REZENSION
WIE DIE WOMBATS
- Genre: Familie
- Jahr: 2023
- Verlag: Zoch Verlag
- Autor: Thomas Schneider-Axmann
- Grafik: Dennis Lohausen
- Spieler: 1 bis 6
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 20 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 8/10
Ein Wombat kommt selten allein
Schon mal versucht, die einzelnen Bewohner eines Ameisenhaufens zu zählen? Das ist vermutlich ein unlösbares Unterfangen. Wie gut, dass man es in diesem Familienspiel lediglich mit australischen Säugetieren, den pummeligen Wombats, zu tun hat. Die sind zwar ebenfalls in Scharen unterwegs, dafür zumindest besser zählbar. Wer kann auf den unterschiedlichen Karten die Anzahl der darauf befindlichen Wombats am besten einschätzen und in die gesuchte Reihenfolge bringen?
REGELN
Die 65 Wombat-Karten werden gut gemischt und als fünf separate Stapel mit jeweils 11, 12, 13, 14 und 15 Karten ausgelegt. Obenauf kommt jeweils – beginnend bei Stufe 1, dann Stufe 2, etc. – eine Aufgabenkarte der entsprechenden Stufe.
Für einen besseren Überblick werden noch die beiden Pfeilkarten so arrangiert, dass jeder Spieler, unabhängig von seiner Position am Tisch, die geforderte Reihenfolge auf Anhieb erkennt. Die Punktetafel wird auf den Tisch gelegt und die Wombat-Figur auf das Feld 0 gestellt. Jetzt kommt noch die Sanduhr gut sichtbar auf den Tisch und das Spiel kann beginnen.
Wer zuletzt einen Beutel bei sich trug, darf beginnen und deckt die Aufgabenkarte der ersten Stufe auf. Deren Rückseite verrät, in welcher Anordnung die Wombat-Karten in dieser Runde ausgelegt werden müssen. Dabei sind verschiedene Anordnungen zu beachten, zum Beispiel in der unteren Reihe aufsteigend von links nach rechts, in den Spalten von unten nach oben oder auch in den Querreihen dazwischen. Jetzt weiß man auch, dass die oben erwähnten Pfeilkarten tatsächlich ihren Sinn haben. Andernfalls würde schlicht der Überblick fehlen. Die Wombat-Karten werden jetzt wahllos als Tischauslage verteilt und die Runde geht los.
Wer an der Reihe ist, darf entweder eine Karte von der Auslage – natürlich an entsprechender Position – in die Spielfläche legen, zwei bereits angelegte Karten vertauschen oder eine Karte aus der Spielfläche entfernen und zurück in die Auslage legen.
Man kann sich lebhaft vorstellen, dass die obige Beschreibung einen hitzigen Spielablauf in Gang setzt, inklusive wilder Diskussionen über die richtige Reihenfolge („Nie und nimmer sind auf dieser Karte mehr Wombats als auf der Karte daneben!“). Zu allem Überfluss rieselt auch noch die Sanduhr, sodass für gehörigen Zeitdruck gesorgt ist.
Seid ihr euch als Gruppe während einer Runde über die richtige Anordnung noch nicht ganz sicher und wollt lieber nochmal durchzählen, dürft ihr das Zeitmessgerät bis zu zweimal umdrehen, bekommt dafür jedoch jeweils 2 Minuspunkte. Regelverstöße werden ebenfalls unbarmherzig geahndet, beispielsweise wer die Sanduhr zu früh umdreht oder die obigen Anlegeregeln missachtet.
Fertig? Dann wird abgerechnet! Schafft ihr es als Gruppe, eine Aufgabe abzuschließen, bevor die Sanduhr durchgelaufen ist, seid ihr klar im Vorteil und dürft die Wombat-Figur zunächst auf der Punkteleiste stehen lassen. Andernfalls werden Minuspunkte fällig.
Jetzt werden alle Wombat-Karten umgedreht und es wird die jeweilige Anzahl der darauf befindlichen Wombats aufgelöst. Überprüft nun, ob ihr die Karten richtig gelegt habt. Bei einem oder keinem Fehler gibt es in der ersten Runde einen Punkt, in der zweiten Runde zwei Punkte, etc. bis hin zu fünf Punkten in der fünften Runde. Habt ihr es sogar geschafft, eine Aufgabe fehlerfrei zu lösen, ohne dabei die Sanduhr umzudrehen, dem winkt sogar die doppelte Punktzahl.
Ein Fehler wird jedoch mit einem Minuspunkt bestraft – dabei kann eine Karte sogar zwei Minuspunkte bringen, wenn ihr sie horizontal und vertikal falsch angelegt habt. Auch Karten an falscher Position bringen jeweils einen Minuspunkt. Die Punkte werden auf der Punktetafel markiert und die nächste Runde kann beginnen.
Nach Abschluss der fünften Runde kommt es zur Endabrechnung. Wie gut ihr euch geschlagen habt, verrät ein Blick in die Spielanleitung. Von „Probiert es doch einfach nochmal“ bis „Wombastisch!“ ist alles drin.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- sehr interaktiver Spielablauf
- die Wombats sind einfach putzig
CONTRA
- in größerer Besetzung äußerst chaotisch
- kann mitunter schwierig sein, wenn sich die Anzahl zu sehr ähnelt
MEINUNG
Schätzen will gelernt sein, vor allem, wenn es so wuselig zugeht wie bei diesem Familienspiel. Die Wombats strahlen einem schon auf der Spielschachtel entgegen und erweisen sich als echte Sympathieträger, die beweisen, dass es in Brettspielen nicht immer Lamas oder Alpakas sein müssen [Anmerkung von Ingo: Waaaaas?! ;)].
Der herausfordernde Spielablauf will dann aber zunächst so gar nicht zur zuckersüßen Aufmachung passen. Mit einem Kinderspiel haben wir es hier nämlich nicht zu tun, auch wenn die Illustration das vielleicht suggeriert. Fängt Runde 1 noch ganz gemächlich an, entpuppt sich Wie die Wombats spätestens in der dritten Stufe als bockschwere Zähl- und Schätz-Challenge, die es gewaltig in sich hat und die Alterseinstufung „ab 8 Jahren“ absolut rechtfertigt. Zudem spielt auch das Kartenglück eine nicht unbeträchtliche Rolle. Es ist zwar mühelos möglich, Karten mit 17 Wombats von solchen mit 42 Beutelsaugern zu unterscheiden, aber oft genug liegen nur noch Karten aus, die sich zahlenmäßig in Nuancen unterscheiden. Da die Sanduhr unbarmherzig rieselt, ist auch exaktes Abzählen keine sinnvolle Methode, zumal man sich angesichts der wuseligen Darstellung viel zu schnell verzählen würde. Bleibt also nur noch, zu schätzen und zu hoffen, dass man richtig lag.
Nicht in jeder Runde wollte Wie die Wombats gleich gut zünden. So war die mangelnde Übersicht am Tisch teilweise ein Problem, wenn nicht alle Spieler gleich gut auf die Aufgabenkarte blicken können und so nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, in welche Richtung die Karten abgelegt werden müssen. Hinzu kommt: Hat man einmal einen blöden Fehler gemacht, verzettelt sich die Gruppe leicht und die Mitspieler müssen den Fauxpas durch umständliches Verschieben der Karten wieder beheben. So ist der Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Stufen relativ stark vom Kartenglück abhängig, was man dem Spiel aber nicht allzu stark anlasten sollte – es ist natürlich in erster Linie ein Partyspiel, und als solches funktioniert es trotzdem gut.
Extralob gibt es für die Gute-Laune-Präsentation und das kompakte Schachtelformat, das wunderbar zum leichtfüßig daherkommenden, aber dennoch herausfordernden Spielprinzip passt. Unterm Strich ist Wie die Wombats ein rasantes kooperatives Erlebnis für Spieler mit schneller Auffassungsgabe, dessen Schwierigkeitsgrad aber nicht zu unterschätzen ist. Wer sich darauf einlässt, wird für die Dauer von einer knappen halben Stunde gut unterhalten.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
CHRISTOPH
Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer
Eine Rezension vom 24.10.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Zoch Verlag
Weitere Fotos: Spielkultisten