REZENSION

STRAND UNTER

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Zoch Verlag
  • Autor: Christian Raczek
  • Grafik: Dennis Lohausen
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 45 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 5/10

Sommer, Sonne, Sand und Meer

Wer hat als Kind nicht gerne im Sand gebuddelt oder gar Sandburgen gebaut? In diesem Familienspiel geht es genau darum, doch seid vorsichtig, wenn die Flut kommt! Schnell werden eure Burgen sonst von den Wellen weggespült!

REGELN

Zunächst muss das Spiel aufgebaut werden. Dazu wird das Schachtel-Innenleben entnommen, der Schachteleinsatz neu gefaltet und wieder in die Schachtel gestellt. So kann der Kunststoff-Sandstrand über der Schachtel eingesteckt werden. Die beiden Wellenbracher gehören seitlich an den Strand. Sie bilden die Haltevorrichtung für das „fließende Wasser“.  Das Meer ist ein Tuch, das bei Ebbe und Flut in Bewegung gerät und Sandburgen und Muscheln „wegspülen“ kann. Wie viele Muscheln sich in jeder Sandwelle nach dem Aufbau befinden, wird durch die Spielerzahl beeinflusst.

Ziel des Spiels ist der Bau möglichst lukrativer Sandburgen, um so am Ende die meisten Siegpunkte zu erlangen. Jeder Spieler erhält dazu erst einmal einen kleinen Sand-Eimer, einen Muschelfächer und vier Sandburg-Karten. Die Karten zeigen auf der einen Seite die Muscheln, die gebraucht werden, um die Burg auf der Rückseite zu bauen. Die Sandburgen werden aus den Einzelteilen zusammengesteckt.

Dann kann das Spiel schon beginnen. Dazu wird der Strandläufer in die erste Rinne gestellt.

Das Spiel verläuft über zwei Phasen: Ebbe und Flut. Beide Phasen verlaufen über mehrere Runden:

 (1) Die Muscheln
Alle Spieler stellen gleichzeitig und verdeckt ihre Muschelfächer ein. Jeder Spieler stellt den Zeiger auf das, was er aus der aktuellen Rinne haben möchte: Muscheln oder eine Sandburg. Gleichzeitig wird aufgedeckt. Die Fächer werden von links nach rechts abgehandelt. Es beginnt also derjenige, der den Zeiger am weitesten links stehen hat. Allerdings nur dann, wenn er allein den Zeiger auf dieser Position stehen hat und er auch wirklich alles einsammeln kann. Ansonsten erhält er erst nach der Auswertung einen kleinen Trost.

Haben mehrere Spieler den Zeiger auf dem selben Feld, wird ein Muschelgetuschel ausgeführt. Dazu stellen alle ihren Fächer geheim auf eine Einzelmuschel. So erhalten sie eventuell doch noch eine Muschel. Die Muscheln können im kleinen Eimer gesammelt werden.

(2) Die Sandburgen
Jeder Spieler kann genau vier Sandburgen bauen. Er benötigt dazu Muscheln in entsprechender Farbe (weiß, grau, braun, schwarz), die Sandburg-Karte und die zusammengesteckte Sandburg. Besitzt ein Spieler alles, darf er jetzt eine Sandburg in der Rinne bauen, in der der Strandläufer steht. Die Burg bringt am Ende Siegpunkte: Es gibt die Punkte der Burg (0-3) multipliziert mit der Zahl der Rinne, in der sie steht. Je weiter eine Burg im tiefen Wasser steht, desto mehr Punkte bringt sie. Aber sollte man das riskieren?

(3) Das Meer
Das Wasser wird bei Ebbe um eine Rinne zurück oder bei Flut nach vorn geschoben. Dabei werden neue Muscheln sichtbar oder verdeckt, und bereits stehende Sandburgen werden aus den Rinnen entfernt. Der Strandläufer bewegt sich in die freie Rinne nach dem Wasser. Die Runde beginnt erneut mit dem Einstellen des Fächers.

Nach acht Runden wechseln Ebbe und Flut, d.h. das Wasser weicht am Anfang in Richtung Tiefwasser zurück und wird dann wieder in Richtung Strand bewegt. Rinne für Rinne wird dann wieder mit ein paar Muscheln gefüllt.

Spielende: Das Spiel endet, wenn der erste Spieler seine vierte Sandburg gebaut hat. Dann dürfen alle noch eine Sandburg bauen, wenn sie die nötigen Muscheln besitzen. Es folgt die Wertung: Jeder betrachtet seine vier Muschelkarten. Für alle gebauten Sandburgen wurden die Karten auf die Sandburg-Seite gedreht. Die noch freien Karten zeigen Muschelplätze. Alles, was an Muscheln dort keinen Platz mehr findet, wird zur Miesmuschel. Miesmuscheln gelten als je 1 Minuspunkt. Nun werden die Strandpunkte (Burgen x Strandreihe) mit den Minuspunkten verrechnet. Wer jetzt die meisten Siegpunkte erreicht hat, gewinnt. 

 GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • schöne Spielidee
  • Urlaubsthema


CONTRA

  • Material nicht ausgereift, Burgen kippen schnell um

MEINUNG

Schon die Verpackung macht klar: Hier geht es um Sonne, Strand und Meer - Urlaubsgefühle pur. Es gibt bereits einige Spiele im Familienspiel-Bereich, die dieses Thema aufgreifen. Hier haben wir ein Spiel, das sich dabei besonders dem Thema „Ebbe und Flut“ widmet. Am Strand liegen Muscheln, wir bauen Sandburgen und lassen es uns gut gehen. Kommt jedoch das Wasser, spült es die Sandburgen weg. Aber wie soll man das spielerisch umsetzen?

Wieder beweist Zoch den Sinn für ungewöhnliche Spielmechaniken. Ein Kern-Element ist der Muschelfächer, der geheim eingestellt wird und für einen „Ich-denke-dass-du-denkst“-Faktor sorgt. Wer wird wohl was einstellen? Und was kann ich machen? Denn nur, wenn ich den Zeiger allein auf ein Fach eingestellt habe, erhalte ich das Gewünschte. Allerdings auch nur, wenn es dann noch da ist, denn es gilt: Alles oder nichts! Die Trostmuschel aus dem Muschelgetuschel tröstet da wenig.

Der Rest des Spiels besteht daraus, Muscheln im Eimer zu sammeln und Sandburgen mit Muscheln zu bauen. Allerdings ist letzteres tricky. Ich erhalte Punkte für meine Sandburg. Die Punkte werden multipliziert mit der Sanddüne, in der die Burg steht. 2x2 sind dann halt 4 Punkte. Steht die 2er-Sandburg aber in Reihe 6, sind das schon 12 Punkte. Baue ich meine Burg also weiter in Richtung Tiefwasser, erhalte ich einen höheren Ertrag. Aber dann ist das Risiko auch höher, dass das zurückkommende Flutwasser die Sandburg einfach wegspült. Und nur, was am Ende noch steht, zählt. Zocken ist angesagt: Risiko oder Sicherheit? Zu allem Überfluss bringen zu viele Muscheln am Ende Minuspunkte. Und da jeder Punkt zählt, will auch hier vieles bedacht werden.

Das Spiel ist ein wenig anspruchsvoll im Aufbau, und auch das Regelwerk erzwingt, trotz der eigentlich klaren Regeln, durch Unterregeln gerade anfangs ein Nachschlagen. Hat man es einmal verstanden, weiß Strand Unter aber Spielspannung zu generieren. Einzig die Technik lässt ein wenig Raum zu Kummer. Hier ist doch eine gewisse Feinmotorik von Nöten. Die Sandburgen und der Strandläufer stehen sehr unsicher in ihren Rinnen. Nicht nur das Wasser kippt sie um, sondern auch die Hände, die in den Rinnen die Muscheln suchen. Das sorgt für unnötige Stimmungsabbrüche. Haus-Tipp: Wir haben die Sandburgen am unteren Ende verstärkt und stabilisiert. 

In den Spielrunden danach zeigte sich ein runder Ablauf, der durch das Zocken und Spekulieren immer wieder aufgelockert wird. Das Thema wurde passend und interessant umgesetzt und sorgt in den richtigen Familiengruppen für entsprechenden Spielreiz. 

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6-7/10
Spielablauf: 7/10

EURE REZENSENTIN

GABI

Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester

Eine Rezension vom 16.08.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Zoch Verlag
Weitere Fotos: Spielkultisten