spielplan gehört noch das Verbandstableau. Es wird mit fünf verschiedenen Partnerzoo-Markern und drei unterschiedlichen Universitäts-Markern aufgefüllt. 


Der offene Vorrat an Karten wird vom verdeckt, gemischten Kartenstapel bedient. Hier gibt es 212 Tierkarten, Sponsoren und Artenschutzprogramme zu entdecken. Jede Karte ist dabei einmalig. Die Spieler erhalten am Anfang acht dieser Karten auf die Hand. Von ihnen werden vier gewählt. Der Rest wird abgeworfen.


Im Vorrat bleiben die gefüllten Sortierkästen, die die verschiedenen Gehege, Kiosk/ Pavillon-Marker, Universitäten, Partnerzoos usw. beinhalten. Außerdem bleibt auch das Geld im Vorrat, von dem jeder Spieler ebenfalls ein Startkontingent erhält.


Nun nimmt sich jeder Spieler noch sein persönliches Zootableau. Gemeinsam haben sich die Spieler für die jeweiligen Seiten entschieden…es liegen mehrere unterschiedliche Zoo-Boards bei. Zum Tableau gehören die Mitarbeiterfiguren, die Markierungswürfel und das für alle Spieler identische und doppelseitige Aktionskarten-Set (Tiere, Karten, Bauen, Sponsoren, Verband). Während alle anderen Karten gemischt und mit ihrer blauen Seite fortlaufend an die Zoo-Tafel angelegt werden, gehört die Karte “Tiere“ immer an die erste Stelle von links. Außerdem erhält jeder Spieler noch ein Startgehege, das zunächst verdeckt auf den linken unteren Landschaftsfeldern platziert wird. Nach und nach füllt sich diese Fläche dann mit Gehegen, Kiosken, Attraktionen, Pavillons und Tierwürfeln.


Als letztes erhalten die Spieler noch zwei Endwertungskarten, von denen die Spieler nach einigen Runden eine auswählen müssen. Das Spiel kann beginnen.


Spielablauf

Es wird, beginnend beim Startspieler, reihum gespielt. Jeder Spieler kann genau eine Aktionskarte seines Aktionskartenset wählen und spielen. Dabei muss gut auf alle Folgeerscheinungen geachtet werden. Dann folgt der nächste Spieler mit genau einer Aktion, solange bis eine Pause eintritt. Die Aktionskarten sind doppelseitig. Am Anfang steht nur die schwächere, blaue Seite zur Verfügung, im Spielverlauf kann, ab bestimmten Gegebenheiten, dann die rosa Seite freigeschaltet werden. Dann wird die Karte einfach auf die andere Seite gedreht. Alle Aktionskarten besitzen immer die Stärke des Feldes, auf dem sie gerade liegen (also 1-5). 


Die Aktionen

Tiere 

  • Blau: Hier darf der Spieler, je nach Position der Karte, 0-2 Tierkarten von der Hand in ein bereits auf dem Spielertableau errichtetes Gehege passender Größe gespielt werden. Die Tierkarte zeigt dabei: benötigte Voraussetzungen (Symbole auf ausgespielten Karten, Partnerzoos etc.), gewünschtes Gehege, Preis, Boni (Attraktionspunkte usw.) und Sonderaktionen.
  • Rosa: Die Aktion verbessert sich auf das Ausspielen von 1 bis 2 Tierkarten plus Vorrücken auf der Rufleiste.


Sponsoren

  • Blau: Der Spieler darf eine Sponsorenkarte von der Hand in den Zoo spielen, max. eine Karte bis zur Stärke der Position. Oder er schiebt den Pausenmarker um die entsprechende Position weiter und erhält dafür die entsprechende Anzahl Kreuze. Kreuze (X) gelten als Positionsaufwerter und können genutzt werden, um die Positionsstärke einer Aktionskarte im Bedarfsfall aufzuwerten, z.B. darf eine Karte, die auf Position 3 liegt mit einem eingesetzten X-Marker als 4 verwendet werden.
  • Auch Sponsorenkarten beinhalten zusätzliche Aktionen, die entweder sofortige Effekte oder Effekte für die Endwertung auslösen.
  • Rosa: Mehrere Sponsoren dürfen gespielt werden (addiert bis zur entsprechenden Stärke) oder doppelte Anzahl von Kreuzen. 


Karten

  • Blau: Hier können ein bis drei Karten vom Nachziehstapel gezogen werden, von denen ggf. eine gewählte abgeworfen werden muss. Bei Stärke „5“ kann eine Karte auch gezielt aus der offenen Auslage genommen werden.
  • Rosa: 1 bis 4 Karten ziehen, oder ab Stärke „3“ Karten aus der offenen Auslage schnappen.


Verband

  • Blau: Der Spieler darf eine Verbandsarbeit (Partnerzoos, Universitäten für sich gewinnen etc.) bis zur entsprechenden Stärke ausführen. Dafür setzt er eine freie Figur auf das gewählte Verbandsfeld und führt die dortige Aktion aus, inkl. deren Folgen.
  • Rosa: Der Spieler darf mehrere Verbandsarbeiten bis zur entsprechenden Stärke ausführen. Dabei muss der Spieler genug freie Mitarbeiter besitzen. Die Kartenreihenfolge legt der Spieler fest. Es wird immer eine Karte nach der anderen abgearbeitet. Außerdem können Artenschutzprojekte in Rufreichweite ausgespielt (oder auch besetzt) werden, was am Ende Artschutzpunkte bringt.


Bauen

  • Blau: Der Spieler darf genau ein Gehege / Bauwerk mit der entsprechenden Stärke auf den Geländefeldern des eigenen Tableaus errichten. Hinweis: Pavillons bringen sofort Attraktionspunkte, Kioske an besetzten Gehegen und Attraktionen liefern in der Pause zusätzliches Einkommen. Einige Tierarten können in Sondergehegen untergebracht werden, bei der blauen Kartenseite ist das der Streichelzoo. Die Kosten betragen immer 2 Geld je belegtes Feld.
  • Rosa: Der Spieler darf mehrere Bauwerke im Gesamtwert der entsprechenden Stärke errichten. Ab jetzt kann auch ein Reptilienhaus und eine Großvogelvoliere gebaut werden. Die Kosten betragen immer 2 Geld je Feld.


Sobald ein Spieler seine Aktionskarte inkl. aller Folgeerscheinungen abgearbeitet hat, schiebt er diese Karte auf Position 1 zurück. Alle anderen Karten rutschen nach rechts weiter. So gelangen die Karten nach und nach auf die verschiedenen Positionen.


Pause

Sobald ein Spieler mit seiner Aktion den Pausenmarker ins Pausenfeld verschoben hat, endet die Runde. Nun werden genau sechs Schritte ausgeführt:

  1. Alle Spieler reduzieren ihren Handkarten auf drei, es sei denn ein Spieler besitzt die Universität „Handkartenlimit 5“.
  2. Alle auf Aktionskarten liegenden Marker, die über Karteneigenschaften ins Spiel gekommen sind (Gift, Würgen, x2 …), kommen wieder in den Vorrat zurück.
  3. Das Verbandstableau wird wieder mit Partnerzoos und Universitäten aufgefüllt. Die freien Mitarbeiter dort kehren zu ihren Besitzern zurück.
  4. Die offene Auslage wird aufgefrischt, indem die zwei linken Karten entfernt werden, die Karten nachrutschen und die nun freien Felder vom Stapel wieder aufgefüllt werden.
  5. Das Einkommen wird ermittelt und ausgegeben:
    1. Die eigene Figur auf der Attraktionsleiste zeigt das gerade aktive Einkommen, das der Spieler in Geld ausgezahlt bekommt.
    2. Jetzt werden die einzelnen Kioske gewertet. Sie erhalten für jedes angrenzende besetzte Gehege, Sonderbauwerk, Spezialgehege und jeden Pavillon je ein Geld.
  6. Als letztes wird der Pausenmarker zurückgesetzt. Das Spiel geht weiter mit dem nächsten Spieler in Uhrzeigerrichtung.


Spielende und Wertung

Das Spiel endet, sobald sich die Zählsteine eines Spielers auf den beiden gegenläufigen Punkteleisten (Attraktion und Artenschutz) auf einem Feld begegnen oder aneinander vorbeiziehen. Alle anderen Spieler haben daraufhin noch genau einen Zug. Es setzt die Endwertung ein. Dazu werden für jeden einzelnen Spieler noch die Artenschutzprojekte auf der Verbandstafel gewertet und die eigenen Sponsorenkarten mit Endauswertungsboni. Alle Punkte werden in die jeweiligen Richtungen ihrer Zählleisten gezogen. Als letztes werden die Feldzahlen beider Zählsteine ermittelt und die Differenz beider Zahlen bestimmt. Dieser Wert ist dann das tatsächliche Siegpunktergebnis. Wer hier den höchsten Wert erreicht, gewinnt. Auch Punkte im Minusbereich sind möglich.

Das Spiel bietet auch einen Solo-Modus.

 GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • tolles Thema
  • viele abwechslungsreiche Karten
  • interessante Aktionsauswahl 
  • kurzweiliger Ablauf


CONTRA

  • braucht viel (!) Platz 
  • Glücksfaktor bei der Kartenauswahl vorhanden 

MEINUNG

Was sich von der Beschreibung vielleicht wie ein eher trockenes Kennerspiel anhört, entpuppt sich als vielseitiges und vor allem überraschend kurzweiliges Spiel für erfahrene Strategiespieler, die allerdings mit dem gewissen Quäntchen Glück umgehen können müssen.


Das reichliche Material benötigt zunächst schon mal einen passend großen Spieltisch. Der Aufbau ist dabei, auch dank der beiliegenden Sortierboxen, überschaubar und bezieht sich auf drei Schauplätze: Den Spielplan, den Verbandsplan und das eigene Spielertableau. Genauso überschaubar ist tatsächlich dann auch das Grundregelwerk, das sich erst einmal nur auf die fünf möglichen Aktionskarten bezieht. Tierkarten und Sponsorenkarten zu sich in den Zoo ausspielen, Gehege und Gebäude bauen, Karten nachziehen oder in die Verbände investieren. Jede Karte kann noch aufgewertet werden, dann bringt sie ein wenig mehr. In welcher Stärke die Karte gespielt werden kann, hängt von ihrer Position in der Kartenzeile ab, also 1 bis 5. Gerade dieser Kartenwechsel-Mechanismus als Aktionsauswahl ist spannend und innovativ.


Um Tiere in Gehege zu spielen, muss ich erst Gehege bauen. Sponsoren und Tiere bringen mir Boni - sofort oder in der Wertung. Die Wertung ist für den ersten Augenblick vielleicht etwas verwirrend, da sie aus zwei gegenläufigen Siegpunktleisten besteht, die beide gut beachtet werden müssen, denn die Endwertung bezieht sich auf den Unterschied beider Leisten, deren Zählsteine eines Spielers sich erst begegnen müssen und vorzugsweise dann möglichst noch ein wenig weiterlaufen sollten. Wer Rajas of the Ganges kennt, kennt dieses Wertungsprinzip allerdings schon. Fakt ist: Hier kann es auch mal Minuspunkte hageln. 


Um Attraktionssiegpunkte zu erhalten, baut man Pavillons und spielt Tiere in den Zoo. Um Artenschutzpunkte zu erhalten, arbeitet man vorzugsweise auf der Verbandstafel. Dabei kommt das Spiel scheinbar langsam in Gang, anfangs sind die Punktemarker weit auseinander und scheinen sich auch erst einmal nicht wirklich zu nähern. Das braucht seine Zeit. Und immer, wenn man etwas macht, treten Folgeerscheinungen in Kraft. Mit jeder Runde gewinnt man an Überblick, auch über die mehr als 200 verschiedenen Karten, die allerdings auch ein wenig Glück ins Spiel bringen. Einige Karten sind scheinbar stärker, manche Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, kommen vielleicht nicht in ausreichender Anzahl ins Spiel. Allerdings zeigt das Spiel, das auch andere Strategien zum Ziel führen können. Nebenbei vermindert die Aktionslimitierung unnütze Wartezeiten. 


Und dann kommt noch das Material: Schöne Grafik, jede Karte im Stapel ist einzigartig. Realistische Tierfotos halten das Spielthema aufrecht, ebenso die puzzleartige Legetafel für die Gehege. Zusammen mit den Sponsoren, den Verbänden, den Partnerzoos und den Artenschutzprogrammen bildet sich ein recht umfangreiches Bild moderner Zooführung ab.

Das Spiel ist sowohl spielerisch als auch vom Material sehr gut durchdacht. Zusätzliche persönliche Spielertableaus, beiliegende Sortierboxen, separate Duell - und Solospielregeln vervollständigen das Gesamtkonstrukt. Ich und meine Mitspieler sind sehr angetan, Runde um Runde neu. 


Fazit: Arche Nova ist ein spannendes und kurzweiliges Kenner- bis Expertenspiel rund um die Errichtung eines modernen Zoos, das in seiner Zusammenstellung verschiedener Mechanismen, teils auch mit eigenen Innovationen, wirklich zu begeistert weiß. Einzig Hardcore-Strategen mögen bei einer Spieldauer von 2 bis 3 Stunden den vorhandenen Glücksfaktor kritisieren – für alle anderen: Absolute Empfehlung!

KULTFAKTOR: 9-10/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 9/10

EURE REZENSENTIN

GABI

Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester

Eine Rezension vom 28.02.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Feuerland Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten