REZENSION
SPACE EXPLORERS
- Genre: Taktikspiel
- Jahr: 2020
- Verlag: Spielefaible
- Autor: Yuri Zhuravlev
- Grafik: Alexey Kot
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: 20 bis 40 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 8/10
Mit Juri Gagarin ins Weltall
2 bis 4 Spieler machen sich auf, um als Teamleader die Leitung eines Weltraum-Entwicklungsstandorts zu übernehmen. Wer wird sich die besten Forschungsprojekte sichern? Wer kann die anerkanntesten Spezialisten um sich versammeln?
REGELN
Vorab: Das Spiel endet, wenn alle offenen Projekte abgeschlossen wurden oder ein Spieler 12 Spezialisten gesammelt hat. Schon das Design verrät: Wir befinden uns in den 1960er Jahren und werden die ersten wichtigsten Projekte vollenden. Raumfahrt hat in den 60ern die Grundlagen der heutigen Raumfahrt erschaffen. Kleiner Tipp: Die abgebildeten Projekte gab es tatsächlich.
Vorbereitung:
Jeder Spieler nimmt sich zunächst eine Übersichtskarte und einen Standort. Der Standortstreifen bietet Platz für fünf Reihen an Spezialisten (Experten), die nach und nach farblich passend angelegt werden. Außerdem erhält jeder einen Forschungsmarker pro Farbe (also 5) und zieht einen Experten vom Nachziehstapel auf die Hand.
Die Expertenkarten werden gut gemischt und als verdeckter Stapel in der Tischmitte platziert. Sechs Karten davon werden als offener Vorrat daneben ausgelegt.
Fehlen noch die doppelseitigen Projekte. Die werden als Projektplättchen blind aus dem Vorrat gezogen, in Abhängigkeit zur Spielerzahl +2. Auch die Projekte werden in der Tischmitte ausgelegt. Es gilt nur die sichtbare Kärtchenseite.
Sobald der Startspieler-Marker verteilt wurde, kann das Spiel beginnen. Er wird bis zum Ende des Spiele immer bei diesem Spieler bleiben und ist nur wichtig zum Bestimmen des Spielendes.
Nun gibt es erst einmal ein paar wichtige Begriffe zu klären:
- Weltraumforschungszentrum = die in der Tischmitte befindliche Auslage an Expertenkarten. Es müssen immer mindestens sechs Karten offen ausliegen, notfalls wird nachgezogen.
- Entwicklungsstandort = persönlicher Spielerbereich am Standortstreifen. Er enthält für jede Abteilung eine farbige Kennzeichnung (gelb – Forschung, grün – Tests, lila – Raumfahrt, rot – Konstruktion, blau – Ingenieur). Expertenkarten können hier aus der Hand und auch aus der Auslage angelegt werden.
Es wird im Uhrzeigersinn gespielt.
Spielablauf:
Wer an der Reihe ist, kann eine von zwei Aktionen auswählen.
(A) Eine Expertenkarte aus der Tischmitte auf die Hand nehmen.
(B) Einen Experten an den eigenen Standort ausspielen, entweder aus der Hand oder aus der Tischmitte.
- Zunächst schaut der Spieler, in welche Standortspalte er einen Experten legen möchte und kontrolliert dessen Symbole (Fähigkeiten). Nur bei mindestens einer Übereinstimmung zwischen Standort und Experte darf die Karte in der jeweiligen Reihe angelegt werden.
- Dann müssen die Einstellungskosten bezahlt werden. Sie sieht man auf den Expertenkarten links unten und können 2 bis 6 Symbole umfassen. Dabei gilt: Die erste Karte einer Spalte kostet genau so viel, wie auf der Karte angegeben. Jeder weitere Experte in dieser Spalte kostet weniger, und zwar genau ein Symbol weniger für jeden bereits in der Abteilung (Spalte) liegenden Experten.
- Nun müssen die Kosten beschafft werden. Erst dann darf der Experte in der eigenen Abteilung angelegt werden. Das ist über mehrere Wege möglich:
- Besitzt der Spieler die passenden Forschungsmarker, darf er die entsprechenden Marker an seinen linken Nachbarn weitergeben, der sie im Verlauf selbst nutzen darf.
- Er kann eine oder mehr eigene Handkarten in den offenen Vorrat der Tischmitte zurücklegen und darf dafür zwei beliebige Forschungssymbole abrechnen. Sie dürfen jedoch in diesem Zug nicht neu angeworben werden.
- Manche bereits rekrutierte Experten geben Auskunft über Dauerboni, die allerdings nur auf der jeweils letzten Karte der Spalte sichtbar und somit nutzbar sind. Boni dürfen erst im nächsten Zug des Spielers eingesetzt werden.
Am Ende seines Zuges darf der Spieler dann genau eines der ausliegenden Projekte verwirklichen. Dazu muss er genau die Experten vor sich versammelt haben, deren Symbole (oben links auf den Expertenkarten) in entsprechender Anzahl und Farbe, zum Projekt passend, sichtbar sind. Dabei werden alle Abteilungen zusammengenommen. Hat ein Spieler das erreicht, darf er das Projekt als vollendet vor sich abschließen.
Spielende:
Das Spiel endet, wenn alle offenen Projekte abgeschlossen wurden oder ein Spieler 12 Spezialisten gesammelt hat. Die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt. Dann werden die Siegpunkte gezählt:
- Siegpunkte oben links auf vollendeten Projekten
- Siegpunkte oben links auf Expertenkarten, die am Standort anliegen (Sternchenkarten summieren sich auf unter bestimmten Bedingungen)
Wer am Ende die meisten Siegpunkte errungen hat, gewinnt.
Es gibt insgesamt 60 verschiedene Experten, die auf der Übersichtskarte sowohl mit Symbolik als auch mit Text erklärt werden. Sie bringen zusätzliche Boni, beispielsweise zusätzliche Symbole, zusätzliche Fähigkeiten, zusätzliche Siegpunkte, Reihenfolgeveränderungen, sofortige Einstellung eines Experten usw.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- cooles Thema
- gelungene spielerische Umsetzung
- historischer Background
CONTRA
- viel Ikonographie zu durchdringen
MEINUNG
Oh ja, die Zeiten müssen schon damals spannend gewesen sein. Etwa 15 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg schwingt sich die Menschheit auf, den Weltraum zu erobern. Die Wissenschaft ist auf dem Vormarsch. Astronauten und Kosmonauten schreiben Menschheitsgeschichte. Und schon das Retro-Design erinnert an diese Zeiten. Blass-gelbliche Farben, alte Bildmotive …all das fügt sich zu einem wirklich passenden Gesamtwerk zusammen, das schon mal beim Anblick der Spielverpackung Interesse weckt. Dabei ist das Material durchdacht bis hin zur Übersicht, die zwar sehr viele Informationen auf Vorder- und Rückseite enthält, jedoch durch die Nummerierung die Suche deutlich minimiert.
Und der Ablauf? Nun, wer z.B. Splendor kennt, wird Grundlegendes im Spiel wiedererkennen. Wer es nicht kennt: Im Spiel werden Experten gesammelt, um mit Hilfe ihrer Symbole Projekte zu finanzieren. Letztlich geht es um schlichte Siegpunkte, die sich auf den Expertenkarten und den Projektkärtchen verstecken. Es gewinnt der mit den meisten Siegpunkten. Das Spiel spielt sich bereits in der zweiten Runde sicher und leicht dahin. Die Spieltiefe bleibt im gehobenen Familienspiel-Rahmen, ohne für Kenner unattraktiv zu werden. Die Interaktion zwischen den Spielern wird vor allem durch die Weitergabe der Forschungsmarker initiiert. Doch genau hier sind Blockaden möglich. Setzt ein Spieler diese Marker nicht ein, fällt diese Komponente aus.
Die Spieler selbst müssen auf einige Schauplätze achten: den Zustand des eigenen Standortes mit den möglichen Boni. Da kann schon mal der eine oder andere übersehen werden. Eine kleine Fleißaufgabe, die aber nur bis zum ersten echten Ärgern vergessen wird. Dann die Zentrale, in der sich immer wieder neue Experten ansammeln, die abgeglichen werden müssen. Die Standorte der Mitspieler, deren 12. Experte das Spiel beendet, ebenso wie die Missionen, die von allen gleichermaßen vorbereitet werden, jedoch eben nur vom ersten errungen werden können.
Zum Material lässt sich sagen: Gutes Licht wird gebraucht und ein angemessen großer Tisch, die Pappmarker passen eher funktional.
Sind alle Voraussetzungen gegeben, ist der Spielspaß für die genannte Zielgruppe groß und bleibt dies auch nach mehreren Runden, ja, durch seine recht kurze Spielzeit sogar bei mehreren Runden in Folge.
Fazit: Space Explorers ist eine gelungene Hommage an die frühen Zeiten des Weltraumfluges, das mich mit seiner Mischung aus Set Collecting und Engine Building spielerisch an Splendor (oder auch in einzelnen Elementen an It's a Wonderful World oder Hadara) erinnert und für Kenner wie für erfahrene Familien gleichermaßen interessant erscheint.
KULTFAKTOR: 7-8/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 01.12.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Spielefaible
Weitere Fotos: Spielkultisten