REZENSION

TERRA FUTURA

  • Genre: Strategiespiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Albi
  • Autor: Petr Vojtěch
  • Grafik: Jindřich Pavlásek
  • Spieler: 2 bis 5
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: 20 bis 40 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 8/10

Zukunftsvisionen

In diesem Engine-Builder-Spiel errichtet ihr eine autarke Wirtschaft. Ihr sorgt über einen trickreichen Legemechanismus für Ressourcen, produziert Güter und müsst dabei aufpassen, nicht die Umwelt zu verschmutzen. Euer Output bringt am Spielende Punkte, genau wie die Erfüllung eures geheimen Auftrages. 

REGELN

Mischt die Stufe 1- und Stufe 2-Karten, bildet verdeckte Stapel und legt jeweils vier Karten beider Stufen offen aus. Jeder von euch beginnt mit einer Startkarte sein persönliches Karten-Raster, das am Ende 3x3 Karten umfassen wird. Außerdem erhält jeder von euch zwei Wertungskarten auf die Hand. 

Gespielt wird reihum. Bist du an der Reihe, darfst du die letzte Karte einer der beiden ausliegenden Kartenreihen entfernen und eine neue Karte vom Stapel nachrücken lassen. So oder so entscheidest du dich danach für eine ausliegende Karte und legst sie in dein Raster. Neu angelegte Karten müssen immer eine orthogonale Verbindung zu einer bereits liegenden Karte haben. Der Effekt der neuen Karte wird nun ausgelöst, außerdem alle Effekte sämtlicher Karten, die sich in der selben Reihe und Spalte befinden.

Einfache Karten liefern Geld oder Ressourcen. Letztere gibt es in drei Farben (rot, gelb, grün), in Form von kleinen Holzwürfeln. Gehobene Karten liefern dagegen Güter (in den selben drei Farben, benannt als Bauwerke, Nahrung und Waren). Egal, was mir eine Karte einbringt: Den Ertrag sammele ich auf der entsprechenden Karte. Viele Karten liefern Tauschoptionen. Dann kann ich vorhandene Ressourcen / Güter / Geldscheine von beliebigen Karten auch gegen andere Dinge eintauschen.

Manche Karten verursachen leider eine Umweltverschmutzung (schwarze Würfel). Diese Verschmutzungen kann ich entsorgen, sofern auf einer Karte oben rechts noch Platz für eine Absorbierung ist (Würfel-Symbol). Es gibt sogar Karten, die auf eine Absorbierung spezialisiert sind und bis zu drei Würfel anderer Karten aufnehmen können. Das Problem: Habe ich keine Möglichkeit, die Verschmutzung unschädlich zu machen, muss ich mit dem schwarzen Würfel eine beliebige Karte deaktivieren. Der Würfel verbleibt mittig auf dieser Karte, alle dort gelagerten Ressourcen etc. können nun nicht mehr verwendet werden. Auch ist der Effekt dieser Karte blockiert, sofern es zu einer erneuten Aktivierung kommt.

Habt ihr alle ein 3x3-Raster komplett mit Karten gefüllt, gibt es nun noch die finale Aktivierung. Sucht euch von euren beiden Wertungskarten ein Muster aus, das ihr in eurem Raster dann noch einmal ausführt, also alle Karten mit allen Effekten, die in diesem Muster liegen. 

Nun folgt die Schlusswertung: Wählt von euren beiden Wertungskarten einen Auftrag aus, den ihr nun werten möchtet. Da liefern bestimmte Güter-Kombinationen Punkte. Je häufiger ich diese mit meinen gesammelten Gütern erfülle, umso mehr Punkte erhalte ich. Einfache Ressourcen-Würfel bringen zudem 1 Punkt, die verschiedenen Güter bringen für sich auch noch einmal jeweils 5 bis 6 Punkte pro Marker. Umweltverschmutzung hingegen kostet euch je einen Punkt pro Karte mit mindestens einem schwarzen Würfel. Wer nun die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • flotter Engine Builder
  • interessante Kartenaktivierung
  • Kartenauslage erfordert Taktik und Planung


CONTRA

  • auf lange Sicht zu wenige interessante Karten-Aktionen
  • Umweltverschmutzung wird nur selten zur wirklichen Gefahr

MEINUNG

Terra Futura spielt mit dem Thema unserer Zeit, dem Thema, dem sich auch die Fridays-for- Future-Bewegung verschrieben hat. So möchten wir in Terra Futura dann eine gute funktionierende Wirtschaft aufbauen, dabei aber nicht den wichtigen Umweltaspekt vergessen. Soweit die Theorie.

In der Praxis geht es dann um Siegpunkte. Und die erhalte ich, wenn meine Engine ans Laufen kommt, ich also viele Ressourcen produziere und sie in Handelsgüter überführe. Der Aufbau dieser Engine ist interessant und tricky. So muss ich die Karten geschickt in mein 3x3-Raster legen, um andere Karten erneut zu aktivieren. Das kann ich, je nach Position, bis zu viermal pro Karte schaffen, allerdings müssen die Abläufe zueinander passen. Ein wenig Glück ist da bei der Kartenauslage natürlich auch vorhanden. Trotzdem: Das ist auf jeden Fall ein schönes Spielelement, und auch die zusätzliche finale Aktivierung zwingt mich zum Planen. Welche Karten möchte ich vor der Schlusswertung noch einmal aktivieren? Das muss ich alles beim Auslegen der Karten berücksichtigen. Soweit die Theorie.

In der Praxis merkt man recht schnell, dass die Karten-Effekte jetzt keine großen Unterschiede ausmachen. Viele Karten machen ähnliche Dinge, und am Ende sind es oftmals gar nicht die geheimen Aufträge, die den großen Punkteunterschied ausmachen. Eigentlich genügt es, so viele Güter wie möglich zu produzieren, um sich nach vorn zu katapultieren. So ganz ohne die Wertungskarte wird man zwar auch nicht gewinnen, aber die Punkte, die darüber generiert werden, lagen in unseren Partien meist nur bei einem Sechstel oder Siebtel des Gesamtwertes. Aber da wäre ja noch der spannende Umwelt-Aspekt. Umweltverschmutzung bringt Minuspunkte und führt im Spiel bereits zur Deaktivierung von Karten. Soweit die Theorie.

In der Praxis zeigte sich, dass man die Umweltschäden recht gut auffangen kann. So oft, dass sie wirklich zum ernsten Problem werden, tauchen schwarze Würfel gar nicht auf. Viele Absorbierungsmöglichkeiten sorgen dafür, dass es zwar durchaus am Spielende kleine Punktabzüge gibt, die aber im Verhältnis zur Gesamtwertung wiederum eher zu vernachlässigen sind. Dass dringend benötigte Karten gar deaktiviert werden mussten, konnten wir in unseren Partien irgendwie fast immer umschiffen. Wenn es mal zu einer Deaktivierung kam, dann betraf es eher eine Karte, die sich eh nicht mehr als allzu nützlich empfahl.

Fazit: Terra Futura ist ein flotter Engine Builder mit einer an sich schönen Spielidee, einem taktischen Lege- und Aktivierungsmechanismus und einer recht flexiblen Wertung. In der ersten Partie konnte mich das Spiel tatsächlich begeistern, da es schnell gespielt ist, aber trotzdem ein Maß an Tüfteln erfordert, um die Spielzüge zu optimieren. Leider offenbarten sich in Folgepartien dann doch gewisse Schwächen. So ist der Umweltaspekt gar nicht wirklich so sehr im Fokus, außerdem führt die Einfachheit des Spiels, die ja eigentlich hilft, schnell in eine Partie zu kommen, zu Abnutzungserscheinungen. Die Kartenanzahl ist gering, die Aktionen der Karten sind schnell bekannt, und sie sind nicht besonders abwechslungsreich.

So ist Terra Futura durchaus nett zu spielen, und ich würde es auch immer wieder mitspielen; an ein Furnace (aus dem selben Genre) kommt es für mich aber leider auf lange Sicht nicht heran. Für den kurzfristigen Spielspaß gut, auf Dauer (ohne eventuelle zukünftige Erweiterungen mit neuen Karten-Ideen) für mich aber nur im Durchschnittsbereich. Da das Spiel dennoch schöne Ideen beinhaltet und ich es zumindest hin und wieder auf den Tisch bringen werde, vergebe ich insgesamt 6 Kultpunkte. Mit mehr Varianz in den Aktionsmöglichkeiten wäre noch Potenzial für eine höhere Wertung vorhanden.

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 03.02.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar. 

Bildnachweis:
Coverfoto: Albi
Weitere Fotos: Spielkultisten