REZENSION

TOKAIDO

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2022 (Original: 2012)
  • Verlag: Pegasus Spiele / Funforge
  • Autor: Antoine Bauza
  • Grafik: Naiade
  • Spieler: 2 bis 5
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 30 bis 60 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 6/10

Meditatives Set Collecting

In diesem Spiel unternehmen wir eine Reise durch Japan, erleben die Sehenswürdigkeiten des Landes und genießen das Essen. Auf dem Pfad von Kyoto nach Edo bewegen wir uns stets voran, doch die Konkurrenz nimmt uns so manche Möglichkeit, das zu tun, was wir gern tun würden ...

REGELN

Jeder wählt zunächst eine von zwei zufällig gezogenen Charakter-Tafeln aus. Diese bringt im Spiel dann einen individuellen dauerhaften Vorteil und ein Startkapital an Münzen. Die Karten werden gemischt und auf dem Spielplan auf ihren passenden Positionen als Stapel bereit gelegt. Jetzt wird noch eine zufällige Spielerreihenfolge bestimmt und die Figuren entsprechend am Startort aufgestellt.

Im Spiel gilt generell: Am Zug ist immer derjenige, dessen Figur am weitesten hinten steht. Bin ich am Zug, ziehe ich auf ein beliebiges freies Feld, maximal jedoch bis zum nächsten Gasthaus. Da reihen sich dann alle Spielenden wieder ein. 

Wann immer ich auf ein freies Feld ziehe, führe ich die Aktion des Feldes auf. Im Spiel zu viert oder fünft stehen zudem einige Doppelfelder zur Wahl. Hier können dann auch Figuren von zwei Spielenden platziert werden, andernfalls gilt immer: Was besitzt ist, kann nicht besucht werden!

Die Orte:

  • Dorf: Lande ich hier, ziehe ich die obersten 3 Karten vom Andenken-Stapel. Nun darf ich davon beliebig viele Andenken kaufen, sofern ich ihre Kosten mit Münzen bezahlen kann. Hier sollte es das Ziel sein, möglichst viele unterschiedliche Andenken-Arten zu erwerben, denn es gibt pro weiterem Andenken mit neuem Symbol immer 2 Punkte mehr als beim vorherigen (1 Punkt für das erste), maximal 7 Punkte.
  • Bauernhof: Hier erhalte ich 3 Münzen.
  • Tempel: Hier darf ich 1 bis 3 Münzen spenden, um für jede so abgelegte Münze 1 Punkt zu erhalten. 
  • Begegnung: Hier ziehe ich die oberste Begegnungskarte und erhalte die angegebene Belohnung (z.B. eine kostenlose Karte, Münzen etc.)
  • Panorama: Hier erhalte ich die erste Panorama-Karte der entsprechenden Panorama-Art. Besuche ich später erneut ein Feld mit dem identischen Panorama, erhalte ich die nächsthöhere Panorama-Karte. Die grünen Panoramen steigern sich von 1 bis 3, die weißen von 1 bis 4 und die blauen von 1 bis 5. Wer als Erster ein Panorama komplett vervollständigt, erhält zudem die passende Zielkarte und damit dann 3 Punkte.


Im Gasthaus angekommen, ziehe ich - als erster Spieler dort - eine Karte mehr als Spieler teilnehmen. Diese Karten schaue ich mir an und wähle ein Gericht, das ich verzehren möchte. Die Gerichte kosten zwischen 1 und 3 Münzen und bringen stets 6 Punkte. Je eher ich ein Gasthaus erreiche, umso mehr Auswahl habe ich. Das kann wichtig werden, wenn ich mir bestimmte Gerichte gar nicht mehr leisten kann. Zudem darf ich von jedem Gericht nur eins besitzen, also kein Gericht doppelt verzehren.

Sind alle Spielenden im letzten Gasthaus angekommen, endet das Spiel. Nun werden noch die 3-Punkte-Zielkarten verteilt, und zwar an denjenigen mit den meisten Andenken, mit den meisten Begegnungen, mit den meisten Quellen sowie für die höchste Gesamtsumme an Ausgaben für Essen. Wer das meiste Geld in den Tempel investiert hat, erhält zudem bei einem Ranking auch noch einmal die meisten Zusatzpunkte. Wer nun die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.

Im Spiel zu zweit kommt dann eine dritte neutrale Figur mit ins Spiel, die immer, wenn sie an letzter Stelle steht, von dem Spielenden gezogen wird, der gerade führt. Diese Figur blockiert also Felder und nimmt auch an der Tempelwertung und an der Essenvergabe teil.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • einfaches Set Collecting-Spiel
  • elegante minimalistische Optik
  • je mehr mitspielen, umso interessanter
  • kleine taktische Überlegungen


CONTRA 

  • geringe Spieltiefe
  • oftmals auch glücksabhängig oder offensichtliche Entscheidungen

MEINUNG

Antoine Bauza landete mit 7 Wonders einen echten Erfolg. Als im Jahr 2012 dann kurze Zeit später Tokaido erschien, war die Erwartungshaltung - insbesondere bei den Vielspielern - hoch. Tja, und als Tokaido dann auf dem Tisch lag, gab es eine kleine Ernüchterung. An diesem Spiel scheiden sich tatsächlich die Geister, auch heute noch, was aber eher an der eigenen Erwartung liegt, als am Spiel an sich.

Tokaido ist ein Familienspiel, ein einfaches Set-Collecting-Spiel mit schnell verinnerlichten Regeln. Die einzelnen Aktionen sind nicht sonderlich innovativ oder spannend, man sammelt dies, man sammelt das. So geht es dann letztlich hauptsächlich um eine gute Balance, um am Ende die meisten Siegpunkte nach Hause zu tragen.

Am trickreichsten ist natürlich der Pfad nach Edo. Da ich immer nur nach vorn laufen darf, und dann auch noch beliebig weit (einzig die Gasthäuser halten das Spielerfeld zusammen), muss ich mir überlegen, ob ich so manche Angebote einfach liegenlasse, um ein bestimmtes Feld für mich zu gewinnen. Gerade im Spiel zu zweit oder dritt ist es jedoch keine gute Idee, 5 Felder nach vorn zu preschen, denn dann kann die Konkurrenz einfach alles abgrasen, was hinter mir liegt. Anders als in Parks, das einen ähnlichen Laufmechanismus verwendet, werden in Tokaido besetzte Felder auch nicht mehr frei, sodass ich als Letzter mit meinem Zug nach vorn immer bestimme, was die anderen nicht bekommen (im Spiel zu viert oder fünft gibt es mit den Doppelfeldern Ausnahmen).

Nun ist das Spiel sehr belohnend. Es gibt eigentlich immer und überall Siegpunkte - während des Spiels, als Wettrennen um die Panoramen oder über die Erfolgskarten am Spielende. Das einzige, was man nicht unterschätzen sollte, ist das Geld-Management. Wer zu viele Münzen raushaut, kann unter Umständen in einem Gasthaus leer ausgehen ... Und so verschenkte Punkte können am Spielende entscheidend sein.

Das Material ist schick, einzig die Panorama-Karte fallen qualitativ etwas ab, denn es handelt sich hierbei nur um auseinander getrennte Papierstreifen. Auch die Punktemarker sind arg klein geraten und nichts für Grobmotoriker. Die Optik gefällt in ihrer Art sicher nicht jedem, ich persönlich finde sie jedoch auf ihre reduzierte Art sehr elegant.

Tokaido ist sicher kein großer Wurf für Vielspieler und eignet sich da maximal als Absacker. Bei Gelegenheitsspielern kommt das Spiel deutlich besser an. Es spielt sich ruhig, relaxt, hat keine große Spieltiefe und erfordert somit auch keine großen Überlegungen. Oftmals liegt das Offensichtliche vor einem, oftmals siegt auch das Glück. Dennoch spielt sich das Spiel fluffig dahin, ohne völlig banal zu wirken. Wer ein einfaches Sammelspiel in moderner Optik sucht, bei dem man auch mal ein wenig die Mitspielenden ausbremsen und ärgern darf, der macht mit diesem Spiel sicher nichts verkehrt. Für mich ist das Spiel jetzt nicht die spielerische Offenbarung schlechthin, aber auf jeden Fall zwischendurch immer wieder einmal spielenswert, und dafür vergebe ich dann 7 Kultpunkte. Wer es anspruchsvoller mag, der wird eher 1 oder 2 Punkte abziehen.

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/diqxKNU1rVg

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 6-7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 15.05.2022

Bildnachweis:
Coverfoto: Funforge / Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten