REZENSION
WOODS OF TARNARIS
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2019
- Verlag: Adellos
- Autor: Jörg Keller
- Grafik: Daniel Klaus
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 4 Jahren
- Dauer: ca. 15 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 4/10
Wann ist eigentlich jederzeit?
Solltet ihr im Wald von Tarnaris Stapel von verschiedenen Objekten und Waldbewohnern finden, so befindet ihr euch vermutlich auf dem Pfad nach Luslaria, denn in dieser Kombination aus Memo. Und Reaktionsspiel versuchen alle Spieler, als erste ihre 20 Karten auf gemeinsamen Stapeln von 1 bis 10 abzulegen.
REGELN
Zur Vorbereitung werden einfach die Karten nach ihren Rückseiten getrennt. Jeder Spieler erhält so einen Stapel, in dem sich je zweimal Karten mit den Werten von 1 bis 10 befinden. Ungesehen werden die eigenen Karten gemischt und 10 Stapel à 2 Karten verdeckt vor einem abgelegt. Ein Startspieler wird bestimmt und los geht es.
Wer am Zug ist, sucht sich einen eigenen Kartenstapel aus und nimmt diesen auf die Hand. Karten mit einer 1 müssen ausgelegt werden. Auf eine 1 kann eine 2 gelegt werden, auf die 2 eine 3 etc. oder verallgemeinert: 1er kommen direkt auf den Tisch und auf jede Karte kann eine Karte mit einer exakt um 1 höheren Zahl gespielt werden.
Die aufgenommenen Karten dürfen im eigenen Zug offen auf passende Stapel gespielt werden. Nach dem Zug werden die Karten wieder verdeckt abgelegt, dabei darf die Reihenfolge der Karten verändert werden.
Der Startspieler darf im allerersten Zug des Spiels direkt einen zweiten Stapel nehmen. Jederzeit, also auch im Zug anderer Spieler, darf mit den Worten „Ich weiß es, ich weiß es!“ die oberste Karte eines eigenen Stapels auf einen der Ablagestapel gelegt werden, dies zunächst verdeckt. Andere Spieler dürfen darauf reagieren und verdeckte Karten hinterher legen. Sollte nicht deutlich sein, wer zuerst gerufen hat, so ist das erste Ablegen der Karte entscheidend.
Nun wird die Karten nacheinander aufgedeckt und richtig abgelegte Karten bleiben auf dem Stapel. Bei einem Fehler wird die verkehrt abgelegte Karte zurückgenommen, und wer den Fehler gemacht hat, muss sich noch jemanden aussuchen, der eine Karte an den Fehlerteufel gibt.
Die Karten 3, 5, 7 und 10 haben spezielle Effekte, wenn diese korrekt auf einem Stapel abgelegt werden. Dabei werden Karten verschenkt, gemischt oder getauscht. Die 10 erlaubt es allen Spielern eine Karte anzusehen.
Wer als Erster seine letzte Karte korrekt abgelegt hat, hat gewonnen.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- schnell gelernt, flott gespielt
- schöne Illustrationen
- gelungene Mischung aus Reaktions- und Memospiel
CONTRA
- Regelfeinheiten müssen geklärt werden
- manchmal warten alle auf einen Spieler
- Kartengestaltung könnte noch zweckmäßiger sein
MEINUNG
Woods of Tarnaris – Path to Luslaria ist fast so schnell erklärt, wie es braucht, den Name des Spiels auszusprechen. Und gespielt ist es auch recht schnell, denn darum geht es schließlich: schnell fertig werden.
Kombiniert wird hier schnelles Kartenablegen, so wie wir es von Ligretto oder anderen hektischen Vertretern von Kartenspielen kennen, und das Merken von Kartenpositionen, wie beim Klassiker Memory. Diese Kombination erscheint eigentlich recht naheliegend und ich hätte erwartet, dass es schon viele Spiele mit dieser Kombination gibt, aber mir fällt gerade nur das sehr tolle Krasse Kacke ein.
Die Kombination funktioniert auch sehr gut, wenn flott gespielt wird. Ich weiß nicht, ob 4 -jährige dieses Prinzip schon beherrschen, denn „ab 4 Jahren“ steht auf der Schachtel, aber die Erwachsenen, mit denen ich für gewöhnlich spiele, hatten wenig Probleme, sich an die meisten Karten zu erinnern. Es gab maximal 2 Bestrafungen pro Partie wegen falscher Karten. Jetzt stehen mir leider nicht häufig Kinder zum Spielen zur Verfügung, weswegen ich hier nur spekulieren könnte, wie Partien mit jüngeren ausfallen würden.
Woods of Tarnaris macht schon Spaß, und es ist immer spannend, wenn man versucht, sich Karten zu merken und dabei nicht den Moment zu verpassen, diese zu spielen. Besonders gelungen sind die Aktionen, die einige Karten auslösen. Wer spät niedrige Karten spielt, kann den anderen seine hohen Karten schenken. Wenn Stapel abgeschlossen werden mit der 10, so darf jeder noch einmal eine Karte betrachten, damit es wieder mehr Informationen im Spiel gibt. So können schnelle Spieler etwas gebremst werden und trotzdem geht das Spiel voran.
Leider gab es, besonders zu zweit, die Momente, in denen ein Spieler quasi alle anderen ausgebremst hat, was der entsprechenden Person dann sogar peinlich war. Dies ergibt sich daraus, dass jeder genau zweimal jede Zahl von 1 bis 10 besitzt. Schnell kann es da passieren, dass ein langsamer Spieler noch beide 2er in seinen Stapeln hat, und der oder die anderen hoffen, bald ihre 3 unterzukriegen, aber ohne den Nachzügler und seine 2 nichts passiert. Das finde ich immer etwas unangenehm.
Die Karten sind sehr hübsch gestaltet, aber sie könnten auch zweckmäßiger sein. Es gibt ein großes Bild, aber die Zahl der Karte ist relativ klein. Zur Hilfe gibt es übrigens noch eine Leiste mit Sternen statt Zahlen und ein kleines Bild der nächsten Karte. Das fand ich nicht so wichtig, aber erkläre es mir natürlich damit, dass die Altersangabe sehr niedrig gewählt ist und die Kinder eventuell noch nicht mit Zahlen umgehen können. Ich als Erwachsener hätte mir aber einfach größere Zahlen auf den Karten gewünscht.
Jetzt gibt es nur ein kleines Problem bei Spielen, die sagen, man dürfe etwas „jederzeit“. Jemand spielt eine Karte, die eine Sonderfähigkeit hat. Darf ich schnell eine Karte legen, bevor die Fähigkeit abgehandelt wird? Wenn eine Fähigkeit abgehandelt wird, ab wann dürfen wieder Karten reingeworfen werden? Solche Timing-Fragen können schnell geklärt werden, aber wenn diese nicht von den Regeln eindeutig geklärt werden, dann gibt es immer diese Situationen, in denen jemand eine Karte gespielt hat und jemand anderes dachte, dass man das noch nicht dürfe. Gerade bei Spielen mit kleinem Regelaufwand wünsche ich mir dann auch, dass da regeltechnisch alles wasserdicht ist.
Fazit: Woods of Tanaris ist ein kleines schnelles Spiel für die Freunde von hektischen und Memo-Spielen. Ein bisschen Feinschliff hätte hier noch die Qualität etwas erhöhen können, aber mit diesem Spiel kann man sich auf jeden Fall schon gut unterhalten.
KULTFAKTOR: 6/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10
EUER REZENSENT
LUTZ
Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast
Eine Rezension vom 24.08.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Adellos
Weitere Fotos: Spielkultisten