REZENSION
STRIFE OF GODS
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2020
- Verlag: Adellos
- Autor: Thomas Sellner
- Grafik: Daniel Klaus, Elif Siebenpfeiffer
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 20 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 6/10
Mein Ring, der hat drei Lücken
Ein göttlicher Zwist ist ausgebrochen und dieser kann nur durch das Aufnehmen von Karten aus einem Kartenring gelöst werden. In diesem eher abstrakten Mehrheitenspiel nimmt man hohe Karten für Punkte und niedrige, um die gewertete Farbe zu beeinflussen.
REGELN
Bei Strife of Gods sammelt jeder in jeder Runde 4 Karten, und dann wird gewertet. Die niedrigste Karte von den Karten an den Lücken der zentralen Auslage bestimmt dabei, welche Karten überhaupt einen Wert haben.
Um zu spielen, mischt ihr einfach alle Zahlenkarten und Championkarten getrennt voneinander. Dann wird ein Ring aus 32 Karten gebildet. Jede achte Karte ist eine Championkarte und die anderen sind Zahlenkarten. Die Zahlenkarten haben einen Wert von 1 bis 5 und eine von vier Farben. Jede Championkarte ist einzigartig.
Wer anfängt, sucht sich eine Karte aus dem Ring aus. Eine Zahlenkarte wird einfach in die eigene Auslage gelegt. Ein Champion löst eine Aktion aus. Die Champions erlauben es, Karten zu tauschen, zu blockieren, zufällige Karten zu ziehen etc.
Solange der Kreis weniger als drei Lücken hat, dürfen Karten von irgendwo genommen werden. Sobald drei Lücken im Kreis sind, dürfen nur noch Karten von den Rändern der Lücken genommen werden.
Reihum nimmt jeder Spieler eine Karte, bis alle Spieler 4 Karten besitzen. Dann wird gewertet. Zunächst wird die niedrigste Karte am Rand einer Lücke gesucht. Die Farbe dieser Karte bestimmt, welche Farbe gewertet wird; bei einem Gleichstand zählen alle am Gleichstand beteiligten Farben.
Alle Spieler addieren nun ihre Punkte der geltenden Farben. Wer die meisten Punkte hat, bekommt einen goldenen Schild (3 Siegpunkte), für den zweiten Platz gibt es noch 2 Siegpunkte und für den dritten Platz einen Punkt.
Für die nächste Runde werden wieder alle Karten gemischt und ein neuer Ring ausgelegt. Die Startspieler-Rolle wandert eine Position weiter. Das Spiel endet, wenn jeder einmal anfangen durfte. Wer dann die meisten Siegpunkte sammeln konnte, gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- einfache Regeln
- spannend bis zur letzten Karte
CONTRA
- gerade zum Ende hin viel Kopfrechnen möglich
MEINUNG
Wenn sich die Götter streiten, geht das meistens nicht gut für Sterbliche aus. Der trojanische Krieg ist da ein gutes Beispiel. Und von reellen Religionskriegen möchte ich gar nicht erst sprechen.
In diesem abstrakten Kartenspiel ist der Zwist allerdings schnell geklärt. Wer am Ende die meisten Anhänger der richtigen Farbe besitzt, der gewinnt. Moment, das könnte jetzt jemand falsch verstehen. Es geht um die Kartenfarben (rot, gelb, grün und blau) - und die Anhänger sind einfach die Zahlen auf den Karten.
Das Raffinierte an Strife of Gods ist die Art und Weise, wie entschieden wird, welche Farben gewertet werden. Am Ende jeder Runde werden die Farben mit den niedrigsten Karten an den Lücken gewertet. Will ich beeinflussen, welche Farbe gewertet wird, so muss ich meist eine Karte nehmen, die nicht nur niedrig ist, sondern auch noch einer Farbe angehört, die jetzt nicht mehr gewertet wird. Hohe Karten verhelfen zum Sieg, aber bringen gar nichts, wenn die Farbe nicht gewertet wird.
Dies macht dieses Kartenspiel wirklich interessant. Auch wenn am Anfang die Auslage recht zufällig wirkt, kann doch einiges an Einfluss ausgeübt werden. Klar gibt es auch Züge, in denen ein Spieler zwischen Pest und Cholera wählen muss.
In so einem Spiel ist es natürlich wichtig, wer den letzten Zug macht und so noch Farben für die Wertung verändert. Darum werden so viele Runden gespielt, wie Spieler teilnehmen, und jeder ist mal Startspieler. Dies bedeutet leider, dass bei uns mit 4 Spielern die auf der Schachtel angegebenen 20 Minuten eher verdoppelt werden mussten. Grund dafür sind die letzten vier Karten einer Runde. Hier können - mit etwas Nachdenken - die Möglichkeiten aller Spieler abgeschätzt werden. Da gilt es viele Eventualitäten zu bedenken. Nimmt nämlich Bart die rote 1, dann zählen gelbe und grüne Karten, und ich habe 6 Punkte, aber Ben hat 7. Nimmt Bart dann mit seinen 5 Punkten überhaupt die rote Karte? Aber sonst hat Melanie 10 Punkte. Wenn Bart aber die violette 1 nimmt, dann zählen nur rote Karten … Und so grübelt dann jeder ein bisschen.
Die Championkarten sind dabei ein zweischneidiges Schwert. Zum einen bringen sie Würze ins Spiel, weil ganz interessante Züge möglich sind. Wer gut aufpasst, kann mit einem Champion auch mal eine ungünstige Auslage für sich aufbessern. Gleichzeitig schaffe ich damit noch mehr Freiheitsgrade, was wiederum die Züge der Spieler verlängert.
Leider gibt es auch immer wieder viele Rückfragen, was die Champion bewirken. Die Symbolsprache ist zwar durchweg logisch, aber die Symbole nicht sehr intuitiv. Besser wäre es hier gewesen, wenn hier noch ein Kartentext dabei gewesen wäre oder die Symbole mehr Platz bekommen hätten, damit diese eindeutiger sind.
Fazit: Mit der Auswahl von 4 Karten aus einem Kartenkreis hat Autor Thomas Sellner überraschend verkopfte Momente auf den Tisch gebracht. Somit bietet Strife of Gods interessante Entscheidungen, wenn es gilt, die eigene Wahl zu treffen. Die offenen Informationen führen aber bei der Wahl der letzten Karte zu Grübeleien.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10
EUER REZENSENT
LUTZ
Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast
Eine Rezension vom 12.09.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Adellos
Weitere Fotos: Spielkultisten