REZENSION
VOLTERRA
- Genre: Denkspiel
- Jahr: 2020
- Verlag: Steffen Spiele
- Autor: Julien Griffon
- Grafik: unbekannt
- Spieler: 2
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 20 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 10/10
Turmvergleich in der Toskana
Im Mittelalter wuchsen die Türme der toskanischen Hügelstädte abseits von Florenz in die Höhe, neben Siena und San Gimignano auch in Volterra. Die Türme waren ein Ausdruck von Wohlstand der Familien, und jeder wollte natürlich den anderen überbieten, so auch bei diesem (eigentlich abstrakten) Duellspiel.
REGELN
Der Grundaufbau ist einfach: ein an Schach erinnerndes Spielfeld, 4x5 Felder (Holzsteine) groß. Die Startaufstellung: Jede Figur steht mittig auf einem Feld ihrer Farbe.
Wer an der Reihe ist, muss folgende zwei Aktionen in beliebiger Reihenfolge ausführen:
- Die Figur auf ein waagerecht, senkrecht oder diagonal benachbartes Feld der eigenen Farbe bewegen.
- Ein freies eigenes Feld (samt einem weiteren darunter liegenden Stein, wenn vorhanden) auf ein eigenes benachbartes oder fremdes benachbartes Feld (oder einen Turm) versetzen.
Benachbart gilt generell als benachbart zur eigenen Figur, also alle acht Felder ringsum.
Hat ein Spieler seinen Zug vollzogen, ist der nächste Spieler dran.
Das Spiel endet sofort, sobald ein Spieler in seinem Zug als bewegungsunfähig gilt, er also seine Figur nicht mehr versetzen kann. Es gewinnt der Spieler, der zum Zeitpunkt des Spielendes den höchsten Turm besitzt; bei Gleichstand auch den zweithöchsten usw.
CHECKPOINT
PRO
- taktische Tiefe bei wenig Material
CONTRA
- für Nicht-Schachspieler gefühlt zu wenig Spiel
MEINUNG
Nicht umsonst hat das Spiel seinen Namen nach der berühmten Stadt in Italien erhalten. Sind es doch die Türme, die die Silhouette von Volterra prägen. Die Entstehung der Türme wird dem simplen Wettkampf reicher Familien zugeschrieben, die eben immer den größten Turm haben wollten.
Im Spiel ringen nun genau zwei Spieler darum, den höchsten Turm zu bauen. Dabei mutet der reine Aufbau schon mal sehr Schach-artig an. Das hochwertige Material hebt den Gesamteindruck positiv. Der Spielplan wird aus 20 einzelnen Holz-Schachfeldern zusammengesetzt, darauf platziert werden zwei Bauern-ähnliche Spielfiguren. Das war es dann auch schon. Doch wichtig ist im Spiel die Denkweise der Spieler. Die Figuren betreten nur benachbarte Felder ihrer Farbe. Die Nachbarfelder bestimmen dann auch die Entscheidungen. Genau zwei Aktionen müssen, wenn möglich ausgeführt werden: Laufen und Feld versetzen. Die Reihenfolge wird vom Spieler selbst bestimmt.
Beim Versetzen eines Feldes (und falls gegeben, eines weiteren Steines darunter) muss immer ein eigener, zur Figur benachbarter Stein genutzt werden. Der darf aber auf einem eigenen oder generischen Feld platziert werden. Nach und nach reduzieren sich so die Felder und immer höhere Türme entstehen. Das ist dann schon ein kleines Logikrätsel. Es ist tatsächlich spannend zu sehen, wie es Steffen-Spiele immer wieder gelingt, mit so wenig Material in einer kleiner Schachtel neue Spieleideen entstehen zu lassen.
"Volterra" ist also ein abstraktes Denk- und Duellspiel. Aufgrund seiner kleinen Fläche sind es allerdings nur wenige Züge, die über Spielsieg und Niederlage entscheiden. Fehler lassen sich kaum korrigieren. Genau das bestimmt dann auch die Zielgruppe, die sich auf die Denker und Analytiker spezialisiert. Hier können die Züge tatsächlich ein sachliches Rangeln um jedes Feld bedeuten. Spieler, die ihre Züge auf einfaches Drauflos-Spielen beschränken, werden wenig Spaß im eher minimalistisch anmutenden Spielgeschehen empfinden. "Zu wenig Spiel", kommt dann durchaus auch als Meinung bei denen auf, die größere Brettspiele bevorzugen. Dabei bietet das Spiel für Fans abstrakter kleiner Spiele einen interessanten Anreiz. Gerade durch seinen geringen Platzbedarf und die geringe Spielzeit ermöglicht es schnelle Taktik-Runden ohne großen Aufwand für zwischendurch.
Fazit: "Volterra" ist ein recht rasch gespieltes abstraktes Denkspiel, dessen Vorzüge zum einen im qualitativ hochwertigen Material und zum anderen im erhöhten Denkanspruch liegen. Eine Empfehlung erhält es im Besonderen für Fans des genannten (Schach-)Genres.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 19.02.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Steffen Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten