REZENSION

UMBRELLA

  • Genre: Familien-/ Denkspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: HUCH!
  • Autoren: Flavien Dauphin, Benoit Turpin
  • Grafik: Vincent Dutrait
  • Spieler: 1 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 7/10

Big Apple's Regentanz

Ein verregneter Tag in New York. Von oben betrachtet, sehen die Menschen auf den Straßen mit ihren bunten Regenschirmen so aus, als würden sie tanzen. Die Kreuzung wird im Spiel zur Bühne, und als Choreographen bringen wir die Schirme in punkteträchtige Formationen.

REGELN

Nehmt euch jeweils ein eigenes Tableau, das aus einem 4x4-Raster (der „Bühne“) besteht und mit den vorgegebenen Regenschirmen (je viermal rot, blau, gelb und grün) belegt wird. Die Anordnung der Schirme variiert je nach Tableau. Nehmt euch außerdem einen Wertungsstreifen desselben Levels sowie zweimal je zwei zufällige Formationsplättchen, die ihr, jeweils gestapelt, auf eure ersten beiden Aufgabenfelder legt. Die Plättchen müssen dabei nach der vorgegebenen Ausrichtung platziert werden.

Legt zwischen euch, also jeweils dem linken und rechten Nachbarn (im Spiel zu zweit zu beiden Seiten hin), je ein Wartezonen-Tableau aus, zudem die große Wartezone in die Mitte. Jeder besitzt dann auch noch eine eigene Wartezone am unteren Ende des eigenen Tableaus. Sämtliche Wartezonen werden nun mit jeweils einem Schirm jeder Farbe belegt.

Gespielt wird reihum. Bist du am Zug, wählst du den Schirm einer Wartezone aus (unten, oben, links oder rechts) und schiebst ihn von der entsprechenden Seite aus in dein Raster ein. Dadurch wird ein Schirm am anderen Ende der Reihe oder Spalte verdrängt. Dieser wird dann auf seine zugeordnete Wartezone gelegt. Das bedeutet: Schiebe ich einen Schirm vom linken Wartebereich von links in mein Raster ein, verlässt ein Schirm auf der rechten Seite mein Tableau und gelangt so auf die rechte Wartezone. Ein Schirm von der zentralen Wartezone wird immer von oben aufs eigene Tableau geschoben, der verdrängte Schirm kommt dann in die persönliche Wartezone auf dem eigenen Tableau.

Nach der Bewegung kontrolliere ich, ob ich eine Formation erfüllt habe. Dazu müssen gleichfarbige Schirme in exakt der Anordnung, die ein Formationsplättchen vorgibt, im eigenen Raster liegen. Die Farbe bestimme ich selbst. Pro Spielzug darf ich maximal eine Formation erfüllen, die Reihenfolge mehrerer zur Auswahl stehenden Formationen ist beim Erfüllen egal.

Konnte ich eine Aufgabe erfüllen, decke ich ein farblich passendes Feld auf dem Wertungsstreifen mit einem Wertungsmarker ab. Die zur Verfügung stehenden Wertungsmarker richten sich in ihrer Anzahl nach der Spielerzahl. Im Anschluss gebe ich das Formationsplättchen an meinen linken Nachbarn weiter, der es auf ein freies Aufgabenfeld seines Tableaus legt, ggf. auf ein anderes Plättchen stapelt, falls alle Felder bereits belegt sind. Auf die gleiche Weise werde auch ich neue Formationsplättchen erhalten, nämlich immer dann, wenn mein rechter Nachbar eine Aufgabe erfüllt.

Das Spiel endet, wenn ...

  • eine Person sämtliche Formationsplättchen loswerden konnte.
  • eine Person ihren 10. Wertungsmarker platziert.
  • keine Wertungsmarker mehr im Vorrat liegen.

Die Person, die das Spielende ausgelöst hat, ist kein weiteres Mal an der Reihe, alle anderen haben noch einen finalen Spielzug.

Bei der Schlusswertung gibt es 2 Punkte pro platziertem Wertungsmarker auf dem eigenen Tableau sowie die vorgegebenen Punkte für komplett mit Markern gefüllte Wertungsblöcke auf den Wertungsstreifen. Wurde die Wartezone auf dem eigenen Tableau komplett geleert, gibt es noch 2 Bonuspunkte, andernfalls bringt jeder dort noch befindliche Schirm einen Minuspunkt. Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

Varianten: Die Wertungsstreifen von Level 2 bis 4 haben dann neue Funktionen. Ab Level 3 müssen die Wertungsblöcke selbst bestimmt werden, zudem gibt es Felder, die durchs Erfüllen von Aufgaben der vorgegebenen Ausrichtung belegt werden dürfen. In Level 4 gibt es zudem Boni, die beim Umschließen mit Markern zu einem Soforteffekt führen, z.B. das Vertauschen von Schirmen oder ein Extra-Spielzug.

Das Spiel kann auch solo gespielt werden. In diesem Fall geht es dann, in einem Aufbau, der dem 2-Personen-Spiel ähnelt, ums Erringen von Highscores.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • taktisches Schiebepuzzle
  • einfache Regeln
  • schönes Material


CONTRA

  • solitäres, eher trockenes Spielgefühl
  • repetitiv

MEINUNG

Wenn Regenschirme, die von Menschen über die Straße getragen werden, zu einer großen Choreographie werden, dann zeigt sich das Großstadtthema doch tatsächlich von der romantischen Seite. Das Spielmaterial unterstützt das Farbenspiel, die Regenschirme in Form der bedruckten Holzplättchen sind optisch und haptisch gelungen, die Spielerboards sind Double-Layer, sodass nichts verrutscht. Das ist schon mal alles sehr schön, wobei ich ein wenig die Schiebeschienen aus dem Verrückten Labyrinth vermisse, die das Verschieben der Plättchen noch leichter machen. Bei Umbrella ist das nicht ganz so smooth, da ich jedes Mal erst ein Plättchen manuell aus der Vertiefung entfernen muss, um ein anderes nachzuschieben.

Schieben? Verschieben? Ja, rein spielerisch haben wir es bei Umbrella dann tatsächlich mit einer Variante eines klassischen Schiebepuzzles zu tun. Ihr kennt bestimmt auch noch diese kleinen Geduldsspiele, bei denen Zahlen oder Bilder in eine bestimmte Reihenfolge geschoben werden mussten. So in etwa, gepaart mit einer Idee, die wir schon vom Verrückten Labyrinth kennen, funktioniert dann auch Umbrella. Die Regeln sind wirklich simpel: Den neuen Schirm aus der Richtung einschieben, aus der er genommen wurde, den gegenüberliegenden Schirm am Ende dieser Reihe oder Spalte dann auf seine zugeordnete Wartezone verdrängen - mehr ist es nicht.

Was ich genau wohin schiebe, ist dabei mir selbst überlassen. Die Farbe, die ich zum Erfüllen einer Aufgabe verwenden möchte, ist ebenfalls mir überlassen. Dennoch sollte ich meine eigene Auslage und die geforderten Formationen genau analysieren, um effiziente Schiebewege zu finden, also in möglichst wenigen Spielzügen eine Lösung präsentieren können, denn Umbrella ist als Wettrennen angelegt. Das Erkennen und Umsetzen ist rein taktischer bzw. optimierender Natur. Dennoch ist auch immer etwas Glück im Spiel, da nicht alles in meiner Hand liegt. Heißt aber auch: Ich kann durchaus das Spiel meiner Nachbarn beeinflussen, indem ich ihnen vielleicht dringend benötigte Farben aus der gemeinsamen Wartezone wegschnappe oder Farben dorthin wandern lasse, die sie vielleicht gerade gar nicht gebrauchen können. Destruktive Taktik also, in einem ansonsten doch überwiegend solitär geprägten Spiel.

Wie ich so eine Formation am besten erfülle, wie ich vielleicht sogar mehrere Aufgaben geschickt verbinde, und wie entsprechend vorausplane, ist eine schöne Denksportaufgabe. Wer jetzt die Überlegung anstellt, man könne doch mit ähnlichen Aufgaben schnell eine ausliegende Farbformation mehrfach nutzen, dem kann ich grundsätzlich zustimmen, aber: Die Wertungsblöcke auf den Wertungsstreifen verlangen unterschiedliche Farben, sodass man stets darauf schauen sollte, welche Farbe man priorisieren sollte, gerade im Hinblick auf die Schlusswertung, die dann gar nicht so viele Wertungsoptionen bietet. Da ist es also schon wichtig, punkteträchtige Blöcke zu füllen, was ab Level 3 dann nochmals interessanter wird, weil man die Blöcke selbst abgrenzen muss. Am besten gefällt mir dann Level 4, bei dem die freischaltbaren Boni noch einmal für zusätzlichen Reiz sorgen. Da ist dann auch das Timing nicht ganz unwichtig.

Die Regeln sind leicht verständlich, sodass auch Kinder bereits problemlos mitspielen können. Allerdings ist Umbrella klein Spiel, bei dem viel spielerische Action entsteht, auch der Spannungsbogen ist eher flach. Das Spiel spielt sich eher ruhig und bedächtig dahin, und wer genau diesen Rahmen in einem Mix aus Denk- und Optimierungsspiel mag, der wird sich hier wohlfühlen. Das Spiel funktioniert mit jeder Spielerzahl. Auch in Vollbesetzung gibt es keine allzu langen Wartezeiten, da die Spielzüge kurz sind. Und doch kann sich das alles, was sich ja eigentlich recht flott anhört, etwas mühsam anfühlen, wenn mehrere Spielzüge dafür verwendet werden müssen, um etwas hinzubekommen, was auf den ersten Blick offensichtlich erscheint.

Grundsätzlich tauschen wir dann auch in jeder weiteren Partie immer wieder nur Schirmplättchen von links nach rechts, von rechts nach links, von oben nach unten und von unten nach oben. Jede Folgepartie vermittelt da dann ein grundlegend identisches Spielgefühl, und auch bei der Wertung sind keine großen Überraschungen möglich, wenn alle Personen in etwa auf dem selben Niveau spielen. Das ist dann etwas schade, weil es den Langzeitreiz doch senkt.

So vergebe ich dann insgesamt 6 Kultpunkte (mit Material-Plus) an Umbrella. Optisch macht das Spiel durchaus etwas her, zudem fordert es einem taktische Überlegungen und gewisse Vorausplanungen ab, die jedoch auch Glücksfaktoren unterliegen, und die sich spielerisch für mich dann leider trockener und repetitiver anfühlen, als ich es mir wünschen würde. Das ist ein Spiel, das ich wieder mitspielen würde, allerdings wohl nur sporadisch. Da ich insgesamt dann doch nur eher durchschnittlichen Spielspaß beim Schirme-Schubsen empfinde, ist Umbrella für mich kein persönlicher Dauerbrenner.

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/ODK2pzuXEqs

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 5/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 24.11.2024

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: HUCH!
Weitere Fotos: Spielkultisten