REZENSION

ADAPTOID

  • Genre: Kartenspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Corax Games
  • Autor: Pedro Berenguel Nieto
  • Grafik: Amelia Sales
  • Spieler: 2
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 15 bis 20 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 6/10

Das Monster ist los, nichts wie raus hier!

Als der Adaptoid, das gescheiterte Experiment, ausbricht, versucht der verantwortliche Genetiker verzweifelt zu fliehen. Kann er die von ihm erschaffene Kreatur, die sich immer wieder neu an ihre Umgebung anpasst, überlisten und lebend entkommen?

REGELN

Ein Spieler ist der Adaptoid, der andere der Genetiker. Am besten sitzen sich die Spieler einander gegenüber. Jeder Spieler erhält einen Satz aus 8 Orten (die für beide Spieler identisch sind) als Handkarten.

Der Genetiker legt 1 geladenen Schild, 2 geladene und 1 ungeladenen Taser und 1 verbrauchte Drohne vor sich aus.

Der Adaptoid sortiert seine 15 Mutationskarten nach ihren Rückseiten, mischt die 3 Kartentypen getrennt und legt sie als verdeckte Stapel (Verteidigung, Reproduktion, Angriff) vor sich ab. Außerdem mischt er die 12 Bruten zu einem verdeckten Stapel, den er ebenfalls vor sich ablegt. Die Bruten, die Werte zwischen 0 und 2 haben, erhöhen den Widerstand des Adaptoiden jeweils um ihren Wert.

In jeder Runde spielt jeder Spieler 6 der 8 Ortskarten von seiner Hand. Dies geschieht wie folgt:
Am Anfang eines Zugs wählen die Spieler gleichzeitig eine der Ortskarten von ihrer Hand, legen sie verdeckt vor sich in die Auslage und drehen sie gleichzeitig um. Danach überprüfen sie, ob eine von zwei Bedingungen für einen Kampf erfüllt ist und führen dann ggf. den Kampf aus.

Bedingungen für Kampf:

  • Beide Spieler haben den gleichen Ort gelegt. Im Kampf hat der Adaptoid einen Grundwiderstand von 1. 
  • Der Genetiker hat einen Ort gelegt, der schon in der Auslage des Adaptoiden liegt und an dem Bruten liegen. Diese werden dann aufgedeckt.


Ablauf Kampf:
Der Widerstand des Adaptoiden wird ermittelt, und der Genetiker muss so viele geladene Karten benutzen, bis der Gesamtwiderstand des Adaptoiden erreicht ist. Zu diesem tragen Karten der Mutationsstapel und die Bruten bei. Die benutzen Karten werden dann umgedreht und müssen vor dem erneuten Benutzen wieder aufgeladen werden. Erreicht der Genetiker NICHT den Widerstand des Adaptoiden, wird er gefangen und hat das Spiel verloren.

Wurden unterschiedliche Orte ausgelegt (egal, ob das einen Kampf ausgelöst hat oder nicht), werden folgende Aktionen ausgeführt: Der Genetiker handelt den Ortseffekt ab. Der Adaptoid zieht 2 Bruten und legt sie verdeckt, ohne sie anzuschauen, an einen oder zwei Orte und zieht danach die oberste Karte eines Mutationsstapels seiner Wahl und handelt ihren Effekt ab.

Danach wird der nächste Zug ausgeführt.

Am Ende der ersten Runde werden alle Ortskarten wieder auf die Hand genommen. Die ausliegenden Bruten werden wieder in den Brutenstapel gemischt. Panzer bleiben liegen.

Spielende: Das Spiel wird über maximal 2 Runden à 6 Zügen gespielt. Schafft es der Genetiker, bis ans Ende der zweiten Runde zu überleben, kann er aus der Anlage fliehen und gewinnt. Der Adaptoid gewinnt, wenn er den Genetiker während der 2 Runden im Kampf besiegt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • schnell gespielt
  • handlich
  • schön illustriert


CONTRA

  • Anleitung könnte klarer sein
  • keine Symbolübersichtskarten 
  • auf Dauer repetitiv

MEINUNG

Wenn am 15. August 2024 der neue Alien-Film (Alien: Romulus) in Deutschland in die Kinos kommt, haben alle Fans der Reihe mit diesem Spiel die Möglichkeit, das Szenario des Films nachzuspielen. Auf einer verlassenen Raumstation treffen im Film einige Weltraumkolonisten auf die grauenvollste Spezies in ihrer Galaxis. Im Spiel Adaptoid, das zwar nicht den Anspruch erhebt, das Spiel zum Film zu sein, aber dennoch das Grundthema aufnimmt, kämpfen Adaptoid (Alien) und Wissenschaftler an verschiedenen Orten gegeneinander. Dabei beruht die Mechanik auf dem Vorhersehen der gegnerischen Aktion und dem Bluffen. Wer beides besser beherrscht, ist auf gutem Wege, seinen Gegner zu bezwingen.

Spielerisch geht es hier nicht besonders kompliziert zu, denn grundsätzlich laufen alle Spielzüge nach dem gleichen Schema ab: Ortskarten ausspielen, Kriterien für Kampf prüfen, und dann gegebenenfalls kämpfen und/oder Effekte ausführen. Der Kniff liegt darin, dass man vorhersehen muss, was der Gegner für eine Karte spielen wird. Als Adaptoid muss ich verhindern, dass der Genetiker seine Waffen und Schilde lädt, denn je schwächer er im Kampf ist, desto eher lässt er sich besiegen. Ein früher Kampf kann also zielführend sein. Genauso wichtig ist es aber, selbst sehr stark zu werden. Da ist ein früher Kampf natürlich ungünstig, weil man erst die Mutationskarten ausspielen möchte, die einen mächtiger machen. Das allerdings eröffnet dem Genetiker die Möglichkeit, über die gleichzeitig durchgeführten Ortsaktionen, die Waffen und Schilde bereit zu machen. Man sieht also, dass es doch nicht so einfach ist, wie zunächst gedacht. Es gibt eine Menge zu bedenken. Und trotzdem kann die sorgsam ausgeklügelte Taktik gnadenlos vom Gegner untergraben werden – auch zufällig. Spielt dieser eine Karte, die mich vorzeitig in einen Kampf zwingt, ist der beste Plan schnell hin.

Auf der Seite des Adaptoiden geben die Bruten dem Spiel eine gewisse Unwägbarkeit, da sie verdeckt gezogen und platziert werden und erst bei einem etwaigen Kampf aufgedeckt werden.  Die Mutationskarten werden sofort aufgedeckt, und man weiß generell, welche Karten sich in den einzelnen Stapeln befinden und kann so abschätzen, welche Vorteile man erhalten könnte. Das ist für Planer und Strategen vielleicht störend, macht das Spiel aber auch interessanter.

Optisch macht das Spiel für ein kleines Kartenspiel schon etwas her, denn die Karten sind schön illustriert und auch die Kartenrückseiten der einzelnen Decks gefallen mir gut. Allerdings hat das Spiel ein Manko: Es fehlen Übersichtskarten. Ich hätte mir gewünscht, dass es eine Symbolerklärung der Ortskarten gibt sowie eine Übersicht über die Karten in den Mutationsstapeln des Adaptoiden. Ja klar, für all das ist die Anleitung da, aber in den ersten Partien war das nicht genug, denn die Anleitung gibt es nur einmal, und wir hatten beide zeitgleich das Bedürfnis, die Bedeutung der Symbole auf den Ortskarten und die Funktionen der Mutationskarten nachzuschauen. Also mussten wir die Anleitung ständig hin- und herreichen. Das war schon etwas lästig, zumal das Problem immer wieder auftritt, wenn man das Spiel nicht regelmäßig spielt. Ich finde: Übersichtskarten sollten in Spielen mit vielen Symbolen gern zum Standard werden.

Rein spielerisch fanden wir den Adaptoiden insgesamt etwas stärker als den Genetiker, grundsätzlich gleichen sich aber Stärken und Schwächen der beiden Charaktere ganz gut aus. Mechanisch ist die Thematik angemessen umgesetzt, auch wenn hier das Rad nicht neu erfunden wurde. Die kurze Spielzeit von etwa 15 bis 20 Minuten für eine Partie über die komplette Länge sorgt dafür, dass man im Anschluss eine zweite Partie mit vertauschten Rollen spielen kann. Auf lange Sicht erscheinen mir die einzelnen Spielzüge dann zwar repetitiv (6 Kultpunkte), für ein schnelles Zwischendurch-Spiel oder als Absacker am Ende eines Spieleabends eignet sich Adaptoid als reines 2-Spieler-Spiel aber sicher. 

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 6/10

EURE REZENSENTIN

BRITTA

Vielspielerin, Südtirol-Urlauberin, Hundeliebhaberin

Eine Rezension vom 16.07.2024

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Corax Games
Weitere Fotos: Spielkultisten