REZENSION
TICK TACK BUMM COLOR FLASH
- Genre: Partyspiel
- Jahr: 2023
- Verlag: Piatnik
- Autoren: Brad Ross, Mike Hirtle, Robert Jeffway
- Grafik: Fiore GmbH
- Spieler: ab 2 (Verlagsangabe: ab 3)
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: ca. 30 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 5/10
Das explosive Wortspiel - jetzt in bunt!
Tick, Tick, Tick ... Der leuchtende Timer wandert im Kreis, und wer einen passenden Begriff zur farblich übereinstimmenden Karte nennt, gibt die ungeliebte Kugel schnell weiter. Pech hat der, in dessen Händen sie „explodiert“.
REGELN
Bereitet den Timer (in abstrahierter Optik einer Bombe) vor, indem ihr 3 AAA-Batterien einlegt (nicht im Spiel enthalten!). Legt die Begriffskarten in verdeckten Stapel bereit, jeweils gut gemischt und nach Farbe sortiert.
Los geht‘s! Wer an der Reihe ist, erhält den Timer und drückt den weißen Knopf. Nun leuchtet der Timer in einer der vier Farben. Schnell wird eine farblich passende Karte in die Tischmitte gelegt, und der Spieler muss nun ebenso schnell einen passenden Begriff zum vorgegebenen Thema nennen (z.B. „Auf einer Safari" oder „Typisch französisch“ etc.). Nach einem gültigen Begriff gibt er die tickende Kugel sofort an seinen linken Nachbarn weiter, der nun seinerseits auf den weißen Knopf drückt. Erscheint eine Farbe, von der noch keine Karte in der Mitte liegt, wird sie vom Stapel aufgedeckt. Erscheint eine Farbe einer bereits aufgedeckten Karte, gilt weiterhin das darauf vorgegebene Thema. Allerdings darf kein Begriff innerhalb einer Runde doppelt genannt werden!
Im Timer ist ein Zufallsgenerator versteckt, der die Plastik-„Bombe“ nach 10 bis 60 Sekunden „explodieren“ lässt. Mit einem lauten „Bumm“ leuchtet der Timer wild in allen Farben. Wer ihn zu diesem Zeitpunkt in der Hand hält, verliert die Runde. Der Spieler muss eine der ausliegenden Themenkarten als Strafkarte vor sich ablegen. Eventuell weitere aufgedeckte Karten kommen zurück unter ihre Stapel. Dann wird die nächste Runde auf die zuvor beschriebene Weise gespielt.
Das Spiel endet, sobald ein Spieler seine 8. Strafkarte (oder, als Hausregel und für ein schnelleres Spiel, eine vorher festgelegte niedrigere Anzahl an Karten) erhalten hat. Wer zu diesem Zeitpunkt die wenigsten Karten gesammelt hat, ist der Gewinner.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- dynamisches Assoziationsspiel
- der Timer sorgt für den nötigen Thrill
- Farbwechsel erfordert schnelles Umdenken
CONTRA
- muss es in heutigen Zeiten unbedingt eine „Bombe“ sein?
- Themenkarten recht schnell bekannt, was zu Wiederholungen führt
- nicht eindeutig definierte Spielerzahl auf der Schachtel
MEINUNG
Wir schreiben das Jahr 1996. Mit Tick Tack Bumm erscheint erstmals das „explosive Wortspiel“, bei dem wir unter Zeitdruck passende Wörter nennen müssen. In der Ursprungsversion ging es um Silben, die im Wort an bestimmten Stellen enthalten sein mussten. Es folgten weitere Editionen, denn dieses Rate-Partyspiel kann wohl wirklich bereits als moderner Klassiker bezeichnet werden. Schon immer mit dabei: Die Bombe, die dem Spiel ihren Namen gibt. Ein Gimmick, das mir bereits in den Anfangsjahren des Spiels ein wenig Bauchschmerzen bereitete. Das funktioniert als tickender Timer rein technisch prima, und natürlich sorgt ein solcher Timer auch für den nötigen Thrill, denn niemand weiß, wie lang die Spielzeit der aktuellen Runde andauert. Sind es nur 10 Sekunden? Ist es gar eine Minute? Wer das kleine tickende Ding in der Hand hält, kommt ins Schwitzen, denn nur ein passender Begriff erlaubt die Weitergabe - und natürlich ist dann auch immer eine gewisse Spur von Schadenfreude vorhanden, wenn es in den Händen eines Mitspielers zur lautstarken „Explosion“ kommt.
Politisch bzw. moralisch korrekt ist dieses Gimmick natürlich nicht, und gerade in den heutigen Zeiten ist man wohl nochmals sensibilisierter, was diese (witzig gemeinte) Attrappe angeht. Den gleichen Effekt hätte auch einfach eine bloße Kugel als Timer erzielt, die angedeutete Zündschnur hätte es dafür nicht gebraucht. Ja, gerade in der neuen Color Flash-Edition wäre es sogar praktischer gewesen, wenn der kleine weiße Knopf, der den Farbwechsel auslöst, zentraler auf der Kuppel positioniert worden wäre, denn im Eifer des Spiels kam es in unseren Runden immer wieder dazu, dass jemand in der Hektik erst einmal diesen Knopf suchen musste, was natürlich Zeit kostet, die man eigentlich fürs spontane Assoziieren benötigt. Auch muss ggf. für Menschen, die unter einer Sehschwäche leiden (und rot / grün nicht unterscheiden können), die Farbe immer durch einen anderen Spieler laut angesagt werden.
Mit den neuen Karten gibt man nun also konkrete Themen vor, zu denen man Begriffe nennen muss. Da es keine weiteren Vorgaben wie einen bestimmten Anfangsbuchstaben gibt, sollte es nicht allzu schwer sein, ein passendes Wort zu nennen. Zwar dürfen sich die Begriffe innerhalb einer Runde nicht doppeln, aber mehr als dreimal kommt eine bestimmte Farbe auch nur selten in einer Runde vor. Da die Karten nach jeder Runde wieder abgelegt werden, kommt es zu einem erhöhten Kartendurchlauf. In Folgepartien wird man also Themen immer wieder sehen, und wer einmal als Hunderasse den Pudel oder den Dackel nennt, der wird das vermutlich in der nächsten Partie einfach wieder tun. Von daher sollte man das Spiel besser nicht ZU häufig auf den Tisch bringen, denn dann ist die Herausforderung, passende Wörter zu nennen, eher gering.
Spannend hingegen ist der zweite Zufallsfaktor, der im Timer integriert ist. Durch den ständigen Farbwechsel muss man stets neu auf die Themenvorgaben reagieren, ja, auch schnell umdenken. Da entstehen manchmal auch lustige Blackouts, wenn jemand beispielsweise „Erbsensuppe“ ruft, obwohl die Farbe mittlerweile auf ein „Transportmittel“ verweist.
Die Ursprungsversion des Spiels war im Vergleich trickreicher, was die Wortfindung angeht. Color Flash ist da leichter zugänglich, sodass die eigentliche Spannung dann doch der Zufall bestimmt, wann der Timer unter einer lauten Geräuschkulisse wild blinkt. Als Pechvogel erwischte es mich in einer Partie gleich viermal hintereinander - da kann man noch so gut im Assoziieren sein. Es ist ein Spaßspiel, und das sollte einem immer bewusst sein. Und in der richtigen Runde kommt dann auch wirklich Spaß auf, einfach aufgrund der Hektik und der ständigen Bedrohung, dass man das tickende Etwas zu einem schlechten Zeitpunkt selbst in der Hand hält.
Etwas verwundert bin ich dabei über die Tatsache, dass die Spielerzahl auf der Schachtel mit „3+“ angegeben wird. Das Spiel funktioniert ebenso gut zu zweit, umgekehrt ist die maximale Anzahl der Spieler auch nicht unbegrenzt, denn dann würde die Endbedingung zu unendlich langen Partien führen. Nach unseren Erfahrungen ist eine Beschränkung auf 6 Spieler recht sinnvoll, wobei man andernfalls auch die Anzahl der Strafkarten als Spielende-Bedingung reduzieren könnte. Bei 10 Spielern zu warten, bis jemand 8 Strafkarten gesammelt hat, tut dem schnellen Partyspaß nicht so gut.
Fazit: Das Grundkonzept, über einen Zufallsgenerator Thrill zu erzeugen, gelingt auch in der neuen bunten Version von Tick Tack Bumm gut. Diese Spannungsmomente sorgen auch heute noch für gute Unterhaltung in Party-Runden. Empfehlen würde ich das Spiel als Event-Spiel, denn wer es zu häufig spielt, kennt die Themen bereits, und dann fehlt es an einer zweiten Ebene, die die Begriffswahl zusätzlich erschwert, z.B. einschränkende Buchstaben-Bereiche.
Dass ich in meiner Rezension das Wort „Bombe“ an den meisten Stellen bewusst gegen „Timer“ ausgetauscht habe, zeigt, dass ich mit dieser Begrifflichkeit ein kleines persönliches Problem habe, das rein spielerisch zwar keine Bedeutung hat, dessen Konnotation aber durch einen einfachen Wechsel des Settings problemlos hätte vermieden werden können, zumal die Technik dieser Chamäleon-Kugel gut funktioniert. Nun gut, wie gesagt: Als ansonsten flottes Wort-Assoziationsspiel mit einer gehörigen Portion Schadenfreude ist das Spiel immer noch ein sehr dynamischer Vertreter seines Genres, der in der richtigen Gruppe auf jeden Fall für Unterhaltung sorgt.
KULTFAKTOR: 6-7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 03.07.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Piatnik
Weitere Fotos: Spielkultisten