REZENSION

6 NIMMT! 30 JAHRE-EDITION

  • Genre: Kartenspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Amigo Spiele
  • Autor: Wolfgang Kramer
  • Grafik: Franz Vohwinkel
  • Spieler: 1 bis 10
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 45 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 4/10

Ein Fest für Hornochsen

Wenige Spiele sind derart kultig, dass sie im Intervall von fünf Jahren als Jubiläumsedition immer wieder neu aufgelegt werden. Doch mit seinem Klassiker 6 nimmt ist Wolfgang Kramer genau so ein Sensationserfolg gelungen, der bis heute ohne Unterbrechung anhält. Dass das flotte Kartenspiel mit den Hornochsen im Jahr seiner Erstveröffentlichung 1994 zwar auf die Auswahlliste Spiel des Jahres kam, die begehrte Auszeichnung aber nie erlangt hat, geschenkt. Dem Erfolg hat’s wie eingangs erwähnt jedenfalls nicht geschadet: 30 Jahre später ist so manche Reihe wieder aus der Versenkung verschwunden, doch 6 nimmt bleibt im Händlerregal eine Konstante.

REGELN

Das Spielprinzip ist zeitlos wie eh und je: Die 104 Karten mit den Werten von 1 bis 104 werden gemischt und jede Person erhält 10 Karten auf die Hand. Von den übrigen Karten werden vier aufgedeckt und untereinander ausgelegt. Sie eröffnen im weiteren Spielablauf jeweils eine Reihe. Die restlichen Karten kommen beiseite und werden erst wieder im nächsten Durchgang benötigt.

Wer an der Reihe ist, entscheidet sich für eine seiner Handkarten und legt sie verdeckt vor sich ab. Hat jeder eine Auswahl getroffen, werden alle Karten aufgedeckt und – beginnend mit dem niedrigsten Kartenwert – an eine bestimmte der vier Reihen aufsteigend angelegt. Eine neue Karte kommt immer in die Reihe, deren letzte Karte die niedrigste Differenz zur soeben aufgedeckten Karte aufweist.

Handelt es sich bei der angelegten Karte um die zweite, dritte, vierte oder fünfte Karte einer jeweiligen Reihe, ist alles in Butter. Durch sobald die sechste Karte in eine Reihe gelegt werden muss, hagelt es buchstäblich Hornochsen. Der Pechvogel muss sich alle Karten, die sich in dieser Reihe befinden, nehmen; die neu abgelegte Karte eröffnet dann eine neue Reihe. Die ergatterten Hornochsen sind Minuspunkte, die es tunlichst zu vermeiden gilt!

Ebenso müsst ihr eine Reihe nehmen, wenn die verdeckt ausgespielte Karte einen niedrigeren Wert besitzt als alle Karten, die sich am Ende der Reihen befinden. Es muss wohl kaum erwähnt werden, dass auch dies euren Erfolgschancen nicht gerade zuträglich ist.

Eine Runde endet nach zehn Runden, das heißt, wenn alle Personen ihre zehn Karten ausgespielt und angelegt haben. Die kassierten Minuspunkte werden auf dem Wertungsblock notiert. Das Spiel dauert so lange, bis jemand 66 Minuspunkte angehäuft hat. Wer dann die wenigsten Minuspunkte kassiert hat, gewinnt das Spiel.

Weil ein runder Geburtstag wie im Falle von 6 nimmt natürlich gebührend gefeiert wird, hat Amigo der neuesten Jubiläumsedition noch vier Sonderkarten spendiert. Dabei handelt es sich um von Fans erdachte Karten, die vor fünf Jahren anlässlich des silbernen Jubiläums im Rahmen eines Wettbewerbs gesucht wurden. Wer sich noch daran erinnert: Gewonnen hatte damals die Sonderkarte „Gerade/Ungerade“, die als Gimmick der Zeitschrift Spielbox beigelegt wurde. Eine weitere Sonderkarte, nämlich „Die springende Kuh“ wurde kürzlich ebenfalls dem Magazin als Extra spendiert. Jetzt kommen zwei ganz neue Karten hinzu, „Bergsteigen“ und „Zahlendreher“, welche die Grundregeln dezent modifizieren. So müssen zum Beispiel Karten in der Reihe, in der sich die „Bergsteigen“-Karte befindet, zunächst absteigend abgelegt werden, bis die Sonderkarte durch das Abräumen einer Reihe wieder verschoben wird. Kurioserweise sind viele andere Sonderkarten, wie sie in der 25-Jahre- Jubiläumsediton enthalten waren, diesmal nicht mehr dabei.

Mit der ganz neuen Spielvariante „Schlagt den Büffel“ betritt 6 nimmt Neuland: Zum ersten Mal in der Geschichte der Reihe kommt ein kooperativer Spielmodus hinzu, in dem bis zu 6 Personen gemeinsam gegen den Büffel antreten. Dazu werden genau zehn Karten, die zuvor zufällig vom Stapel gezogen werden, auf die linke Seite der Büffelablage gelegt. Diese Karten bilden sozusagen den Vorrat des gehörnten Widersachers, gegen den ihr (entweder solo oder gemeinsam) antreten müsst. Immer dann, wenn ihr an der Reihe seid, spielt ihr nicht nur eure eigenen Karten aus, sondern zieht auch die obere Karte von der Büffelablage und legt sie den Regeln entsprechend ab.

Geht eine Kartenreihe an den Büffel, kommt sie auf ein separates Kartenablagefeld. Damit dies möglichst häufig geschieht, stehen euch insgesamt 16 Sonderkarten zur Verfügung, von denen sich je nach Spielerzahl eine bestimmte Anzahl im Spiel befindet, jedoch immer nur zwei gleichzeitig. Diese können jederzeit aktiviert werden, um die Regeln hier und da außer Kraft zu setzen. So lässt sich z.B. auf Wunsch die Reihenkapazität auf 7 Karten erhöhen oder ihr dürft eine Karte inmitten einer Reihe ablegen. Dass dabei zwar über die Wahl der besten Aktion, aber nicht über die Inhalte eurer Kartenhand diskutiert werden darf, versteht sich von selbst.

Sind alle zehn Karten ausgespielt, wird die Zahl der Hornochsen abgeglichen.  Haben alle Spieler zusammen weniger Hornochsen als der Büffel gesammelt, gewinnen sie das Spiel. Umgekehrt heimst der Büffel den Sieg ein. Beim Spiel zu zweit oder solo kommt erschwerend hinzu, dass die angehäuften Hornochsen verdoppelt werden. Einzelspieler haben überdies keinerlei Zugriff auf Sonderkarten. 

 GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • hochwertige Ausstattung
  • neuer kooperativer Spielmodus „Schlagt den Büffel“
  • Sonderkarten bringen Pep ins Spiel


CONTRA

  • unverändertes Kartendesign
  • Solomodus ist bestenfalls ein Gimmick

MEINUNG

Wer 6 nimmt auf den Tisch bringt, macht nie etwas verkehrt. Es funktioniert mit Wenigspielern ebenso wie als launiger Absacker nach einem langen Expertenspiel. Die vorliegende Jubiläumsedition folgt dem Beispiel der jüngsten Wizard- und Bohnanza-Jubiläumsboxen, die in einer außergewöhnlichen Buchoptik, Gummibandverschluss und mit veredelten Materialien (z.B. Metallmünzen bei Wizard) daherkommen. Eine solche Aufmachung hat man nun auch dem Kartenspielklassiker 6 nimmt spendiert.

Die Illustration der Karten ist indes unverändert gegenüber der Jubiläumsversion zum 25. Geburtstag der Reihe. Das könnte man als Kritik auffassen, fällt aber auch nicht weiter ins Gewicht, da das Kartendesign zeitlos ist und das simple Spielprinzip bestens unterstützt. Kleines Detail am Rande: Im Vergleich zur letzten Jubiläumsedition vor fünf Jahren hat der Bleistift eine kleine Hornochsen-Verzierung erhalten. Ein schönes Detail, das ich an dieser Stelle gerne erwähnen möchte.

Das Spielprinzip ist unverbraucht wie eh und je, und gerade in hoher Besetzung ist 6 nimmt zeitlos gut. Doch kommen wir zum nun neuen kooperativen Spielmodus „Schlagt den Büffel“. Dieser bringt ein ungewöhnliches Spielgefühl hervor, das besonders langjährige Fans der Reihe zu schätzen wissen. Dabei mag es schon ein bisschen kurios erscheinen, dass ausgerechnet ein solches Kartenspiel erstmals einen Solomodus spendiert bekommen hat. Dabei ist durchaus eine gewisse Frusttoleranz notwendig, denn allzu leicht ist es nicht, den Büffel zu schlagen. Das Leben ist eben kein Ponyhof, sondern ein Büffelstall!

Wer 6 nimmt noch nicht sein Eigen nennt, darf gern direkt mit der neuesten Jubiläumsedition in die Welt der Hornochsen einsteigen. Habt ihr hingegen den Geburtstag der Reihe schon vor fünf Jahren mitgefeiert, ist die Investition in die neueste Box trotz „Schlagt den Büffel-Modus nicht zwingend notwendig. Daran ändern auch die Sonderkarten wenig, die sogar im Vergleich zur letzten Jubiläumsbox quantitativ abgespeckt wurden, in spielerischer Hinsicht aber zweifellos mehr Varianz bieten. Daher schwankt meine Wertung zwischen 7 und 8 Punkten. 

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 09.07.2024

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Amigo Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten