REZENSION

VENDETTA

  • Genre: Denkspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Noctis Verlag
  • Autoren: Lukas Setzke, Martin Student, Verena Wiechens
  • Grafik: Jens Bringmann, Valentin Kopetzki
  • Spieler: 1 bis 5 
  • Alter: ab 14 Jahren
  • Dauer: 150 bis 300 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Initiativelevel: 10/10

Blutrache mit Internetanschluss

 In diesem interaktiven Krimi-Rätselspiel lernen wir verschiedene Verdächtige kennen, entdecken Orte und untersuchen authentische Dokumente. Auch das Internet wird uns beim Lösen des Falls behilflich sein. Dabei entscheiden wir selbst über den Verlauf der Story ... 

REGELN

Das Spielziel ist die gemeinsame Suche nach dem Täter. Wir befinden uns in der Mafia-Szene der heutigen Zeit. Es gibt ein Mordopfer, den Sohn des Paten. Und der Pate setzt uns nun darauf an, die Geheimnisse aufzudecken, die zum Tode des jungen Mannes geführt haben.


Durch das Spiel führt ein Kartenstapel, dessen Karten uns nach und nach Informationen zukommen lassen. Als Hilfestellungen gibt es ein Detective-Board (ein großes Plakat), das Platz für die verschiedenen Personenkarten und entsprechende Notizen bereitstellt. Des Weiteren gibt es eine Zeitleiste, die anhand der Informationen nach und nach gefüllt werden kann. 


Wie immer bei solchen Spielen beschreiben wir hier keine Details. Jeder Spoiler wäre an dieser Stelle bereits zu viel. Generell gilt: In manchen Momenten müssen Entscheidungen (A, B, C-Optionen) getroffen werden, die dann einen Einfluss auf die weitere Story haben, indem sie zu entsprechenden Karten verweisen, z.B. im Umgang mit Verdächtigen. Zudem müssen allerlei Dokumente auf Informationen durchsucht und Rätsel gelöst werden. Es empfiehlt sich, die verschiedenen Aufgaben an unterschiedliche Spieler zu verteilen, da auch Handy und Computer eine Rolle spielen.


Sind die Spieler der Meinung, alle benötigten Information ermittelt zu haben, dürfen sie einen Lösungsversuch am Computer unternehmen. Bei korrekter Antwort gibt das Spiel dann über den weiteren Verlauf der Geschichte Auskunft.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • spannende Faktensuche
  • Story lässt sich beeinflussen
  • gelungene Integration des Internets


CONTRA

  • im Solospiel fehlen die Diskussionen

MEINUNG

Einen Krimi lesen mögen viele. Einen Krimi selbst erleben will eigentlich keiner. Einen Krimi spielen hingegen reizt immer mehr Leute. Warum ist das so? Ist es das „Als-ob-Spiel“, das uns völlig gefahrlos in immer neue Abenteuer verstrickt? Oder der Reiz des Suchens nach Fakten und die Spannung, die Beziehungsfäden zu entdecken und immer weiter auszuschließen, um den richtigen Täter zu entlarven? Was es auch sei, am Ende steht wie immer der Spielspaß im Vordergrund. 


Dabei gibt es mittlerweile unterschiedliche Nuancen in den Spielen. Während Krimi total auf ein gemütliches Theater-Abenteuer (Krimi Dinner) setzt und Chronicles of Crime sich wie ein PC-Adventure anfühlt, begrenzt iDventure sich beispielsweise auf realistisch anmutende Beweise und Fakten. Und nun die Noctis-Spiele-Reihe, hier mit Vendetta? Das Spiel liegt zwischen den Extremen, es ist eine gelungene Mischung aus verschiedenen Elementen. 

Die Spielgeschichte im Mafia-Kontext ist gut verwoben und erfordert auch digitale Unterstützung. Der sehr große Papier-Spielplan fungiert eher als Sortierhilfe, Auslage und Notizzettel. Die stabilen Karten bieten eine gute, informative Spielgrundlage. Die beigelegten Briefumschläge sind funktional und hilfreich. Lediglich deren Größe ist ungünstig, da sie in die Verpackung gebogen eingelegt werden müssen, wobei das die meisten wahrscheinlich nicht interessieren wird, da so ein Spiel eh nur einmal gespielt wird – es sei denn, es wird weitergegeben. 


Vom Schwierigkeitsgrad ist das Spiel als mittelschwer zu betrachten. Die Aufgaben und Verbindungen lassen sich gut aufdecken. Als sehr positiv wurde der entscheidungsabhängige Epilog empfunden, der noch interessante Konsequenzen zu Tage fördert.


Insgesamt kam das Spiel in unseren Testgruppen gut an. Dabei sollten die möglichen Aufgaben (Notizen, Spielplan-Wächter, Kartenleser …) möglichst so verteilt werden, dass alle Spieler am Spiel beteiligt werden. Das Spiel kann auch solo gespielt werden, allerdings fehlen dann logischerweise die gemeinsamen Diskussionen am Tisch, die so einem Konzept auch Reiz verleihen. Die Alterszuordnung des Themas ab 14 Jahren ist schwierig, da die Rahmeninformationen alle Arten von Mafia-Aktivitäten enthalten - vielleicht besser ab 16 Jahren. Die Tatsache, dass zum Spiel zwingend eine dauerhafte Internet-Verbindung benötigt wird, schränkt die Spielbarkeit unter Umständen nochmal ein wenig ein.


Dennoch: Vendetta ist ein gut durchdachtes Krimi-Deduktionsspiel, das vor allem durch seine Thematik für erwachsene Spieler interessant ist und in der richtigen Gruppe auf jeden Fall für Spielspaß und Spannung sorgt. Je nach Gruppengröße und Zusammensetzung gibt es von uns sehr schöne 7 bis 8 Kultpunkte!

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10

EURE REZENSENTIN

GABI

Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester

Eine Rezension vom 30.11.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Noctis Verlag
Weitere Fotos: Spielkultisten