REZENSION

SPLENDOR

  • Genre: Taktik
  • Jahr: 2014
  • Verlag: Space Cowboys / im Vertrieb von Asmodee
  • Autor: Marc André
  • Grafik: Pascal Quidault
  • Spieler: 2 bis 4 
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 7/10

Her mit den Klunkern!

Baue dein Handelsimperium aus, setze deine Edelsteine ein, um Edelsteinminen, Transportmittel und Schiffe zu erwerben und Kunsthandwerker anzustellen - in einem flott gespielten Engine-Builder-Spiel!

SPIELKULT CLASSICS

In dieser Rubrik findet ihr Rezensionen früherer SPIELKULT-Jahre, die es bislang nicht auf unsere 2021 neu gestaltete Webseite geschafft haben, die wir euch aber nun nach und nach, so wie ihr es euch gewünscht habt, noch einmal vorstellen möchten.


REGELN

Die Entwicklungskarten werden nach Stufen (1 bis 3) sortiert und die Stapel getrennt gemischt. Neben jeden der 3 verdeckten Stapel werden 4 Karten offen ausgelegt, sodass sich eine Auslage von 3x4 Karten ergibt. Die Adligen-Plättchen werden gemischt und eins mehr als Mitspieler offen ausgelegt, die anderen werden nicht benötigt.

Und schon kann's losgehen: Der Spieler am Zug führt genau eine Aktion aus, danach ist der nächste dran. Es besteht die Auswahl aus vier möglichen Aktionen:

(1/2) Chips nehmen: Der Spieler kann sich entweder 3 Edelsteinchips unterschiedlicher Farbe oder 2 Edelsteinchips gleicher Farbe nehmen. Letzteres ist nur erlaubt, wenn mindestens noch 4 Chips dieser Farbe vor seinem Spielzug vorhanden sind. Am Ende des Zuges darf ein Spieler maximal 10 Chips besitzen (Gold-Chips zählen hier mit), sonst muss er überzählige abgeben. Die Chips sind offen, d.h.die Mitspieler können jederzeit sehen, welche Chips ein Spieler besitzt.

(3) Eine Entwicklungskarte reservieren: Der Spieler nimmt eine Karte aus der Auslage (oder eine verdeckte Karte von einem Stapel) auf die Hand. Zudem bekommt er einen Gold-Chip, falls noch vorhanden. Dieser kann für jede Edelsteinfarbe als Joker eingesetzt werden. Die Kartenauslage wird sofort wieder aufgefüllt. Der Spieler darf maximal 3 Karten auf der Hand haben. Er wird sie nur wieder los, indem er sie kauft.

(4) Eine Entwicklungskarte kaufen: Um eine Entwicklungskarte aus der Auslage oder aus der eigenen Hand (siehe 3) zu kaufen, gibt der Spieler die auf der Karte angegebenen Edelsteinchips (oder Gold-Chips als Joker) ab. Die so erworbene Karte legt er offen vor sich aus. Die Karten zeigen im oberen Bereich einen Edelstein-Bonus. Dieser Bonus zählt bei zukünftigen Käufen wie ein Edelsteinchip der entsprechenden Farbe und muss nicht abgegeben werden. Der Erwerb von Karten verbilligt sich also dadurch.

Besuch der Adligen: Hat ein Spieler eine Karte erworben, prüft er, ob ihn ein Adliger besucht. Das ist keine Aktion! Ein Besuch erfolgt, wenn der Spieler die dafür notwendigen, auf dem Adligen-Plättchen aufgedruckten Boni besitzt. Der Spieler nimmt das Plättchen an sich, es kann ihm nicht wieder abgenommen werden. Als schnöder Bürgerlicher darf man einen Adligenbesuch auch nicht ablehnen. Der Zwangsbesuch hat aber etwas Positives: die Adligen haben Siegpunkte dabei.

Spielende: Das Spiel endet, wenn ein Spieler 15 oder mehr Siegpunkte erreicht – durch die aufgedruckten Punkte auf den Entwicklungskarten und / oder durch die Plättchen der Adligen. Die Runde wird noch zu Ende gespielt, sodass alle gleich oft an der Reihe waren. Gewonnen hat dann der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

Hinweis: Splendor war zum "Spiel des Jahres 2014" nominiert, unterlag letztlich dann aber Camel Up.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • knackiger Spielablauf
  • leichter Einstieg
  • tolles Material


CONTRA

  • wenig Handlungsalternativen
  • Thema wirkt aufgesetzt

MEINUNG

Splendor bedeutet übersetzt so etwas wie Pracht, Glanz, Brillanz. Uns erwartet ein Spiel um Edelsteine, nominiert zum Spiel des Jahres 2014. Der erste Eindruck besticht. Schön sieht das aus, die (Poker-)Chips sind wahre Handschmeichler und gut zu greifen. Die Karten sind schön gestaltet, Kosten, Boni und Siegpunkte sind übersichtlich dargestellt. Der Kartenhintergrund zeigt stimmungsvoll Edelsteinminen, Transportmittel und Schiffe, Kunsthandwerker und Gebäude.

Da es im Prinzip nur drei unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten gibt, ist das Spiel schnell erklärt und wird von allen sofort verstanden. Die Anleitung umfasst schlanke drei Seiten, die keine Frage offen lassen. Der Spielablauf ist flüssig, nur selten entstehen Denkpausen. Da alles offen ist – Chips, Karten, Siegpunkte – steht das Taktieren im Vordergrund. Kann mir ein Mitspieler eine gewünschte Karte vor der Nase wegkaufen? Schnappt mir einer den Adligen weg, auf den ich hinarbeite? Daher ist man immer im Spielgeschehen, auch wenn man nicht am Zug ist.

Meist versucht man, zunächst die preiswerteren Entwicklungskarten der ersten Stufe zu erwerben, um später mit den daraus resultierenden Boni, andere Karten preiswerter (oder gar umsonst) zu bekommen. Andererseits kann man auch früh auf die teureren, punkteträchtigen Karten der höheren Stufen gehen, um die anderen Spieler unter Druck zu setzen. Man kann anpeilen, möglichst viele Adlige abzugreifen – oder es lassen. Man hat die Wahl; es gibt nicht die eine erfolgsversprechende Taktik.

Die Entwicklungskarten – auch die einer Stufe und mit dem selben Bonus – unterscheiden sich sehr in den Kosten, und wann welche ins Spiel kommt, ist reiner Zufall. So kann es passieren, dass Karten mit bestimmten Boni rar sind. Oder man hat schon mehrere Smaragd-Boni, aber die ausliegenden Karten erfordern alle keine Smaragde. Und hat dann mein Mitspieler auch noch so ein unverschämtes Schwein, dass ihm jede Runde eine Karte aufgedeckt wird, die er kostenlos bekommt, dann merkt man: Splendor ist glückslastig. Angesichts der kurzen Spieldauer ist das aber zu verschmerzen. Auch zu zweit funktioniert Splendor gut.

Lediglich das Thema wirkt etwas aufgesetzt. Ich "kaufe" mit Edelsteinen Minen und Kunsthandwerker? Gut, vielleicht sind die Edelsteine ein gutes Zahlungsmittel. Spielerisch bleibt das Thema aber eher abstrakt. Da der Spielablauf gut funktioniert, stört mich das persönlich überhaupt nicht.

Spielmaterial und Gestaltung werden bestimmt auch Vielspieler und Strategieexperten reizen. Wer bei Splendor jedoch auf einen abendfüllenden, gewichtigen Strategie-Klopper hofft, wird enttäuscht werden. Aufgrund der einfachen Regeln scheint es sich eher an Familien und Gelegenheitsspieler zu richten. Nicht ohne Grund wurde es nicht zum Kennerspiel, sondern zum "Spiel des Jahres 2014" nominiert. Als Absacker, Aufwärmer oder wenn ein Spiel mit kurzer Spieldauer gefordert ist, ist Splendor aber auch für Kenner bestens geeignet!

Auf unserem Tisch liegt es regelmäßig – schon allein deswegen, weil es auch mit meinem Vater im Seniorenalter so wunderbar spielbar ist, ohne uns Kenner zu langweilen. Meiner Meinung nach hatte Splendor sich seinen Nominierungstitel damit absolut verdient.

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 7/10

EURE REZENSENTIN

BIRGIT

Uwe-Rosenberg-Anhängerin, Puzzlespiel-Queen, Freundin der Wollverarbeitung

Eine Rezension von Juli 2014,
erneut veröffentlicht am 07.09.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Space Cowboys / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten