REZENSION
STRONGHOLD UNDEAD
- Genre: Strategie
- Jahr: 2021
- Verlag: Portal Games / Pegasus
- Autor: Ignacy Trzewiczek
- Grafik: Mariusz Gandzel, Radosław Gruszewicz, Maciej Janik, Tomasz Jedruszek, Mateusz Kopacz, Mariusz Kornatka, Maximov Krasen, M81 Studio, Piotr Macha, Marcin Ściolny
- Spieler: 2
- Alter: ab 14 Jahren
- Dauer: ca. 90 Min.
- Schwierigkeitsgrad: schwer
- Taktiklevel: 5/10
Gut gegen Böse
Die Perlenburg ist die Heimat einer wertvollen Reliquie. Ein ehemaliger Herrscher wurde nach seinem Tod mit Magie entweiht und wurde wiedergeboren als Arkhton, der Nekromant. Arkhton führt Heerscharen von Untoten an und steht vor der Burg, um die heilige Reliquie an sich zu nehmen. Die Bewohner der Perlenburg stemmen sich gemeinsam gegen den Nekromanten, um die Burg und die Reliquie zu verteidigen. Bei Stronghold Undead schlüpfen die zwei Spieler in diese beiden unterschiedlichen Rollen, um sich zu duellieren.
REGELN
Stronghold Undead ist ein komplett asymmetrisches Spiel. Der Nekromant bekommt Mana als Ressource und kann es verwenden, um Zauber durchzuführen. Für diese Zauber erhält der Nekromant Karten, von denen er am Anfang des Spiels sechs vor sich auslegt. Die restlichen Karten werden beiseite gelegt und können im Laufe des Spiels gegen die Anfangszauber getauscht werden. Außerdem erhält der Nekromant zusätzliche Plättchen, die durch Zauber auf dem Spielbrett verteilt werden können. Auf dem Spielfeld befinden sich verschiedene Gebiete, auf denen der Nekromant seine Einheiten platzieren kann. Beim Spielaufbau werden die ersten Einheiten auf dem Vorgelände platziert. Die restlichen Einheiten werden in den beiliegenden Beutel gegeben. Die Einheiten des Angreifers sind Vampire, Skelette und Gespenster.
Die Ressource des Verteidigers ist Zeit. Je mehr der Nekromant zaubert, desto mehr Zeit bekommt der Verteidiger. Beim Spielaufbau werden die Burgmauern mit den Einheiten des Verteidigers bestückt. Dabei handelt es sich um Schützen, Soldaten und Veteranen. Außerdem legt der Verteidiger auf dem Spielplan verschiedene Plättchen bereit, die er sich erkaufen und zur Verteidigung der Mauern bauen kann. Auch erhält der Verteidiger zwei Kartenstapel, deren Karten beim Einsatz von Ausbauten über Treffer entscheiden.
Jede Runde von Stronghold Undead besteht aus fünf Phasen:
Phase 1: Vorbereitung
In der Vorbereitungsphase erhält der Nekromant Mana als Ressource und kann sich auf den Rest der Runde vorbereiten. Zunächst erhält er der aktuellen Runde entsprechend Mana – in der ersten Runde sind es noch sechs Mana, in späteren Runden wird es immer weniger und ab Runde sechs muss er sogar Mana zahlen. Tut er dies nicht, erhält der Verteidiger stattdessen Zeit. Außerdem kann der Nekromant zusätzliches Mana über Mana-Karten erhalten, dies kann allerdings auch positive Effekte für den Verteidiger bringen (Zeit oder Einheiten). Weitere Vorteile kann sich der Nekromant über den Todesaltar (mehr Mana) oder die Nekromantenbibliothek (Zauber können ausgetauscht werden) verschaffen. Die Nutzung dieser Vorteile bringt jedoch auch dem Verteidiger zusätzliche Zeit ein. Im Anschluss muss der Verteidiger seine erhaltene Zeit einsetzen, um die Burg zu verteidigen.
Phase 2: Zauber
Der Nekromant geht seine Nekromantenbibliothek (bestehend aus sechs Zaubern) durch und entscheidet bei jedem Zauber, ob er die Mana-Kosten zahlt, um ihn auszuführen. Für jedes Mana, das er dabei einsetzt, erhält der Verteidiger zusätzliche Zeit, die er sofort einsetzen muss. Außerdem kann der Nekromant Mana einsetzen, um Plättchen zu aktivieren, die er in vorigen Runden bereits gelegt hat.
Phase 3: Manöver
Der Nekromant erhält 14 neue Einheiten (aus dem Beutel gezogen), die er im Lager platziert. Anschließend entscheidet er sich für ein Manöver. Entweder ein kleines und/oder ein großes. Beim großen dürfen mehr Einheiten bewegt werden, allerdings erhält der Verteidiger auch mehr Zeit. Je nach gewähltem Manöver dürfen unterschiedlich viele Einheiten jeweils ein Gelände weiter gesetzt werden. Dabei müssen die Einheiten, die sich am weitesten vorne befinden, zuerst gesetzt werden: Vom Schutzwall zur Mauer, vom Vorgelände zum Schutzwall und aus dem Lager auf das Vorgelände. Im Anschluss muss der Verteidiger wieder seine erhaltene Zeit ausgeben.
Phase 4: Sturmangriff
Der Sturmangriff besteht aus dem Fernkampf und einem anschließenden Nahkampf. Beim Fernkampf werden nach festgelegter Reihenfolge die Ausbauten des Verteidigers und des Angreifers abgehandelt. Dabei zerstört der Verteidiger Einheiten des Angreifers und der Angreifer sabotiert hauptsächlich die möglichen Aktionen des Verteidigers und kann ebenfalls Einheiten reduzieren. Beim anschließenden Nahkampf kann der Verteidiger weitere Einheiten des Nekromanten durch zuvor platzierte Effekte töten. Am Ende werden an jedem Mauerabschnitt die Einheiten verglichen. Ist eine Seite stärker, erleidet der Gegner Schaden in Höhe der überzähligen Stärke. Fällt die Verteidiger-Seite dabei komplett und sind dabei noch Stärkepunkte übrig, gewinnt der Nekromant sofort.
Phase 5: Aufräumen
In der fünften und letzten Phase wird der Rundenmarker vorgerückt, temporäre Plättchen werden entfernt, die Marker für aktivierte Plättchen (Nekromantenzauber) werden entfernt, erschöpfte Karten (Nekromantenbibliothek) werden aufgefrischt und der Verteidiger entfernt die Zeitmarker von durchgeführten Gebäudeaktionen.
Stronghold Undead wird über maximal acht Runden gespielt. Gelingt es dem Angreifer nicht bis zum Ende der achten Runde zu gewinnen, zerfallen seine Einheiten zu Staub und der Verteidiger hat gewonnen.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- atmosphärische Optik
- Ausstattung
- Asymmetrie
CONTRA
- unausgeglichen
- immer die gleiche Strategie möglich
- nicht eindeutige Symbolik
MEINUNG
Stronghold Undead ist ein asymmetrisches Spiel für zwei Spieler. Eine Kombination, die in jedem Fall mein Interesse erweckt. Die Möglichkeit, sich in eine Rolle zu versetzen und dem Gegenüber eins auszuwischen, finde ich immer wieder interessant. Leider setzt eben diese Kombination für mich voraus, dass beide Rollen ebenbürtig sind und jeder mit beiden Rollen gewinnen kann. Um ein solches Spiel zu kreieren, bedarf es einen langen Prozess mit vielen Testrunden.
Im Fall von Stronghold Undead ist dieser Prozess unserer Meinung nach nicht geglückt: Leider waren in allen Testrunden die Verteidiger der Burg deutlich den Untoten unterlegen. Dabei hat es dazu geführt, dass die alt bewährte Taktik der Untoten immer wiederholt werden konnte und jedes Mal aufging. Die Verteidiger kamen nicht einmal in die Nähe einer Chance, das Spiel zu gewinnen. Nach knapp über die Hälfte der Rundenanzahl ist die Burg an einer Stelle gefallen. Diese Ungleichheit hat in den Testrunden leider häufig für große Frustration gesorgt.
Ein weiterer Kritikpunkt bei Stronghold Undead ist die Symbolik auf den Plättchen. Die ist zwar optisch sehr gelungen und sorgt für ein stimmiges Gesamtbild – stellt die Funktion der einzelnen Plättchen aber nicht dar. Das sorgt dafür, dass ständig die beiliegende Übersicht zur Hilfe gezogen werden muss. Vor Allem wenn das Spiel einige Wochen nicht gespielt wurde, haben wir mehr Zeit beim Nachlesen der Regeln als zum Spielen verbracht.
Die aufgeführten negativen Punkte waren in meinem Umfeld leider sehr schwerwiegend und haben zur Folge, dass Stronghold Undead bei uns zu den weniger gespielten Spielen gehört. Dennoch hat es gute Ansätze. Die Asymmetrie bringt eine Abwechslung ins Spiel rein, denn beide Rollen spielen sich komplett unterschiedlich. Das Thema ist auch wirklich schön umgesetzt worden und die Optik von Spielbrett und Token gefällt mir sehr. Auch die weiteren Materialien (Spielfiguren, Kristalle) sind hochwertig gefertigt. Das Spielprinzip mit dem Ausspielen der Karten auf Seiten der Angreifer und dem Aufbauen der Verteidigung durch die Ressource Zeit fühlt sich angenehm und innovativ an.
Nach Abwägen der positiven und negativen Aspekte vergebe ich in Sachen Langzeitspielreiz durchschnittliche 5 Punkte an Stronghold Undead. Im Team-Trend könnt ihr sehen, dass andere Spielkultisten da jedoch anders drüber denken.
KULTFAKTOR: 6/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 6/10
TEAM-TREND
Die Kultfaktor-Wertungen weiterer Spielkultisten:
André: 8/10
Ben: 8/10
Thorsten: 7/10
EURE REZENSENTIN
CAROLA
Strategiespielerin, Ork-Flüsterin, Miniaturenbemalerin
Eine Rezension vom 06.09.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Portal Games / Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten