REZENSION

SPLITTER

  • Genre: Würfelspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: NSV
  • Autor: Stefan Nikolic
  • Grafik: Oliver Freudenreich
  • Spieler: 1 bis 12
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 15 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 4/10

Eins und eins macht null!

In diesem schnell gespielten Roll-and-Write-Spiel dreht sich alles ums Spiegeln. Die beiden Würfel geben vor, welche Zahlen alle Spieler gleichzeitig eintragen müssen, immer symmetrisch zur Mittelachse. Doch nur exakte Zahlengruppen bringen am Ende Punkte ...

REGELN

Jeder Spieler erhält einen identischen Spielzettel und einen Stift. Dem Spielen liegen zwei Blöcke (A und B) bei. 

Reihum wird mit beiden Würfeln gewürfelt. Die beiden Augenzahlen müssen stets von allen Spielern aufs eigene Blatt eingetragen werden. Die Felder müssen dabei gespiegelt an der eingezeichneten Mittelachse gefüllt werden. 

Beispiel: Die Würfel zeigen eine 2 und eine 6. Trage ich also z.B. die 6 in der dritten Reihe drei Felder von der Achse entfernt ein, muss ich die 2 in der selben Reihe ebenso drei Felder von der Achse entfernt (auf der Gegenseite) eintragen. So werden die Felder also immer symmetrisch um die Achse gefüllt. Auf welche Seite der Achse eine Zahl eingetragen wird, ist dem Spieler überlassen, die zweite Zahl muss dann natürlich stets zwingend auf der Gegenseite der Achse eingetragen werden.

Haben alle Spieler ihren Zettel komplett gefüllt, wird gewertet: Jede isolierte Zahlengruppe bringt ihren Augenzahl-Wert als Punkte, wenn die Anzahl der Felder mit der Augenzahl übereinstimmt, heißt: Besteht eine Gruppe aus 3en exakt aus drei zusammenhängenden Feldern, gibt es für diese Gruppe 3 Punkte. Für eine Gruppe aus exakt vier Feldern mit 4en gibt es 4 Punkte, sechs Sechser bringen 6 Punkte etc. Für einzelne 1er gibt es je einen Punkt. Wichtig: Eine Gruppe wird nicht gewertet, wenn sie mehr zusammenhängende Felder aufweist, als es ihrer Augenzahl entspricht. Liegen also z.B. 4 Felder, gefüllt mit 2en, waagrecht und senkrecht aneinander, so lassen sich daraus nicht zwei 2er-Gruppen bilden. Stattdessen verfällt die Wertung, weil die beiden 2er-Gruppen nicht isoliert liegen.

Eine gewertete Gruppe, die ein Stern-Feld beinhaltet, wird in ihrem Wert verdoppelt.

Wird mit der B-Seite gespielt, gibt es 5 Extrapunkte, wenn alle drei Herz-Felder mit der selben Zahl gefüllt wurden.

Wer die meisten Punkte sammelt, gewinnt. 

Das Spiel kann auch gut solo gespielt werden.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • simples, schnell gespieltes Zahlenpuzzle
  • alle spielen gleichzeitig
  • ideal vor allem auch als Solospiel mit Suchtfaktor


CONTRA

  • zum Ende hin kaum bis kein eigener Einfluss
  • häufige Gleichstände

MEINUNG

Mit Qwixx fing bei NSV die Erfolgsgeschichte der kleinen Würfelspiele an. Seitdem wurde eigentlich jedes Jahr für Nachschub gesorgt, so auch im Herbst 2021 mit Splitter. Dabei folgt das Spiel dem üblichen Schema dieser Spiele: Simple Regeln, alle spielen gleichzeitig.

In der Tat ist das Regelwerk von Splitter extrem reduziert. Würfeln, zwei Zahlen symmetrisch um die Achse herum eintragen, und das wiederholen, bis alle Felder gefüllt sind. Die Spielerklärung ist also in gut 30 Sekunden durch, schon kann es losgehen.

Ziel des Spiels ist es, Gruppen aus Zahlen entstehen zu lassen, die sich eindeutig von weiteren Gruppen der selben Zahl abtrennen. So wird das Spiel dann zum kleinen Zahlenpuzzle. Eine 6er-Gruppe bringt mit nur Punkte, wenn sie aus exakt 6 Feldern besteht. Jeder 2er-Gruppe bringt nur Punkte, wenn sie jeweils aus exakt 2 Feldern besteht ... tja, und so versuche ich, die Zahlen so zu arrangieren, dass ich möglichst viele solcher Gruppen entstehen lasse.

Ein eigener Einfluss ist dabei, was die zur Verfügung stehenden Zahlen angeht, nicht vorhanden. Es gibt keine Möglichkeit, Würfel neu zu werfen oder eine Auswahl zu treffen. Jeder muss das annehmen, was da gerade in der Mitte liegt. Das Eintragen der Zahlen wiederum ist dann aber durchaus taktisch geprägt, zumindest in den ersten zwei Dritteln des Spiels. Da kann man dann schon dafür sorgen, dass sich die richtigen Zahlen zusammenfügen. Klar, das Glück spielt auch dann mit. Wenn mir die sechste 6 fehlt, und sie wird nicht gewürfelt, mache ich natürlich keine Punkte, auch wenn ich mich vorher noch so sehr angestrengt habe. Aber das ist bei so einem kleinen Spiel durchaus als Spannungsfaktor anzusehen.

Gerade zum Ende hin habe ich dann zunehmend weniger Optionen. Die letzten beiden Zahlen müssen auf den letzten beiden Feldern eingetragen werden. Ärgerlich, wenn man sich dadurch dann eine wertvolle Gruppe zerschießt. Wer das Spiel öfter spielt, wird aber dafür sorgen, dass eine Gruppe aus 6en mit Sternenfeld schon frühzeitig mit „falschen“ Zahlen umgeben wird, damit am Ende keine böse Überraschung entsteht.

Splitter ist, obwohl im Grunde mit beliebig vielen Leuten gleichzeitig spielbar, rein solitär geprägt. Dadurch, dass jeder die selben Zahlen vorgesetzt bekommt, kam es in unseren Testrunden häufig zu Gleichständen am Ende einer Partie. Klar, die Spieler haben die freie Wahl, auf welche Felder sie welche Zahlen schreiben, dennoch arbeiten sie alle am selben Ziel, identische Zahlen in Gruppen zu verwandeln, und wenn das alle in etwa gleich geschickt machen, ist die Position der Felder am Ende nicht wirklich von Bedeutung, sondern nur der erfolgreiche Eintrag bzw. die Gruppierung. Wundert euch also nicht, wenn euer Ziel eher lautet, nicht zu verlieren, als alleine zu gewinnen. Dafür gibt es einfach keine zusätzliche Varianz, die die Spieler in irgendeiner Form asymmetrisch spielen lässt. Auch ist die Wertung dafür nicht ausgelegt, dass man große Ergebnis-Unterschiede erzielen wird, wenn man einigermaßen klug spielt.

Somit ist Splitter eigentlich mehr eine solitäre Highscore-Jagd, und gerade als Solospiel funktioniert das tatsächlich auch prima! Da entsteht dann sogar ein gewisser Suchtfaktor, es in der nächsten Runde noch besser hinzubekommen und den eigenen Höchstpunktestand zu übertreffen, wobei, wie bereits gesagt, auch das Würfelglück darüber entscheiden wird, wie gut man abschneiden wird.

Als "echtes" kompetitives Spiel taugt Splitter nur bedingt. Interaktion gibt es nicht. Es ist somit dann nur ein Punktevergleich, der trotzdem Spaß machen kann, wenn man solche Zahlenpuzzle mag; als echtes Konkurrenzspiel wäre Splitter jedoch nicht meine erste Wahl. 

So ergibt sich für mich eine Mischwertung aus insgesamt guten 7 Kultpunkten (plus / minus, je nachdem, ob man Solospiele mag oder auf mehr auf Interaktion steht) für ein Spiel, das Glück, taktisches Eintragen und die Spannung, ob die richtigen Zahlen fallen, miteinander vereint. Eine besondere Empfehlung geht an Wenig- und Gelegenheitsspieler, die schnelle Spiele ohne viele Regeln mögen und gern ein wenig puzzeln. Vielspielern bzw. strategischen Spielern fehlt es hingegen an Möglichkeiten, das Spiel stärker beeinflussen zu können, aber das ist auch nicht die vom Verlag und Autor anvisierte Zielgruppe.   

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6-8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 19.10.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: NSV
Weitere Fotos: Spielkultisten